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Ich schien vielleicht nur ein einfacher Mensch zu sein, war ich im Endeffekt auch, aber ich hatte mein komplettes Leben damit zugebracht mich mit den anderen Spezies zu beschäftigen, alles über sie zu lernen. Jede Legende hatte mein Vater mir, wenn es sein musste, in den Kopf geprügelt, jedes noch so kleine Detail hatte er darin festgesetzt und verankert. Bevor ich hatte richtig sprechen können, hatte ich gelernt mit dem Messer umzugehen. Natürlich war das damals durchaus noch nicht allzu ausgeprägt und präzise gewesen wie es heute war, aber mit den Jahren hatte mein Vater aus mir einen.. nahezu perfekten – wer war schon perfekt? – Jäger der drei Spezies gemacht. Zumindest von Zweien. In meinem gesamten Leben war ich noch keinem Achak begegnet, mein Vater allerdings. Und wie die wenigen Anderen war er verspottet worden von all Denen, die keine Ahnung hatten. Ich hatte ihm geglaubt. Er hatte mir nie wirklich etwas über seine Begegnung mit ihnen erzählt, ich wusste nichts davon, ich wusste nur, dass sie da gewesen war und dass er nicht hatte darüber sprechen können. Aus welchen Gründen auch immer. Dennoch hatte er mir alles über sie beigebracht was er wusste. Alles was ich heute konnte ging von dem Mann aus, der mittlerweile verstorben war. Im Kampf gestorben, so wie er es auch gewollt hätte. Meine Mutter hingegen war schon Jahre tot. Sie war kurz nach meiner Geburt gestorben, ich hatte sie also niemals kennen gelernt. Ich wusste nur, dass meine ‚Ausbildung‘ mit ihrem Tod und dem wie er geschehen war zu tun hatte. Und ehrlich? Ich tat es vielleicht nicht gerne, aber solange diese Wesen der Meinung waren morden und jagen zu müssen, so lange würde auch ich das tun. Wie du mir, so ich dir? – Oder wie sagte man so schön. Jeder hatte sich die Konsequenzen daraus selbst zu verantworten. Ich war also einiges, aber weder Schutzlos noch Machtlos und schwach schon mal gar nicht. Ich war mein gesamtes Leben auf das Zusammentreffen mit diesen Wesen ausgebildet worden und beherrschte es auch. Das gute war, dass kaum eines der Wesen daran glaubte von einem Menschen besiegt werden zu können, erst recht nicht, dass es uns gab.. die, die wirklich gezielt Jagd auf sie machten. Davon gab es auch... kaum jemanden, der da so dahinter stand wie ich das tat. Wieso? Weil es sicherlich das größte Risiko war, dass man auf dieser Welt heute überhaupt eingehen konnte. Aber ich mochte das Risiko, den Adrenalinkick, den Sieg.
Mein ausgeprägter Instinkt für solche Situationen ließ mich auch einen Moment in der Bewegung inne halten die ich tat, während ich die Flasche unter Wasser hielt um sie mit dem sauberen Flusswasser zu füllen. Es war eher ein Gefühl, nichts weiter. Ich hatte weder etwas gehört, noch etwas gesehen, aber mein Gefühl trügte mich doch eher selten. Sehr selten, genau genommen. Ich war nicht umsonst dafür ‚ausgebildet‘ worden, wenn man so wollte. Ich war ein guter Kämpfer, ich konnte mit Waffen umgehen, war geschickt und schnell, hatte Kraft und meinen Körper unter Kontrolle.. in nahezu jeder Situation. Niemand war perfekt, ich auch nicht, erst recht nicht ich.. im Endeffekt war ich nur in einer Sache gut: Dem jagen und dem Training dafür.. etwas anderes hatte ich auch nie gelernt. Was denn auch? – Störte mich auch nicht, ich kannte es nicht anders und tat es somit gerne. Ich würde sogar zu behaupten wagen, dass ich zu etwas anderem vermutlich nicht einmal zu gebrauchen war. Vielleicht täuschte ich mich gerade auch nur, aber Vorsicht war geboten, wie eigentlich immer.
Ich stellte die erste, volle Flasche neben mir ab, nachdem ich den Deckel darauf gedreht hatte, bevor ich nach der zweiten Griff als wäre alles vollkommen normal. Kein Muskel war angespannt, alles war locker, als ahnte ich nichts. Ich drehte den Deckel der Flasche auf, ohne jegliches Anzeichen davon, dass ich gegebenenfalls eine gewisse Vorahnung hatte nicht alleine zu sein. Dann, ganz plötzlich, wirbelte ich herum, hatte während der kurzen, schnellen Drehung zu meiner Rückseite den Dolch gezückt, der an meiner Gürtelschnalle befestigt war. Ich besaß zwar auch noch andere, sicherlich ebenso wirksame Waffen, setzte aber gerade eben auf diese.. diese war auch einfach am einfachsten zu greifen und würde ihren Dienst gut erweisen, wenn ich mich nicht dumm anstellte. Sie hatte schon.. einiges Blut an ihrer Klinge kleben und ich hatte keine Hemmungen weiteres damit zu vergießen, sollte ich mich in Gefahr wiegen und keinen anderen Ausweg sehen.. Nun war jeder Muskel meines Körpers angespannt, mein Blick lag auf einer zierlichen, schmalen Gestalt mit schneeweißem Haar, grau-blauen Augen. Sofort sammelten sich die wichtigsten Informationen die mir beim Anblick des... Wesens in den Kopf kamen in meinen Gedanken, während ich sie weder eine Sekunde aus den Augen ließ, noch ein Wort sagte oder mich weiter regte, sie mit meinen auffälligen, durchdringlichen Augen fixierte.
Verstörend offen ging diese junge Frau mit uns beiden um. Zwar gab ich es nur ungern zu, aber dieses Verhalten verwirrte mich zutiefst. Niemals war ich einem anderen Lebewesen begegnet, das die Präsenz einer Achak so gut aufnahm und keinerlei Schrecken nach außen zeigte – zumindest konnte ich keinerlei für mich erkennbaren Symptome für Angst und Schrecken in dem zierlichen Körper bemerken. In meinem bereits andauernden Leben waren mir noch nie Angehöriger anderer Arten so friedvoll entgegen gekommen, weshalb ich nach wie vor nicht glauben konnte, dass diese Wachi nur auf ein wenig Gesellschaft von zwei eigentlich fremden Wesen aus war.Es musste mehr dahinter stecken, eine feine Stimme in meinen Gedanken flüsterte diese wenigen Worte immer wieder, sodass sie sich schneller als mir lieb war in meinem Kopf festsetzten und mein gesundes Misstrauen nur weiterhin wuchs. Nachdenklich analysierte ich ihre Bewegungen, doch da tat sich nur sehr wenig – höchstens der Wind trug ihre Haare auf sanften Böen und verteilte ihren weichen Duft in der Umgebung. Es interessierte mich, wie diese ganzen Eindrucke auf Elija wirken mussten, denn Wachi waren mehr auf die Verführung des männlichen Geschlechts fixiert… ich glaubte zu wissen, dass das Blut von Frauen sogar einen gegenteiligen Effekt auf die jungen Damen hatte, aber dies war nur mittels Mundpropaganda an mich weitergegeben worden, sodass ich auf die Richtigkeit dieser Aussage keinerlei Bestätigung hatte. Aber warum diese gute Situation verstreichen lassen und nicht versuchen, ein paar Informationen aus der Wachi zu bekommen. Redselig genug zeigte sie sich schließlich.
Renesmee. Welch sonderbarer Name, aber dennoch passend für eine Talutah Wachiwi. Es hatte etwas Sanftes und Weiches an sich, sodass man nicht davon ausging, dass die junge Frau eine ernsthafte Bedrohung sein könnte. Meine Vorstellung vermittelte mir viel eher das Bild einer schlank gebauten Frau mit wehendem Haar und strahlenden Augen. Die Blindheit lehrte einem, auf visuelle Eindrücke in den Gedanken nicht weiter einzugehen, aber selbst diese Stimme zeichnete ein deutliches Portrait, dem man sich nicht verschließen konnte. Wie bereits einmal erwähnt, war diese Wachi nicht das erste Exemplar dieser Spezies, auf das ich treffen durfte, aber dennoch handelte es sich jedes Mal um eine einzigartige Situation, da die bisherigen Aufeinandertreffen alles andere als friedlich ausgingen. Hier hingegen versuchte ich nicht ganz so abgeneigt zu sein, sondern weiterhin an die Vorteile dieser Begegnung zu denken, aber Angewohnheiten waren nur extrem schwer abzulegen, weshalb ich einen Moment abwartete, Sekunden verstreichen ließ. Nur weil ich meinerseits Neugierde an den Tag legte, bedeutete es noch lange nicht, dass ich Interesse am Weitergeben von persönlichen Fakten hatte. Alles in mir sträubte sich dagegen, Renesemee den Gefallen zu tun und nun, wo ich an der Reihe war, ebenfalls etwas über mich Preis zu geben… selbst wenn es sich dabei nur um den Namen, wenige aneinander gereihte Buchstaben handelte. „Nerea“ knapp und präzise, ihrem Beispiel folgenden und dennoch fühlte es bereits nach weitaus mehr an. Zwar verspürte ich kein schlechtes Gewissen, weil ich etwas Falsches getan hätte, aber dennoch... richtig fühlte es sich genauso wenig an.
Meine Aufmerksamkeit galt anschließend Elija, der sich bisher stumm verhalten und die Rolle des Beobachters bekleidete hatte. Allein der Hierarchie ihrer Willen, hatte ich das alleinige Sprechen übernommen und er war mehr oder weniger wachsam daneben gestanden, aber nun ging die Frage von der jungen Frau an uns beide und ich hatte nichts dagegen einzuwenden, wenn er ebenfalls diese kleine Öffnung zuließ. Ja, ich war altmodisch – lag wahrscheinlich auch an meinem wahren Alter – aber dieses offene Verhalten der Wachi irritierte einfach und bedeutete lange nicht, dass ich mich dem anpassen würde.
Ich nickte nur und beobachtete, wie er plötzlich anfing zu grinsen. Ich runzelte die Stirn, als ich merkte, dass er mit den Gedanken ganz woanders war. "Hast du Geschwister? ", rutschte es mir plötzlich raus, denn der Gesichtsausdruck sagte wohl alles. Soweit ich wusste, hatte ich keine Geschwister und eigentlich war ich auch ganz froh darüber. Man musste sich nicht um sie kümmern oder ihnen irgendwie helfen. Wir hatten zwar auch Regeln in unserem Stamm und eine Wachi, die das Sagen hatte, aber eigentlich ließ sie uns immer in Ruhe und unser eigenes Ding durchziehen.Solange wir nicht über die Stränge schlugen, hatten wir unsere Ruhe und da ich eigentlich nicht vorhatte etwas verbotenes zu tun, machte ich mir eigentlich wenig Gedanken darüber. Ich hatte noch nie das Blut einer Frau gekostet oder gar das eines Tiers, denn die Geschichten über die Folgen konnten einen bis in die Träume verfolgen.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Schwarzhaarigen und sah ihm in die Augen. Ich suchte nach Unehrlichkeit oder Misstrauen. Letzteres fand ich, aber eine Lüge bis jetzt nicht. Der Wind pfiff wieder los, heulte um die Bäume und rauschte in den Blättern. Ich lächelte leicht. Ich liebte Wind, denn er ließ so ein Gefühl von Freiheit über mich kommen und ich liebte die Freiheit. Ich würde es nicht aushalten von irgendwem etwas gezwungen werden weswegen ich auch die Angst hasste. Sie legte einen Zwang über einen, fesselte und Hände und Füße schienen ein Eigenleben zu führen. Deswegen stellte ich mich immer meiner Angst. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg gekrönt. Im Moment jedoch hatte ich keine Angst. Ich misstraute Zacharas zwar, aber ich hatte keine Ahnst vor ihm. Ich würde einfach weglaufen oder kämpfen. Was anderes kam für mich gar nicht in Frage. Deswegen ging ich auch nicht einfach und hoffte, dass er unseren Friedensvertrag nicht brach, sondern blieb hier und unterhielt mich. Gewiss war es auch die Einsamkeit, die mich zu der Unterhaltung trieb. Und der Hunger, aber vor allem war es meine Neugier an der fremden Art. Einfach weil ich wissbegierig war.
Ihre plötzliche Frage überraschte mich etwas. ,, Ja. Ja ich habe Geschwister.'', meinte ich leicht lächelnd. ,, Eine kleine Schwester. Sie sieht dir sogar etwas ähnlich, die selbe haarfarbe und auch so schöne, blaue Augen'', erzählte ich und baute unbemerkt so etwas wie ein Kompliment ein. Warum auch immer. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Während ich mich hier unterhielt, war sie allein ''zuhause''.
Aber es war wirklich schön mit jemanden zu reden, der nicht 8 Jahre alt ist und dir klar machen will, das es sowas wie Einhörner gibt. Aderer seits war der Wind ganz schön stark, wenn man nicht gerade im Windschatten ist, und das alte haus macht schon merkwürdige Geräusche manchmal.
,, Ähm.. Sie ist allein zuhause und ich müsste auch eigentlich wieder zurück. Möchtest du vielleicht mit? Und falls der Grund für ein nein der ist, das du fürchtest, das ich die töten würde, kann ich dir schwören, da sich es nicht tue. Würde ich ties tuen wollen, das hätte ich das schon lange. '' Ich brachte irgendwie ein halbwegs freundlich Lächeln zu stande.
"Ja, ich komme mit." Schwestern waren für mich nichts. Mädchen und Frauen ja sowieso nicht." Was ist deine Schwester? Ist sie ein Mensch?", fragte ich neugierig. Kailasa waren ja ausschließlich Männer. Was waren dann Schwestern und vor allem Mütter? Genauso wie die Wachi nur Frauen waren. Was waren dann die Männer? Ich wusste es wirklich nicht. Meinen Vater hatte ich nie kennen gelernt und das er noch lebte bezweifelte ich irgendwie stark. Meinen Vater wollte ich auch gar nicht kennen lernen, selbst wenn er noch leben würde.Warum wusste ich nicht, denn eigentlich war es ja so, dass man sich meistens zu seinen Eltern noch hingezogen fühlte, aber so war das bei mir nicht. Ich wollte keine Geschwister haben und keine Eltern. Keinen auf den ich aufpassen musste oder Verantwortung übernehmen. Ich war bei sowas ein Feigling und drückte mich meistens erfolgreich vor sowas. Deswegen war ich auch meist allein unterwegs, weil ich alle vergraulte, wenn sie mir zu nahe kamen. Ich lächelte, denn Zacharas schien seine Schwester wirklich lieb zu haben und sich Sorgen um sie zu machen. Verantwortung, fand ich, war bei Männern immer ein wenig unausgereift und keiner passte auf seine Geschwister auf. Ich selber drückte mich vor Verantwortung und Verbindungen, aber bei Männern wollte ich es haben... Bis jetzt hatte ich Männer auch nie näher kennen gelernt, sondern immer nur verspeist. Vielleicht würde sich das jetzt ändern, wenn ich schon die kleines Schwester eines Kailasa kennen lernte, dann musste ich ja automatisch etwas über den großen Bruder lernen. Eine seltsame Situation war es hier. Ich, die Wachi, ging mit einem riesigen Kailasa, der sich von Leid ernährte, zu seiner kleinen Schwester. Ich fragte mich inzwischen ernsthaft, ob alle so offen waren oder ob er das alles nur spielte.
,, Ja, sie ist ein Mensch. Deswegen kann sie auch nicht verstehen, warum wir uns von Leid und Schmerz ernähren. Sie findet das alles wiederlich.'' ich schüttelte grinsend den Kopf und hob meinen Bogen hoch, ging noch einmal sicher das der Köcher auf fest war und gab ihr dann mit einem nicken zu verstehen, mir zu folgen. Ich lief los und sah kurz über meine Schulter, um sicher zu gehen, das sie mir auch folgte. Es war merkwürdig und verwirrend. Ich, ein Kailasa, ging mit einer Wachi durch den Wald zu meiner Schwester. So wirklich verstehen, warum ich das tat, konnte ich nicht. Und trotzdem tat ich es.
Lange mussten wir gar nicht laufen, nur eine gefühlte viertel Stunde. Das Haus, vor dem wir nun standen, sah verlassen und mitgenommen aus. Der Stein splitterte an einigen stellen, die Holzverander sah auch nicht mehr gerade wunderschön aus, aber es funktionierte immer noch als Haus. Ich schaute kurz zu Keya, ehe ich die knardschenden Stufen hoch ging und die noch sehr stabile Holztür öffnete, Keya hindurch gehen ließ, ihre dann folgte und die Tür schloss. Leise hörte ich schritte von oben und keine Sekunde später konnte man durch das Treppengelände goldblonde locken sehen. Mikaela warf mir einen fragenden Blick zu, ich lächelte nur leicht.
Vorsichtig tabte sie die TTreppe herunter und sah mit schiefgelegtem Kopf zu Keya.
Ob ich mich als Monster sah? Nein. Bestimmt nicht. Ich war zwar kein Mensch, aber ich war auch kein Monster, wie die Menschen uns Kailasa und auch die Achak und die Wachiwi bezeichneten. Letztendlich wurde ich doch auch nur von dem Drang zu Überleben getrieben, Schmerz und Leid waren nun einmal meine Nahrung. Die Nahrung eines Kailasa. Auch wenn sie Menschenleben kostete, aber immerhin hätte sie doch genauso gut einer Wachi oder einem Achak in die Arme laufen können. Wäre doch auf genau dasselbe hinausgelaufen, auch wenn eine Wachi sich sicherlich nicht von ihrem Blut ernährt hätte. Genau genommen verstand ich gerade auch einfach nicht- vielleicht wollte ich es auch nicht verstehen- weshalb die junge Frau sich so darüber aufregte, weshalb sie mich mittlerweile auch so provozierte. Zumindest kam es mir so vor, als würde sie mich provozieren. Und das nervte mich gewaltig. Vielleicht zögerte sie damit alles nur hinaus, aber sie wusste doch ganz genau, auf was es schlussendlich hinauslaufen würde. Nämlich auf ihren Tod. Auf einen grausigen, von Leid und Schmerz geprägten Tod. Dass ich mich deshalb auch ein wenig über sie lustig machte, wollte ich gar nicht leugnen. Ich wollte auch nicht leugnen, dass es mir keinen Spaß machte, sie zappeln zu lassen, sie leiden zu lassen. Nur letztendlich würde sie mir so viel Gegenwehr entgegen bringen können wie sie wollte, ich würde nicht locker lassen und sobald sie sich bewegte, konnte man ihr ja auch deutlich ansehen, dass sie Schmerzen hatte. Und diese Schmerzen schenkte sie mir- wenn auch unfreiwillig. Aber sehr zu meinem Gefallen und dem Stillen meines Hungers. Auf ihre geflüsterten Worte erwiderte ich dennoch nichts, sah ich nicht als notwendig an. Genauso wie ich es nicht als notwendig ansah, ihr noch sehr viel länger zuzuhören. Brachte mir nichts, brachte ihr nichts. Ganz einfach. Ihre letzten Worte ließen mich dann aber doch meine Augenbrauen genervt zusammenziehen, sie finster anstarren. Was wollte sie denn von mir hören? Sollte ich ihr das Blaue vom Himmel erzählen oder was? Um ehrlich zu sein- keine Ahnung was ich mir von ihrem Tod versprach.. vermutlich gar nichts, vermutlich einfach weil ich es aus Lust an der Laune tun wollte, weil ich meinen Spaß daran hatte. Aber Angst vor den Konsequenzen hatte ich garantiert nicht. Welche Konsequenzen sollte es auch schon geben? Wenn sie tot war dann war sie tot und würde mich nicht wie eine lebendige Leiche Tag und Nacht verfolgen. Vergessen würde ich sie nicht, ich vergaß eigentlich keine von den Personen, die ich getötet hatte. Aber das würde ich ihr jetzt garantiert nicht mal so eben auf die Nase binden. Ganz bestimmt nicht. Nachdem ich sie erneut gewürgt hatte, schloss sie ihre Augen und wich somit meinem Blick aus. Aber dennoch war ich gerade einfach zu.. aufgebracht, um das jetzt so hinzunehmen. Um ihre Worte einfach so hinzunehmen. Ich beugte mich ziemlich dicht zu ihr vor, bis meine Lippen knapp neben ihrem rechten Ohr schwebten. Einen Moment lang atmete ich tief durch, dann antwortete ich ihr. „Nur mal so, Pandora..“ flüsterte ich mit rauer Stimme, ihren Namen betonte ich deutlich.. „..ich erinnere mich an jeden Menschen, jedes Wesen, das ich getötet habe. Bei dir wird es nicht anders sein, Kleine..“ Ja, möglicherweise war ich grausam. Aber das lag in meiner Natur. Ich sog ihren Duft ein, dann drückte ich wieder zu. Ein drittes und letztes Mal. Sie brachte keinen einzigen Laut heraus, als sie erneut nach Luft japste, als sie nochmals versuchen musste an die Luft zu kommen, die ich ihr gerade wegnahm. Trotzdem spürte ich ganz genau, dass sie unter meinen Händen langsam hinweg glitt. Dass ihr Körper das nicht mehr mitmachen wollte, dass er endlich Frieden suchte. Ich hatte meine Zähne zusammengepresst, während ich ihr mit meiner Hand auf den Hals und auf die Luftröhre drückte und sie mehr und mehr dahin trieb, wo sie wahrscheinlich nicht gedacht hätte, dass sie heute hinkommen würde. In den Tod. Es dauerte nur einige Sekunden, dann wurde ihre Gegenwehr geringer, weniger und ich spürte, wie sie unter meinen Händen zusammensackte. Wie ihr Körper erschlaffte, wie er sich diesem unbändigen Schmerz nicht mehr hingeben wollte. Als ich wieder von ihr abließ, meine Hand dann auch von ihrem Hals nahm, fiel sie- oder wohl eher mehr ihr Körper- in meine Arme und ich fing sie mehr aus Reflex auf. Für einen Moment kniff ich meine Augen zusammen und eigentlich hatte ich sie gerade auch schon auf dem Boden ablegen wollen und einfach gehen wollen, als ich bemerkte, dass sie.. nicht tot war. Keine Ahnung warum ich das überhaupt bemerkte. War auch egal, auf jeden Fall bemerkte ich es. Sie war nicht tot.. sie war bewusstlos. Einen Augenblick lang schloss ich meine Augen, schüttelte fast etwas ungläubig den Kopf und schaute mich dann um. Gerade bereute ich es sogar, sie nicht einfach gehen lassen zu haben. Klar könnte ich sie jetzt einfach noch töten, aber ich fand das nicht.. richtig. Liegen lassen konnte ich sie allerdings auch nicht. Naja, können schon, aber wollen tat ich es eher weniger. War ja nicht so als ob das hier eine heile Welt war, wo alle mit Blumen werfend durch die Straßen liefen und die Kranken und Verletzten verarzteten und so. Ich traute den anderen Wesen durchaus zu sie zu töten, wenn sie sie hier am Straßenrand fanden. Bewusstlos und wehrlos. Mit einem leisen Seufzen schnappte ich mir ihren Rucksack, den sie vorhin vor.. Schreck und Schock fallen gelassen hatte und schulterte ihn, bevor ich die junge Frau aufhob und die Straße ein Stück entlang trug. Wohin? Keine Ahnung. Mit zu den Kailasa konnte ich sie nicht nehmen. Würde nur Stress geben, wäre zu gefährlich für sie, wenn sie wieder aufwachte. Also musste sie in eines der vielen, verfallenen Häuser.. ging nicht anders. Es dauerte auch nicht lange und ich hatte ein passendes Haus gefunden, trat die Tür mit dem Fuß auf und trug sie durch den Flur, auf der Suche nach einem Bett oder Sofa oder so. Fand ich dann auch eines. Ein Sofa. Ich legte sie sachte darauf ab, fand auch eine Decke, die ich über sie ausbreitete. Den Rucksack stellte ich neben die Couch, dann blieb ich noch einen Moment stehen und musterte sie. Sollte ich bleiben? Zumindest bis sie wieder zu sich kam? Nein.. lieber nicht. Wäre vielleicht nicht die beste Idee. Ich runzelte die Stirn, steckte unter ihren Kopf noch vorsichtig ein Kissen und verließ dann das Haus. Ohne noch einmal zurückzublicken. Ohne mich noch einmal zu ihr umzudrehen. Nur weg hier. Hoffentlich fand sie keiner, bevor sie wieder aufwachte.. aufwachen würde.
Ich folgte Zacharas durch den Wald und auf die Hütte zu. Haus konnte man das kleine verfallene Gebäude nicht mehr nennen. Eher Bruchbude, aber ich schwieg lieber. Der Kailasa stieg die Treppe rauf, die ordentlich knarzte und so morsch schien, dass ich unwillkürlich fragte, ob sie unter dem Gewicht des Riesen einbrechen würde, aber sie hielt wie durch ein Wunder. Er schloss auf und ließ mich in die kleine Hütte, die von innen viel größer wirkte, als von außen. Es roch ein wenig moderig, aber ich wurde von Schritten davon abgelenkt. Ein blondes Mädchen von geschätzten fünf Jahren kam die Treppe runter gelaufen und kam vor mir zum Stehen. Ich lächelte und sagte:"Hallo, ich bin Keya" Dieses Mädchen hatte es mir angetan. Sie war so süß und hatte trotzdem schon so einen weisen Ausdruck in den Augen. "Wie heißt du?" Mein ganzer Gesichtsausdruck wurde freundlicher, wenn ich mit dem Mädchen sprach. Ich konnte verstehen, dass Zacharas sie liebte und sich um sie sorgte. Sie schien zu zart zu sein für diese kalte Welt mit ihren Monstern, von denen eines ihr Bruder war, aber ich glaubte, dass er sehr gut auf sie aufpasste. Ich würde nicht die Geduld haben ein kleines Mädchen aufzuziehen, mit ihr zu spielen und für sie echtes Essen zu besorgen. Außerdem war sie ein Mensch und würde viel früher sterben, als ihr großer Bruder. Ob sie das wusste? Oder ob er jemals darüber nachdachte? Irgendwann würde das kleine Mädchen menschliche Freunde finden, die, wenn sie erfuhren was ihr Bruder war, vor Angst nichts mehr mit ihr zu tun haben werden würden. Das alles würde ich Zacharas niemals sagen.
Ich lächelte kurz zu Zacharas rüber und sah dann wieder das Mädchen an. Es machte mir irgendwie traurig, dass irgendwann diese kleine Blase aus Glück durch irgendwas platzen würde. Aber von mir kam keine Gefahr, egal wie durstig ich war. Ich mochte das Mädchen auf Anhieb sehr, was mich selbst überraschte.
Mikaela fing sofort an zu straheln. ,, Ich bin Mikaela, aber du darfst mich Mika nennen'', verkündete meine Schwester lächelnd und umarmte Keya kurz. Mika war recht klein, vorallem wenn sie neben mir stand. Als sie Keya wieder los lief, kam sie zu mir und zeigte auf den Boden. ich seufzte und hockte mich vor sie. ,, Du warst viel zu lange weg!'', schmollte sie. ich lächelte entschuldigend. ,, Tut mir leid meine Kleine'', murmelte ich und wuschelte ihr durchs Haar. Ich richtete mich wieder auf und sah lächelnd zu Keya. Es war schön, das Mika sie mochte. Und wie esaussahe, mochte keya sie vielleicht ja auch.
Mika stellte sich wieder vor Keya, sah sie mich großen augen an und fragte:,, Kannst du flechten?'' ich musste einfach leise lachen. Es war klar, das sie das fragen würde. Seit dem sie anscheinend mal ein Mädchen mit geflochtenen Haaren hier gesehen hatte, wollte sie unbedingt flechten lernen. Und da ich darin untalentiert war, würde sie jetzt wohl jeden danach Fragen.
//so schreib jetzt vom handy aus, kann also immer etwas länger dauern ;D
Irgendwie war es ja schon etwas befremdlich, dass diese Wachi so offen mit uns sprach, aber ich machte mir keine großen Gedanken darum. Vielleicht war sie ja wirklich einfach einsam und hatte lange niemanden mehr getroffen… vermutlich waren zwei etwas verstörte, schaurige Mythen-Wesen besser, als weiter alleine sein. Und interessanter sicherlich auch. Ich musste ja schon auch zugeben, dass sie mich interessierte; ihre ganze Art, wie sie lebte, sich ernährte und all so was. Die paar Geschichten über andere Spezies verrieten immerhin auch nicht alles. Es reichte gerade, um sie erkennen zu können und ganz grob einzuschätzen, aber ganz klar war mir nicht, was dahinter steckte. Wieso hatten sie sich so entwickelt, wie sie es eben hatten? Was war ihre besondere Stärke in dieser Welt, wo Menschen fast nur noch Schwächen aufwiesen? Ich würde sie ja fragen, aber ich schwieg weiterhin, wartete auf den Verlauf des Gesprächs und dann kam mein ‚Einsatz’ auch schon. Die Wachi fragte nach beiden Namen, also sprach sie beide an und es wäre unhöflich, wenn ich weiter schweigen würde.
Renesmee hieß sie also. Für einen kurzen Augenblick hatte ich ihre Antwort auf Nereas Frage einfach nicht bemerkt, weil sie kurz darauf ja schon eine Frage gestellt hatte und irgendwie fühlte ich mich doch leicht benebelt von ihrer ganzen Ausstrahlung. Es käme aber falsch rüber, wenn ich zurückweichen würde und so blieb mir wohl nichts anderes, als wenige Schritte von ihr entfernt zu stehen und ihre Aura in mir aufzusaugen – wenn man es denn als Aura bezeichnen konnte. „Elija“, sagte ich ebenso kurz mit meiner tiefen, gleichmäßigen Stimme und fixierte gleichzeitig ihre Augen – soweit es mir möglich war. Ich hatte mir ein grobes Bild davon gemacht, wo ihre Augen sein mussten, konnte durch den Laut ihrer Stimme ausmachen, wo etwa wohl ihr Mund war und durch den Wind, der ihr durch die Haare blies, war es auch in etwa möglich ihre Größe abzuschätzen. Und dazwischen mussten ihre Augen ja liegen. Mehr als meinen Namen sagte ich nicht, während der ihre mir nicht mehr aus dem Kopf ging. In meinen Gedanken wiederholte er sich immer und immer wieder, wurde vermischt mit ihren anderen Worten, ihrem Duft und ihrer gesamten Ausstrahlung. Ich hatte mich unter Kontrolle, blieb still stehen und gab mir alle Mühe meine Mimik ruhig zu halten, ausdruckslos. Mit der Zeit fiel es mir schwerer – vermutlich war das Teil ihrer wahren Stärke. Und ich war ihr schutzlos ausgeliefert.
"Hübschen Namen hast du da" Ich lächelte breit und hockte mich neben Zacharas, nachdem ich meinen Rucksack ausgezogen und neben die Tür geworfen hatte. Als sie fragte, ob ich flechten könne, musste ich leise lachen. Mein lachen war melodisch und glockenhell. Es war ein lachen, dass Männer verzauberte, ob sie nun wollten oder nicht. "Ich kann flechten. Mir zwei, drei, vier und noch mehr Strähnen." Ich holte meinen langen Zopf aus meiner Jacke und zeigte ihr den Zopf. "Schau.Soll ich dir zeigen, wie das geht?" Ich zog das Band aus meinen Haaren und öffnete den Zopf. Ich schüttelte meine Haare aus und holte sie dann über meine linke Schulter. "Okay, pass auf. Du teilst die Haare in drei Strähnen...Schau so.", Ich zeigte es ihr an meinen langen Haaren, die fast die selbe Farbe hatten, wie Mikas. Mika hatte nicht viel Ähnlichkeit mit ihrem Bruder. Er war dunkel und bedrohlich und sie ein kleiner Engel. "Dann nimmst du die Strähne hier und legst sie so über die anderen drüber..." Ich zeigte ihr nach und nach, wie man das machte und war so glücklich und fröhlich, wie schon lange nicht mehr. Die Hütte wirkte gar nicht mehr so heruntergekommen mit dem kleinen Mädchen und ihr Bruder wirkte auch nicht mehr so abweisend in Gegenwart seiner Schwester. Ich lächelte Zachras an, der immer noch neben mir auf den Boden hockte.
//Ich finde die Seite am Handy irgendwie nicht... :/ Muss jetzt weg, bd
Ebenso seltene Namen, die ich nie zuvor gehört hatte. Außergewöhnliche Namen bei außergewöhnlichen Wesen. Zuerst hätte ich nicht gedacht, dass die beiden ebenfalls ihre Namen nennen würden. Besonders bei der Achak, die etwas abseits stand, war ich mir nicht sicher gewesen. Sie war von Anfang an sehr misstrauisch und zurückhaltend gewesen; eigentlich mehr als der Achak. Ich nickte nur, nachdem sie geantwortet hatten, was mir im Nachhinein ziemlich banal vorkam. Sie konnten ja nicht sehen, so wie alle anderen Wesen. Im entferntesten Sinne schon, aber sie verließen sich eben mehr auf die anderen Sinne. Mich überraschte auch der Blickpunkt, den die beiden halten konnten, ohne zu wissen, wo meine Augen saßen. Es kam mir so vor, als würden sie mich wie jeder normale bei einem Gespräch anschauen. Menschen würden wohl nicht denken, dass sie blind sind. Nur die stahlgrauen Augen würden wahrscheinlich Verwunderung in ihnen aufrufen. Elija.., wiederholte sich der Name noch einmal in meinem Kopf. Wie er ihn mit seiner rauen Männerstimme ausgesprochen hatte. Mein Blick galt einige Sekunden dem Achak mit dem weißen Haar, ehe mir auffiel, dass ich ihn zu lange angeschaut hatte; wie ich fand. Er sah es zwar nicht, aber vielleicht spürte er es. Mein Blick wandte sich für einen kurzen Moment ab, ehe ich doch wieder zu den beiden blickte. Zu Elija musste ich deutlich aufblickte, da er recht groß war. Groß, recht maskuline Statur. Oh Gott, fang jetzt bloß nicht an, ihn anzustarren!, ermahnte mich eine Stimme in meinen Kopf streng. Letztendlich schob ich dieses Verhalten auf meinen Hunger. Ja, wenn ich so lange in Anwesenheit eines Mannes war, konnte es schonmal passieren, dass mich das Gefühl des Durstes nach Blut übermannte. Ich konnte mich recht gut zurückhalten, gerade, weil ich ja vor nicht allzu langer Zeit das letzte Essen hatte, konnte es aber nicht verhindern ihn anzuschauen. Irgendwas sagte mir jedoch auch, dass ich ihn nicht gleich aussaugen wollte. Wahrscheinlich war dies die Neugier. Er war schließlich ein ganz anderes Wesen, war irgendwie spannend.. und ganz aus Prinzip würde ich mich hier und jetzt nicht an ihn heranwagen. Sie waren zu zweit. Ich alleine. Leichtsinnig wäre der Versuch. "Nerea, Elja..", wiederholte ich die Namen laut, während jedem der beiden kurz mein Blick gewidmet war. Irgendwie wusste ich nicht recht, was ich in diesem Moment sagen sollte. Würde ich etwas fragen, was ich natürlich gerne getan hätte, hätte ich bestimmt gar keine, eine knappe, oder eine spitze Antwort von Nerea erhalten, während Elija schwieg.
Meine Augenlieder waren zu schwer um sie wieder zu öffnen. Selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich es vermutlich nicht mehr auf die Reihe bekommen. Die Strapazen die mein Körper bis zu diesem Zeitpunkt hatte durchmachen müssen, waren schon viel zu anstrengend gewesen, als dass ich es wie nichts hätte hinnehmen können. Und wenn man ehrlich war, hatte ich doch eine stattliche Zeit standgehalten, ich sollte stolz sein. War ich aber nicht. Wer konnte schon stolz auf so etwas sein? Zumal es mir nichts brachte. Ich würde sterben, dessen war ich mir gerade ziemlich bewusst. Wer wollte auf so etwas schon stolz sein? Konnte darauf stolz sein? Das war kein richtiger Stolz, egal wie man starb. Sterben war nichts was geehrt werden sollte. Es schien eine gefühlte Unendlichkeit zu vergehen, bevor ich seinen heißen, rauen Atem an meinem Ohr wahr nahm, was mich doch tatsächlich leicht zusammen zucken ließ, bevor ich seine Worte realisierte, sie überhaupt richtig wahr nahm und aufschnappte. Und dann mussten sie von meinem Hirn, das definitiv unter Sauerstoffmangel litt, auch erst noch verarbeitet werden, das dauerte einen Augenblick. Einen recht langen Augenblick, wenn ich ehrlich war. Ein zu langer Augenblick. Seine Hand lag noch immer an meiner Kehle, hatte in dem Druck allerdings wieder nachgegeben und ließ mir die Möglichkeit noch immer gierig den Sauerstoff in meine Lungen zu ziehen. Lungen, die sich anfühlten als würden sie brennen, als wären sie so klein zusammen geschrumpft vor lauter Mangel an Luft, dass sie gleich wie verwelkte Blätter abfallen und vertrocknet irgendwo in mir drin vergammeln würden. Wirklich, genauso fühlten sie sich an. Ich bekam kaum Luft, obwohl er mir die Möglichkeit ließ den Sauerstoff in meine Lungen zu ziehen. Der Schmerz allerdings war so groß, dass ich es kaum wagte, dass ich den Impuls dringend an eben diesen Lebensnotwendigen Sauerstoff zu gelangen versuchte zu unterdrücken, weil es kaum noch auszuhalten war. Und dann verfestigte er den Griff auch schon wieder, schnürte mir erneut, schon wieder die Luft ab und ließ mich zappeln wie ein Fisch an der Angel. Wie ein Fisch an Land, der nicht an Sauerstoff gelangte ohne sein Wasser. Wieso ich in meinen letzten Augenblicken unbedingt an Fisch denken musste konnte ich wirklich nicht sagen. Es war nur eben einfach so.. bis ich langsam aber sicher von einer tiefen Dunkelheit eingeholt wurde. Eine Dunkelheit die mir den Schmerz nehmen wollte, mich in Sicherheit wiegen sollte, mir aber gleichermaßen auch Angst bereitete. Ich wollte nicht sterben. Aber wer wollte das schon? Vermutlich wollte niemand sterben.. ebenso wenig wie ich eben. Aber hatte ich eine Wahl? Nein, nein die hatte ich nicht. Die wurde mir gerade von jemandem abgenommen der der Meinung war er wäre dazu befugt dies zu tun. Ohne mein Einverständnis, ohne mich zu fragen ob das in Ordnung für mich war. Aber auch nur weil er meine Antwort kannte. Und hätte ich ihn darum angefleht, gebettelt und gebeten er solle mich umbringen? Dann hätte er es doch sicherlich nicht getan. Zumindest kam es mir so vor. Er tat genau das, was ich eben nicht wollte. Wieso sollte es anders herum anders sein? Aber selbst die Tatsache meinen Gedanken nachzugehen wurde mir nun genommen, geraubt von der endlosen, schweren Dunkelheit die mir den Schmerz nahm, mich in ihr tiefes Inneres zog und letztlich auch dafür sorgte, dass ich, nachdem Zasha mich los gelassen hatte, gerade wegs in seine Arme kippte, fiel. Was auch immer. Alles weitere an Geschehen sollte mir von da an allerdings erst einmal verwehrt bleiben. Dieses Mal holte mich in dieser Dunkelheit auch kein Traum ein. Es war einfach nur Dunkel. Ich konnte weder sagen ob ich erst wenige Sekunden oder gar schon mehrere Jahre in dieser Dunkelheit schwelgte, die mich umgab wie Watte, dennoch gleichermaßen keinerlei Gefühl auf meiner Haut hinterließ, weder kalt noch warm war. Es war einfach nur dunkel und selbst das schien nicht zu stimmen. Es fühlte sich an wie.. Nichts. Wortwörtlich wie nichts. Gar nichts..
► Falls sie jemand so finden möchte: GERNE! Ansonsten lasse ich sie im nächsten Post dann aufwachen, um das mal eben erwähnt zu haben. ◄
Ein wenig war ich überrascht, wie schnell er mich bemerkt hatte. Woher hatte er das gewusst? Aber eigentlich interessierte mich auch das nicht. Ich wollte nur seine Seele unserem Stamm sichern. Der bei seiner schnellen Drehung aufgewirbelte Wind verriet seine Größe, seine muskulöse Gestalt, nicht ganz wie die eines Kailasa, aber doch beinahe ähnlich. Ein hübsches, kräftiges Menschlein, dachte ich mir triumphierend. Immer noch war ich unermässlich stolz, dass ich es sein würde, die ihn dem Stamm bringen würde. Wir waren so lange dem Hunger ausgesetzt gewesen. Vielleicht waren ja noch mehr Menschen so nah an unserem Dorf, wenn sich schon solch einer so nah heran getraut hatte.
Ich wusste, er hatte eine Waffe gezückt. Das kleine Messer oder der Dolch hatte zischend die Luft zerschnitten und ich war mir sicher, er war ebenso scharf, wie es schien. Das Menschlein war wohl nicht so dumm, wie es die meisten waren – aber auch er würde nichts weiter als ein Seelenspender sein, aber immerhin wurde ihm die Ehre zuteil, das Dorf der Achak zu sehen, bevor er sein Leben aushauchte.
Er bewegte sich nicht mehr. Sagte nichts. Starrte mich vermutlich nur an. Mir war, als würde ich sein Herz schlagen hören. Auch ich sagte nichts und reagierte nicht, ich wollte den Moment seiner Überraschung auskosten und in Panik verwandeln lassen. Ich war mir sicher, ich würde den Kampf gewinnen, egal wie stark – menschlich stark – dieser junge Mann sein konnte. Aufmerksam horchte ich auf seine Bewegungen, während mein gebrochener Blick an ihm vorbeigleiten musste. Wie unheimlich es für so eine vom Augenlicht abhängige Kreatur sein musste, einem derart sicheren blinden Gegner gegenüberzustehen.
// Ich lass Samira sie finden wenn das ok ist //
Samira
Ich hatte gerade meinen Gesang beendet und lauschte der angenehmen Stille. Ich wusste, dass ich mich in der Nähe einer verlassenen Siedlung befand. War ja Absicht. Die meisten Menschen wollten nachts lieber in den verwüsteten Häusern schlafen, als in der feien Natur. Verständlich, bei all den Kreaturen, die sich hier rumtrieben. Gerade, als ich mich der Pflege meiner Haare widmen wollte, hörte ich in der Siedlung ein Geräusch. Es war relativ laut und es klang, als würde jemand eine Tür eintreten. Bingo! Mein Abendessen. Elegant sprang ich auf und huschte so leise wie möglich durch das Geäst. Ich konnte mittlerweile die Siedlung schon gut erkennen, ließ mich aber in ein paar Metern Entfernung hinter einem Gebüsch nieder. Der Wind war ausnahmsweise mal mein Freund, denn er blies mir ins Gesicht. Das war gut, denn so konnte man meinen Geruch nicht wahrnehmen. Das galt eh nur für Achak, denn kein anderes Wesen hatte so gute Geruchszellen um ein Lebewesen riechen zu können. Überhaupt, da ich erst heute morgen gebadet hatte. Stinken konnte ich demnach nicht. Jetzt hieß es abwarten und beobachten. Ich sah einen Mann, der die Türe sehr wahrscheinlich eingetreten hatte. Das war ja zu gut. Aber etwas irritierte mich. Er trug etwas auf dem Arm. Es sah aus, wie ein Mädchen. Etwas verwirrt sah ich zu, wie er mit ihr ins der Behausung verschwand und kurze Zeit ohne sie zurückkam. Was hatte dies zu bedeuten? Zum Glück hatte mich der Mann nicht gesehen und als er außer Sicht- und Hörweite war, schlich ich ins Haus. Dort lag sie, auf einem Sofa, oder etwas was mal eines war, lag. Zugedeckt, als wäre sie ihm etwas wert. Sie atmete nicht, oder wenn, dann so wenig, dass man die Bewegung ihres Brustkorbes nicht sehen konnte. War sie etwa tot? Reflexartig griff ich an ihren Hals. Doch da war er, so sanft und schwach, wie eine kleine Blume in einem Gewittersturm. Sie war in der Tat hübsch, aber sie dürfte keine Wachi sein. Zumindest hatte ich sie hier in der Gegend noch nie gesehen. Ich rang mit mir, ob ich ihr helfen solle oder nicht. Ausnahmsweise erwärmte ich mein Herz und beschloss, ihr zu helfen. Etwas Wasser würde ihr sicherlich gut tun. Ich beschloss, mich in den Trümmern etwas umzusehen. Und tatsächlich hatte ich Glück. Ich fand ein kleines Stofftüchlein und auch etwas, was entweder mal eine Vase oder eine Schüssel war. Schnell nahm ich beide Gegenstände an mich und huschte zur nächstgelegenen Wasserquelle. Ich wusste, dass das Wasser hier sicherlich sehr sauber war, da ich hier gerne und des Öfteren trank. Ich wusch sowohl das Tüchlein, als auch das Gefäß aus, damit sie keine Bakterien zu sich nahm. Das Tuch ließ ich nass, ich würde es ihr auf die Stirn legen. Zum Glück war die Schüssel s groß, dass genug Wasser reinpasste. So hatte sie nachher etwas zu trinken und ich konnte ihr den Fetzen des Öfteren neu befeuchten. Mit den beiden Utensilien ging ich wieder zur Hütte. Das nasse, kühle Tuch legte ich der kleinen sorgfältig auf den Kopf, den Wasserbehälter stellte ich neben das Sofa auf den Boden. Abwarten hieß es jetzt. Immer wieder kontrollierte ich das Tuch, wendete es oder tauchte es in die Wasserschüssel. Theoretisch sollte es ihr bald besser gehen. Es dauerte einige Zeit, aber ich konnte den Grund für ihre Bewusstlosigkeit erkennen. Auf ihrem Hals kamen nach und nach Blutergüsse zum Vorschein. Sie war also gewürgt worden. Ich wollte keine Vermutungen anstellen, doch nahm ich an, dass der Mann daran schuld war. Aber jetzt musste ich mich erstmals gedulden. Sobald sie wachwerden würde, würde sie mir ihre Geschichte erzählen. Zumindest hoffte ich dies.
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