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#136

RE: START

in 16.01.2015 23:13
von Elija Amar • 299 Beiträge

Ich musste jetzt ein Stück weit nach unten schauen, um ihr in etwa auf Augenhöhe meinen Blick zu widmen. Sie war kleiner als ich, was ich auch zuvor schon bemerkt hatte, aber jetzt, wo nur so wenig Abstand zwischen uns war, war es irgendwie anders. Es war mir viel deutlicher, wie zierlich sie doch war und ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie einen starken, groß gewachsenen Mann ganz alleine überwältigen konnte. Ihre Gabe half ihr natürlich und jetzt, wo sie mir so nah war, spürte ich auch wieder dieses elektrisierende Gefühl, dass mich so sehr eingenommen hatte bei dem Treffen am vergangenen Abend. Es war jetzt ein Stück intensiver, aber durch die frische Mahlzeit konnte ich besser darüber hinwegsehen, konnte mich mehr auf Renesmee als Frau konzentrieren, statt nur an sie als Wachi denken zu müssen. Ein perfektes Team, wiederholten sich ihre Worte in meinem Kopf und ein wenig zuckte ich zusammen, als ich ihre weichen Finger plötzlich auf meiner Haut spürte. Es wäre mir mit voller Konzentration und bei stärkerem Wind vielleicht möglich gewesen diese Bewegung ihrerseits voraus zu sehen, aber auch ich war nicht allmächtig und irgendwie ging es ja auch so schnell. Erst jetzt, wo sie über meinen noch feuchten, langsam klebrig werdenden Arm strich, wurde mir das Blut des Mannes an mir wieder bewusst. Ob er ihr eine ausreichende Nahrung dargestellt hatte? Brauchte sie vielleicht noch mehr Blut? Sie strahle Kraft aus und ein Stück weit von der Energie, die ich selbst auch in mir fühlte, weil ich frisch genährt war, aber ich kannte ihre Spezies zu wenig, um es wirklich einschätzen zu können.
Ein Teil von mir wünschte sich, dass sie ihre Finger nicht ganz so schnell wieder zurück gezogen hätte und der andere Teil von mir dachte daran, wie verboten all das war. Ich sollte nicht mit ihr reden, mich ihr nicht nähern und vor allem keine noch so flüchtige Berührung zulassen. Aber es fühlte sich so gut an, irgendwie ja doch richtig. Ich fühlte mich zu ihr hingezogen und jetzt, wo ich ihre magische Anziehungskraft zurück drängen konnte, wurde mir auch bewusst, dass diese nicht ausschlaggebend dafür war. In meinem Volk sprach man immer davon, dass es irgendwann passierte. Man traf den Achak mit dem man sein Leben teilen wollte und manchmal war es ganz absurd. Manchmal hatte man Jahre in reiner Freundschaft oder nur Bekanntschaft miteinander gelebt und ein Ereignis oder irgendeine Kleinigkeit hatte es dann ausgelöst. Der sogenannte Funken, der übersprang. Immer hatte ich davon geträumt, dass es mir auch mal passierte. Nicht zwingend fand jeder Achak einen Partner und als Krieger war es durchaus wahrscheinlich, dass ich kämpfte, mein Volk verteidigte und starb. Aber ein Stück weit hatte ich doch immer darauf gehofft. Und in diesem Augenblick hatte ich mehr und mehr das Gefühl, als wäre der Funken bereits gesprungen, unbewusst und ungeplant. Verboten und falsch, aber ich konnte mich nicht wirklich dagegen wehren.
Einen Moment lang hatten meine toten Augen sie wohl einfach angeblickt und ich war in meinen Gedanken versunken, weshalb ich mich jetzt etwas räusperte und etwas gezwungen nach Worten suchte. Ich konnte doch schlecht die ganze Zeit schweigen! „Ist es bei euch üblich, dass ihr alleine unterwegs seid?“, fragte ich möglichst neutral, blinzelte ein paar Mal und sah ihr dann weiter in die Augen. Ich konnte nur hoffen, dass sie nichts von meinen Gedanken mitbekommen hatte, aber wie sollte sie? Gedankenlesen war meines Wissens nach keine Fähigkeit der Wachi und all zu lange war ich ja hoffentlich auch nicht schweigend in Gedanken versunken gewesen..

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#137

RE: START

in 16.01.2015 23:14
von Jareth Carrington • 473 Beiträge

Mit wachsamen Augen blickte er das Mädchen weiterhin an, wandte seinen Blick allerdings für einen Moment von ihr ab um ihn durch den Raum schweifen zu lassen. Wer weiß ob die Brünette wirklich alleine war. Aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden war nicht unbedingt das, was Jareth in diesem Moment wollte. Eigentlich war er nur auf der Suche nach nützlichen Sachen gewesen. Die Begegnung mit der jungen Frau war ohnehin nicht in seinem Zeitplan gewesen. Und allzulang wollte er nicht von seinem aktuellen Versteck wegbleiben. Aber sie jetzt einfach hier stehen zu lassen erschien ihm auch falsch zu sein. Also sah er das Mädchen weiterhin an, während sich bei ihren Worten ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen bildete. „Und das soll ich dir glauben? Ich denke es ist wohl berechtigt wenn ich das Haus auf eigene Faust durchsuche, vielleicht findet sich ja doch etwas, was deine Augen übersehen haben.“ erklärte er ihr mit einem ironischen Unterton. Glaubte sie wirklich er würde ihr das glauben? Sie konnte doch alles mögliche erzählen nur um ihn loszuwerden und selber das Haus zu plündern. Nein, er würde ganz bestimmt hier bleiben, bis er auch überprüft hatte, ob ihre Behauptung stimmte. Denn zumindest der erste Teil ihrer Antwort war gelogen gewesen. Denn der Rucksack, der neben dem Sofa stand sah nicht gerade so aus als hätte sie nichts. Vielleicht sollte er diesen einfach mit sich nehmen und verschwinden. Essen, Trinken oder anderes nützliches Zeug würde da schon drinnen sein. Und selbst wenn er leer war, ein Rucksack war immer zu gebrauchen. Aber die Tatsache, dass die junge Frau sich so verletzlich an die Wand presste, hinderten ihn daran ihr das anzutun. Er wusste nicht wie sehr sie durch ihre Wunden geschwächt war, aber wer weiß ob es ihr in diesem Zustand möglich war sich Nahrung zu beschaffen. Andererseits musste er auch daran denken, das er immerhin zwei Leute mit Essen versorgen musste. Sich selber mit inbegriffen. Er könnte ihren Rucksack wirklich gebrauchen. Nachdenklich begann der junge Mann auf seiner Lippe zu kauen, während er für einen kurzen Moment seinen Blick auf den Sachen der jungen Frau ruhen ließ. Einfach mitnehmen und sie hier allein lassen. Das riet ihm zumindest sein Verstand oder aber auch sein Wille zu Überleben. Ansichtssache. „Wer hat dir das eigentlich angetan?“ fragte er das Mädchen nach einer längeren Zeit des Schweigens. Er hatte sich anfangs vorgenommen ihr diese Frage nicht zu stellen, aber jetzt hatte er einfach das Bedürfnis verspürt irgendwas zu sagen. Und dies war ihm eben als erstes eingefallen. Er hätte noch gern hinzugefügt, ob dieser jemand noch hinter ihr her war. Oder wie hoch sie ihre Chance sah das ganze zu Überleben, so wie der Fremde sie zugerichtet hatte. Aber die zwei Fragen kamen ihm dann doch nicht richtig vor. Er wollte kein Salz in ihre offenen Wunden streuen. Dennoch wollte er mehr über die Person erfahren, die sich scheinbar in dieser Gegend herumtrieb. Es war kein Geheimnis das es diese anderen Wesen gab, aber Jareth war froh noch nie einen von ihnen begegnet zu sein. Und um ehrlich zu sein hatte er doch eine große Portion an Respekt vor diesen Wesen. Man könnte es auch als Angst bezeichnen. Angst um das Leben seiner Schwester und Angst um das eigene. Die Welt war grausam und schrecklich, aber trotzdem fühlte er sich noch nicht bereit sie zu verlassen. Immerhin hatte er noch ein paar Jahre zu leben und die würde er doch gerne fertig leben. Wenn die junge Frau ihm zumindest beschreiben würde wie der Mann aussah, wüsste er zumindest wem er aus dem Weg gehen musste. Allerdings war die Frage ob es nicht längst zu spät wäre, wenn er diesem begegnete. Und außerdem würde er den Fremden wohl an seiner Größe erkennen oder an den Tattoos, falls diese bei ihm sichtbar waren. Auf jedenfall war er nicht scharf drauf den Kerl persönlich kennenzulernen. Und Pandora wirkte auf ihn auch nicht so, als wäre sie gut auf den Typen zu sprechen. Trotzdem erwartete er eine Antwort von ihr. Freiwillig oder gezwungenermaßen. Das war ihm im Moment doch relativ egal. Vielleicht würde er sie dann auch bald in Ruhe lassen. Dann konnte sie sich hier weiter ausruhen und in Ruhe sterben oder eben ihre eigenen Wege ziehen um sich vielleicht doch noch am Leben zu halten. Er wusste ja nicht wie stark ihr Überlebenstrieb war.

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#138

RE: START

in 16.01.2015 23:35
von Pandora Delilah Peacock • 1.164 Beiträge

Mir hatte die Nacht, in der ich tief und ruhig geschlafen hatte wirklich gut getan. Mit Sicherheit waren meine Wunde noch nicht verheilt, das verriet mir alleine schon der Schmerz der bei jedem Atemzug zu spüren war, aber ich fühlte mich besser. Meine Beine waren nicht mehr ganz so schwach und zumindest der Schmerz in Rücken und an den Händen hatte halbwegs nachgelassen. Ich konnte zwar immer noch die Hand des jungen Mannes an meiner Kehle spüren, wie sie zudrückte, aber mittlerweile hatte ich mir doch erfolgreich eingeredet, dass dies nur ein Gefühl und nicht real war. Damit konnte ich erst einmal leben, es beruhigte mich zu wissen, dass er nicht hier war, obwohl ich ebenso gut wusste, dass er vermutlich Jederzeit wieder auftauchen könne. Und was ich dann tun würde? Die Flucht ergreifen vermutlich. Ich hatte gestern zu spüren bekommen, dass ich keinerlei Chance gegen diese.. Kreatur hatte. Wieso sollte ich mich ihm wieder hingeben, einfach als.. Essen bereitstellen und dieses Mal vielleicht nicht mehr das Glück haben zu überleben? Ganz gewiss hatte ich noch nicht vor zu sterben, auch wenn ich momentan wohl wirklich den Eindruck eines verschrecken, nicht weiter überlebensfähigen Mädchens machte. Ich kämpfte mich seit drei ganzen Jahren alleine durch diese beschissene Welt und ich würde jetzt nicht einfach aufhören und aufgeben. Meinem Bruder hatten sie vielleicht das Leben geraubt, er hatte vielleicht nicht dieses Glück gehabt, ich allerdings schon und ich sollte es nutzen. Alleine ihm zu Liebe! Es war klar gewesen, dass er mir nicht glauben würde, er konnte sich gerne umsehen, ich hatte hier gestern nichts gefunden und wenn doch etwas da war, sollte er es sich nehmen. Das, was sich noch in meinem Rucksack befand würde mir erst einmal ausreichen.. erst einmal und bis es aufgebraucht war, würde ich schon etwas neues gefunden haben. Wenn nicht, dann.. nicht, dann war es schlicht weg Pech. Insofern er es mir denn nicht wegnahm. Wie gesagt; heutzutage sah doch wirklich jeder danach was er brauchen konnte und nahm es sich, wenn er die Möglichkeit dazu hatte. Eigentlich war es nicht einmal zu verübeln. „Nur zu..“, entgegnete ich mit.. ungewohnt ruhiger Stimme, ich wunderte mich im ersten Moment selbst über den ruhigen Klang. Das leichte Kratzen war allerdings dennoch nicht zu vermeiden und würde mich wohl auch noch den ein oder anderen Tag begleiten, aber damit musste und konnte ich leben. Was blieb mir auch anderes übrig? War schon in Ordnung so, keine Frage. Ändern konnte ich es ohnehin nicht, deswegen beschäftigte ich mich auch gar nicht weiter damit. Sein Blick ruhte einen Moment auf dem Rucksack, der offensichtlich vor dem Sofa stand, ich seufzte leise. Natürlich hatte er ihn gesehen und natürlich konnte er ahnen, was sich darin befand. Sicherlich konnte er mit den paar Wechselklamotten nichts anfangen, aber eben doch mit dem wenigen Wasser und Essen das sich noch darin befand und auch das ein oder andere Streichholz, das Taschenmesser oder sonstige, andere Kleinigkeiten könnten sich natürlich als Nützlich erweisen.. dann hätte ich nichts mehr. Gar nichts und wer wusste schon, ob ich rechtzeitig etwas finden würde? Ich war momentan wirklich in keiner tadellosen Verfassung und es würde sich wohl auch noch ein wenig ziehen, bis sich dies wieder ändern würde und ich bei voller, alter Kraft war.. dazu würde es aber – so hoffte ich – irgendwann wieder kommen. Ich wollte und konnte keinen Gedanken daran verschwenden, dass dieses Treffen gestern bleibende Schäden hinterlassen könnte. Das war einfach unmöglich, das konnte ich nicht akzeptieren und tat ich auch nicht. Ich wollte erst.. darum Bitten mir das Hab und Gut das ich noch besaß zu lassen, da er aber seinen Blick wieder davon abwandte, hielt ich es für am Besten diesbezüglich den Mund zu halten und ihn nicht noch weiter darauf aufmerksam zu machen, zumal seine Frage, wer mir das angetan hatte, ohnehin meine Gedanken schon wieder in eine vollkommen andere Richtung lenkte. Ich wollte nicht darüber nachdenken und noch weniger darüber sprechen. Ebenso wenig wie ich vor Samira gestern hatte darüber sprechen wollen. Sie war mir fremd gewesen und er war es auch. Dabei hatte sie mir zuvor noch ihre Hilfe geschenkt, er hingegen hatte mich mit einem Messer in der Hand aus dem Schlaf gerissen – andererseits hätte er mich ebenso auch einfach erstechen können. „Ein Kailasa.“, entgegnete ich langsam, blickte ihn wieder direkt an, nachdem mein Blick einen Moment auf den Boden gesenkt worden war. Was erwartete er, dass ich ihm auf die Nase band was geschehen war? Dass ich ihm das Gesicht beschrieb, dass sich vermutlich für ewig in meine Gedanken gebrannt hatte? Das Gesicht, dass meinen Körper schon jetzt wieder zum Erzittern brachte, wo ich nur daran dachte, dass mir schon jetzt wieder die Kehle zu schnürte und mich ein wenig schneller Atmen ließ? Wobei ich ihm diese Antwort nun wohl schon das Zweite mal geliefert hatte und ich mir recht sicher war, dass er etwas anderes von mir erwartet hatte. „..ich kann nicht.“, konnte ich wirklich nicht. Selbst wenn ich gewollt hätte, mir fiel es schon schwer daran zu denken, wie sollte ich es auch noch aussprechen, jemand Fremden erzählen wie dumm, wie naiv ich doch gewesen war? Das war beschämend, jämmerlich. Ja, ich schämte mich dafür, dabei hätte das wohl jedem passieren können. War es aber nicht, es war mir passiert.

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#139

RE: START

in 16.01.2015 23:40
von Renesmee Lucy Delevingne • 603 Beiträge

Bei der auch nur so kleine Berührung, zuckte er zusammen. Vielleicht hatte er es einfach nicht vorhergesehen - wie sollte er auch - oder wich sogar klein wenig zurück. Ich schloss jedoch auf das Erstere. Wenn er tatsächlich blind war, konnte er es unmöglich gesehen oder bemerkt haben. Meine Hand sank wieder, obwohl noch Blut an den restlichen Finger klebte. Es machte mir jedoch nichts aus. Dann fragte er mich, ob wir Wachi alleine umherzogen. Seine Stimme zeigte nichts, sie war neutral. Sie zeigte nichts der vorherigen, kurzen Reaktion gerade eben. "Ja. Wir sind allein. Meistens. Wir können tun und lassen, was wir wollen.", war meine Antwort. Es machte mich ein wenig bestürzt. Erst als er mich dies fragte war mir bewusst geworden, wie einsam ich doch fast immer gewesen war. Esmè war die einzige, die immer für mich da gewesen war. Ab und zu traf man auch einige Wachi, welche aus dem eigenen Volk, aber meistens hatte man nicht mit allen etwas zu tun. Es kam sogar vor, dass man nicht alle aus dem Volk kannte. Für meine 17 Jahre, die für eine Wachi ja sehr wenig waren, konnte ich recht schlecht mit viel Nähe umgehen. Sowohl viel körperliche als auch normale Nähe. Mit der Zeit war die Stille und Einsamkeit mein Freund geworden. Alleine zu überleben war auch nicht immer einfach. Zu Anfang, als ich meine Mutter nicht mehr an meiner Seite hatte, fühlte ich mich so verzweifelt, dass ich vergaß zu essen, mich zu nähren, und beinahe am Hunger gestorben wäre. Mittlerweile jedoch kam ich mit der noch vorhandenen Trauer zurecht. Und für sie als Mensch ist es wohl dort, wo sie jetzt ist, einfacher. In dieser Welt heutzutage hat man es ja sogar als Achak, Wachi, oder Kaisa nicht mehr leicht. Und diese drei Wesen waren um einigen stärker als Menschen, konnten durch ihre Kräfte besser überleben und sich durchschlagen. Wie gesagt. Viel Nähe kannte ich nicht, Freundschaft kannte ich kaum weswegen ich mich fragte, ob es besser wäre, weiter allein zu bleiben. "Wie ist es bei euch?", wollte ich nun wissen. Die Achak waren einfach so anders, dass ich am liebsten alles wissen wollen würde, worüber ich noch nichts weiß. Aber dies ist unhöflich, also beschränkte ich meine Neugier auf diese einzige Frage. Mein Blick war vollkommen dem Achak gewidmet und ich schaute ihm in die stahlgrauen Augen, als würde er wirklich sehen können. Ob er wohl Familie oder eine Freundin hat? der Gedanke war komisch, aber es konnte sein. Vielleicht war diese Nerea ja seine Freundin? Irgendwas in mir hoffte, dass es nicht so war. Was denke ich hier überhaupt?, dachte ich empört über mich selbst, dass überhaupt solche merkwürdigen Gedanken hatte. Wer war er überhaupt? Was für einen Rang hatte er in seinem Volk? Irgendwie zog mich etwas zu ihm hin. War es einfach nur die Neugier der anderen 'Rasse' gegenüber? Ich redete mir ein, dass es das sein musste. "Und.. wo ist deine Freundin?" Ja, ich hatte tatsächlich das Wort Freundin benutzt. Wie ich es meinte, wusste ich nicht genau. Irgendwie schienen die beiden ziemlich verbunden gewesen zu sein.. also wieso sollte es nicht so sein, dass sie zusammen sind? Das würde auch das Zucken wegen der Berührung erklären. Bei dieser Feststellung wich ich einen kleinen Schritt zurück. Irgendwie war ich mir im Moment ziemlich sicher gewesen, dass es so war, wie ich dachte.

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#140

RE: START

in 16.01.2015 23:55
von Elija Amar • 299 Beiträge

Vollkommen allein? Und das die gesamte Zeit über? Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das sein musste. Seit ich denken konnte, waren da andere Achak um mich herum gewesen, ich hatte immer Kontakt zu irgendjemandem, abgesehen von den wenigen Stunden am Tag, die ich in der Umgebung umher streifte. Aber selbst dann wusste ich, dass ich nicht wirklich alleine war. Dass da andere waren, mein Volk, nur wenige Meter oder Kilometer von mir entfernt und ich wusste immer, dass ich in der Nacht in meinem Stamm war. Es war für mich eine ziemlich seltsame Vorstellung, dass Renesmee die meiste Zeit alleine verbrachte.. vermutlich war es da doch ganz angenehm, wenn das ‚Essen’ einen begehrte und man zumindest ein paar wenige Stunden Gesellschaft hatte. Oder war es ihr in der Einsamkeit vielleicht sogar lieber? Wenn sie es nicht anders kannte, wie konnte ich dann davon ausgehen, dass es ihr mit Gesellschaft überhaupt gefiel? Vielleicht störte ich sie ja auch eher… aber eigentlich konnte ich mir das nicht richtig vorstellen. Sie war schließlich diejenige gewesen, die Kontakt zu Nerea und mir gesucht hatte – aus welchen Gründen auch immer.
„Wir leben mit unserem Stamm zusammen“, erklärte ich ihr. Ich war mir selbst nicht ganz sicher, ob es noch weitere Stämme von Achak gab – ich hatte nie etwas von einem gehört, aber ich schloss es dennoch nicht ganz aus. Ab und an wurde schließlich auch jemand aus unserem Volk verbannt, nicht aber getötet und was, wenn er dann einen neuen Stamm gründete? Weit weg von unserem natürlich. Aber theoretisch hielt ich all das schon für möglich. Ich überlegte einen kurzen Moment, ob ich meine Antwort noch weiter ausführen sollte, tat es dann aufgrund ihrer nächsten Frage doch nicht. Freundin war nicht gerade das Wort, das ich für Nerea in den Mund genommen hätte. Natürlich verstanden wir uns gut, wir kamen klar. Aber sie war in der Rangordnung deutlich über mir – ich war nur ein einfacher Krieger und sie die Rechte Hand unseres Anführers. Ein Schmunzeln umspielte meine Lippen. „Meine ‚Freundin’“, wiederholte ich mit besonderer Betonung ihre Worte, „ist ebenfalls jagen. Es ist effektiver, wenn man sich kurzzeitig trennt und dann an einem bestimmten Treffpunkt zu einer bestimmten Zeit erst wieder trifft“, erläuterte ich dann und wunderte mich etwas, dass sie einen Schritt nach hinten ging. Hatte ich denn etwas Falsches getan oder gesagt? Oder war irgendetwas anderes vorgefallen von dem ich nichts mitbekommen hatte? War es doch ein Hinterhalt?
Mein Blick löste sich von ihren Augen und fixierte einen unbestimmten Punkt, während ich mich auf meine Umgebung konzentrierte. Ich roch den Asphalt, den Rest unser beider Essen, etwas Müll und Schimmel, aber nur entfernt, und sonst die frische der leicht feuchten Luft. Hören tat ich den momentan recht schwachen Wind, wie er durch die Gassen pfiff, ihren Atem und weit entfernt leise Schritte, vermutlich nur von einem Tier. Einer Ratte oder ähnlichem. Nichts deutete darauf hin, dass ich in eine Falle gelockt worden war und irgendwie konnte ich es mir auch nicht richtig vorstellen. Renesmee wirkte zu lieb, zu freundlich, um so etwas zu planen. Vor allem, wenn Wachi tatsächlich alleine unterwegs waren. Ich widmete mich also wieder der jungen Frau vor mir, schwieg allerdings. Ich wusste nicht viel zu sagen, hätte sie vermutlich weiter nach ihrer Spezies und all dem fragen können, aber ich war unsicher, ob sie das mögen würde. Wenn sie tatsächlich eher alleine unterwegs war, war ihr nur wenig Gesellschaft, die sie nicht gleich löcherte, vermutlich lieber.

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#141

RE: START

in 17.01.2015 00:04
von Jareth Carrington • 473 Beiträge

Er würde das Haus wohl durchsuchen. Wenn sie ihn schon dazu animierte. Aber zuerst wollte er dieses Gespräch zu Ende bringen. Und dann würde er sie höchstwahrscheinlich in Ruhe lassen. Was interessierte es ihn schon, ob die junge Frau mit den Wunden durchs Leben kam oder nicht. Sie würde schon wissen was das Richtige für sie war. Wer weiß ob sie nicht auch Familie oder Freunde hatte, die nur auf sie wartete und sich dann um sie kümmerten. Jareth hoffte zumindest für sie, das dies der Fall war. Würde ihre Überlebenschancen doch um einiges steigern. Aber seine Gedanken lenkten ihn schon wieder vom eigentlichen Thema ab. Dem Kerl der ihr das angetan hatte. Sie war wohl nicht sehr erpicht darauf, genauer über diesen Vorfall oder allgemein über diese Person zu reden. Und in dem Moment tat es Jareth wirklich leid, dass er soviel von der Brünetten verlangte. Aber dafür das er sie nicht sofort umbrachte und ihre Sachen plünderte, sollte sie ihm doch eigentlich etwas entgegenbringen oder? So funktionierte das doch. Eine Leistung gegen die andere. Und er würde auf die Informationen nicht verzichten. Ganz bestimmt nicht. Für einen Moment zögerte er, ehe er um das Sofa herum ging und sich direkt vor das Mädchen postierte. Sie hatte gesagt das sie darüber nicht reden konnte. Aber sie war eine Fremde für ihn. Es sollte Jareth egal sein, wie sie sich fühlte oder welche Wunden das in ihrem Inneren aufriss. Er wurde auf eine Antwort beharren und das würde die junge Frau schon merken. Im Moment war er ohnehin schon froh, dass sie direkt mit dem Rücken an die Wand stand und somit nicht vor ihm fliehen konnte. Er wollte ihr wirklich keine Angst machen. Aber spontan fiel ihm eben nichts besseres ein. Er war kurz davor ihren Arm zu packen und sie festzuhalten, aber das erschien ihm dann doch keine allzugute Idee zu sein, weswegen er seine bereits hochgehobene Hand wieder sinken lies und stattdessen seine Lippen nah an ihr Ohr legte. „Ich weiß nicht was der Kerl dir angetan hat, aber den Verletzungen nach war es nichts harmloses. Ich bitte dich jeglich um einen Gefallen. Du musst mir nur sagen wie er heißt und wie er aussieht.“ - Der Name war wohl eher unwichtig, aber das sollte Jareth nicht weiter kümmern, er würde darauf auch keine Antwort erwarten, nur auf den zweiten Teil - „Ich kann mir vorstellen das du nicht gerne darüber redest, aber werde dich nicht in Ruhe lassen bis ich eine Antwort erfahre. Ich bin noch nicht lang in dieser Gegend und ich hab nicht vor hier mein Ziel zu beenden. Also beantworte mir einfach meine Frage und ich hau ab. Versprochen. Ich will einfach nur eine Beschreibung. Mehr nicht. Das sollte doch möglich sein“. Er hatte versucht seine Stimme einigermaßen wie eine Drohung klingen zu lassen. Aber ob man nicht auch seine Verzweiflung hatte heraus hören können, war die andere Frage. Er wollte nach Außen hin nicht schwach wirken und irgendwie musste er ihr ja Druck machen, damit sie ihm eine Antwort gab. Er blieb noch ein paar Sekunden nah bei ihr stehen, ehe er schließlich ein paar Schritte zurück machte und sich halb auf die Lehne der Couch setzte. „Also? Ich höre“. Mit einem einigermaßen selbstsicheren Blick fixierte er das Mädchen wieder. Nur ein paar Worte... war der Vorfall wirklich so grausam gewesen das sie ihm nicht einmal beschreiben konnte wie der Typ aussah? Allerdings fragte Jareth sich langsam warum er eigentlich so darauf beharrte eine Antwort zu bekommen. Allzuviel würde ihm das nicht bringen. Am besten war es wenn er diesen Ort so schnell es ging wieder verließ. Ihm war es hier nicht geheuer. Allgemein mochte er diese heruntergekommenen Städte nicht wirklich. Überall lauerte Gefahr. Es waren einfach zuviele Menschen und andere Wesen. Andererseits konnte er ohne die Stadt nicht überleben. Er brauchte Nahrung und Ausrüstung war auch Mangelware. Und auf vegetationslosen freien Flächen würde er sowas nicht finden. Auch wenn sich dort eindeutig weniger Menschen aufhielten. Also blieb ihm fast nur übrig von einer Stadt zur nächsten zu wandern. War nurnoch die Frage wieviel Städte noch vor ihm lagen oder ob diese hier bereits das Ende seiner Reise war. So genau würde er das vorerst wohl nicht erfahren.

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#142

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in 17.01.2015 01:02
von Pandora Delilah Peacock • 1.164 Beiträge

Ja, ja.. von mir aus sollte er wirklich das gesamte Haus auf den Kopf stellen, er sollte mir nur weitestgehend in Ruhe lassen und doch hier bleiben, damit ich nicht so einsam war, mir einbildete Schritte zu hören die nicht da waren, vor jedem Knarren der morschen und kaputten Dielen zusammen zuckte oder.. sonst irgendetwas Lächerliches in dieser Art und Weise. Tja und dann unterbrach er mit seinem Verhalten so oder so mein gesamtes.. Denkvermögen. Er schaltete es einfach aus, so als würde er einen Schalter umlegen. Schaltete es aus, nur um es kurz darauf wieder einzuschalten und mich von all meinen Gedanken regelrecht überfluten zu lassen. So dicht wie er plötzlich bei mir stand drückte ich mich noch fester, natürlich ohne dass sie nachgab oder es einen Sinn hätte, gegen die kalte, raue Wand hinter mir, presste meine flachen Hände dagegen, den Kopf, den Rücken, meine Beine.. einfach alles was ich dagegen hätte drücken können um nur einen Millimeter Abstand zwischen mich und den jungen Mann zu bringen der mir plötzlich so unsagbar nahe war. Seine Lippen an meinem Ohr, als er sich leicht zu mir vor beugte, machten es wahrlich nicht besser, ließen noch viel eher auf die gestrige Situation zurück schließen. Er hielt mich zwar nicht fest – was mir sicherlich noch den letzten Rest gegeben hätte –, aber das brauchte er auch nicht.. ich fühlte mich wie.. gelähmt, wie versteinert, einfach unfähig mich in dem Moment zu bewegen oder auch nur einen Schritt zu machen, ohnehin glaubte ich schon wieder zu fühlen wie meine Beine ihren Geist aufgeben wollten, was ich unter keinen Umständen zulassen konnte. Aber ich musste erst einmal meine Stimme wieder führen, während ich so, wie ein scheues Reh, an die Wand gedrückt stand und in die Enge getrieben war. Das war gar nicht so einfach, aber wer sollte das schon nachvollziehen können der nicht in meiner Situation gewesen war? Wieso beharrte er überhaupt so wahnsinnig auf meine Antwort auf seine Frage? Wollte er Macht ausspielen? Das tat er gerade, das war sicher. Er zeigte mir ganz deutlich wie mickrig klein ich doch gegen ihn war in dieser Situation. Hätte ich es gekonnt wäre ich im Erdboden versunken, nur um zu verschwinden. Seine Stimme klang drohend und ernst, aber wenn mich nicht alles täuschte, wirkte sie auch ein wenig.. verzweifelt. Wieso? Bangte er um sein eigenes Leben, wo ich ihm gesagt hatte, dass mir das ein Kailasa angetan hatte? Ihm könnte ebenso dasselbe wiederfahren, das schien er zu wissen. Warum sonst sollte dieser hauchzarte Klang in seiner Stimme liegen, der mir verriet, dass er vermutlich gar nicht so hart war, wie er zu tun schien. Eingeschüchtert war ich von ihm dennoch – und zwar reichlich. „Zasha“, begann ich mit meiner Antwort, äußerst stockend und abgehakt nannte ich den Namen des jungen Mannes, der mir die Würgemale und blauen Flecken beschert hatte. Unmittelbar schnürte es mir noch mehr die Kehle zu, meine Brust hob und senkte sich schon wieder deutlich schneller, führte zu einem unangenehmen, gleichmäßigen Stechen in meiner Brust, während ich schon wieder das Gefühl hatte von einem weiteren Hustenanfall überrollt zu werden, was ich tunlichst zu vermeiden suchte. „Groß..“, teilte ich ihm das ohnehin offensichtliche mit. Jeder Kailasa war von beeindruckender Größe, jeder.. also auch Zasha, also auch der, der mich angegriffen hatte. Attraktiv, aber das war wohl irrelevant und tat nichts weiter zur Sache. „...dunkle, kurze Haare..“, murmelte ich leise, schloss die Augen, drückte mich weiterhin unaufhörlich gegen die kühle Wand hinter mir, die momentan den einzigen Schutz zu bieten schien. Schutz, der eigentlich kein Schutz war und eigentlich eher eine Falle darstellte, zumindest in diesem Augenblick. Und dann waren da noch seine Augen. Leuchtende, grüne Augen. Augen die mich vor Freude, Spott, Hohn und Hunger angefunkelt hatten, Funken gesprüht hatten. Augen die ich vermutlich nie mehr wieder aus meinem Kopf bekommen würde, weil sie sich in meine Gedanken gefressen und eingebrannt hatten und dies noch immer taten. Sie tauchten vor meinem inneren Auge auf und schienen mich auszulachen, mich verschlingen zu wollen, ließen mich erschrocken nach Luft schnappen, bevor ich meine Augen wieder aufriss und statt den leuchtend grünen Augen in Dunkelblaue blickte, die wenig mit dem Grün zu tun hatten die mir eben schon wieder einen solchen.. Schrecken eingejagt hatten. Dieses Mal schüttelte ich etwas hektischer den Kopf. Ich wollte nicht weiter darüber sprechen, es ging ihn nichts an. Es ging ihn einfach gar nichts an. Todesmutig – wie ich fand – stieß ich mich von der Wand ab und trat – gezwungenermaßen – auf das Sofa und damit auch auf ihn zu, weil ich an ihm vorbei wollte, meine Sachen nehmen und verschwinden. Ich wollte einfach nicht weiter darüber reden, ich wollte nicht, ich konnte irgendwie auch nicht. Die Erinnerung daran ließ mich fast im Dreieck springen, mein Herz rasen, meinen Atem schneller gehen, sie machte mir Angst. So einfach war das. Sie machte mir Angst und darauf konnte ich gut und gerne verzichten. „Ich bin dir nichts schuldig, also...“ Also was? Lass mich vorbei? Vermutlich würde er mich auslachen. Nicht mehr und nicht weniger, deswegen blieb der Satz nun auch unbeendet, einfach.. im Raum stehen eben.

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#143

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in 17.01.2015 09:05
von Jareth Carrington • 473 Beiträge

Es war ihr deutlich anzusehen, das ihr die Situation ganz und gar nicht gefiel. Aber Jareth hatte angefangen ihr die Frage zu stellen und er würde das jetzt auch durchziehen. Erst als sie anfing zu sprechen, merkte der junge Mann, wie weh ihr die Erinnerungen an den Kerl tun mussten. Für einen kurzen Moment tat ihm die Brünette, die vor ihm an die Wand gepresst stand leid. Wer weiß was sie alles hatte durchstehen müssen. Wahrscheinlich war sie gerade mit ihrem Leben davongekommen und jetzt kam er und löcherte sie mit Fragen, obwohl sie wohl lieber einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte. Aber diesen Funken von Mitleid versuchte Jareth schnell wieder ganz tief in sich zu vergraben. Es funktionierte nicht so prima, wie er sich das vorstellte, aber wenigstens konnte er sich wieder auf die aktuelle Situation konzentrieren. Als sie fertig war mit sprechen nickte er nur stumm. Groß, dunkle kurze Haare und er hieß Zasha. Na gut, sehr viel schlauer als davor war Jareth nicht unbedingt. Aber bevor er sie darauf ansprechen konnte, löste sich das Mädchen auch schon von ihrer schützenden Wand und trat auf ihn zu. Kurz zog er fragend eine Augenbraue hoch, ehe sie auch schon begann zu reden. Was sollte das denn werden. Dachte sie, er würde sie damit einfach in Ruhe lassen? Naja, vielleicht hatte sie Recht. Für einen Moment wusste er nicht genau was er nun unternehmen sollte. Einfach weiter versuchen ihr irgendetwas aus der Nase zu ziehen? Oder sollte er einfach das Haus durchsuchen und die junge Frau in Ruhe lassen? Nichts davon schien ihm im Moment passend zu sein. „Du bist mir sehr wohl etwas schuldig.“ meinte Jareth schließlich mit ruhiger Stimme. „Ich hab dir dein Leben gelassen und deinen Rucksack kannst du auch behalten. Also, was hab ich dir getan? Nichts oder? Und dafür bist du mir wohl einiges schuldig.“ fügte er noch hinzu. Sie sollte hier keine Unwahrheiten verbreiten. Das konnte der junge Mann nicht haben. „Weißt du, ich hab dir ein Versprechen gegeben. Du behälst dein ganzes Zeug und erzählst mir dafür wie der Typ aussah. Und denkst du ich wäre jetzt schlauer als davor? Nein, das bin ich ganz und gar nicht. Von zufrieden kann man auch nicht reden...“ er brach kurz ab um ein paar mal tief durchzuatmen, da ihn langsam die Wut packte. Warum war das alles so kompliziert? Er wollte eigentlich nicht aufgeben, aber er hatte auch keine große Lust das Mädchen weiterhin damit zu quälen. Das erschien ihm nicht richtig. Kurz biss er sich auf seine Unterlippe, ehe er in einem wieder ruhigeren Ton weitersprach. „Ich weiß nicht was der Kerl dir getan hat oder wie schlimm das alles für dich war, aber es scheint dich mitgenommen zu haben. Und ehrlichgesagt bin ich nicht scharf drauf dich noch weiter auszuquetschen. Ich hab heute noch was andres vor und dich hier stundenlang zu befragen gehört definitiv nicht dazu.“ Er wusste nicht genau warum er ihr das jetzt erzählte. Aber vielleicht wollte er einfach seine Entscheidung rechtfertigen, als er zur Seite trat und ihr Platz machte. Platz genug, damit sie zu ihrem Rucksack gelangen konnte und sich verziehen konnte. Danach würde er sich wohl dem Haus widmen. Mit verschränkten Armen lehnte der junge Mann sich schließlich an die staubige Wand hinter ihm, während sein Blick weiterhin auf der jungen Frau ruhte. Ein gewisser Funke von Neugier blitzte in seinen Augen auf. Er hatte ehrlichgesagt schon lange nicht mehr mit einem Menschen außer seiner Schwester geredet und allgemein hatte er doch wenig Erfahrung mit Fremden. Die meisten denen man begegnete wollten einen sowieso umbringen um sich die Vorräte zu erbeuten. Aber die Brünette schien nicht unbedingt darauf aus zu sein. Also wartete Jareth ab, ob sie nun ihren Rucksack schnappte und verschwand oder ob sie sich umentschied. Wobei er nicht genau wusste warum sie sich groß umentscheiden sollte oder bessergesagt was denn ihre andere Entscheidung sein sollte. Sich doch ihm zu stellen? Wer wusste das schon. Noch konnte sie ja einfach die Verletzte spielen. Wobei er bezweifelte das ihre Angst vorhin gespielt war. Dazu wirkte diese einfach zu echt. „Pass auf dich auf.“ sagte der junge Mann schließlich mit einem Lächeln auf den Lippen. 'Die Welt da draußen ist gefärlich', ja, das wären wohl die richtigen Worte gewesen um eindeutig zu beweisen, dass Jareth langsam um seinen Verstand verzweifelte. Wenn sein Mund schon schneller war als seine Gedanken, dann hieß das eindeutig nichts gutes. Aber er hatte sich einfach dazu verpflichtet gefühlt etwas zu sagen. Das ganze 'Gespräch' etwas abzurunden. Wer weiß ob man sich nochmal leben wieder sah. Wer wusste schon wieviel Zeit ihm noch blieb. Aber daran wollte der junge Mann jetzt nicht denken. Nicht in diesem Moment und am besten auch die ganze Zeit danach nicht.

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#144

RE: START

in 17.01.2015 09:32
von Pandora Delilah Peacock • 1.164 Beiträge


Wieso, wieso um Himmels willen dachte jeder, dass er mich umbringen hätte können, umbringen konnte, mit meinem Leben spielen konnte wie es ihnen denn nach Lust und Laune beliebte? Wieso war ich ihm etwas schuldig, nur weil er mir mein Leben gelassen hatte? Was zur Hölle war hier los? Leben hier, Leben da. Jeder schien sich zu fühlen wie Gott, wenn er mir begegnete. Natürlich hätte er mich einfach abstechen können, wieso auch nicht? Er kannte mich nicht, wer war ich schon? Irgendein kleines, unscheinbares, lächerliches Ding auf dieser.. beschissenen Welt hier, weder ihn, noch den Kailasa, noch sonst wen hätte es auch nur im Geringsten gejuckt, wenn er mich einfach abgestochen hätte. Lediglich ich hätte davon Schaden getragen, Schaden den ich nicht mehr hätte mit bekommen, weil ich tot gewesen wäre. Ich glaubte nicht an ein Leben danach, aber irgendetwas musste da andererseits auch wieder sein. Aber wieso schien sich jeder dazu verpflichtet zu fühlen mir mein Leben gegebenenfalls nehmen zu wollen? Hatte ich irgendein Schild um meinen Hals hängen oder etwas auf meine Stirn geschrieben? – Bitte, bringt mich um und lasst euch an mir aus. Nein, echt nicht. Ich schnaubte leise. Ja, ich war vielleicht mitgenommen und von gestern noch ziemlich angeschlagen und ja, er hatte mich vorhin und auch jetzt noch ziemlich verschreckt und mir Angst eingejagt, aber das Temperament das in mir schlummerte war trotz allem noch vorhanden, genau wie es gestern auch noch vorhanden gewesen war, als ich den Kailasa provoziert hatte, wo er mir doch schon demonstriert hatte welche Kraft er besaß. Ich hatte es nicht lassen können, aber vielleicht lebte ich aus genau diesem Grund noch? Vielleicht allerdings war ich auch nur aus diesem Grund bis zur Bewusstlosigkeit getrieben worden. Ich konnte es wirklich nicht sagen in dem Moment. Woher auch? Das wusste wohl nur der Kailasa selbst, der mich scheinbar am Leben gelassen hatte, vielleicht auch einfach unbewusst, aus Versehen. Ich war schon immer eine Kämpferin gewesen, sonst hätte ich die letzten drei Jahre wohl kaum überstanden, wäre schon längst tot. „Und was habe ich dir getan? – Ebenfalls nichts, was bin ich dir also schuldig, wenn niemand niemandem etwas getan hat?“, entgegnete ich auf seine ersten Worte hin, dass ich ihm sehr wohl etwas schuldig war, eben weil er mir nichts getan hatte. Keine Frage, ich war dankbar darüber und froh, aber irgendwo nervten sie mich auch einfach. Seine Worte. Natürlich war ich dankbar, dass er mich nicht hinterlistig erstochen hatte, natürlich war ich dankbar, dass er mir meinen Rucksack lassen wollte, aber normalerweise – klar, nicht mehr heute, das sah ich ja ein – war es doch selbstverständlich, dass man jemandem ließ was er besaß. Ich tat es nicht anders, wenn ich denn die Möglichkeit hatte, auch wenn ich sicherlich wie jeder andere auch mit den Gedanken spielte einfach zu nehmen was ich brauchte und wenn wir die Häuser durchsuchten und plünderten taten wie im Endeffekt genau dasselbe.. Es war ein Zwiespalt in sich. Er wirkte sauer darüber, dass ich ihm nicht das gab was er haben wollte. Zumindest nicht genauer. Noch immer fragte ich mich, was es ihn interessierte, wie der Kailasa aussah der mich angegriffen hatte, wenn er ihm gegenüberstand und ihn identifizieren konnte war es doch ohnehin schon zu spät. Nach seinen nächsten Worten machte er mir Platz, sodass ich ohne Probleme an ihm vorbei konnte um meine Sachen zu nehmen und zu verschwinden. Etwas, das ich tun wollte, wiederum allerdings aber doch wieder nicht. Zu aller erst trat ich nun aber mal an ihm vorbei, griff allerdings noch nicht nach dem Rucksack der nun knapp vor meinen Füßen auf dem Boden und an das Sofa gelehnt stand. Ich konnte seinen aufmerksamen Blick in meinem Rücken spüren, hatte das Bedürfnis mich nochmal umzudrehen.. ich zwang mich dazu dies nicht zu tun, bis zu einem gewissen Punkt. Bis zu seinem ‚Pass auf dich auf‘ das mich in gewisser Weise nicht nur verwunderte, sondern regelrecht verunsicherte. Hatte in den letzten Drei Jahren jemals jemand etwas so.. freundliches zu mir gesagt, das scheinbar aufrichtig und ehrlich gemeint war? So klang es in meinen Ohren zumindest. Und obwohl ich mir geschworen hatte nie mehr so einfach nachzugeben und naiv zu sein wie ich es gestern gewesen war, kam es mir tatsächlich in den Sinn, dass er es tatsächlich gar nicht so böse meinte.. „Groß, sicherlich 1,90 – in etwa. Er hatte dunkle, kurze Haare, trug einen Bart. Seine Augen waren auffällig grün, ziemlich selten. Und er ist ein wahnsinnig guter Lügner.“ Das war er, sie hatte ihm geglaubt, wäre sonst wohl kaum mit ihm die Straße entlang gelaufen in dem Wissen, dass sie ihn belog. Und hätte sie gewusst wer oder was er war, wäre sie schon zwei Mal nicht neben ihm hergelaufen. Neben jemandem, der ihren Bruder ermordet hatte. Nicht er, aber jemand seiner Rasse und wie sich gezeigt hatte waren sie doch allesamt gleich, oder nicht? Doch so war es. „Wieso willst du das wissen? Wenn du ihm begegnest wird es so oder so schon.. zu spät sein.“, mit fragendem Ausdruck in meinen blauen Augen drehte ich mich wieder zu dem jungen Mann um, hatte allerdings während meiner Beschreibung – die mir nebenbei erwähnt wirklich schwer gefallen war, weil sofort wieder diese spottenden Augen vor mir auftauchten – meinen Rucksack vom Boden gefischt und über meine linke Schulter gehängt. Ich wollte wirklich nicht wieder alleine sein und doch wollte ich auch hier weg, weil ich weder wusste noch einschätzen konnte ob ich ihm denn wirklich nur ein Fünkchen Vertrauen entgegen bringen könnte und überhaupt wollte. Und doch war ich es gleichermaßen Leid Tag um Tag alleine und ohne jegliches Ziel durch die Gegend zu laufen und mich mit mir selbst zu unterhalten wenn es zu langweilig wurde. Erst recht jetzt, wo ich doch tatsächlich hinter jeder Ecke und bei jedem Schatten irgendein grauenvolles Monster erblickte das mein Herz rasen ließ..

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#145

RE: START

in 17.01.2015 10:04
von Jareth Carrington • 473 Beiträge

Die plötzliche Schlagfertigkeit der jungen Frau überraschte Jareth. In einem Moment wirkte sie noch so verletzlich und dann plötzlich schien sie zumindest einen Teil ihres Selbstbewusstsein zurückzuerlangen. Natürlich hatte sie ihm nichts getan. Aber was hätte sie ihm auch tun können? Ihre Handgelenke waren umwickelt und die blauen Flecken auf ihrem Hals wiesen darauf hin, dass bestimmt noch andere Stellen ihres Körpers verletzt waren. Glaubte sie wirklich das sie somit gegen ihn ankam? Er bezweifelte das. Und wenn er unrecht hatte, dann wäre er wohl bis an sein Lebensende frustriert. Geschlagen von einer Frau. Noch dazu von einer scheinbar schwer verletzten. Mehr Demütigung gab es für ihn wohl nicht. Aber die Brünette zog weder ein Messer aus ihrer Tasche, noch blickte sie ihm angriffslustig entgegen. Sie schien sich rein auf ihre Worte zu verlassen. Aber Jareth war trotzdem der Meinung, dass es nicht selbstverständlich war, dass er das Mädchen am Leben gelassen hatte. Und irgendwie erwartete er zumindest ein wenig Dankbarkeit dafür. Was half es schon keine Leute umzubringen, wenn diese einen so oder so verabscheuten? Er mochte es nicht gehasst zu werden und doch fielen ihm eine Menge Leute ein, die ihn wohl am liebsten umgebracht hätten, wenn sie ihn finden würden. Irgendwann würde Jareth es noch bereuen, zu selten Gebrauch von seinem Messer zu machen. Oder besser gesagt in dem Sinne ein Leben mit seinem Messer zu beenden. Aber er wollte kein Mörder sein. Selbst in dieser Zeit oder gerade in dieser Zeit kam ihm das einfach nicht richtig vor. Irgendwann musste sich doch die Welt noch zum Guten wenden. Auch wenn die Chance darauf wohl unendlich klein war und er es sowieso nicht mehr miterleben würde. Nachdenklich verschränkte er schließlich wieder die Arme vor der Brust. Er würde dem Mädchen wohl keine Antwort auf ihre Worte geben. Aus dem einfach Grund, dass er nicht wusste was er dazu sagen sollte. Er könnte jetzt das wiederholen, was er vorhin gesagt hatte, aber der junge Mann hatte das Gefühl, dass diese Diskussion einfach keinen Sinn ergeben würde. Jeder würde eben auf seinem Standpunkt beruhen und niemand würde nachgeben. Also sollte er darauf verzichten weiterhin kostbare Zeit damit zu vergeuden. Etwas irritiert hob er die Augenbraue, als er sah, wie das Mädchen nicht zu ihrem Rucksack griff und nicht sofort verschwand. So wie er sie eingeschätzt hatte, wäre sie sofort abgehauen. Aber irgendetwas schien sie wohl doch noch hier zu halten. Was genau war dem jungen Mann ein Rätsel. Als sie sich dann bei seinen 'Abschiedsworten' nochmal zu ihm umdrehte, wollte er gerade dazu ansetzen sie zu fragen warum sie nicht verschwand, aber da begann das Mädchen auch schon zu reden. Etwas verblüfft hörte er ihr zu und brachte am Ende ihres Vortrages ein „Danke“ heraus. Er war verwirrt. Mehr als das. Er würde wohl immer seine Probleme damit haben, die Gedankenvorgänge einer Frau zu verstehen. Auf irgendeine Weise überraschten sie einen doch immer wieder mit Verhaltensweisen, die man nicht vorhersehen konnte. Aber wenigstens wusste er jetzt wie dieser Kerl aussah. Stellte sich nurnoch die Frage was ihm das brachte und genau das schien für die Brünette auch fragwürdig zu sein. Natürlich hatte sie recht, er würde dem Kerl wahrscheinlich schon zu nahe sein, wenn er sein Aussehen auf ihre Beschreibung überprüfen konnte. Aber trotzdem fühlte er sich wenigstens ein bisschen sicherer, er wusste zumindest wie der Feind aussah. Oder besser gesagt wie einer der Feinde aussah, die sich hier wahrscheinlich nur tummelten. Einen kurzen Moment dachte er an seine kleine Schwester, die er in einem kleinen Haus zurückgelassen hatte. Mit der Zuversicht das sie auch dort bleiben würde und ihr niemand zu nahe kam. Aber wer würde sich schon großartig für das Kind interessieren? Sie war zu jung als das man denken könnte, sie wäre eine große Gefahr. Und vielleicht würde noch eine gewisse Menschlichkeit bei den anderen dafür sorgen wenigstens ein unschuldiges Kind nicht kaltblütig zu erstechen. Wo sie doch ohnehin kaum Proviant dabei hatten. Deswegen waren sie ja auch hier. Um neuen zu suchen. Oder sich zu holen. Wie auch immer. „Ich fühl mich einfach besser wenn ich weiß wer mein Feind ist.“ gab Jareth schließlich schulterzuckend zur Antwort. Sehr geistreich schienen ihm seine Worte nicht zu sein, aber besseres fiel ihm im Moment nicht ein. „Und warum bist du dann noch hier, wenn du ihm doch scheinbar begegnet bist?“ fragte er das Mädchen schließlich nach kurzer Pause. Es interessierte ihn wirklich. Warum wurde sie verschont? War an ihr etwas besonderes? War sie doch kein gewöhnlicher Mensch? Allerdings konnte sie kein Achak sein, dazu fehlte ihr das passende Aussehen. Und wäre sie eine Wachiwi, hätte sie den jungen Mann doch schon längst um den Finger gewickelt und wäre wohl grad dabei ihm sein Blut auszusaugen. Aber stattdessen stand sie ihm gegenüber. Den Rucksack über ihre Schulter gehängt. Er bezweifelte das sie ein anderes Wesen war und genau das machte die Tatsache noch unglaubwürdiger, dass sie hier stand. Eine Überlebende, die scheinbar einem Kailasa entkommen war. Vielleicht hatte sie eine Waffe gegen diese Wesen. Gab es sowas? Ein kleiner Hoffnungsfunken schimmerte in ihm auf. Das Mädchen konnte ihm vielleicht doch noch von Nutzen sein. Abgesehen von der Tatsache, dass sie wohl nicht so scharf drauf war nützlich für ihn zu sein. Er würde wohl erstmal ihre Antwort abwarten, bevor er entschied was zu machen war.

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#146

RE: START

in 17.01.2015 10:34
von Pandora Delilah Peacock • 1.164 Beiträge

Danke. Ein einfaches, kurzes Wort, welches ebenfalls schon längere Zeit nicht mehr an mein Ohr gedrungen war. Von wem denn auch? Wenn ich jemandem begegnet war, hatte ich geschaut, dass ich schnell wieder davon kam, oder aber Derjenige hatte eben dies geschaut. Es war schwer heute jemandem zu vertrauen, die Meisten zählten nur noch auf sich selbst, was im Endeffekt auch das sicherste war. Aber es war einsam und Einsamkeit war grausam. Auf Dauer gesehen einfach nur wahnsinnig belastend, wenn man mich fragte zumindest. Dennoch war es wohl niemandem zu verübeln, dass man eben genau dieses Vertrauen niemandem entgegen bringen wollte, ich hatte gestern immerhin am eigenen Leib erfahren, wie sehr das nach hinten losgehen konnte. Der Fehler würde mir so schnell hoffentlich nicht mehr unterlaufen und wenn doch, dann.. dann hatte ich wohl nichts anderes verdient als zu sterben. Zweimal dieselbe Dummheit zu begehen war nicht nur dumm, nein.. das war schlicht weg eine Schuld die man voraussehen konnte und die verhindert hätte werden können. So sah ich das zumindest. Eben genau aus diesem Grund zierte ich mich hier doch auch so ihm irgendetwas zu erzählen, auch wenn ich mittlerweile zumindest ein klein wenig meines alten, normalerweise reichlich vorhandenen, Selbstbewusstseins wieder gefunden hatte. Er fühlte sich also besser wenn er wüsste, wie der Feind aussah? Was brachte ihm das aber, wenn er ihn doch erst würde erkennen können wenn es bereits zu spät war? Aber nun gut, jedem das seine, ich selbst hatte wohl auch komische Angewohnheiten, musste vielleicht jetzt gerade schon ziemlich komisch auf ihn wirken. Wieso auch nicht? Ehrlich gesagt benahm ich mich auch komisch. Erst weigerte ich mich den Mund aufzumachen, dann bot er mir sogar die Möglichkeit zu gehen, die ich nicht ergriff und jetzt hatte ich ihm sogar doch noch die Antwort gegeben die er hatte hören wollen, dabei war sie auch nicht viel umfangweicher gewesen. Aber nun gut, er schien damit zufrieden zu sein. Weitestgehend zumindest. Seine nächste Frage hatte ich mir selbst irgendwo auch schon gestellt.. aber eigentlich gab es dafür eine ganz plausible Antwort. Ich war gestern hier aufgewacht, hatte keine Ahnung wie ich hier her gekommen war, war von einer Fremden begrüßt worden und hatte mich unsagbar schwach gefühlt, sodass ich ziemlich bald auf dem Sofa eingeschlafen war und erst er mich wieder geweckt hatte. Natürlich war die Angst da, dass er wieder kam, das war sie tatsächlich, andererseits aber hätte ich gestern kaum die Kraft gehabt mich aus dem Haus zu begeben und mir eine andere Bleibe zu suchen. Es war schon dunkel gewesen, wer wusste was oder wer sich dort draußen alles herum trieb? Ich mit Sicherheit nicht und ich wollte es auch nicht herausfinden, wenn ich ehrlich war. „Ich weiß nicht..“, gestand ich mehr oder weniger, zuckte kurz mit den schmalen Schultern. „Ich meine.. ich bin hier aufgewacht, keine Ahnung.. wie ich her gekommen bin.“, teilte ich ihm meine ehrliche Antwort mit. Ja, eine ehrliche Antwort. Ich wusste es nicht, wieso sollte ich mir auch etwas aus den Rippen leiern? „Es war schon dunkel, als ich.. aufgewacht bin und.. ich war müde.“, war ich gewesen. Ja, das war ich wirklich gewesen. Außerdem war eben besagte, junge Frau, Samira, da gewesen, die mir die Tücher und das kühle Nass gebracht hatte, um meine Wunden etwas zu versorgen. Sogar etwas zu Essen hatte sie mir zubereitet, was ich allerdings verschmäht hatte. Ich war einfach nicht hungrig gewesen, bei dem Gedanken alleine war mir schon übel geworden... auch wenn es vermutlich alles andere als freundlich von mir gewesen war, aber nun gut. Konnte ich jetzt auch nicht wieder ändern und es war wohl besser, wie wenn ich der hilfsbereiten jungen Frau – die ziemlich schnell verschwunden war – auf die Füße gekotzt hätte. Mal ganz plump ausgedrückt. Zumal es auch noch Fleisch gewesen war und ich mich seit etlichen Jahren vehement weigerte auch nur einen Fetzen Fleisch zu mir zu nehmen, weswegen mein Bruder teilweise wirklich mit mir durchgedreht war. Dabei war es doch viel einfacher Beeren o.Ä. zu finden wie ein Tier zu erlegen. Gut, kam natürlich auf die Zeit an, das Wetter und die Örtlichkeiten, aber irgendwas fand man doch Meistens.. letztlich hatte er sich auch damit arrangiert, ich war ihm ja nicht auf die Nerven gegangen, dass er es mir gleich tun sollte. „Und dann hast du mich geweckt.“, beendete ich meine kurze Zusammenfassung wieso ich denn noch hier war. Ich hatte mich ja nur hinlegen, ein wenig dösen wollen, aber ich war eben doch ziemlich erschöpft eingeschlafen und er hatte mich dann aus dem erholsamen Schlaf gerissen. Mittlerweile war wieder ein wenig Energie da, sicherlich nicht genug und noch immer schmerzten meine Lungen unangenehm bei jedem Atemzug, die Haut meines Halses und auch meiner Handgelenke brannte ein wenig, aber das würde vergehen, da war ich mir sicher. Da wollte ich mir sicher sein. Ja, er hatte mich geweckt, ein Messer in der Hand und ein feinseliger Blick im Gesicht.. das hatte sich mittlerweile aber schon längst gelegt, seine Züge hatten sich etwas geglättet und das Messer war schon längst in seinen Taschen verschwunden. Ich selbst besaß auch ein Messer.. allerdings nur ein kleines, ein Taschenmesser, irgendwo in den Tiefen meines Rucksacks vergraben, weil ich es ohnehin vermutlich nicht über mich bringen würde es gegen jemanden einzusetzen. Was das betraf war ich wirklich.. Schlimm. Wobei ich wohl damit einer der wenigsten Menschen oder überhaupt Lebewesen auf dieser Welt war, der diese.. Hemmungen besaß. Klar würde ich mich verteidigen, aber da kam man nicht schnell genug an das Messer, ich hasste es, es nahe am Körper zu tragen, eben darum lag es im Rucksack.. im Notfall griff ich mir eben einen Ast, was auch immer.. oder eben nichts, weil ich so wie gestern überrascht werden würde.. je nachdem. War vielleicht Dumm, aber.. irgendwie hatte ich eben diese Hemmungen und die ließen sich nicht eben einfach mal so beseitigen.

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#147

RE: START

in 17.01.2015 11:45
von Renesmee Lucy Delevingne • 603 Beiträge

Ein Stamm.. wie es da wohl ist? Wahrscheinlich war wie ein Stamm so was wie eine Familie. Man lebte zusammen, kümmerte sich um die anderen, war füreinander da, wenn es mal brenzlig wurde oder es einem schlecht ging. Eben all das, was in einer Familie üblich war. Die Gesellschaft war da natürlich auch ein wichtiger Aspekt. Man war nie allein. Wie es mir wohl in einem Stamm ergehen würde? Wahrscheinlich würde ich anfangs gar nicht damit klarkommen, mich so sehr an den anderen zu orientieren oder mich ständig um die anderen sorgen zu müssen. Oh ja, wenn ich eine Person hätte, die mir sehr viel bedeutet, würde ich regelrecht immer, zu jeder Zeit Angst davor haben, dass ihr irgendetwas passiert, dass es ihr schlecht geht, und und und.. Mit meiner zu fürsorglichen Art würde ich wahrscheinlich nur allen auf die Nerven gehen. Aber nun ja, so war es ja alles nicht. Ich lebte allein, seit ca. zwei Jahren, zog jetzt überall umher, wie ich es früher mit Mom gemacht hatte. Die Erinnerungen und das Umherziehen waren wohl die einzigen Dinge, die mir von ihr geblieben waren. Und eine Kette, die einmal ihr gehörte, welche ich Tag und Nacht trage, versteckt unter meinem Oberteil. Eine Art Glücksbringer war sie für mich.
Bei seiner Antwort nickte ich. ''Klingt logisch.'' Wenn man getrennt jagen ging, war die Chance vielleicht wirklich höher, mehr zu finden, da man ja zwei verschiedene Richtungen aufsuchte. Und wenn der eine nichts gefunden hatte, entdeckte vielleicht die andere Person etwas. ''Sag mal..'', setzte ich, während ich Elija in seine interessanten Augen schaute, ''Wie ernährt ihr die anderen, wenn ich selbst die Seelen zu euch genommen habt?'' Die Frage klang wohlmöglich komisch, aber es war mir wirklich suspekt. Kleine Kinder oder schwache Leute, die wahrscheinlich in dem Stamm lebten, konnten ja wohl kaum alleine auf Jagd gehen. Die Chance sich etwas selbst zu holen, war bestimmt gering. Wie also konnten sie die anderen von den Seelen nähren, wenn sie schon nicht mehr da waren? Oder können sie sich auch von anderen Sachen außer Seelen nähren? Bei uns Wachi war das ja so. Normales Menschenessen, wie ich es nannte, sättigte uns ein wenig, aber nach maximal einer Woche brauchte man eben Blut. Dann wurde man von etwas Normalem nicht mehr satt, egal wie viel man aß. Dann fiel mir noch etwas ein und ich hoffte, ich überhäufte ihn nicht zu sehr mit meinen Fragen. Wenn er sie nicht beantworten wollen würde, müsse ich das wohl akzeptieren. ''Was genau hast du da vorhin mit dem Lavendel gemacht? Und wieso der Schnitt in den Finger?'' Mein Blick huchte kurz zu seiner noch blutverschmierten Hand. Er hatte noch irgendetwas gesagt, was ich jedoch nicht verstanden hab. Erstens, weil es ziemlich leise war, kaum mehr als ein Flüstern, und zweitens, weil es irgendwie nach einer anderen Sprache geklungen hatte.

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#148

RE: START

in 17.01.2015 12:01
von Elija Amar • 299 Beiträge

Ihre Frage war meiner Meinung nach berechtigt, aber recht einfach zu beantworten. Die Seele, die ich eben aufgenommen hatte, brachte dem Rest meines Stammes natürlich nichts mehr, weil sie ein Teil von mir geworden war. „Naja, man muss einen Menschen ja nicht direkt töten, wenn man ihn sieht. Wir …“, ich überlegte, wie ich es am besten ausdrückte, „machen die Menschen wehrlos und bringen sie dann in den Stamm. An einer Seele können wir uns auch mit mehreren nähren, auch wenn es dann weniger bringt.. aber es muss dafür noch Leben in dem Menschen stecken.“ Ich hoffte, dass das halbwegs verständlich war, wie ich es erklärte. Und ich hoffte ein wenig, dass sie nicht nachbohrte – sonst müsste ich wohl mehr ins Detail gehen und die brutalen Aspekte so einer ‚Gefangennahme’ ließ ich lieber außen vor. War ja eben scheinbar auch nicht allzu schön anzusehen gewesen, da sie erstmal kein Wort rausbekommen hatte.
Bei der nächsten Frage hielt ich kurz inne. In meinem Stamm war es praktisch, dass die meisten schon erblindet waren. Kaum einer bekam etwas von dieser Geste mit und das war meiner Meinung nach auch ganz gut so. Ich mochte die Fragen dazu nicht sonderlich, aber ich hielt es jetzt auch nicht zwingend geheim und da sie schon fragte, würde ich ihr auch antworten. Es fiel mir nur etwas schwer das überhaupt zu erklären. „Ähm.. Lavendel ist bekannt dafür, dass er beruhigend und heilend auf einen Menschen wirkt. Deshalb wird er in unserem Stamm oft verwendet, wenn jemand krank oder verletzt ist.. und… ich finde, dass ich nicht das Recht besitze darüber entscheiden zu können, wer leben darf und wer stirbt. Ich weiß, dass ich mich nähren muss und ich die Menschen nicht am Leben lassen kann, aber … das ist etwas schwer zu erklären. Ich finde einfach irgendwie, dass ich ihnen etwas schuldig bin, wenn ich so viel von ihnen nehme, dass ich ihnen mit dem Lavendel und etwas Blut von mir immerhin irgendwie etwas zurück geben muss.. klingt das irgendwo sinnvoll?“ Ich wusste nicht so recht, ob das nicht total banal klang, was ich soeben gesagt hatte und lächelte deshalb ein wenig verlegen. Es war schließlich doch nicht ganz normal so etwas zu tun und ich wusste nicht, wie die Wachi darauf reagieren würde. Würde sie mich auslachen? Oder vielleicht sah sie es auch so? Wieso hatte sie dann aber bisher noch nichts getan? Lavendel wuchs zwar nicht überall, aber so ein Zweig hielt sich ja lange, wenn er getrocknet war.. oder auch andere Kräuter. War ja relativ egal, was man nahm. Lavendel hatte ich vor allem deshalb ausgewählt, weil meine Mutter es immer geliebt hatte, vor allem den Duft. Sie hatte mir immer von der strahlenden Farbe des Lavendels erzählt, obwohl sie wie ich auch seit ihrer Geburt blind war. Aber in ihrer Vorstellung war das Bild des Lavendels so klar, dass sie es mir gegenüber tatsächlich real wirken ließ. Als hätte sie mitten in den strahlenden Lavendelfeldern gestanden und das Violett auf sich wirken lassen.

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#149

RE: START

in 17.01.2015 12:24
von Renesmee Lucy Delevingne • 603 Beiträge

Naja gut, es war logisch, dass die Achak sich nicht von einem schon längst Verstorbenen nähren konnten und die Leute deswegen erst zum Stamm bringen mussten. Wenn man starb, entwich die Seele ja nach kurzer Zeit und dann würde sie anderen Achak auch nichts mehr bringen. Wahrscheinlich verlief diese Art Betäubung nicht so harmlos, wie er erzählte. Nach seiner Erklärung nach verstand man es so, dass sie der Person einmal auf den Kopf schlugen und sie irgendwie für längere Zeit bewusstlos waren. Aber ich hatte selbst beobachtet, wie er diesen Mann, der letzendlich uns beiden zum Opfer gefallen war, 'erledigt' hatte. Wahrscheinlich wusste Elija nicht, was das für ein grauenvoller Anblick war. Wie konnte er auch? Wenn er tatsächlich blind war, konnte er es unmöglich sehen. Naja gut, vielleicht bin ich auch die einzige die diese Tötung als grauenvoll ansieht. Ich bin es nicht gewohnt einem Achak zuzusehen, wie er jagt. Für sie ist es so üblich, während für mich meine eigene Jagdtechnik üblich ist. Bei mir geht es jedoch wesentlich schneller vorran. Verführen, ein sauberer Schnitt, aussaugen. Mehr was es eigentlich nicht, weil ich mir auch nicht die Mühe machte, mein Opfer extra schlimm zuzurichten. Das war für mich so eine Art Respekt, wie es für ihn Respekt war, dem Opfer mit diesem Brauch zu danken. Für mich scheint ein schneller, schmerzloser Tod am besten und weniger schlimm. Die Kaisa zum Beispiel bevorzugten aber auch möglichst viel Qual. Ich schüttelte meinen Kopf leicht über diese Tatsache. ''Ja, klingt logisch.'', antwortete ich schließlich nach kurzer Stille. Eigentlich konnte ich ihn sogar ganz gut verstehen, dass er sich ein wenig schuldig fühlte für die vielen Leben, die er genommen hatte. So ging es mir ja auch. Ich wusste, wie schrecklich es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren und eigentlich war ich mir auch ganz sicher, dass es viele von den Leuten, die uns zum Opfer fielen, auch Familie hatten und somit mit dem spurlosen Verschwinden vermisst wurden. Der Gedanke an kleine Kinder, die sonst niemanden hätten und deswegen sogar starben, ließ es mir noch schwerer fallen. Aber was sollten wir machen? Wir konnten nicht aufhören uns zu nähren, um andere Menschenleben zu schützen, denn somit würden wir uns selbst ja ins Verderben reißen.
Ich war dank dem Achak sogar etwas schlauer geworden, weswegen ich ihm echt danken sollte. Immerhin weiß ich jetzt, wozu Lavendel gut ist. Und wenn ich irgendwo einmal zufällig dieses violette Kraut sehe, werde ich wahrscheinlich nicht tatenlos dran vorbeilaufen sondern es pflücken und für alle Notfälle mitnehmen. Auch besaß ich nun mehr Kentnisse über die Achak. Wohlmöglich sogar mehr, als jedes andere Wesen oder jeder andere Mensch. Wer hatte denn schon so die Möglichkeit sich mit einem Achak auszutauschen, wie ich es gerade tat? ''Das nächste Mal, wenn ich Lavendel sehe, werde ich an deinen Brauch denken.'', sagte ich leicht lächelnd. Ja, so würde es bestimmt sein, wenn ich nicht schon so ohne den Gedanken an Lavendel an ihn denken musste.

zuletzt bearbeitet 17.01.2015 12:25 | nach oben springen

#150

RE: START

in 17.01.2015 15:25
von Keya Ophelia Dior • 199 Beiträge

Ich lächelte Zacharas kurz an und nickte ihm zu. Ich schaute zu ihm hoch und merkte, dass wenn ich auf dem Boden saß, er noch größer wirkte. Gut, eigentlich war das auch logisch, weil ich von weiter unten schaute. Ich fragte mich, wie Mikaela das sah. Ob sie sich einfach an die Größe gewöhnt hatte oder ob sie es einfach nicht anders kannte. Ich stand ebenfalls auf und schaute aus einem der schmierigen Fenster. Es war schon stockdunkel draußen. Wie lange war ich schon hier? Mir lag die Frage auf der Zunge, ob ich über Nacht hierbleiben konnte, aber ich wollte mich nicht aufdrängen, also hielt ich den Mund. Wegen meiner Scheu würde ich die Nacht wohl wieder sitzend an einem Baum gelehnt verbringen und hoffen, dass mir nichts abfror, so kalt, wie es draußen schon wieder war. Jetzt, wo ich drauf achtete, hörte ich den Wind um die Mauern zwischen und sich zwischen den Steinen in das zugige Haus drängen. Ich wand mich wieder vom Fenster ab und lächelte Mikaela an. Mein Mund war immer noch trocken und ein winziger Teil in mir bereute das Friedensangebot zwischen dem Kailasa und mir. Ich schaute zu Zacharas rüber. Entweder ich fand heute Nacht ein Opfer oder spätestens morgen früh, sonst würde ich wirklich ein Problem haben. Ich atmete tief durch um mich auf andere Gedanken zu bringen und leckte mir über die Lippen, damit diese nicht noch rissiger wurden. Ich wusste, dass davon genau das Gegenteil passierte und sie noch rissiger wurden, aber es war ein Reflex.
Ich wand mich schnell wieder Mika zu und sagte" Siehst du, das klappt doch schon super!" Ich grinste sie an und sie grinste zurück, freute sich über das Kompliment. Ich lenkte mich ab, damit ich nicht mehr an meinen Hunger dachte und daran, dass ich irgendwann gehen musste und mir einen Schlafplatz suchen.

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