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Das war definitiv nichts, was Jareth nochmal freiwillig tun würde. In die Haut des Körpers zu ritzen war die eine Sache, aber dann zu versuchen diese irgendwie abzuziehen war doch etwas widerwärtig. Er konnte verstehen warum Pandora sich nicht unbedingt darum gerissen hatte dieses Ritual durchzuführen. Aber einer hatte es wohl machen müssen, denn Jareth war nicht scharf drauf, dass dieser Typ nochmal auferstand. Und bis jetzt sah das Gemetzel das er verrichtete doch recht erfolgreich aus. Zumindest war er gerade dabei das letzte Stückchen Haut von dem Körper zu trennen. Als er das endlich geschafft hatte, legte er den Hautfetzen angeekelt neben die offene Wunde und schloss fürs erste die Augen um dieses Bild aus seinen Kopf zu bekommen. Er hatte schon öfter Tiere ausgenommen, nachdem er diese getötet hatte. Aber das ganze bei einem Menschen zu machen war doch etwas anderes. Wenn dieses Wesen überhaupt als Mensch zählte. War nur die Frage was sie jetzt mit dem Mann anstellen sollten. Einfach liegen lassen? Wer weiß wen der Blutgeruch alles anlocken würde. Allerdings fühlte sich Jareth auch nicht unbedingt stark genug den Muskelprotz von hier wegzuschaffen. Und zum Kannibalismus wollte er auch nicht konvertieren. Mal sehen was Pandora für Ideen hatte. Vielleicht wusste sie ja wie man einen Kailasa aus dem Weg schaffte. Aber erstmal mussten sie wohl die Waffe vernichten, weswegen Jareth sich langsam wieder erhob und sich umdrehte, ohne die Leiche noch einmal anzuschauen. Mit dem blutverschmierten Dolch wankte er zurück in das ehemalige Wohnzimmer, wo er Pandora vorfand, die scheinbar schon alles für den zweiten Akt vorbereitet hatte. Etwas schwerfällig lies er sich neben das Mädchen sinken und überreichte ihr den Dolche. „Meinst du das klappt?“ fragte er sie schließlich. Aber so wie sie ihm vorhin erklärt hatte, wie man einen Kailasa richtig tötete, schien es, als ob sie sich mit sowas auskannte. Also würde er ihr vorerst vertrauen, dass sie den Kerl damit ein für allemal vernichteten. War nur noch die Frage was die beiden danach machen würden. Oder er, je nachdem was Pandora vorhatte. So sicher war er sich bei der Brünetten nicht. „Bist du eigentlich allein unterwegs?“ fragte er die junge Frau schließlich, ohne den Blick von den Flammen abzuwenden, die sich vor ihm um das Holz schlängelten. Er wusste nicht genau warum er sie das fragte, vielleicht um sicherzustellen das es jemanden gab, der sich um ihre Wunden kümmern würde oder auch mit einem gewissen Hoffnungsfunken, dass sie niemanden hatte und hier, bei ihm blieb. Nicht das er die Gesellschaft seiner Schwester nicht schätzte, aber sie war noch ein Kind. Mit ihr hätte er dieses Wesen nie umbringen können. Pandora hingegen war eine erwachsene Frau und sie schien mehr über die ganze Welt hier zu wissen, als Jareth es tat. Hilfreich war dieses Wissen auf jedenfall. Und selbst wenn sie bald wieder von hier verschwand, würde er wohl nicht damit zögern sie davor gründlich auszuquetschen. Immerhin gab es noch zwei andere Arten. Wer weiß ob diese nicht auch auf spezielle Art und Weise getötet werden mussten. Wobei er nicht sicher war ob es die Achaks wirklich gab. So ganz sicher schienen sich die meisten da ja nicht zu sein. Kein Wunder wenn sie noch nie jemand gesehen hatte. Oder bessergesagt danach nicht mehr zurückkam, um es den anderen mitzuteilen. Und wer wusste schon ob er als Mann eine Wachiwi überhaupt töten konnte, wenn diese einem die Sinne raubten. Zuviele Fragen, die Jareth wohl nie beantworten konnte. Und wenn doch, dann wäre das wahrscheinlich in den letzten Sekunden seines Lebens, bevor ihn eines der Wesen schließlich dem Erdboden gleich machte. Keine schöne Vorstellung. Er war wirklich nicht scharf drauf in irgendeiner Form jemand anderem als einem Menschen zu begegnen. Aber soviel Glück würde er wohl kaum haben. Außerdem war er bereits dem Kailasa an diesem Tag begegnet. Das reichte fürs erste. Eigentlich würde er sich am liebsten wieder aufs Sofa legen und einfach schlafen. Aber er traute sich nicht, wollte zuerst wissen ob die ganzen Rituale wirklich halfen um das Monster ein für allemal auszulöschen. Erst dann würde er sich Ruhe gönnen. Also hieß es vorerst die Augen offen zu halten, auch wenn ihm das sichtlich schwer fiel. Gerade die Wärme, die von dem Feuer ausging, war nicht gerade hilfreich bei seinem Plan. Schweigend starrte er weiter in die Flammen, während seine Gedanken zu seinen Wunden zurückkehrten, die sich wieder in sein Bewusstsein vorgekämpft hatten. Den Sinn von Schmerzen würde er wohl nie verstehen.
Knarzend verschlungen die kleinen, roten Flammen das Holz, ließen es knacken, tanzten und wandten sich als würden sie tanzen. Mir hatte Feuer schon immer gefallen, es war wunderschön anzusehen, es war gefährlich und unberechenbar. Nichts dem man zu nahe kommen wollte und etwas, vor dem wohl jeder Angst hatte. In einem gewissen Sinne zumindest; Sowohl die Menschen, als auch die Kailasa, Wachi oder Achak. Das Feuer könnte sie alle niederwalzen, wenn es das wollen würde. Es war einfach faszinierend und beängstigend zugleich. Ich betrachtete die Flammen, ließ mich einen Moment wahrhaftig von ihnen einlullen und regelrecht hypnotisieren, bis ich Schritte hinter mir vernahm. Schlurfende Schritte. Ich schüttelte leicht den Kopf um meinen Blick von den orange-roten Flammen zu lösen und Jareth zuzuwenden der sich neben mich auf den staubigen Boden setzte. Er gab mir den Dolch, wobei ich auf seine Frage hin schwach mit den Schultern zuckte. Ich hoffte es zumindest, ich hatte noch nie einen Kailasa getötet, hatte das nur von unzähligen Erzählungen und Geschichten gehört, jedes Mal zwar etwas anders, aber jedes Mal war das Tattoo entfernt und die Waffe vernichtet worden. „Ich habs noch nie gemacht, aber gehört, dass das das einzige sein soll, das etwas bringt. Ein Versuch ist es wert.“, entgegnete ich also ehrlich, betrachtete den Dolch an dessen Klinge das Blut des Kailasa klebte, weil Jareth damit gerade das Tattoo von seiner Haut heraus geschnitten hatte. Nicht daran denken! Ich wollte nicht daran denken, das war einfach widerwärtig. Seufzend streckte ich den Arm aus um die Waffe in besagtes Feuer zu legen, den Blick nicht davon abzuwenden. Ich wollte sehen, wollte wissen ob es etwas brachte, ob sich etwas veränderte, obwohl es wohl nur logisch war, dass die Flammen die den Dolch sofort umschlossen – sodass ich ihn ganz schnell wieder los ließ, damit ich mich nicht verbrannte – nicht sofort und nach wenigen Sekunden etwas anrichteten. Natürlich nicht, das brauchte vermutlich eine gewisse Zeit. Hoffentlich nicht zu viel Zeit, sodass unser toter Freund da hinten nicht doch wieder zu uns zurück kehrte und uns überraschte, das konnten wir nun wirklich nicht gebrauchen. Erst Jareths erneute Worte rissen mich wieder aus meinen Gedanken, ließen mich den Blick von den Flammen nehmen um den jungen Mann neben mir anzusehen, woraufhin mir auch gleich wieder die aufgeplatzte Haut in seinem Gesicht, das geschwollene Auge und das Blut in seinen Mundwinkeln auffiel. Alles Dinge die wohl behandelt werden sollten.. und ich wollte gar nicht wissen was er sonst noch wo abbekommen hatte. Bauch, Brust, Rücken – wo auch immer eben noch. „Ja, alleine.“, stimmte ich ihm nickend auf seine Frage zu. Und das seit verdammten Drei Jahren, seither hatte ich niemanden mehr gehabt der auf Dauer in meiner Nähe geblieben war, weil ich einfach zu misstrauisch gewesen war, die Familien/Menschen zu misstrauisch gewesen waren, es einfach nicht gepasst hatte oder ich nicht hatte für Ewig auf diesem einen Fleckchen Erde hatte bleiben wollen. Irgendetwas war immer gewesen das mich dazu getrieben hatte wieder fort zu gehen. „Und du, bist du auch alleine oder wartet irgendwo jemand auf dich?“, hier war zumindest niemand, das wäre mir mittlerweile doch schon aufgefallen, oder nicht? Sie hätten schon längst angegriffen, wäre das ihre Absicht gewesen oder er hätte mittlerweile doch glauben müssen, dass ich nicht zu den Bösen hier gehörte.. ganz und gar nicht. Ich konnte zwar ziemlich abweisend und zickig sein, aber ich tat mich wirklich schwer darin anderen Unrecht zu tun – zumindest wenn sie es nicht verdient hatten. Ich zog den Rucksack zu mir ran und kramte die Wasserflasche heraus, die noch etwa zur Hälfte gefüllt war, um sie zwischen uns Beide zu stellen. „Das bringt deinen Kreislauf sicher wieder etwas in Schwung.“, forderte ich ihn indirekt auf sich zu bedienen, griff auch schon nach der Tüte, in welcher sowohl das Brot, als auch nochmal separat der Käse eingewickelt waren. Mein letztes Essen und mein letztes Trinken, ja.. aber im Endeffekt hatte er es momentan sehr viel nötiger als ich. Mein Magen war zwar auch leer, aber teilen konnte man ja wohl, es war zwar nicht mehr wirklich viel, aber besser wie nichts. Und das Wasser... ich würde schon frisches, neues Finden. Ich wusste, dass es im Wald einen Fluss gab, nicht ganz so tief drin.. ich wagte es zwar nicht unbedingt gerne in den Wald hinein, aber manchmal musste man eben, manchmal blieb einem eben nichts anderes übrig. „..das auch.“, mit den Worten hob ich ihm besagte Tüte entgegen in der das Essen eingewickelt war. Und wenn er das jetzt abwimmelte, dann.. dann erzählte ich ihm aber was, ehrlich.
Meine grünen Augen funkelten vor Wut und der Schmerz, der von ihr ausging, gab mir einen Teil meiner Kraft wieder zurück- dennoch fühlte mein Oberkörper sich wegen der Schnitte an, als würde mir jemand immer und immer wieder ein heißes Eisen auf die geschundene Haut legen. Ich schnürte der Achak die Luft ab, allerdings sollte das auch nicht von langer Dauer sein.. Die Achak krallte ihre Finger in meine Hände und bohrten sich schmerzhaft in meine Haut, weshalb ich ihren Hals letztendlich auch wieder losließ, ihre krallenden Finger abschüttelte. Bevor sie mich aber erneut hätte angreifen können, packte ich sie am Arm, zerrte sie auf die Beine und drückte sie mit voller Wucht und mit meinem Körper gegen einen nur wenige Meter neben uns stehenden Baum. Mein Messer setzte ich ihr erneut an den Hals, fuhr mir der scharfen Spitze über die weiche Haut ihres Halses und zog ihren Kopf an ihren weißen Haaren leicht nach oben. Ich drückte ihr das Messer so fest an den Hals, dass an manchen Stellen kleine Risse in ihrer Haut entstanden und ein wenig bluteten. Wie du mir, so ich dir..
Fasziniert sah Jareth zu, wie die Flammen versuchten Herr über den Dolch zu werden. Es würde wohl eine Weile dauern, bis sie diesen verformenten und er zu einer unedfinierbaren Masse wurde. Aber solang der Feind dabei nicht auferstand, war ja alles gut. Auch wenn Pandora sowas noch nie gemacht hatte, vertraute er einfach darauf, dass sie den Erzählungen glauben konnten, von denen das Mädchen sprach. Und sie hatte definitiv recht. Ein Versuch war es wert, was konnte sie schon groß verlieren? Außer einer Waffe, die eigentlich doch recht nützlich aussah. Aber gut, Jareth hatte sein Messer und Pandora... Ja, Pandora hatte ihre Bratpfanne oder was auch immer. Der junge Mann hatte sie noch nicht nach ihrem Waffenrepertoire gefragt und hielt das auch nicht unbedingt für nötig. Jedem das seine. Ihm reichte zumindest sein eines Messer. Mit anderen Waffen konnte er eh nicht umgehen. Aber vielleicht lies sich ja aus dem eingeschmolzenen Metallklumpen irgendwas sinvolles machen. Wobei bei Jareths Geschicklichkeit wohl nichts allzu nützliches dabei rauskommen konnte. Außerdem fehlte den beiden definitiv das Werkzeug, heißes Metall umzuformen. Schade um das verschwendete Metall. Als er ihre Stimme wieder vernahm, wurde er aus seinen Gedanken gerissen und richtete für einen kurzen Augenblick seinen Blick auf ihr Seitenprofil. Er konnte sich gar nicht genau vorstellen wie es war Tag und Nacht alleine durch die Welt zu ziehen. Für ihn wäre das der reinste Horror. Niemanden, den er zulabern konnte und auch niemand, dessen Geschichten er zuhören konnte. Nein, definitiv nichts für ihn. Er wusste allerdings nicht, ob Pandora eine freiwillige Einzelgängerin war oder ob es schlichtweg niemanden mehr gab, bei dem sie sein konnte. Letzteres wäre wohl sehr wahrscheinlich. Die meisten hatten Familie und Freunde verloren und neue Gruppen schloss man ja auch nicht unbedingt mit jedem x-beliebigen. „Meine Schwester wartet auf mich.“ beantwortete er schließlich ihre Frage. Wobei warten wohl nicht das richtige Wort war. Er hatte ihr zwar befohlen brav in dem Versteck zu sitzen, bis er wieder kam. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das kleine Mädchen auf ihn hörte war doch relativ gering. Er hoffte nur wie jeden Tag, dass ihr nichts zustoß. Aber spätestens wenn die Abenddämmerung einsetzte, würde er sowieso zurückkehren müssen und dann würde er das Mädchen hoffentlich in dem Versteck vorfinden. Andernfalls hätte er ein wirklich großes Problem. Nachdenklich betrachtete er wieder die Flammen. Gut das über ihnen ein Dach war oder zumindest zum größten Teil, somit würde hoffentlich niemand den Rauch hier drinnen sehen oder riechen. Auf weitere Gesellschaft konnte er gerne verzichten. Ihm reichte schon die tote Leiche im Flur, deren Bild er wohl nie wieder aus seinem Kopf bekommen würde. Als das Mädchen neben ihm dann schließlich begann Sachen aus ihrem Rucksack zu packen, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. Er starrte sie etwas irritiert an, als sie ihn indirekt aufforderte einen Schluck von ihrer Wasserflasche zu nehmen. Es war wirklich nicht üblich das ein Fremder seinen Proviant mit einem teilte. Und ehrlichgesagt wollte Jareth das ganze nicht annehmen. Er konnte ihr doch nicht ihr Trinken wegnehmen. Und auch nicht ihr essen, dass sie ebenfalls auspackte und ihm anbot. Es schien nicht sonderlich viel zu sein und wer weiß wie gut genährt das Mädchen war. Wahrscheinlich ging es ihr nicht anders als ihm. Trotzdem fiel es dem jungen Mann schwer das Angebot abzulehnen. Er hatte Hunger und seine Kehle brannte vor Trockenheit. Er würde einfach nur einen Schluck nehmen und vielleicht einen Bissen. Mehr nicht, dann würde sie noch genug haben. Also relativ gesehen. Kurz zögernd nahm er schließlich die Wasserflasche und gönnte sich zwei Schlücke. Einer zuviel, aber dafür fühlte er sich wirklich um einiges besser. Kehle und Mund waren wieder befeuchtet und ein bisschen schien das Wasser auch den Schleier vor seinen Augen wegzunehmen. Als er dann die Tüte nahm, in der das Essen eingewickelt war, packte er dieses ersteinmal aus. Schwach lächelnd betrachtete er das Brot und den Käse, ehe er sich von beiden ein Stück abriss. Er hatte schon lang keinen Käse mehr gegessen. Das einzigste von dem er sich ernährte war überwiegend Fleisch und Brot. Aber es tat gut etwas Abwechslung in seine Ernährung mit reinzubringen, weswegen er den Käse auch förmlich in seinem Mund zergehen lies. Ja nicht zu hektisch runterschlucken, das würde den Hunger auch nicht besser machen.
Schwester. Er hatte eine Schwester die auf ihn wartete. Wieso war er alleine hier her gekommen und hatte sie nicht mitgenommen oder wieso war er nicht bei ihr geblieben um sie ständig im Auge zu haben und beschützen zu können? Klar, weil er nicht wusste was ihn hier erwartete, aber was erwartete sie da, wo sie war? Als mein Bruder noch gelebt hatte, hatte er es tunlichst vermieden mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, natürlich war das kaum möglich, aber er hatte mich immer mit sich geschleppt, ich hatte immer mit die Häuser durchsuchen müssen, manchmal ewig lange laufen müssen obwohl mir die Füße geschmerzt hatten.. letzten Endes war ich aber auch froh darüber gewesen, denn alleine hätte ich wohl Angst gehabt. Ja, das hätte ich.. ich war gerade einmal 9 Jahre alt gewesen als meine Eltern gestorben waren, ich konnte mich nicht einmal daran erinnern wie es geschehen war und wollte es auch ehrlich nicht, das hatte mein Bruder erfolgreich erreicht.. er hatte niemals, wirklich niemals, ein Wort darüber verloren und jetzt war ich ihm auch irgendwo dankbar darüber, denn wenn er schon nicht darüber sprechen wollte, dann musste es doch etwas.. grausames gewesen sein, oder nicht? Aber es brachte mir jetzt auch rein gar nichts da weiter drüber nachzudenken. Es war einfach.. unnötig, wenn man so wollte. Es würde mir niemanden von den Dreien wieder zurück bringen. Nicht die verblassten Erinnerungen an meine Eltern, nicht meinen Bruder. Gar nichts und gar niemanden. „Wie alt ist sie?“, fragte ich vorsichtig nach, stellte darauf die Flasche zwischen uns, wobei er etwas zögerte, bevor er doch danach griff um einen Schluck zu trinken. Wie gesagt; sonst hätte ich ihm auch Feuer unterm Hintern gemacht. Er brauchte Flüssigkeit und auch was im Magen, sonst würde er gar nicht wieder zu Kräften kommen oder nur wahnsinnig schleppend.. ich hatte mich gestern zwar auch geweigert, aber jetzt war ich ja in der Position Essen und Trinken anzubieten und nicht angeboten zu bekommen, das war was vollkommen anderes. Für mich zumindest, er war ja immerhin gerade in der Situation in der ich nun mal gestern auch gewesen war. Glücklicherweise hatte ich mich zumindest halbwegs wieder erholt, meine Lungen schmerzten zwar immer noch bei jedem Atemzug und griff man an die wunden Stellen taten auch diese weh, aber ansonsten war alles.. naja, gut soweit eben. Nachdem er sich auch von dem Essen etwas genommen hatte – wenn auch nicht viel, wobei es so oder so recht rar war –, nahm ich es wieder entgegen, betrachtete das, was noch übrig war, um mir selbst ein Stückchen von dem Brot abzureißen und die Tüte zu der Flasche neben – oder zwischen – und auf den Boden zu legen, bevor mein Blick schon wieder zum Feuer und den tänzelnden Flammen glitt. Schon wieder verlor ich mich regelrecht in der Schönheit und meiner Faszination für die roten Flammen, die sich immer noch gierig und unaufhörlich um das Metall schlängelten, dem man langsam aber sicher doch zumindest ansehen konnte, dass es glühte. Es brachte also scheinbar wirklich etwas.. ob der Kailasa das spürte? Ob er ebenso brannte wie seine Waffe? Der Gedanke bereitete mir ein schlechtes Gewissen, das wäre wirklich ein Grauenvoller tot. Überhaupt.. was war mit der Leiche? Sie könnte Andere anlocken mit ihrem verwesenden Geruch, aber so lange konnte ich ohnehin nicht mehr hier bleiben, seine Worte hatten mich dazu veranlasst zu glauben, dass er sobald wie möglich wieder zu seiner Schwester zurück kehren würde und dann war ich doch wieder alleine und konnte mich mit.. naja, mir selbst unterhalten. Es war besser wie nichts, ehrlich gesagt und mittlerweile war ich es doch auch irgendwo gewohnt. Drei Jahre waren eine lange Zeit und man fand sich damit ab.. ob ich überhaupt noch dazu in der Lage war längere Zeit mit anderen Menschen zu verbringen oder ob mir das viel.. komischer und letztlich auch unangenehmer sein würde wie dieses Alleine sein? Ich wusste es nicht, müsste es wohl ausprobieren, da brauchte ich allerdings eine Chance zu. Eine Chance die wohl kaum zu erreichen sein würde. Die meisten waren eben doch auf sich beharrt, was ich verstehen und nachvollziehen konnte, im Endeffekt war ich ja doch auch nicht anders, oder? Nein, nicht wirklich. Hatte ich mich zur Eigenbrödlerin entwickelt? Der Gedanke ließ mich einen Moment das Gesicht verziehen, bevor ich mir den Fetzen Brot den ich abgerissen hatte in den Mund schob.
Jareth widmete sich weiterhin dem Stück Käse, während er gedankenverloren ins Feuer starrte. Ob der Kailasa in einer Gruppe gelebt hatte? Oder waren diese Wesen Einzelgänger? Er hoffte letzteres. Denn ansonsten wusste er nicht ob die anderen nicht versuchen würden Rache zu nehmen. Aber vielleicht schreckte es sie auch ab, wenn sie sahen das es doch funktionierte sie zu töten. Die meisten von denen schienen ziemlich viel Selbstbewusstsein zu haben. Hätte Jareth wohl auch wenn er so groß und stark wäre. Aber Gott wollte eben, dass er nur ein Sohn von normalen Menschen war. Ärgerlich. Andererseits würde das Leben eines Kailasas sowieso nicht zu seinem Charakter passen. Er hielt nicht viel davon andere zu quälen. Entweder gleich töten oder eben in Ruhe lassen. Aber nicht darüber bestimmen wie grausam jemand sterben musste. Nein, das war definitiv nichts für ihn. Als Pandora schließlich nach dem Alter seiner Schwester fragte, verwarf er die Gedanken an die Kailasas und richtete seinen Blick auf sie. „Sie ist 9.“ beantwortete er ihre Frage lächelnd. Er liebte seine Schwester über alles, auch wenn sie indirekt der Grund dafür war, dass seine Mutter verstorben war. Die Geburt hatte sie einfach zu sehr mitgenommen. Aber im Gegensatz zu Zoe hatte er wenigstens das Glück gehabt seine Eltern kennenzulernen. Seine Schwester hatte nie erfahren wie es war Eltern zu haben und er bemitleidete sie dafür. Wobei sie andererseits nichts hatte was sie vermissen konnte. Vielleicht war das sogar besser. Jareth war zumindest froh, das er das kleine Mädchen noch bei sich hatte. Würde ihr etwas passieren, würde er sich das wohl nie verzeihen. Aber meistens konnte sie Gefahren recht gut einschätzen, außerdem war sie verdammt flink. Weswegen es Jareth auch so schwer fiel sie wieder 'einzufangen', wenn sie mal seinem Befehl in dem Versteck abzuwarten nicht gehorchte. Für das Mädchen war das alles nur ein Spiel, sie hatte wahrscheinlich zu wenig Leid erfahren um zu wissen wie grausam diese Welt sein konnte. Und er hoffte, dass sie ihre Kindheit noch lange ausleben konnte. Als er schließlich sein Brot und den Käse aufgegessen hatte, brach er das Schweigen, dass zwischen den Beiden während dem Essen geherrscht hatte. „Du solltest mit deinen Wunden nicht allein da draußen rumrennen.“ bemerkte er schließlich. Zwar sah sie schon nicht mehr so geschwächt wie am Morgen aus, aber trotzdem wusste er nicht, wie gut sie sich wirklich verteidigen konnte. Und wenn sie wer überfiel war die Frage, ob die Wunden ihr zum Verhängnis wurden. Wobei es vielleicht keine allzuschlaue Aussage von ihm war. Als wäre er besser dran und könnte sie beschützen. Sie hätte wahrscheinlich noch mehr Überlebenschancen ohne einen anderen Verletzen als Klotz am Bein zu haben. Trotzdem, sie hatten zu zweit den Kailasa erledigt. Allein hätte das wohl niemand von den Beiden hinbekommen. Ihn reizte der Gedanke, die Brünette zu sich und seiner Schwester mit dazu zu nehmen. Zumindest solange wie sie verwundet war. Danach konnte sie ihre eigenen Wege gehen. Allerdings war ihm auch bewusst das er sie zu nichts zwingen konnte, aber wenn sie ihm klar machte, dass sie lieber alleine blieb, dann würde er das respektieren. Würde aber wohl trotzdem darauf bestehen das sie kurz mit ihm mitkam, damit er ihr ein Teil seines Proviants abgeben konnte. Das was er ihr weggenommen hatte. Sonst würde er sich bis zum Rest seines Lebens verschuldet fühlen und das wollte er ganz und gar nicht. Irgendwie musste man sich ja revanchieren, wenn man schonmal jemanden begegnete, der hilfsbereit war. War ja heutzutage nicht mehr selbstverständlich und wahrscheinlich hatte Jareth ziemlich Glück gehabt genau Pandora hier anzutreffen und nicht irgendwen anders, der ihn womöglich im Hinterhalt erstochen hätte oder was es eben noch so für Möglichkeiten gab. Aber er lebte. Und das war die Hauptsache, Grund genug ihr wenigstens ein bisschen Vertrauen entgegen zu bringen. Auch wenn das wahrscheinlich nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
Neun Jahre. Junge Neun Jahre alt.. In dem Alter hatte ich meine Eltern verloren, das war schrecklich gewesen, aber ich hatte meinen Bruder noch gehabt, so wie sie ihren Bruder hatte und hoffentlich noch lange haben würde. Es war grausam wenn auch noch die letzte Person starb die bei einem war.. ich sprach da wirklich aus Erfahrung und ich war schon 16 Jahre alt gewesen, als mein geliebter Bruder verstorben, ermordet worden war. Ein leichtes Lächeln bildete sich trotz der grausamen Erinnerungen auf meinem Gesicht, sie hatte Jareth und würde ihn hoffentlich noch lange haben.. Das wünschte ich ihr wirklich von ganzem Herzen, so wie ich auch ihm wünschte, dass er sie noch lange, lange Zeit bei sich haben würde, sodass keiner von ihnen alleine sein musste, Beide jemanden hatten dem sie vertrauen und den sie lieben konnten. Ich löste meine Beine aus dem Schneidersitz in dem ich bis dato gesessen war und zog sie an meinen Körper ran um die Arme darum zu legen und das Kinn auf den Knien abzulegen. Das Feuer tat irgendwie gut, denn draußen schien es schon wieder kühler geworden zu sein. Außerdem hatte es eine angenehme, beruhigende Wirkung auf mich was sicherlich auch nötig war. „Ist schön, dass sie dich hat.“, kamen mir eher unüberlegt ein paar Worte über die Lippen, die mich letztlich auch den Kopf kurz zu Jareth drehen ließen, bevor ich den Blick doch recht zügig wieder nach vorne richtete. War bei mir.. recht normal, dass ich sprach was ich dachte – normalerweise hörte mir dabei ja auch niemand zu.. wobei bei dem Satz ja auch nichts Verkehrtes war, oder? Einige Minuten vergingen in denen es leise war, nur das Knistern des Feuers zu hören war und das Pfeifen des Windes der durch die kaputten Fenster, das Dach oder unter den Türen hindurch geblasen wurde. Dann allerdings meldete sich der junge Mann neben mir doch wieder zu Wort. Ich lauschte dem was er sagte, schwieg danach aber noch einige Sekunden weil ich mir seine Worte durch den Kopf gehen ließ. Was sollte das heißen? Bot er mir gerade an vielleicht mit ihm zu seiner Schwester zu gehen, erst einmal nicht.. alleine zu bleiben? Oder war es mehr so eine Feststellung aber keinesfalls ein Angebot? Ich war unsicher und das sah man mir im ersten Moment auch an, ich wusste nicht recht was ich darauf antworten sollte, weil ich nicht wusste wie ich es auffassen sollte, bzw. wie ich diese Worte einordnen sollte. Dieses Mal war ich Diejenige die sich auf der Unterlippe herumkaute, während ich nach einer passenden Antwort suchte, die weder aufdringlich noch abweisend wirkte, sodass mir die Möglichkeiten einfach noch offen standen, falls er etwas.. direkter werden würde, mir etwas direkter mitteilte wie diese Worte denn nun gemeint waren. „Hab ich eine andere Wahl?“, wandte ich mich ihm also schließlich nach kurzer Bedenkzeit zu, versuchte ihn einfach so neutral wie möglich anzusehen, beschloss diesen Worten allerdings doch noch etwas anzuhängen. „Ich kann ja schlecht hier bleiben..“, ein leichtes Lächeln huschte über meine feinen Gesichtszüge, bevor ich den Blick auf meine Hände senkte, mit der linken vorsichtig über das geschundene Handgelenk der rechten Hand strich. Tat nicht weh, fühlte sich nur komisch an. Etwas ungewohnt, weil die Haut so gespannt war, da sie etwas geschwollen waren.. wenn ich Glück hatte war das in zwei, drei Tagen aber schon wieder gänzlich abgeschwollen und die blauen Flecken verzogen sich auch schnell wieder.. naja und meinen Hals hatte ich – glücklicherweise – noch nicht gesehen und wollte ich ehrlich gesagt auch wirklich nicht.
Bei ihren Worten bildete sich ein Lächeln auf den Lippen des jungen Mannes, was aber sofort wieder verschwand als er bemerkte, dass seine Lippen das noch nicht mitmachen wollte. Nicht das noch mehr von der trockenen Haut aufriss. Stattdessen begnügte er sich damit kurz mit der Zunge die Lippen zu befeuchten und dann zu der jungen Frau zu blicken. „Wär schön wenn sie das auch zu schätzen wüsste.“ bemerkte er belustigt. Seine Schwester gehörte definitiv nicht zu dem Typ Person, der bemerkte wie gut er es hatte, dazu fehlte ihr wohl noch das Denkvermögen. Aber irgendwann würde sie das ganze schon zu würdigen wissen. Irgendwann. War nur die Frage wieviel Jahre bis dahin vergehen mussten oder ob sie diese Zeit überhaupt noch miterlebte. Aber daran wollte er jetzt nicht denken. „Ich bin auch ehrlichgesagt ziemlich froh sie zu haben.“ fügte er schließlich noch hinzu. Und dies entsprach wohl wirklich der Wahrheit. Was würde er nur ohne das Mädchen machen, das ihn Tag und Nacht nervte und einfach nicht auf ihn hören wollte. Das Leben wäre einfach nur langweilig. Immer nur vor Gefahren davon zu rennen, was machte dann das Leben noch für einen Sinn? Jareth verfiel wieder in Schweigen und starrte angestrengt ins Feuer, ehe er sein Messer zog und für einen Moment die blutverschmierte Klinge betrachtete. Er hatte ganz vergessen zu sie säubern. Passierte wohl wenn man mal eben kurz davor war zu sterben. Nachdenklich wischte er das mittlerweile vertrocknete Blut so gut es ging von der Klinge und betrachtete für einen Moment sein Spiegelbild. Es gab definitiv schönere Anblicke. Welch Glück das er sich nicht dauernd sehen musste, trotzdem wischte er mit seinem Finger einen kleinen Blutfleck aus dem Mundwinkel, ehe er das Messer wieder einsteckte und den Dolch in den Flammen betrachtete. Bei ihrer Frage lächelte er schwach, so gut es für ihn eben möglich war, ehe er sich schließlich zu ihr wandte. „Ich weiß nicht. Wahrscheinlich wohl eher nicht.“ beantwortete er ihre Frage. Sie würde also vorerst mit ihm un seiner Schwester mitkommen. Das hatte er in diesem Augenblick beschlossen, denn sie schien ja nicht unbedingt etwas dagegen zu haben. Hoffte er zumindest. „Du wirst Zoe mögen, sie ist nervig. Aber sonst eigentlich ein liebes Kind. Außerdem ist sie eine gute Krankenschwester.“ erzählte er ihr weiterhin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Immerhin musste das kleine Mädchen schon oft seine Wunden versorgen, dabei hatte sie wirklich einiges gelernt. Und darüber war Jareth auch froh. Wenn sie erstmal erwachsen war, würde aus ihr bestimmt eine gute Überlebenskünstlerin werden. Aber bis dahin würde er sie mit seinem Leben beschützen. Es schmerzte ihn wenn er daran dachte, dass sie ihn in ein paar Jahren wohl gar nicht mehr brauchte. Natürlich war das auch etwas gutes, aber trotzdem wollte er seine Beschützerrolle nicht verlieren. Wahrscheinlich würde er sie ohnehin nicht gehen lassen. Und er wüsste auch keinen Grund warum sie von ihm weg wollen würde. Solang sie niemand bestimmten kennen lernte, der ihr den Kopf verdrehte. Aber allzu wahrscheinlich war das hier wohl eher nicht. Da lief Jareth wohl eher in Gefahr einer Wachi in die Hände zu fallen und dann nie wieder zurück zu kommen. Aber daran wollte er jetzt nicht denken. So einfach würde er sich ohnehin nicht verführen lassen. Bildete er sich zumindest ein. Noch war er so einer Frau ja nicht begegnet. Aber das war okay für ihn. Er konnte auf deren angeblich atemberaubende Schönheit verzichten wenn er dafür sein Leben behielt.
Ich holte tief Luft, als er meinen Hals wieder losließ und schon zerrte er mich wieder auf die Beine und drückte mich gegen einen Baum. Auch wenn es eine ungünstige Situation war, fiel mir doch tatsächlich auf, dass mir ein männliches Wesen bis jetzt noch nie so nah gekommen war. Dass mir der Gedanke kam, musste wirklich daran liegen, dass ich mein Leben nicht in Gefahr sah. Ein einfaches, kleines Messer konnte mich doch nicht töten, ebenso wenig wie es das bei einer Wachiwi oder einem Kailasa tat. Man brauchte immer etwas besonderes. Auch wenn selbst ich nicht wusste, wie man einen Achak töten konnte. Meine Eltern waren gestorben vor langer Zeit, aber ich hatte die Ursache nie erfahren.
Jedenfalls brachte es nichts außer einem schmerzhaften Ziehen, dass er mir das Messer gegen den Hals drückte. Ich lachte wieder auf, den Kopf an den rauen Baum hinter mir gelehnt.
"Na komm, versuch es doch. Drück zu. Vielleicht ist das Messer eines Kailasa ja die Geheimwaffe gegen einen wie mich. Komm, lüfte das alte Geheimnis", forderte ich ihn mit leiser Stimme auf und legte meine Hände wieder auf den Arm, der mir das Messer an den Hals drückte. Ich wusste, ich würde ihn nicht weggedrückt bekommen, aber er konnte mir dennoch nichts anhaben, auch wenn er es noch so wollte.
Ich blieb ruhig, auf lange Sicht war ich ihm immer noch überlegen, außer er würde sich doch entscheiden, wegzulaufen. Vielleicht würde ich mich in dem Falle doch erst dem Menschen widmen. Aber so lange er noch meinte, mich leiden zu lassen, verstrickte er sich immer mehr im Netz und schwächte sich. Ich meinte fast, spüren zu können, wie aus den feinen Schnitten seine Stärke entwich
‚Schön, wenn sie das auch zu schätzen wüsste‘, das wusste sie bestimmt. Da war ich mir sicher. Als Geschwister musste man sich eben immer Necken.. das war bei uns nicht anders gewesen und er sah das wohl auch nicht so krumm, er wusste sicher, dass sie ihn abgöttisch liebte und ihm doch dankbar dafür war, dass er da war. Oder sie würde es noch werden, immerhin war sie gerade Neun Jahre alt, noch gar nicht lange auf der Welt und ich bezweifelte er, dass er sie all das Grausame auf dieser Welt einfach so ansehen und am eigenen Leib erfahren ließ. Ich war mir irgendwie sicher, dass er ein ziemlich... guter großer Bruder war und nicht zulassen würde, dass seiner kleinen Schwester irgendetwas geschah.. so wie meiner auch niemals zugelassen hätte, dass mir etwas geschehen war. Brüder eben – wobei ich es nicht anders getan hätte, hätte ich eine Wahl gehabt. „Das glaube ich dir, solltest du auch. Ist... schön wen zu haben.“, antwortete ich recht leise. Ja das war es, da wünschte ich mir doch schon wieder – leider vergebens – dass Nathanael wieder hier war, gleich durch die Türe kam, mich schief angrinste, vielleicht noch ein ‚Tadaa‘ von sich gab und mich in die Arme nahm. Was ich nicht alles dafür geben würde um ihn nochmal in die Arme zu nehmen und ihm zu sagen wie wichtig er mir war, wie sehr ich ihn liebte und wie unsagbar er mir fehlte. Glücklicherweise riss er mich dann aber wieder aus meinen Gedanken, bevor ich hier noch zu sentimental wurde und begann zu heulen, war nicht gut, wollte ich wirklich nicht. Eben darum konzentrierte ich mich nun wieder ganz auf das aktuelle Thema: Das was fortfolgend nach der Zerstörung des Dolches geschehen sollte. Auf seine ersten Worte hin wollte ich schon leise Seufzen, das klang wie eine Abfuhr, wie ein: Ja, Pech gehabt. Musste halt alleine weiter ziehen, aber dann folgte doch etwas, das mich.. hellhöriger werden ließ und mich unsagbar.. erleichterte und freudig stimmte. „Das klingt... super, ich freu mich sie kennen zu lernen.“, erwiderte ich auf seine Worte hin. Doch wirklich, ich war sehr erfreut, total erfreut, total erleichtert und froh darüber, dass das Vertrauen zumindest erst mal in dem Sinne da war, dass er beschloss mich mit zu seiner kleinen Schwester zu nehmen. Das würde er wohl kaum tun, wenn er den Gedanken hegen würde, dass ich ihm gleich auch noch die Bratpfanne über den Kopf zog.. Ne, ehrlich nicht, dann wäre er ja schön blöd. Aber irgendwo musste ja auch ein gewisses Vertrauen vorhanden sein, da wir einander ja doch irgendwo den Arsch gerettet hatten. „Die wirst vor allem du gebrauchen, die Krankenschwester-Fähigkeiten deiner kleinen Schwester.“, stellte ich mit einem leichten Grinsen fest, streckte die Beine wieder ein wenig aus, weil es auf Dauer doch eher unbequem wurde. Ja, die konnte er echt gebrauchen, die Krankenschwester, so wie er aussah. „Ich bin da nämlich eher.. ungeschickt drin.“ War ich wirklich, ich wusste mir da nie wirklich zu helfen. Klar, Wunden säubern und desinfizieren.. aber dann endete mein Wissen auch schon wieder, war nicht unbedingt das wahre, reichte für das Grobe aber aus. Langsam aber sicher begann der Dolch im Feuer sich auch zu verformen, was mich irgendwie erleichterte und mir das beklemmende Gefühl nahm, dass der Kerl im Flur hinter uns doch wieder aufstehen würde.
Fand sie das so lustig, dass sie ständig lachen musste? Seit wann waren Schmerzen denn bitte was zum Lachen? Oder hatte ich was verpasst und Achak lachten wenn man ihnen Leid zufügte? Na wohl eher nicht, das wäre irgendwie schon so ziemlich seltsam.. Oder aber dieses Biest machte sich gerade über mich lustig. Was ich letztendlich auch überhaupt nicht haben konnte. Sowas hasste ich. Ich wurde nicht gerne ausgelacht- aber wer wurde das schon? Das kratzte wirklich mein männliches Ego an. Wobei bei mir sowieso schon nicht nur das angekratzt worden war, sondern auch noch mein Oberkörper. Und der brannte mit dem ganzen Dreck von meiner unfreiwilligen Bruchlandung wirklich wie als würde man ins offene Feuer laufen. Unangenehm. Mehr als das. Auf ihre Worte hin schnaubte ich allerdings nur leise, starrte sie entnervt und wütend an. Ihre Hände auf meinem Arm irritierten mich ein wenig, auch wenn diese mich ganz klar von ihr wegschieben wollten. Schaffte sie aber nicht, weil ich vorerst nicht lockerließ. "Nur damit ich dann kläglich daran scheitere? Und du mich zum Schluss tötest?" Meine Stimme war leise und rau, aber gleichzeitig drohend. "Nein.. sicherlich nicht" brummte ich, ließ von ihr ab und schubste sie dann grob in die Richtung des Menschen, bevor ich ein paar Schritte rückwärts lief und somit aus der Schusslinie der Achak. War vielleicht doch nicht so gut gewesen in den Wald zu gehen.. hätte mir die Schnitte erspart, hätte mir nicht einen Teil meiner erst neu gewonnenen Kraft geraubt.
Er wusste nicht so recht was er auf ihre Worte sagen sollte. Natürlich war es schön für ihn wen zu haben. Aber ganz bestimmt wollte Jareth ihr nicht unter die Nase reiben, dass sie scheinbar niemanden hatte. Ebenso wenig, wie er nachfragen wollte ob die denn Geschwister gehabt hatte oder wielang ihre Eltern schon tot waren. So etwas würde er vielleicht fragen wenn er sie besser kennen würde, aber ganz bestimmt nicht jetzt. Da gab es definitiv bessere Zeitpunkte für. Außerdem hatte ihn das auch eigentlich nicht zu interessieren. Es war ihr Leben und ein bisschen Privatsphäre musste man ihr wohl lassen. Also beschloss er darüber erstmal zu schweigen und sie ihren Gedanken zu überlassen. „Ich glaub sie wird sich auch freuen endlich mal weibliche Gesellschaft zu bekommen.“ bemerkte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Zumindest glaubte er das. Bisher hatte er schließlich noch nie jemand Fremden einfach zu Zoe mitgenommen. War wohl etwas neues für alle drei. Mal sehen wie sich das ganze entwickelte. Aber allzu schlimm konnte es schon nicht werden. Er war sich zumindest sicher, dass Pandora es nicht auf sein oder das Leben seiner Schwester abgesehen hatte. Soviel Vertrauen konnte er ihr wohl inzwischen entgegen bringen. „Kann gut sein...wobei ich mir wahrscheinlich erstmal anhören muss, warum ich so verunstaltet zurück komm und das ich sie doch besser hätte mitnehmen sollen, damit sie mich verteidigen kann. Das übliche eben. Sie hat ein bisschen zuviel Selbstbewusstsein.“ erzählte er der jungen Frau neben sich, weiterhin mit einem Grinsen auf den Lippen. Aber er übertrieb nicht, zumindest seiner Meinung nach. Für ihr zartes Alter konnte die Kleine doch ziemlich herrisch sein. „Da muss ich dir wahrscheinlich recht geben. Zumindest steht bestimmt in keinem Medizinbuch, dass man seine Patienten einfach wecken sollen, nur damit sie einem Typen das Tattoo vom Körper schneiden können. Ich weiß nicht ob du da durch irgendwelche Prüfungen gekommen wärst. Aber ich weiß deine Bemühungen wirklich zu schätzen. Immerhin hab ich dafür ja was zu Trinken und zu Essen bekommen.“ meinte Jareth neckend. Wobei er ihr das wohl nie ernsthaft vorwerfen würde. Er selber hatte es bei ihr ja schließlich auch nicht anders gemacht. Abgesehen davon, dass sie aufgewacht war und erstmal einem Mann mit Messer gegenüber lag. War bestimmt ein ziemlicher Schock gewesen. Im Nachhinein hätte er wirklich einfühlsamer mit der Situationen umgehen können. Aber gut, man lernt ja bekanntlich dazu. Das nächste mal würde er schlafende Verletzte einfach in Ruhe lassen oder sie eben sanft und ohne Messer wecken. Hinterließ wahrscheinlich einen besseren Eindruck. Schweigend sah er schließlich wieder ins Feuer. Wielang es wohl noch dauerte bis der Dolch endgültig eingeschmolzen war? Hoffentlich zählte das als Waffe zerstören. Sonst hätten sie wohl ernsthaft ein Problem. Allerdings konnte Jareth es sich schlecht vorstellen, dass der Typ einfach wieder so auferstand, sich den Hautfetzen samt Tattoo an den Körper nähte und zu ihnen kam. Die Vorstellung war doch recht absurd. Und irgendwie auch ekelerregend. Wurde Zeit das sie von hier verschwanden.
Das hoffte ich doch, dass sie sich freute und mir nicht an die Gurgel sprang, weil sie beispielsweise total eifersüchtig darauf war, dass ihr Bruder ein anderes Mädchen mit anschleppte und Angst hatte, dass ich ihn ihr streitig machen könnte oder so. Das hatte ich nicht vor, aber sowas wäre bei mir der Fall gewesen. Ich hätte jeder Frau im Alter meines Bruders damals die Augen ausgekratzt, weil ich ihn hatte nur für mich ganz alleine haben wollen. Angst, dass er mich einfach irgendwann alleine lassen würde wegen der Frau oder so. Keine Ahnung, damals hatte ich einfach so Verlustängste gehabt.. auch mit meinen 16 Jahren, als er dann verstorben war, hätte ich eine andere Frau neben ihm wohl nur sehr schwer akzeptieren können. Er war einfach mein Bruder gewesen, mein geliebter Bruder, der das einzige war was ich noch hatte.. ich hätte es irgendwie nicht ertragen, wenn er weniger Zeit mit mir und dafür mehr Zeit mit irgendwem anders verbracht hätte. Aber jetzt, jetzt konnte er von mir aus gerne so viel Zeit mit wem auch immer verbringen wie er wollte, wenn er nur wieder hier auftauchte. Wenn er nur einfach wieder hier war und lebte. Aber das ging ja schlecht und verdammt.. ich wollte jetzt auch einfach aufhören daran zu denken! Er machte es mir aber auch relativ einfach die Gedanken zu verdrängen, indem er mir von seiner kleinen Schwester erzählte, was mich leise Lachen ließ. Ich wurde immer neugieriger darauf das kleine, kecke Mädchen kennen zu lernen, wirklich. Sie klang wirklich interessant – aber auch anstrengend. Ich war wirklich gespannt. „Ich freue mich immer mehr darauf sie kennen zu lernen.“, teilte ich ihm mit, als er mir auch schon meine miserablen Fähigkeiten als Krankenschwester vor die Nase hielt, mir mitteilte, dass man einen schlafenden Patienten normalerweise nicht weckte um einem Toten das Tattoo von der Brust zu schneiden. Nein, das tat man wohl wirklich nicht, aber in dem Falle hatte ich keine wirkliche Wahl gehabt. Ich hätte abhauen oder es selbst machen können und Beides war irgendwie nicht wirklich eine Alternative gewesen. Aber er meinte das ja auch gar nicht so ernst, zumal er eigentlich ziemlich ähnlich, gleich gehandelt hatte. „Du hast recht, nächstes Mal lasse ich meinen Patienten ausschlafen und hoffe, dass der Angreifer davor nicht doch wieder auferstanden ist..“, zwinkerte ich ihm zu, bevor ich die Flasche und das Brotrestchen nahm – ebenfalls den Käse in der Tüte –, um die Dinge zurück in den Rucksack zu packen. Der Dolch zerfloss langsam regelrecht in den Flammen und ich hoffte inständig, dass das wirklich ausreichte um den Kailasa wirklich unschädlich zu machen.. und meine Freundin die Bratpfanne.. ganz ehrlich, die würde ich mitnehmen.. das war einfacher als ein Messer zu nutzen, da spritzte nicht unbedingt Blut. War irgendwie.. keine Ahnung, war einfacher für mich. Außerdem hatte ich eh nur dieses komische, unbrauchbare, kurze und kleine Taschenmesser, das im Notfall zwar sicher irgendwie helfen würde, aber.. naja, nicht unbedingt die wahre und beste Verteidigungswaffe war.. und wie gesagt; mit der Bratpfanne hatte ich mich vorhin ja doch wirklich ganz ordentlich wehren und verteidigen können.. die war definitiv zu gebrauchen, auch wenn das Geräusch, als diese auf den Kopf des Kailasa getroffen war, immer noch in meinen Ohren hallte und.. naja, wirklich unangenehmes in mir weckte, aber hey.. besser wie jetzt tot neben Jareth auf dem Boden zu vergammeln, oder nicht?
Ich konnte mich noch abfangen und fiel nicht auf den Boden, als er mich von sich stieß. Wirklich ein Glück der Achak, dass der Gleichgewichtssinn in den Ohren saß und nicht in den Augen. Der Kailasa hatte mich in Richtung des Mensches gestoßen, der tatsächlich immer noch dort stand, wie ich ein wenig überrascht feststellte. Dass ihn dieses Schauspiel fesselte, war klar, aber dass sein Überlebensinstinkt doch so wenig vorhanden war, war nicht normal. Selbst und vor allem für einen Menschen nicht.
Ich wandte dem Menschen meinen Rücken zu - ich würde es dennoch früh genug merken, wenn er sich mir nähern würde - und blickte wieder ansatzweise in die Richtung des Kailasa. "Schon so schnell gibst du auf? So viel Intelligenz hätte ich einem Kailasa gar nicht zugetraut", sagte ich wieder einmal lachend. Wie ihn das Lachen verrückt Wer will schon eine Achak töten, wenn man so viele andere schöne schlimme Sachen mit ihr anstellen kann?", fragte ich ihn mit vor Spott triefender Stimme.
Er lachte leise bei ihren Worten. Es war schön zu hören, dass sie sich darauf freute. Hoffentlich beruhte das auf Gegenseitigkeit. Und hoffentlich war seine Schwester überhaupt noch da. Oder besser gesagt wieder da. Würde keinen guten Eindruck machen, wenn er nichtmal seine 9-jährige Schwester unter Kontrolle hatte. Traurig genug das genau das die Realität war. Daran sollte er wirklich arbeiten. Irgendwann, wenn Zeit dazu war. „Wenigstens bist du bereit aus deinen Fehlern zu lernen, das freut mich schonmal.“ meinte er grinsend. „Und das Wohl des Patienten hat doch wohl mehr Priorität als irgendein Kerl der womöglich wieder aufstehen könnte und alles um sich niedermetztelt. Das solltest du dir wohl auch noch bewusst machen.“ fügte er weiterhin scherzend hinzu. Nein, er war wirklich froh das sie ihn geweckt hatte. Wer weiß ob die Beiden sonst noch hier rumsitzen würden. Noch einen Kampf mit dem Typen hätten sie definitiv nicht überlebt. Und wie es aussah, schien dieser jetzt bald endgültig besiegt. Langsam sollten sie wohl aufbrechen. Nicht das der Blutgeruch doch noch andere anlockte. Wäre nicht sehr vorteilhaft. Sobald sie weg waren, konnte von ihm aus soviel kommen wie nur wollten. Konnten sich um die Leiche streiten, würde genug Leute geben die die Leiche nützlich verwerten würden. Eklig genug. Wobei er ja auch nichts anderes mit Tieren machte. Aber naja. Leise gähnend rappelte sich der junge Mann schließlich auf. Langsam genug, dass ihm nicht sofort wieder schwarz vor den Augen wurde. Als er sicher auf beiden Beinen stand, streckte er sich kurz und sah dann zu der Brünette hinab. „Willst du noch warten bis der Dolch ganz erledigt ist oder sollen wir gleich abhauen? Ich mein nur, falls das ganze doch nicht funktioniert... Vielleicht ist es dann einfach besser nicht hier zu sein, falls der Kerl wieder aufersteht.“ erklärte Jareth ihr schulterzuckend. Das Feuer würde schon von alleine ausgehen. Und wenn würde das Haus halt abfackeln. Wen kümmerte das schon groß. Brauchbares war hier ja eh nicht mehr zu finden. Zumindest wenn er Pandoras Worten glauben schenken konnte, dass sie alles durchsucht hatte und nichts gefunden hatte. Aber selbst wenn das nicht der Fall war, war Jareth eigentlich nicht scharf drauf noch länger Zeit hier zu verbringen. Zuviel schlechte Erinnerungen. Je mehr er darüber nachdachte, desto schneller wollte er hier weg, weswegen er auch nicht mehr großartig auf eine Antwort ihrerseits wartete, sondern ihr stattdessen hilfsbereit seine Hand hinhielt. „Darf ich ihnen aufhelfen, Mademoiselle?“ fragte er die Brünette mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen. Sie musste sich jetzt ihrem Schicksal fügen. Wenn sie schon mitkam, dann würde sie vorerst auf seine Befehle hören müssen. Zumindest auf diesen. Über den Rest konnte man später reden. Oder bessergesagt nie. Das traf es wohl passender. War schließlich zu bezweifeln, dass sie sich ihm 'unterwarf'. Wollte er auch gar nicht. Und er hoffte das sie nicht allzu herrisch war und ihm dauernd irgendwelche Befehle erteilen wollte. Aber so wirkte sie wirklich nicht. Sie schien normal zu sein und das war auch gut so. Seine Schwester machte ihm schon genug zu schaffen. War nur die Frage ob Pandora es lange bei den Beiden aushielt. Oder ob Zoe überhaupt zulassen würde, dass sie mit ihnen kam. Was war wenn sich das kleine Mädchen dagegen sträubte? Ehrlichgesagt hatte er keinen Plan, was er dann machen sollte. Kam auch etwas doof rüber, wenn er der jungen Frau erzählen musste, dass er sich jetzt doch umentschieden hatte. Nein, das konnte er definitiv nicht bringen.
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