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Schon so schnell gibst du auf? Bei den Worten der Achak zog ich meine Augenbrauen in die Höhe, atmete ein paar mal tief durch- was ich wegen der Schnitte in meiner Haut sogleich schon wieder bereute- um die erneuten Provokationen einfach an mir vorbeirauschen zu lassen. Zum einen Ohr rein, zum anderen Ohr wieder raus. Basta. Ich hatte keine Lust mehr mich weiter mit der Frau mit den blutroten Lippen anzulegen und schlussendlich vielleicht auch noch wegen ihrer ständigen Provokationen meinen Kopf zu verlieren. Ne, echt nicht.. hatte ich nicht nötig und wollte ich nicht. Ich war dankbar für mein Leben- auch wenn ich es manchmal nur zu gerne verfluchte- und das wollte ich auch nicht so schnell wieder abgeben. "Man soll immer aufhören, wenn's am Schönsten ist. Und ich bin mir sicher, dass du deinen schönen Kopf noch etwas länger behalten willst." brummte ich sarkastisch und machte noch einige Schritte rückwärts, bevor ich mich schlussendlich ganz um- und von dem Menschen und der Achak abwandte und mich letztendlich auch so schnell wie möglich von ihnen entfernte. Ich lief zwischen den Bäumen hindurch zurück und aus dem Wald raus, drehte mich auch nicht noch einmal um. Dauerte auch gar nicht lange und ich stand wieder auf einer Straße, nicht weit von der halb zerfallenen Siedlung entfernt. Wasser.. Ja, jetzt brauchte ich erstmal Wasser, um das Blut und den Dreck aus den schmerzenden Schnitten an meinem Oberkörper zu waschen. Sie zu säubern. Und allgemein war mir jetzt einfach nach einem Fluss oder einem Tümpel mit klarem, sauberem Wasser. Fluss.. ein solcher war im Wald gewesen, aber da würde ich jetzt garantiert nicht mehr zurückkehren. Glücklicherweise war aber auch nicht allzu weit entfernt noch ein künstlich angelegter, kleiner See, zu dem ich mich letzten Endes auch aufmachte. Die erneuten langen Minuten zu Fuß und die Schmerzen von den Wunden machten mir allerdings momentan doch recht zu schaffen, weshalb ich froh war, dann auch endlich bei dem kleinen See angekommen zu sein. Ich schaute mich um, entkleidete mich dann und stieg in das kühle Nass, das mir im ersten Moment doch ein schmerzerfülltes, leises Keuchen entlockte, als das Wasser die Schnitte erreichte.
Ja, ich war durchaus lernwillig und versuchte meine Fehler nicht zu wiederholen – haha. Nein, ehrlich.. natürlich versuchte ich das, aber ich war manchmal wirklich ein kleines Schusselchen oder aber auch einfach zu temperamentvoll, als dass ich immer darüber nachdenken konnte ob es das Beste war oder eben nicht. Manchmal hatte man ja auch har keine Zeit, so wie vorhin, da hatte ich auch keine Zeit gehabt, aber letztlich hatte ich doch auch einfach das richtige getan. Glücklicherweise. Ich hatte mehr oder minder auf meinen Instinkt gehört, mich davon leiten lassen.. obwohl das jetzt nicht bedeuten sollte, dass Frauen hinter den Herd gehörten, echt nicht.. kochen konnte ich nämlich nicht – wo tat man das heute aber auch noch anständig? Nirgends wirklich. „Du hast recht – ich hätte ihn aufstehen und dich im Schlaf überwältigen lassen sollen, das wäre so viel... richtiger gewesen.“, grinste ich nochmal, bevor sich Jareth dann auch langsam aufrichtete. Ich beobachtete ihn dabei, sodass ich wohl auch eingreifen könnte, sollte er in irgendeine Richtung umkippen, weil sein Kreislauf noch immer nicht mitspielte, aber das schien wieder halbwegs in Ordnung zu sein, weswegen meine Hilfe glücklicherweise auch nicht weiter gefragt war. Auf seine Worte hin legte ich meinen Blick dennoch nochmal auf das Feuer. Der Dolch war fast gänzlich von seiner ursprünglichen Form befreit, sodass wir uns wegen dem Kerl wohl keine Sorgen mehr machen mussten – zumindest insofern die Geschichten die ich gehört hatte stimmten, wovon ich eigentlich ausging, da ich sie wirklich häufig gehört hatte in der Zeit in der ich mich intensiver damit beschäftigt hatte wie man einen solchen Kailasa denn tötete. Getan hatte ich es bis jetzt wie gesagt noch nie und ohne Jareth wohl auch nicht geschafft und zu Ende gebracht. Ich war froh auf ihn getroffen zu sein, weil ich sonst vielleicht nicht mehr leben würde. Ich nickte also auf seine Frage, seine Aussage zu verschwinden langsam als Zustimmung, bevor ich lächelnd nach seiner Hand griff und mir auf seine gewitzten Worte hin auf die Beine helfen ließ – Beine, die schon wieder halb eingeschlafen waren vom rumsitzen. „Ja, lass uns verschwinden, ist sicherlich besser.“, teilte ich ihm mit, angelte mir meinen Rucksack vom Boden und hängte ihn mir, wie gewohnt, über die linke Schulter. Ich klopfte mir noch ein wenig den Staub von der dunklen Jeans die ich trug, die auch recht zerschlissen und alt aussah – aber ihren Zweck erfüllte und wie angegossen passte.. Jareth schien ohnehin nichts weiter bei sich zu haben wie das, was er so oder so schon bei sich trug, weswegen ich mich auch direkt – aber recht langsam, wer wusste wie schnell er gehen konnte – in Bewegung setzte. Auf den Flur zu, anders kam man hier immerhin nicht raus, wobei ich mich sehr bemühte den Blick keine Sekunde auf die Leiche zu richten – gelang mir nicht ganz.. leider. Mir wurde schon wieder schlecht, weswegen ich doch ein wenig eiliger zur Tür und an die frische Luft lief und erst mal tief durchatmete. Wobei das, was hier noch in den Angeln hing eigentlich nicht mehr als Türe zu beschreiben war..
Ein wenig perplex war ich nun doch, als ich hörte, wie der Kailasa weglief. So war es also tatsächlich um die starken, mutigen Wesen bestellt. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, und war wirklich ein wenig enttäuscht. Es hatte gerade so viel Spaß gemacht, wirklich. Auch wenn ich schon verletzt war. Meine Hand fuhr hoch an meinen Hals und fuhr vorsichtig über die kleinen Schnitte, die das Messer hinterlassen hatte. Nichts Welt bewegendes, nicht mal sehr tief. Dafür würde ich nicht mal einen Verband brauchen.
Wäre der Mensch nicht noch dagewesen, wäre ich dem Kailasa gefolgt. Ich wollte mir ja schließlich nicht meine erste Beute an diesem Tag - und in meiner Zeit im Stamm - entgehen lassen. Aber schließlich hatte ich ja noch eine in Reserve.
Ich drehte mich zu dem Menschen um. Dass er immer noch da war. Ich konnte es immer noch nicht ganz nachvollziehen. Ich an seiner Stelle - und im schwachen Körper eines Menschen - hätte jede Gelegenheit genutzt, wegzulaufen und mich in Sicherheit zu bringen. Tja, jetzt hatte er das Pech.
"So schnell ist er weg", sagte ich zu ihm mit leisen Lachen. "Und lässt uns beiden Hübschen hier ganz alleine. Na, was hältst du davon?" Ich trat einige Schritte auf den Menschen zu und wandte ihm meine ganze Aufmerksamkeit zu. Diesen hier würde ich mir wirklich nicht entgehen lassen.
"Ja...ich weiß. Es ist nur so..." Ich konnte einfach nicht weiterreden. Ich wollte Zacharas nicht sagen, dass ich mich vor dem kleinen Mädchen dafür schämte, was ich war. Ich blickte zur Tür, die uns von drinnen trennte. Warum musste ich diese Leute nur treffen? Der Kailasa und seine Schwester machten mich verrückt. Ich merkte deutlich, warum ich bis jetzt immer allein gewesen war und alle Menschen getötet hatte, die ich traf. Ich starrte in die Dunkelheit und beobachtete die Blätter dabei, wie sie sich vom Himmel abhoben, während sie vom Wind hin und her geweht wurden. Der Wind war immer noch stark, heulte um die Hütte und rauschte in den Blättern. Ich hätte gerne die Sterne gesehen, aber der Himmel war immer noch mit tiefhängenden Wolken bedeckt. Es würde gewiss heute Nacht regnen und ich war eigentlich doch ganz froh, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte. Hoffentlich fing es erst an zu regnen, wenn ich wieder da war. "Ist ja auch egal", sagte ich schließlich, als ich merkte, dass ich einfach aufgehört hatte zu reden: "Jedenfalls muss ich langsam auf die Jagd gehen, sonst kann ich für nichts mehr garantieren..." Ich zuckte mit den Schultern und starrte weiter nach draußen in die Dunkelheit. Blut war im Moment das, was ich am meisten brauchte. Diesen Geschmack in meinem Mund, wie Kupfermünzen im Mund, der sich zwischen den Zähnen festsetzte und mir gute Laune machte. Unwillkürlich fuhr ich mir mit der Zunge über die Zähne. Diesen Geschmack hatte ich schon viel zu lange nicht mehr im Mund gehabt und das musste sich noch heute Abend ändern. Wenn ich Glück hatte, fand ich relativ schnell einen Mann und wenn nicht, dann würde ich bei Morgengrauen wieder bei der Hütte sein. Zacharas brauchte gar nicht auf mich zu warten, denn die Suche nach Nahrung war hier mitten im Wald wirklich Zeitraubend. Ich wand mich von dem schwarzen Wald ab und drehte mich zu dem Kailasa. Ich sah ihn prüfend an. Wenn er meinen Rucksack durchsuchte, war ich ihm nicht böse. Er hatte meiner Meinung nach ein Recht dazu. Ich war sein Gast und er hatte wohl keine Lust hinterrücks überfallen zu werden. Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht und lächelte schwach. Meine Lippen waren trocken und ich merkte schon, wie der Hunger an meinen Kräften zerrte. Eine Windböe fuhr mir durch die Haare und die ersten Regentropfen ins Gesicht. Ich zog meine Schultern hoch und seufzte leise. Manchmal fand ich es ätzend, dass meine Ernährung so weit eingeschränkt war. Das wir nicht auch noch auf Blutgruppen achten mussten, war ja schon gütig, aber die Menschen hatten es einfach leichter, auch wenn der Begriff ´Allesfresser´ irgendwie abstoßend klang und außerdem stimmte er gar nicht. Giftige Sachen z.B. konnten Menschen nicht essen. Eigentlich müsste man ein ´fast´ vor das Wort setzen, damit es passte. Bei dem Gedanken musste ich unwillkürlich grinsen. Wenn ich Hunger hatte, dachte ich schon an seltsame Sachen...
Ich stoppte schlagartig mit meinem Gesang und meiner Haarpflege, als ich Schritte hörte. Na nu? Nur sehr wenige kannten diesen See, wobei Teich es eher trifft. Schnell huschte ich hinter einen dicken, großen Baum und zuckte einen Wurfstern. Ich lauschte vorerst nur der Natur, konnte aber nicht gefährliches entdecken. Erst als ich hörte, wie jemand ins Wasser stieg, wurde ich neugierig. Ganz langsam beugte ich mich etwas schräg vor, um leicht an dem dicken Stamm vorbeizusehen. Etwas überrascht begutachtete ich den Mann. Prachtvolles Exemplar musste ich schon zugeben. Nur doof, dass ich erst Blut zu mir genommen hatte und alles andere als Hunger darauf verspürte. Ich beobachtete ihn noch eine Weile und wartete, was er wohl als nächstes tun würde. Er sah echt toll aus, also sein Kopf zumindest. mehr konnte ich dank dem Wasser nicht erkennen. Ich steckte den Wurfstern wieder zurück in eine kleine Seitentasche meiner Jacke. So lange ich nur beobachtete und er mich nicht erkannte, fühlte ich mich sicher. Mehr oder weniger zumindest.
Ein Glück das die junge Frau ihm ohne jegliche Widerrede zustimmte. Er konnte sich vorstellen, dass sie ebenso wenig hier bleiben wollte wir er, also war es wirklich das beste zu verschwinden. Nachdem er ihr schließlich mehr oder weniger auf die Beine geholfen hatte, ging sie auch schon los. Jareth folgte ihr, wobei er sich auf jeden seiner Schritte konzentrieren musste um nicht sofort wieder das Gleichgewicht zu verlieren. Aber je länger er auf den Beinen war, desto besser fühlte es sich wieder an. Trotzdem war der junge Mann froh, dass sie ihr Gangtempo scheinbar etwas verlangsamt hatte. Zumindest anfangs. Bei der Leiche änderte sich dies allerdings wieder, was Jareth ihr aber nicht verübeln konnte. Ersens stank der Mann inzwischen bestialisch und zweitens sah er doch nicht so ganz appetitlich aus. Warum hatte er nur seinen Blick wieder auf den toten Körper gerichtet? Aber gut, die Bilder würde er so oder so nicht mehr aus dem Kopf kriegen. Seien es diese oder die er von der Schnippselei in Erinnerung behalten hatte. Umso glücklicher war er, als er hinter Pandora durch die kaputte Tür schritt und sich erstmal neben sie positionierte. Für einen kurzen Moment schwieg er, während er sich an den Türrahmen lehnte und die Augen schloss. Zu dem Versteck war es zum Glück nicht allzu weit, dass sollte er noch hinbekommen. Trotzdem tat die Pause seinem Kreislauf recht gut. Als er sich wieder bereit zum weitergehen fühlte, schlug er die Augen auf und sah zu Pandora. „Können wir?“ fragte er sie schließlich. Der junge Mann war sich nicht ganz sicher wie sie eigentlich mit ihren Verletzungen klar kam, nach außen hin wirkte sie eigentlich nicht unbedingt geschwächt. Aber er konnte das schlecht beurteilen. Ohne eine Antwort ihrerseits abzuwarten, setzte er sich auch schon wieder in Bewegung und lief durch den überwucherten Vorgarten des Hauses, ehe sie auf der Straße standen. Mit der Brünetten neben sich, schlug er schließlich den Weg ein, den er genommen hatte um hierher zu kommen. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis die Beiden schließlich in einem Wirrwarr aus Gassen zu einem kleinen zerfallenen Haus kamen, was Zoe und er sich als Versteck rausgesucht hatten. War nurnoch zu hoffen, dass sich das kleine Mädchen auch dort drinnen befand. Er beschleunigte sein Tempo etwas, um vor Pandora zu gehen und lief dann durch den Vorgarten auf die Tür zu. War sicherlich besser so, wenn seine Schwester nicht sofort einer Fremden gegenüber stand. Gerade als er die schwere Holztür aufmachen wollte, wurde diese von innen geöffnet und seine Schwester blickte mit argwöhnischen Blick an ihm vorbei, zu dem für sie fremdes Mädchen. Wenigstens war sie inzwischen wieder daheim. War ja schonmal was. „Dürfen wir rein?“ fragte er Zoe lächelnd, die daraufhin ihren Blick auf ihn richtete und ihre Augenbraue hochzog. „Du hast dir wehgetan. War sie das?“ fragte ihn seine Schwester, woraufhin Jareth ihr nur ein leichtes Grinsen schenkte. „Nein, sonst hätte ich sie wohl kaum mitgenommen. Es gab nur einen kleinen Zwischenfall. Aber das erzähl ich dir später. Erstmal würde wir gerne rein, bevor uns noch wer sieht.“ erklärte er seiner Schwester, die er im selben Moment hochhob und auf den Arm nahm. „Scheinst ja heute wieder früher daheim zu sein als sonst immer.“ stellte er leise fest, ehe er ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und sie wieder auf den Boden ließ. Ihm fehlte doch noch die Kraft das kleine Mädchen länger auf seinen Arm zu halten. Stattdessen wuschelte er ihr durch das kurze, blonde Haar. Jeder Friseur würde wohl in Ohnmacht fallen, wenn er sah was Jareth mit den Haaren des jungen Mädchens angerichtet hatte. Aber als sie noch lang waren, waren sie eben immer zerstrubbelt und meistens störten sie Zoe. Also hatte er eines Tages mit seinem Messer einfach kurzen Prozess gemacht und das ganze mehr oder weniger gerade abgeschnitten. Von hinten glich sie jetzt wohl eher einem Jungen. Aber war vielleicht auch ganz gut so, wer wusste schon an wen sich manche Männer alles vergreifen würde. Da war eine 9-jährige vielleicht auch passend genug. Aber gut, daran wollte er jetzt nicht unbedingt denken, weswegen er auch ihre Hand in seine nahm und sie mit ins Wohnzimmer führte. Bedacht darauf, dass Pandora den beiden folgte. „Ich denke hier können wir fürs erste bleiben. Scheint ganz gut versteckt zu sein. Zumindest hat hier noch niemand reingeschaut.“ erklärte er schließlich der Brünetten, ehe er sich auf die halb kaputte Couch setzte und seine Schwester auf seinen Schoß nahm. Das Sofa in dem anderen Haus hatte ihm eindeutig besser gefallen. Aber mitnehmen hätte er es wohl schlecht können. Musste wohl mit dem zufrieden sein, was sie da hatten. Und wenigstens schien seine Schwester die Anwesenheit der Fremden zu akzeptieren. Auch wenn sie diese noch immer skeptisch musterte. Aber das würde sich schon noch legen, wenn sie sich erst besser kannten. Da war Jareth sich sicher.
Die Wunden waren wirklich alles andere als angenehm. Am liebsten wäre ich ja doch sofort wieder aus dem Wasser rausgegangen und hätte mich wieder angezogen, hätte mir irgendwo einen Schlafplatz gesucht. Vermutlich in der alten Industriehalle, in der ich doch relativ oft aufzufinden war. Wenn man denn wusste, dass ich mich dort gerne aufhielt. Aber ich wusste auch sehr gut, dass es nicht unbedingt klug war, die Wunden so verdreckt zu lassen. Ich hatte keine Lust auf irgendwelche bescheuerten Entzündungen, nur weil die Achak der Meinung gewesen war, meinen Oberkörper noch ein wenig mit Schnitten verzieren zu müssen und mich anschließend in den Dreck segeln lassen zu müssen. Nur wie ich den Dreck da rauspulen sollte.. keine Ahnung. Nur alleine mit dem Wasser würde ich nicht jedes noch so winzige Klümpchen Waldboden rausbekommen. Und es war ja auch nicht so als ob es nur ein Kratzer wäre.. nein, es hatten ja Schnittwunden sein müssen, die wirklich höllisch brannten. Trotz dem mehr als unangenehmen Brennen lief ich weiter ins Wasser rein, tauchte schließlich auch kurz unter und wusch mich dann. Ich fuhr mir mit den Händen über mein Gesicht und anschließend auch durch meine dunklen Haare, bevor ich zurück ans Ufer des kleinen Sees watete und mich mit meinem zerschlissenen Pullover- den ich vorhin noch schnell aufgehoben hatte, bevor ich den Wald verlassen hatte- so gut es ging abtrocknete, anschließend auch zurück in meine Boxershorts und in meine Hose schlüpfte. Wie gerne würde ich mich jetzt einfach hier hinlegen und eine Runde meine Augen schließen.. vor mich hindösen. Aber ich musste mir ja eigentlich unbedingt irgendwas suchen, womit ich die verdammten Schnitte säubern konnte. Nur dazu musste ich zurück in die Siedlung und Haus für Haus nach irgendetwas Brauchbarem durchsuchen.. und dazu war ich gerade definitiv zu.. erschöpft. Ja, ich war müde und die Wunden machten mir auch gerade ein wenig zu schaffen. Kurzerhand beschloss ich mich wenigstens ein paar Minuten auszuruhen, bevor ich tatsächlich durch die verlassene Siedlung streifen würde und säuberte noch kurz mein Messer vom Blut der Achak im klaren Wasser des Sees. Dann schnappte ich mir meinen kaputten Pullover- da brauchte ich ja auch noch einen Neuen- und lief zu einem der in der Nähe stehenden Bäume, ließ mich an ihm herabsinken und lehnte mich dagegen, streckte die Beine aus. Einige Minuten spielte ich mit meinem Messer herum, legte es dann aber neben mich ins Gras und schloss die Augen, blendete alles um mich herum aus. Auch den Schmerz, der von meinen Schnittwunden an meinem Oberkörper ausging. Zumindest so gut es ging.
Hm ok, sein Körper stand seinem Gesicht um nichts nach, dennoch hätte ich auf so manche Einblicke verzichten können. Es wäre direkt schade, jemanden wie ihn zu töten. Erst jetzt fielen mir die tiefen und blutroten Schnitte auf seiner Brust auf. Oje der arme. Ich hatte fast Mitleid mit ihm. Ich konnte ihn nicht angreifen, wer weiß, was er nicht heute schon alles durchgemacht hatte. Ich entspannte mich ein wenig, überhaupt als er sich an den Baum lehnte. Ich harrte noch etwas aus, um sicher zu gehen, dass er schlief. Er hatte gerade meine Pläne zerstört, da ich baden gehen wollte. Verdammt. Wobei, wenn er schlief würde er schon nichts mitbekommen. Um seine Wunden müsste man sich kümmern, aber mein Bad ging definitiv vor. Tatsächlich war es heute relativ angenehm, auch das Wasser, da die Sonne geschienen hatte. Ich ging an den Rand des Wassers und beobachtete ihn genau. Sollte er tatsächlich aufwachen, während ich badete, dann war er schon so gut wie tot. Nachdem er sich nicht bewegte und auch sehr ruhig und friedlich schlafend wirkte, ging ich wieder um den See. Ich wollte ja schließlich nicht an der selben Stelle wie er baden, außerdem war so noch genug Entfernung dazwischen, um Übergriffe zu vermeiden. Elegant schlüpfte ich aus meinen Kleidern und spangelte mir die langen schwarzen Haare mit einer meiner letzten Spangen nach oben. Nasse Haare konnte ich jetzt nicht brauchen. Ich hatte in dem Versteck, wo auch mein Bogen und die Pfeile waren immer ein Handtuch liegen und meistens auch Unterwäsche.
Mein jetziges Untergewand nahm ich mit ins Wasser, um es gleich auszuwaschen. So konnte ich mit meinen zwei GHs und Slips lange auskommen ohne unhygienisch zu werden.
Ich atmete tief und ruhig aus, als ich in das erfrischende Nass stieg. Wie toll so ein Bad doch war. Untertauchen würde ich nicht, aber etwas schwimmen konnte nie schaden. Leise summte ich dabei die Melodie des Liedes.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie etwas von meiner doch wieder recht neutralen Stimmung bemerkte, aber im Prinzip war es doch eh auch egal, oder? Sie sprach jedenfalls von einem Keller, den sie kannte – solange es da Wasser gab, war es mir egal. Ich hatte keinerlei Bedenken ihr lautlos zu folgen, weil sie inzwischen wohl jede Chance gehabt hätte mich anzugreifen und da sie es bis jetzt nicht getan hatte, würde sie das sicherlich auch nicht mehr tun. Ich vertraute ihr, was irgendwie ja schon merkwürdig war. Noch nie zuvor hatte ich das Gefühl gehabt jemandem außerhalb des Stammes vertrauen zu können. Noch nie zuvor hast du jemanden außerhalb des Stammes mehr als ein Wort zu dir sagen lassen, Dummkopf. Natürlich konnte da keine vertrauensvolle Basis entstehen, wenn du sie alle gleich getötet hast, meinte eine etwas sarkastische Stimme in meinem Kopf und damit hatte sie schon recht. Wie sollte ich bitte jemandem vertrauen, den ich schon getötet hatte? Dummer Gedanke. Ich schüttelte leicht den Kopf und trat hinter Renesmee in das Gebäude ein. Es roch nach altem Holz, ziemlich viel Staub und ein bisschen altem Obst – vermutlich war von dem aber nicht mehr viel übrig, eher nur braune Überreste, die zu einem Teil des Gebäudes wurden. Der Wind trat an einigen Stellen in den Raum ein, der Boden knarrte leicht und die gesamte Luft schien beinahe unangetastet. Als wäre schon lange niemand hier gewesen, der Staub hätte aufwirbeln können. Somit taten wir beide das mit jedem unserer Schritte und wirklich angenehm war das nicht gerade.. aber ich war schlimmeres gewöhnt und fand mich schnell damit ab.
In geschlossenen Räumen fiel es mir schwerer mich zu orientieren, weil ich am meisten auf mein gutes Gehör vertraute und hier drinnen mehr andere Sinne gefragt waren. Deshalb wurden meine Schritte vorsichtiger und langsamer, ich wollte nur ungern gegen irgendeinen Gegenstand laufen oder gar stolpern. Die Blindheit stellte keine direkte Beeinträchtigung für mich da, aber ab und an machte sie mich etwas unsicher. Wäre ich im Augenblick alleine, würde ich wohl zunächst den Raum erkunden, bevor ich weiter durch das Haus lief, um ihn für einen späteren Besuch hier drinnen zu kennen, aber da Renesmee sich schon weiter bewegte, vermutlich in Richtung Keller, hatte ich für so etwas keine Zeit. Behutsam folgte ich ihr, ließ meine Finger ab und an über ein verstaubtes Möbelstück rechts oder links von mir streifen und bemühte mich so um eine möglichst klare Vorstellung des Raums. Ich spürte, wie ich von Holzboden auf Teppich trat und dann erneut auf Holz. Links von mir stand ein Tisch oder eine Ablage, während recht viel mehr Platz war. Ob der Raum ausgeräumt worden war oder einfach ein bisschen Platz bot an dieser Stelle, konnte ich nicht sagen. Wir erreichten kurz danach auch schon eine Treppe nach unten und ich folgte Renesmee in den Keller. „Hältst du dich oft in der Stadt auf?“, fragte ich, um die Stille zu unterbrechen. Ich war nicht unbedingt der Gesprächigste, aber die Stille fühlte sich im Augenblick nicht ganz richtig an und ich hatte ebenfalls das Gefühl, dass es mich selbstsicherer wirken ließ, wenn ich nicht schweigend auf meine schwarze Umgebung achtete. Nur, weil ich mich selbst hier etwas unsicher fühlte, musste ich das doch nicht auch Renesmee zeigen, oder? Ich hoffte jedenfalls, dass die Frage selbstsicher wirkte und meine Stimme keine Unruhe zeigte.
Nachdem Elija eingetreten war schloss ich auch schon die knarren Tür zu leise es ging. Ich war auf Vorsicht bedacht, obwohl hier wohl kaum jemand, in der hintersten Ecke der Stadt, einfach so herumlief. Sicher ist sicher. In dieser Stadt lauerten ständig Gefahren. An jeder Ecke könnte im nächsten Moment etwas passieren und wenn man nicht vorsichtig genug war könnte dies ebenso schnell das Ende für einen bedeuten. Nun gut, wir Andersartigen konnten nicht so einfach umgebracht werden, was durchaus von Vorteil war. Aber irgendein Kampf oder Wunden... Nein darauf konnte man meiner Meinung nach wirklich verzichten. Ich jedenfalls war nicht so scharf drauf. Mir fiel erst ein, als ich schnell vorangegangen war, dass Elija nicht so schnell hinterher kam. Ich wandte meinen Kopf um und sah, wie er sich an den Möbeln und Wänden vorran tastete und etwas vorsichtiger vorwärts ging. Trotz dem ließ er sich nicht so leicht ansehen, dass er blind war. Es sah eher danach aus, als würde er den Raum betrachten und entspannt durch den Raum gehen, wie jeder normale Mensch. Er sah wirklich überzeugend gut aus. Dann fiel mir ein, dass es für ihn nicht so einfach sein musste. Hier im Raum war es nämlich recht still. Kein Wind, nur die Geräusche des morschen Bodens unter uns. Also verlangsamte ich mein Tempo. Er unterbrach die Stille, die wahrscheinlich nicht nur mir so drückend vorkam, weswegen ich den Kopf für einen Moment zu ihm umwandte. "Ja, eigentlich schon. Hier findet man am besten sein Essen.", ein leichtes Lächeln huschte bei den nächsten Worten auf mein Gesicht. "Aber ich bin lieber im Wald." Er folgte mir einen sehr schmalen Gang entlang, der wie eine Art Flur war. Am Ende dieses fürs war jedoch eine Treppe und keine weiteren Zimmer zu sehen. Das erinnerte mich an eine kleine versteckte Kammer. Und ja, sie war wirklich nicht auf den ersten blick zu erkennen. Sowohl der Gang als auch die sich am Ende befindende Treppe. "Stopp.", meinte ich nun mit ruhiger Stimme, als ich mich umwandte und meine Hand leicht auf seinen Arm legte um ihm zu zeigen, dass er stehen bleiben sollte. "Kopf runter und dann vorsichtig, erste Stufe.", erklärte ich ihn ein wenig grinsend, während ich zu ihm hoch schaute. Hier wurde die Decke tiefer. Er war so groß, dass er sich ein wenig bücken müsste, um nicht gegen das Holz oben zu kommen. Das wollte ich ihm wirklich ersparen. Und dass er die erste Treppenstufe wohlmöglich übersieht, auch. Zum Glück war ich gerade so groß, dass ich hier durch passte und nicht beim ersten mal als ich hier war, gegen die Diele gerannt war. Meine Hand, die ganz leicht auf seinem Arm gelegen hatte, zog ich wieder zurück, ehe ich mich wieder umdrehte und mich die Treppe hinunter begab.
Ich hatte keine Ahnung wie lange ich letztendlich doch schon regungslos dagesessen war und vor mich hingedöst hatte, bis ich irgendwann wohl doch eingeschlafen sein musste. Normalerweise hatte ich einen leichten Schlaf- ganz einfach deshalb, weil diese Welt einfach vor nichts und niemandem mehr sicher war und man immer und überall überfallen werden konnte und ausgeraubt oder getötet werden konnte. Nur heute war anscheinend auch eine Ausnahme.. wäre ich nicht so.. fest eingeschlafen, hätte ich die junge Frau sicherlich bemerkt. Hätte ich. Hatte ich aber nun einmal nicht. Vermutlich hätte ich es gerade nicht einmal bemerkt, wenn die Achak von vorhin im Wald plötzlich vor mir gestanden wäre. Ich hatte eindeutig eine ganze Ladung an Schlaf nachzuholen. Himmel, ich hätte wirklich doch einfach weiterlaufen sollen, in die alte Industriehalle gehen sollen und mich dort hinlegen sollen. Da wäre ich wenigstens nicht so ungeschützt mitten in der Pampa. Aber das war ja jetzt auch schon zu spät. Trotzdem wurde mein Schlaf irgendwann wieder leichter, vermutlich weil mir doch bewusst war, dass ich jederzeit irgendwie angegriffen werden könnte, und irgendwann wachte ich auch auf. Die Augen hielt ich dennoch geschlossen, als ich allerdings ein leises Summen vernahm, dachte ich schon ich würde träumen. Tat ich aber nicht, wie ich sogleich feststellte, nachdem ich meine Augen blinzelnd geöffnet hatte. Bewegen tat ich mich dennoch erst einmal nicht großartig- und zwar ganz einfach deshalb, weil ich mir nicht sicher war, wie weit die Person weg war und ob sie möglicherweise gefährlich sein könnte. Ich unterdrückte ein Gähnen, ließ meine grünen Augen aufmerksam, dennoch etwas schläfrig in der Umgebung umher huschen und gerade als ich mich aufrappeln wollte, erkannte ich im See eine junge Frau. Hatte sie mich gar nichtgesehen? Oder hatte sie mich längst gesehen und hatte mich einfach ignoriert? Letzteres wäre wohl ziemlich leichtsinnig.. meiner Meinung nach zumindest. Denn wenn ich wollen würde, könnte ich ihr nun einfach auflauern und sie dann angreifen, um mir meine Kraft an ihr zurückzuholen. Mich an ihr und ihrem Leid zu nähren. Allerdings hatte ich gerade auch nicht wirklich ein großes Hungergefühl, ich war mehr nur etwas.. erschöpft von den Schnittwunden und wollte eigentlich nur noch schlafen und mich ausruhen. Aber hier garantiert nicht mehr.. Ich beobachtete sie eine Weile- sie war hübsch, hatte schwarze, lange Haare. Und sie erinnerte mich doch schlagartig wieder an Pandora, die ich gestern Abend angegriffen hatte. Wie es ihr wohl ging und ob sie schon wieder aus ihrer Bewusstlosigkeit zurückgekehrt war. Würde ich wohl nicht erfahren, außer ich würde zu dem Haus gehen, in dem ich sie auf das Sofa abgelegt hatte. Vermutlich war das aber keine so gute Idee- Lust dazu hatte ich ehrlich gesagt auch nicht. Langsam und gemächlich stand ich auf, steckte mein Messer weg und machte ein paar Schritte auf den See zu, bevor ich stehen blieb und mir kurz durch die immer noch feuchten Haare fuhr. „Schön das Wasser, nicht?“ fragte ich mit rauer Stimme, war mich sicher, dass sie mich gehört hatte.
Essen finden war in der Stadt tatsächlich einfacher, das war ja auch der Grund, wieso Nerea und ich uns hier her begeben hatten. Die Stadt war viel unsicherer und doch fühlten die Menschen sich hier scheinbar wohler. Vielleicht lag es daran, dass es zu ihrer Zeit das war, wo sie immer gewesen waren. Etwas Bekanntes, Sicheres. Aber das war es schon länger nicht mehr. Den Häusern konnte man ja schon ansehen, dass die Welt nicht gerade erst seit gestern kaputt war und ebenso lange waren auch die Städte keine Zuflucht mehr, sondern eher Jagdgebiet. Sie boten aber eben auch am meisten für die Menschen, also war es im übertragenen Sinne ja auch für sie das Jagdgebiet. Ich nickte also nur leicht auf ihre Antwort, zustimmend, aber schweigend. Was hätte ich auch groß sagen sollen? ‚Wie du gesehen hast, geht es mir nicht anders’? Irgendwie mochte ich es nicht offensichtliche Dinge noch mal extra aus zu sprechen. Es erklärte sich ja irgendwie von selbst, oder nicht? Dann ergänzte sie es allerdings durch einen Satz, der mich fast wieder zu einem Lächeln brachte. Der Wald, ja da mochte ich es auch lieber. „Mir auch“, stimmte ich leise zu.
Bei ihrem Stopp und der leichten Berührung hielt ich inne. Ein Stück weit machten mich ihre folgenden Worte wütend, aber ich wusste, dass sie es nur gut meinte. Es zeigte mir allerdings ebenso deutlich, dass ihr absolut bewusst war, wie blind ich war. Daran war jetzt kein Zweifel mehr und ob ich das so gut fand, wusste ich nicht genau. Ändern konnte ich es ja aber eh nicht, also nickte ich erneut, streckte meine linke Hand aus, um nach der oberen Kante des Türrahmens zu fühlen und duckte mich darunter hindurch, vorsichtig auf die erste Stufe tretend. Dank einem alten metallenen Geländer war es gut abzuschätzen, wie weit es nach unten ging und auch, wenn ich wusste, dass Keller meistens ziemlich dunkel waren, machte es mir logischerweise nicht viel aus. Dunkel war ja eh alles um mich herum. Ich trat die letzte Stufe hinab und betrat wieder gleichmäßigen Boden – aus Beton, wie es sich anfühlte. Es roch auch schwach danach und noch viel modriger, als oben im Haus. Allerdings war es nicht so, dass die Luft stand oder extrem staubig war oder so, nein von irgendwo her kam ein leichter Wind, der hier durch blies. Vermutlich war der Keller also etwas undicht oder ein Fenster geöffnet. Für das Raumklima war das jedenfalls nur gut, obwohl es meine Orientierung mehr durcheinander brachte, weil ich die Richtung des Windes nicht ganz bestimmen konnte. Er schien nicht bei mir anzukommen und doch war er deutlich da.. das irritierte mich und dazu kam dann noch, dass es hier unten nicht all zu viel gab. Keine Möbel, die den Wind abhielten oder Gerüche ausstießen – wie das Sofa im oberen Geschoss zum Beispiel. Somit gab es für mich keinerlei Orientierungspunkte und ich blieb einfach am Treppenabsatz stehen, mit meinen Sinnen nach kleinen Stützen suchend. Es war ja nicht so, als wäre ich darin ungeübt, aber dieser Raum war doch irgendwie eine Herausforderung für mich.
So war unsere kleine Konversation auch schon wieder beendet, denn auf seine Antwort nickte ich nur. Ich hatte mir schon gedacht, dass er es im Wald schöner fand. Die Achak lebten ja nicht umsonst dort. Der Wald bot Schutz, war so tief, dass man nicht so schnell entdeckt werden konnte. Ja.. es gab durchaus viele Vorteile und obwohl ich kein Achak war, sondern eine Wachi, die ihr Leben lang schon umherzog, fühlte ich mich zu einem Ort immer hingezogen, egal wo ich war. Die Stadt ist zwar auch schön, mal etwas Abwechslung und Spannung, aber auf Dauer wirklich anstrengend, weil es nicht gerade der sicherste Ort ist und man sich dort nach einer Zeit einfach nur unwohl und beobachtet fühlte. Die Mitte der Stadt jedoch war ganz okay. Dort waren lauter Bars und Zentren, weswegen dort auch immer recht viele Menschen sind und die Gefahr, angegriffen zu werden, nicht so hoch ist.
Wir waren nun im Keller angelangt und auch die Finsternis wurde größer. Es gab zwar noch Licht, welches von dem Ausgang zur Treppe ausging, aber mehr war das auch nicht. Dieses Licht ermöglichte es mir zum Glück, noch ein wenig die Umrisse zu erkennen. Nun gut, im hinteren Teil des Kellers war es wirklich vorbei. Da war nichts als Schwärze, aber dort musste ich auch nicht hin, denn das kleine Waschbecken war links vom Eingang, also nicht weit weg. Ich bewegte mich darauf zu und drehte den Wasserhahn auf, welcher zu Anfang kein Wasser laufen ließ. Da befürchtete ich schon, das Wasser sei auch hier komplett weg und ich hatte Elija umsonst hierher gebracht. Das wäre mir schon gewissermaßen unangenehm gewesen.. nachdem ich den verrosteten Wasserhahn einige Sekunden regelrecht anstarrte, floss doch das Wasser und ich atmete erleichtert aus. Ein wenig triumphierend blickte ich zu dem Achak, der immer noch fast regungslos am Eingang stand. "Hier.", waren meine einzigen Worte. Ich trat einen Schritt beiseite und machte ihm somit den Weg zum Waschbecken, welches übrigens auch nicht mehr ganz neu aussah, frei. Aber gut. Was war hier heutzutage noch im guten Zustand? Meine kleine Hütte war recht angemessen, ordentlich und gut bewohnbar. Ich hielt sie aber auch echt in Gang damit sie noch längere Zeit bewohnbar blieb, falls ich hier in dieser Gegend bleiben würde und damit ich mir nicht wieder einen neuen Platz suchen musste, was echt nicht einfach war. Mal waren die Häuser zu abgebrannt, mal war die Lage einfach ungünstig, oder ich fühlte mich nicht wohl. Gut, In der Hinsicht war ich aber auch ein wenig Zu pingelig. Manche gaben sich mit zerfetzten Möbeln zufrieden, doch ich wollte es lieber sauer und schön haben.
Ich genoss das kühle Wasser auf meiner weichen Haut, schwamm am Rücken, plantschte etwas, wusch mich. Um den Mann machte ich mir keine Gedanken, da er a) schleif und b) zu schwach war um zu kämpfen. Also ignorierte ich ihn mehr oder weniger. Dass er aufgewacht war und herkam merkte ich auch nicht. Erst als er mich ansprach, drehte ich mich blitzschnell um und bedeckte mit meinen Händen meinen Oberkörper, was absolut sinnlos war, da ich bis zum Hals im Wasser stand. "Ähm ja" antwortete ich etwas irritiert und ging langsam von dem Ufer an dem der Mann stand zu dem anderen, wo meine Kleidung lag. "Ich habe nicht bemerkt, dass du munter geworden bist, bitte entschuldige, falls ich dich geweckt habe" sagte ich mit leiser, weicher Stimme und blieb stehen, bevor das Wasser meine Brust freigab. Ich griff zu dem noch nassen BH, den ich eigentlich gerade gewaschen hatte und auch zu dem Slip und schlupfte noch im Wasser hinein. In Unterwäsche konnte er mich sehen, dass war mir ziemlich egal. Langsam und elegant stieg ich also nun aus dem Wasser, um mich in mein Handtuch zu hüllen. Erst dann drehte ich mich wieder um zu ihm und musterte ihn. Er sah tatsächlich gut aus, nur etwas erschöpft und müde. Eigentlich kümmerte ich mich nicht um andere, abgesehen von Frauen, da ich ihr Blut nicht trinken konnte.
Ich war froh, dass sie nichts weiter dazu sagte, dass ich reglos am Treppenabsatz stand. Irgendwie war es mir ja unangenehm, dass ich mich hier hilflos fühlte. Als sie dann am Wasserhahn drehte und nach ein paar Sekunden auch Wasser floss, hatte ich einen Punkt zum orientieren. Ich wandte zunächst meinen Blick in diese Richtung, dann ließ ich das Geländer los, welches noch immer von meiner Hand umschlossen worden war, und schritt behutsam auf Renesmee zu. Nur minimal unsicher ertastete ich das Waschbecken und ließ das kühle Wasser dann über meine klebrigen Arme fließen. Ich hatte kein Problem damit, wenn ich Blut am Körper hatte, aber sobald dieses dann anfing zu trocknen und in diesen leicht klebrigen Zustand über ging, störte es mich. Es war einfach unangenehm und deshalb war ich froh, dass es sich langsam von meiner blassen Haut löste und ich wieder sauber war. Ich drehte wie selbstverständlich das Wasser wieder aus und sah in die Richtung, in der Renesmee stand. Durch ihre Schritte und ihr Atmen hatte ich zumindest bei ihr keine Probleme sie im Raum zu finden. „Dankeschön“, sagte ich dann und sah ihr wieder in die Augen. Ich war mir nicht sicher, was ich sagen wollte. Mir war durchaus bewusst, dass es wohl das Beste wäre mich jetzt zu verabschieden und Nerea wieder zu suchen – und vorher den ein oder anderen Menschen – aber ich wollte nicht, dass unsere Begegnung jetzt schon zu ende war. Wie wahrscheinlich war es denn, dass wir uns noch ein weiteres mal trafen? Nicht sonderlich. Es war ja schon ein kleines Wunder, dass wir uns überhaupt getroffen und nicht getötet hatten, wer sagte also, dass es noch einmal zu einem Treffen kommen würde. Irgendwie stimmte mich das traurig. Es war so anders, so besonders mit ihr.. alles neu und fremd, aber doch schon jetzt auf gewisse Weise vertraut. Sobald ich wieder in meinem Stamm war, würde ich dieses Gefühl, so eine Bindung, niemals mehr finden können. Und doch sagte mir mein Verstand, dass ich gehen sollte. Musste. Ohne es wirklich zu merken, hatte ich meine Hand nach ihr ausgestreckt und jetzt, als meine Finger sanft ihren Arm berührten, zuckte ich zusammen und zog die Hand wieder zurück. „Ich denke, ich sollte gehen“, murmelte ich und wandte mich schon wieder in die Richtung in der die Treppe sein musste.
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