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Einen Moment sagte sie gar nichts und ich bekam das Gefühl, dass es eben doch nur irgendeine Wachi war – war ja auch nicht unbedingt wahrscheinlich, dass wir uns in so kurzer Zeit ein zweites Mal trafen. Wobei ich es ja schon ein bisschen versucht habe zu erzwingen, schoss es mir durch den Kopf. Dass das männliche Blut noch überall an meinen Armen war und vor allem, dass es ja die Nahrungsquelle einer Wachi darstellte, war mir im Augenblick nicht bewusst. Ich fühlte mich noch immer gestärkt, vollkommen. Es war ein bisschen so, als wäre da ein heller Strahl in mir drinnen, der meinen Körper durchflutete und mir dieses unglaubliche Gefühl gab, was ich kaum beschreiben konnte.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich ihre Stimme wahr nahm. Also war es tatsächlich Renesmee, die da wenige Schritte von mir entfernt stand. Ihre Tonlage war etwas anders, als bei dem letzten Gespräch, vielleicht weil sie meine Art zu Töten gesehen hatte oder einfach, weil sie es schade fand, dass ich ihr Essen regelrecht vor der Nase weggeschnappt hatte. Sicherlich war sie gerade auch auf dem Weg zu dem Mann gewesen, um an ihm zu saugen. Saugen… Ein Gedanke kam mir und mein toter Blick wich kurz von ihr ab, ich runzelte leicht die Stirn und blickte in die Richtung des toten Mannes. Viel blieb vom Körper nicht, eine zerfallene Hülle. Aber Blut müsste doch noch weiter in seinen Adern sein, oder nicht? Das ist eine barbarische Idee. Absolut schlecht und widerlich. Erst töte ich ihn und dann überlege ich tatsächlich, ob ich ihn der Wachi noch als kleinen Snack anbieten soll.. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und wandte mich wieder der Wachi zu. „Amüsant also..“, wiederholte ich ihre Worte ruhig und entschied mich dann ihr dennoch den Vorschlag zu machen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es falsch war. Und doch auch richtig. Wäre es nicht ein Stück weit sogar Verschwendung? Wobei ich natürlich auch nichts davon sah, wie ich ihn zugerichtet hatte. Ich hatte nur dafür gesorgt, dass er nicht schrie und ein leichteres Opfer war – wie sollte ich es denn bitte sonst auch machen?
„Weißt du“, begann ich, hielt dann noch mal kurz inne und überdachte es erneut. Es war ein bisschen so ein Zwiespalt, aber doch irgendwo unser beider Natur. Und es konnte ja kein Zufall sein, dass wir uns schon das zweite mal heute trafen. Auch, wenn ich in ihre Richtung gegangen war, war die Stadt groß, voller kleiner Gassen und somit war es nicht sonderlich wahrscheinlich, dass wir das gleiche Opfer erwählten und uns hier trafen. „Das klingt jetzt vermutlich merkwürdig, aber es fließt noch ein wenig Blut in seinen Adern. Das ist es doch, was dich nährt, oder nicht? Männliches Blut?“, fragte ich sie dann einfach. Ich bezweifelte, dass sie mich angreifen würde – sie wäre dumm einen frisch genährten Achak anzugreifen – und irgendwie wollte ich diese unglaubliche Ausstrahlung von ihr noch mal aus der Nähe spüren. Und sie hatte immerhin gesehen, wie ich mich nährte, war es da nicht nur fair, wenn ich es bei ihr ebenso mitbekam? Halbwegs jedenfalls. Eine seelenlose Hülle war ja vermutlich nicht das, was bei ihr regelmäßig auf dem Speiseplan stand.
Minire, also ich weiß und akzeptiere ja, dass die Achak bessere Sinne haben - aber ich finde es deeeezent übertrieben, dass sie angeblich die Muskelbewegungen hören kann und "spüren" kann, dass jemand das Gesicht spöttisch verzieht. Das muss ich jetzt mal los werden. x'D
Ich weiß zwar nicht wie Mo sich das genau vorgestellt hat, aber ja.. musste einfach geschrieben werden. Sorry. ;D
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Da griff ich mal nur den Achak an, weil ich der Meinung war zu zweit hatten wir eine bessere Chance wie alleine gegen die Weißhaarige und dann fühlte der Kailasa sich auch gleich wieder provoziert. Ich wusste ja, dass sie leicht zu provozieren waren, aber dass er sich gleich angesprochen fühlte wo ich doch direkt zu der Achak sprach.. naja, dem mangelte es wohl normalerweise an Aufmerksamkeit, dass er jetzt gleich alle auf sich bezog. Von mir aus. Wenn er nichts besseres zu tun hatte, als sich ebenfalls gleich mit Zweien anzulegen, dann sollte er das tun. Strategisches Denken schien nicht so sein Ding zu sein. Konnte ich ihm ja nicht verübeln, hatte schon Öfters gehört, dass die Kailasa zwar eine gewisse Kraft hatten, aber nicht nachdachten. Wobei das natürlich auch nur Vorurteile sein konnten.. aber nicht selten war es doch so. Sicherlich nicht in allen Fällen, das wagte ich auch nicht zu behaupten, ich war wirklich schon guten Denkern begegnet, aber gewiss im häufigsten Falle. Nun gut. Ein leises, kaum hörbares Seufzen klang über meine Lippen. Die eine war übermütig, der andere großmaulig und scheinbar - scheinbar, wie gesagt, es gab da auch die Ausnahmen - ziemlich unüberlegt und dumm.
"Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte.", teilte ich dem Kailasa auf seine Frage was ich hier tat mit. Das selbe könnte auch ich ihm entgegen bringen, immerhin war der Wald auch nicht unbedingt das Gebiet in dem man Kailasa antraf. Die waren wie wir Menschen, oder die meisten Wachi, auch auf den Straßen anzutreffen.. wenn überhaupt. Klar gab es auch hier wieder die Ausnahmen, aber man rechnete nicht damit. Nur mit Achak konnte man wohl rechnen, aber auch das war eher eine Ausnahme, weil sie normalerweise wohl nicht so kontaktfreudig waren wie unsere kleine 'Freundin' hier. Vielleicht war ich Lebensmüde, ja.. war ich sogar, nicht nur vielleicht. Aber dazu war ich in dem Sinne doch erzogen worden. Ich hatte nie was anderes gelernt wie mein Leben in solchen Situationen aufs Spiel zu setzen, damit eben andere Menschen oder Lebewesen schon eine Gefahr weniger zu bangen hatten. So in etwa zumindest und ehrlich gesagt hatte ich das zuvor auch noch nie bereut - tat ich jetzt auch nicht. Ich kannte es nicht anders und ich tat es gerne. Ich kämpfte nicht gerne, nein.. ich brachte auch nicht gerne jemanden um. Aber wenn ich wusste, was dieser Jemand schon alles getan hatte oder was dieser Jemand noch alles tun könnte.. dann fiel es mir tatsächlich Leicht meine Dolche - oder auch andere Waffen - zum Einsatz zu bringen.
Wieso sollte ich mich dabei auch anders fühlen und geben wie diese.. Wesen? Kreaturen? Zumal sie es zwar vielleicht des Überlebens wegen taten, aber sicherlich nicht zwangsweise dafür jemanden umbringen mussten. Zumindest von den Kailasa und Wachi wusste ich dies. Dennoch tat der Großteil von ihnen es. War in meinen Augen nicht unbedingt das fairste Verhalten, weswegen ich mich wohl auch kaum so geben und verhalten musste. Zumindest sah ich das nicht ein.
So viel zum Thema ich war ihr etwas schuldig, wobei ich gar nicht wirklich dazu kam über ihre Worte nachzudenken. Über keines ihrer Worte, weil sie schneller verschwand als dass ich dies hätte tun können, als dass ich überhaupt hätte auf Wiedersehen sagen können. Einen Moment etwas perplex sah ich zu der Tür durch die sie verschwunden war. Vielleicht war sie launisch. Was auch immer sie war, mich sollte es nicht stören. Ich war ihr sehr dankbar für meine Hilfe und das hatte ich ihr auch gesagt, wenn sie nicht mehr erwartete, sollte es mich im Endeffekt auch nicht stören, da ich ohnehin nicht viel zu bieten hatte und das, was ich bei mir trug, durchaus von Bedeutung und Wichtigkeit für mich war. Ich schloss die Augen für einen Moment, legte den Kopf leicht in den Nacken, bevor ich mich nach einigen Minuten wieder einer aufrechten Haltung widmete und mir den Krug den sie mit Wasser gefüllt neben dem Sofa auf dem Boden abgestellt hatte nahm, um das Tuch das neben mir lag hinein zu tauchen und zu aller erst mein linkes Handgelenk damit zu umwickeln. Es war nicht so, dass es schmerzte, wenn ich es nicht berührte. Dann war es durchaus auszuhalten, aber ich wollte nicht Gefahr laufen, dass die Schwellung weiter zu nahm. Ebenso wenig wie ich wollte, dass sich das leichte Blau noch viel, viel dunkler färbte. Vielleicht brachte das kühle Nass etwas und wenn nicht, dann nicht. Es war zumindest angenehm. Schnell schweiften meine Gedanken ab, wobei ich sie auch recht zügig wieder einfing, weil jeder doch zu den Sekunden, Minuten, Stunden zurück flog, in denen mir Zasha begegnet war. Wie sollte es auch anders sein? Jeder Atemzug erinnerte mich mit einem unangenehmen Ziehen in der Brust und der Kehle daran was er getan hatte. Mir blieb kaum eine andere Wahl. Ich konnte schließlich nicht einfach aufhören zu atmen. Zumindest nicht, ohne dabei zu sterben und diesen Gefallen würde ich ihm oder irgendwem anders auf dieser Welt gewiss nicht tun. Um mich also zu beschäftigen wickelte ich das Tuch von der einen Hand ab, um es an das Handgelenk der anderen Hand zu legen, während ich beschloss, dass es mir nichts nutzte, wenn ich hier einfach nur rumsaß. Anstrengung hin oder her, das hielt ich nicht aus. Dazu war das hier zu einsam und zu leer. Ich wollte nicht meinen Gedanken nachhängen, das verursachte ein rasendes Herz, ein unangenehmes Gefühl und war sicherlich nicht gesund. Außerdem reichte einfach der Grund, dass ich nicht wollte, meiner Meinung nach schon aus. Ich drückte mich also von dem Sofa auf, brauchte einen Moment um mein Gleichgewicht zu finden.. außerdem dauerte es auch einige Sekunden bis das Gefühl in meine Beine zurück gekehrt war, dass mich sie kontrollieren ließ. Vielleicht würde ich ja was nützliches finden.. vielleicht auch nicht, das würde sich schon noch zeigen. Fest stand, dass ich dieses Haus nur im Notfall noch vor dem nächsten Tag wieder verlassen würde. Mittlerweile war es draußen auch schon relativ dunkel, weswegen ich daraus schloss, dass ich doch einige Stunden bewusstlos gewesen war. Wobei es mich auch verwirrte, dass die junge Frau von vorhin, Samira, dies nicht wusste. Hatte sie mich etwa nicht hier her gebracht? Mit einem kurzen, schwachen Kopfschütteln vertrieb ich diesen Gedanken und konzentrierte mich auf meine Umgebung. Das Haus war eben so zerfleddert wie das, in dem ich heute Vormittag noch geschlafen hatte. Die Dielen waren Kaputt, dreckig, in manchen Räumen fehlte sogar ein Teil des Daches und die Möbel waren verstaubt, zerstört oder gar nicht mehr da. Ich bezweifelte, dass ich etwas brauchbares finden würde, begann aber dennoch im ersten Raum, der wohl mal eine Küche gewesen war, wobei ich mich sehr.. langsam und bedacht bewegte, damit ich meine Atmung so.. ruhig und so langsam wie mir möglich war halten konnte.. tat einfach weniger weh.
Ein Lächeln. Ja, es war tatsächlich ein kleines Lächeln, das seine Lippen umspielte. Darüber wunderte ich mich ein wenig. Es war kein schelmisches, oder grinsendes Lächeln, einfach ein ganz normales, welches mich jedoch ein wenig aus der Fassung brachte. Vor kurzem, als ich ihn am Wald getroffen hatte, waren seine Gesichtszüge einfach nur kalt und kontrolliert gewesen. Ich blinzelte zwei mal und schüttelte meinen Kopf unbemerkbar, um die Gedanken loszuwerden. Mein Blick wich wie von selbst vom Blut an seinen Armen und dem des verbliebenen Mannes ab, als er begann zu sprechen. Ich horchte aufmerksam auf und war sogar ein wenig neugierig, was er zu sagen hatte. Er war jedoch.. ein wenig unsicher, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Nachdenklich wich sein Blick zu dem leblosen Körper des Mannes. Naja, es war nicht mehr als eine normale Hülle. Wenn die Seele nicht mehr vorhanden ist, kann man meiner Meinung nach nicht mehr von einem richtigen Körper reden.
Seine folgenden Worte verwirrten mich ein klein wenig. Zu Anfang wusste ich nicht, was er damit sagen wollte, aber dann.. bot er mir gerade an, ich könne etwas von dem Blut des Toten trinken? Sofort wichen meine grün-braunen Augen zur Seite. Ja, ich hatte die Versuchung, aber irgendwie fühlte es sich falsch für mich an. Als wäre ich schwach.. als wäre ich darauf angewiesen, dass mir jemand mein Essen jagen muss, damit ich schließlich davon nähren kann. Er meint es doch nur höflich., sagte ich mir, während mein Blick wieder zu dem Achak hinüberglitt. Sollte ich? Oder nicht? Ich war irgendwie hin und her gerissen. Natürlich wollte ich liebend gerne etwas Blut trinken.. Wenn man es so sieht, wurde mir das Essen gerad zu auf silbernem Tablet serviert, ohne dass ich etwas tat, bzw. tun musste. Jedoch.. wunderte es mich, dass er mir so frei etwas davon anbot. Wieso sollte er dies tun? Er ist ein Achak und ein Achak vermeidet jeglichen Kontakt für irgendwelchen anderen Wesen. Sie sind dezent von ihnen abgeschieden und vermeiden genauso gekonnt den Kontakt. Und jetzt? Jetzt bot mir tatsächlich ein Achak an, etwas abzugeben. Meine komplette Vorstellung dieses Wesens, die sich davor all die Jahre durch Märchen und Mythen aufbaute, wurde umgekrempelt. ''Du möchtest mir etwas davon anbieten?'' In meiner Stimme war ein wenig Verwunderung zu hören. Bei den nächsten Worten jedoch wurde sie lockerer und sogar ein klein wenig scherzhaft. ''Möchtest wohl mal miterleben, wie eine Wachi sich ernährt, was?'' Wer weiß. Vielleicht hatte er das schon mal miterlebt, vielleicht auch nicht. Ob es jedoch so spannend anzusehen war, wusste ich wirklich nicht. Jeder andere würde wohl lieber anderen Dingen nachgehen, als gerade einer Wachi dabei zuzusehen.
Ja, du hast Recht. ^^ Da hab ich wohl schneller gedacht, als geschrieben. Ich kann den Beitrag nicht mehr bearbeiten, aber wir können uns da ja ein: "Ich hörte, wie der Wind über sein Gesicht zog, das er zu einem Grinsen verzogen haben musste." stattdessen denken, ja? Ich hab gerade leider nicht mehr genug Zeit, um für Minire zu schreiben, das hol ich aber später nach, okay? :)
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Ist ja auch nicht schlimm, ich wollte es einfach nur mal ansprechen. Musst ja auch nichts ändern, tut ja jetzt nichts mehr zur Sache. (:
Mach dir nur keinen Stress, es eilt ja nicht. Wir hätten, wenn es für dich okay ist, auch eine Reihenfolge festgelegt, damit man nicht immer sehen muss ob doch noch wer anders geschrieben hat und evtl. das geschriebene nicht mehr passt. Du, Palmi (Zasha) und dann ich - und dann eben wieder von vorne. Wenn das für dich in Ordnung ist. (:
Bis dann. ^.^
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Sie zögerte, was irgendwie zu erwarten gewesen war. Die ganze Situation war ja ein bisschen merkwürdig und vermutlich hätte ich lieber sofort abhauen sollen, als ich sie bemerkt hatte, aber sie faszinierte mich noch immer. Auch jetzt, wo ich wohl genährt und mit einiger Entfernung zu ihr stand, wollte ich mehr über sie wissen. Wollte verstehen, wie ihr Leben ablief.. ich fand sie.. interessant, irgendwo anziehend und ihre Stimme überwältige mich. Anders konnte ich das einfach nicht sagen.
Dass ich so locker war, schob ich einfach mal auf meine frische Nahrung. Ich spürte dieses Glühen in meinem Inneren, diese pure Macht und ich war mir sicher, dass ich dadurch ein bisschen übermütig wurde, unvorsichtig. Aber was hatte ich hier zu riskieren? Renesmee war eben sehr friedlich gewesen und ich sah sie nicht als eine Gefahr an. Da sie dann zögerlich auf das Angebot einzugehen überlegte, ging ich davon aus, dass sie sich schon ein paar Tage nicht genährt hatte. Ausgehungert war sie sicherlich nicht, sonst hätte sie sich vermutlich noch mal anders verhalten, als sie vor Kurzem auf Nerea und mich gestoßen war. Und sicherlich auch jetzt. Vermutete ich jedenfalls einfach mal, ganz sicher wissen konnte ich es natürlich nicht – vielleicht war es einfach ihre Natur so offen zu sein. „Ich hab doch nichts von seinem Blut mehr. Also wäre es doch sozusagen … gut aufgeteilt. Für jeden von uns nur von Vorteil“, erwiderte ich und lächelte sie dann etwas direkter an. „Genau, es geht mir eigentlich nur darum dich beim Essen zu beobachten“, sagte ich mit sarkastischem Unterton. Weil ich davon ja auch so viel ‚beobachten’ kann, ergänzte ich in Gedanken. Meine Blindheit wollte ich nicht direkt zugeben, vielleicht war sie sich ja selbst noch unsicher, ob ich tatsächlich blind war und wenn dem so war, würde ich es dabei auch lieber belassen. Man konnte nie genau wissen, welche Absichten jemand wirklich hatte und auch, wenn Renesmee auf mich nicht böse oder falsch wirkte, konnte das alles auch mit ihrer Spezies und meinem Geschlecht zusammen hängen. Also lieber ein paar Informationen aussparen und sie ihre eigenen Schlüsse ziehen lassen. Die Reste des Mannes lagen noch in der Gasse, wo ich sie hingelegt hatte, aber doch nur ein paar Schritte von mir entfernt, was bedeutete, dass die Wachi an mir vorbei laufen musste, um an ihn heran zu kommen, falls sie mein ernst gemeintes Angebot denn annahm. Ich konnte mit ihm ja wirklich nichts mehr anfangen und irgendwie wirkte es auf mich richtig, um wieder eine bessere Welt zu bekommen, wenn wir nicht alle Menschen ausrotteten, sondern so wie jetzt sinnvoll teilten. Ich konnte natürlich schlecht einschätzen, ob ihr der Rest von ihm als Nahrung reichte, aber noch war er ja frisch und das Blut damit doch sicherlich auch, oder? Naja, das musste sie schon selbst einschätzen können.
Keine Ahnung wie lange ich hier noch so.. mehr oder weniger ruhig herumstehen konnte, denn langsam gingen mir die Beiden aber wirklich so ziemlich auf die Nerven. Wobei ich ihnen wahrscheinlich auch auf die Nerven ging, aber das war meiner Ansicht nach doch wieder etwas anderes und außerdem.. wie hieß es doch so schön? Wie man in den Wald hinein schreit, so kommt es auch wieder heraus. Provozierten sie mich, mussten der Mensch und auch die Achak damit rechnen, dass sie von mir auch eine gehörige Portion von Provokationen abbekommen würden. Naja und letztendlich war es auch nicht so unbedingt meine Stärke, da stundenlang ruhig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren. Könnte man vielleicht auch sogar in manchen Situationen als leichtsinnig beschreiben, was ich da so von mir gab und was ich tat. Aber hey- ich war ein Kailasa und dass es da dann normal war, dass man von Problemen nur so angezogen wurde und Provokationen und das Risiko liebte, war mir schon klar und durchaus bewusst. Würde ich auch niemals abstreiten, dass ich von sowas nicht abgeneigt war. Auf die Worte der Achak hin schnaubte ich allerdings nur leise, starrte sie einen Moment lang etwas.. abweisend an. Natürlich, ich würde sie ja jetzt auch sofort angreifen, weil ich ja dann sonst niemanden im Rücken sitzen haben würde.. Haha. Hätte sie vielleicht zu gerne gewollt, aber diesen Gefallen würde ich ihr vorerst –noch- nicht machen. Ich hatte mich nämlich durchaus unter Kontrolle, sprang niemandem direkt an die Gurgel und drehte sie einem sofort und ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken um. Naja, wobei.. hätte ich gerade gewusst, über was der Mensch da nachgedacht hatte- und zwar, dass ich da oben im Oberstübchen vielleicht angeblich nicht der Hellste war- wäre mir sicherlich die ein oder andere Sicherung durchgebrannt. Aber wer ließ schon gerne von sich behaupten, dass man dumm war? Dumm war ich nämlich keineswegs. Ich handelte manchmal vielleicht etwas voreilig und unüberlegt, aber das lag doch einfach irgendwo in meiner Natur und ich konnte auch nicht bestreiten, dass ich mich damit schon das ein oder andere Mal in brenzlige Situationen gebracht hatte. Aber nur weil ich so ungefähr sprichwörtlich in den Zaubertrankkessel von Miraculix gefallen war und doch so einiges an Kraft und Stärke hatte, war ich auf keinen Fall dumm. Ich konnte mich nämlich tatsächlich mit einigen Dingen stundenlang intensiv beschäftigen- wenn ich das denn wollte. Als der junge Mann dann wieder seine Stimme erhob und mir mitteilte, dass mich das nichts anging, was er hier machte, wandte ich ihm meine Aufmerksamkeit- wenn auch nicht meine volle, denn die Achak war ja auch immer noch da und doch irgendwo eine potentielle Gefahr- zu und musterte ihn einen Moment ausgiebig von Kopf bis Fuß. Naja.. seinem Aussehen nach war er aber nicht unbedingt einer von den Menschen, die sich in ihrer Hütte verkrochen und nur zu bestimmten Zeiten ihr Haus verließen. Angst hatte er auch nicht, Nervosität konnte ich ihm auch nicht unbedingt ansehen. Entweder war er einfach wahnsinnig gut darin, seine Gefühlslage in so einer Situation unter Kontrolle zu haben- wie auch ich es hatte, wobei ich jetzt auch nicht der perfekte ‚Gefühlsverstecker‘ war- oder er hatte einfach überhaupt keinen Bammel davor, hier alleine mit zwei Schmerz- und Seelendliebenden Wesen herumzustehen. „Na auf jeden Fall scheinst du mir nicht danach auszusehen, als würdest du hier mal eben ein paar Blümchen pflücken wollen..“ meinte ich sarkastisch und verzog mein Gesicht zu einem Grinsen.
Ein kleines Lachen trat über meine Lippen. ''Wusste ich es doch. Dir geht's nur ums Beobachten.'' Dieser etwas scherzhafte Satz machte mich wiederrum verlegen. Ich hoffte es kam nicht so rüber, als würde ich ihn wegen seiner Blindheit in irgendeiner Weise auslachen, oder wie man das nennen konnte. Eigentlich fand ich es gar nicht schlimm und eigentlich ging ich auch davon aus, dass er blind war. Er konnte seine Schwäche gut verbergen, hielt fast die ganze Zeit mit mir Blickkontakt, wobei ich echt nicht wusste, wie er das machte. Vielleicht hörte er, aus welcher Höhe ungefähr meine Stimme kam. Und so konnte er dann wahrscheinlich auch abschätzen, wo meine Augen lagen. Nun ja.. schon beeindruckend, wie ich fand. Ob er ganz blind ist? Schließlich gab es Achak, die noch ein wenig Sehkraft besaßen, oder zumindestens Schatten oder Hell und Dunkel wahrnehmen konnten.
Gut aufgeteilt? Jaa.. er hatte recht. Wäre eigentlich ein perfektes Zusammenspiel, wenn Achak und Wachi gemeinsam auf Jagd gehen würden. Der eine braucht das Blut, der andere die Seele und so hat auch jeder genug. Im Prinzip wäre es weniger Verschwendung, wenn man annehme, dass es normalerweise so ist, dass dann eine Seele oder eine ganze Menge Blut einfach so verschwendet wurde, nur weil die zwei Wesen getrennt jagen. Man sollte aber aufpassen, dass Wachi und Achak sich nicht gegenseitig auffressen wollen., dachte ich und musste ein wenig in mich hineingrinsen. Eigentlich war der Gedanke absurd. So absurd, dass ich darüber lachen könnte. Wenn man jedoch mehr darüber nachdachte, erwies sich der Gedanke als recht sinnvoll oder sogar machbar. Bilde dir nichts ein.. es wird nie dazu kommen. So wie die alle zu dem Zeitpunkt verfeindet waren, konnte man es sich einfach nur vorstellen. Sein Lächeln gab mir irgendwie ein wenig das Gefühl von mehr Sicherheit und Offenheit, sodass ich wieder den Griff meines Dolches losließ und auch viel erleichterter war. Die Situation davor war wie verflogen und der Anblick, wie er den Mann getötet hatte, machte mir auch nicht mehr so zu schaffen.
Mein Blick wich von Elija, zu dem Mann und wieder zu ihm zurück. Überlegend, ob ich das Angebot annehmen sollte. Letzendlich dachte ich mir, dass schon nichts dabei war. Wenn er mir schon das Angebot machte, war es nur höflich es auch anzunehmen. Ich bewegte mich auf den Leichnahm zu, der direkt neben dem Achak an der Wand lag. Mein Blick ruhte auf Elija, während ich mich auf ihn zubewegte. Ein wenig Misstrauen war noch vorhanden. Schließlich betrachtete ich den schwer zugerichteten Mann am Boden, in dessen Augen nichts als Leere zu sehen war. Ob Elija wusste, wie fürchterlich das aussah, also wie er ihn zugerichtet hatte? Ich jedenfalls machte mir nichts mehr draus, ging in eine leichte, kieende Haltung hinunter und griff ohne Ekel an den Kopf des Toten. Mit der anderen Hand zog ich schnell den Dolch hervor. Ein schneller Schnitt in den Hals und ich steckte ihn wieder weg. Dass der Dolch nun voller Blut war, machte mir nichts aus. Kaum erwartend rammte ich nun meine Zähne in den Hals um die offene Wunde aufzusaugen. Das Blut, welches sich nun mit meinem vermischte und mir Kraft gab, glitt meine Kehle hinunter. Der metallene Geschmack war das beste, was es überhaupt gab. Es dauerte nicht lange, bis ich genug getrunken hatte und mich wieder erhob. Blutrote Farbe war an meinen Lippen, sodass sie beinahe denen des Achak ähnelten. Ich fuhr mit meiner Zunge über meine Lippen und schloss meine Augen für einen Moment. Erleichtert und voller Energie war ich nun. Ich fühlte mich um einiges leichter und mein Körper spürte unendlichen Genuss. Mit leuchtenden Augen blickte ich nun zu Elija, der das ganze wahrscheinlich mit seinen leeren, stahlgrauen Augen betrachtet hatte.
Lautlos öffnete Jareth die Tür und lies somit sofort ein paar Sonnenstrahlen in das zerfallene Haus. Man konnte den Staub in dem Licht tanzen sehen, allerdings beachtete der junge Mann diese nicht weiter, da er zu konzentriert war seine Umgebung nach Gefahren abzusuchen. Seit Jahren war Jareth nun mit seiner kleinen Schwester unterwegs. Ohne Ziel und ohne jegliche Orientierung. Das einzigste was er wusste war, dass es die beiden immer mehr nach Süden trieb, weg von ihrer Heimat, in der sie nicht mehr lange überlebt hätten. Die Welt wurde kleiner und die Orte an denen noch brauchbares zu finden war, schrumpften mit jedem Tag. Trotzdem würde Jareth es nicht unversucht lassen ein paar der zerfallenen Häuser nach brauchbaren Dingen zu durchsuchen. Er wollte nichts übersehen. So kam es dazu, dass er nun im Eingang des Gebäudes stand, die Hand auf sein Messer gelegt, jederzeit griffbereit. Mit der Zeit hatte er gelernt wie sinnvoll es war, sich nicht waghalsig in Gebäude zu stürzen. Man wusste nie ob diese nicht längst besetzt waren. Diesen Fehler wollte der junge Mann zumindest nicht mehr machen, weswegen er erstmal stehen blieb und horchte. Keine Geräusche. Kurz zögernd schob er die Tür hinter sich wieder zu und setzte seinen Weg ins Innere des Hauses fort. Er lies keine Gelegenheit aus seinen Blick über Wände und Böden schweifen zu lassen. Jedoch konnte er weder eine Menschenseele noch einen brauchbaren Gegenstand finden. Das einzigste was in diesem Haus zum Überfluss vorhanden war, waren die endlosen Trümmer, die aus herausgebrochenen Mauerstücken bestanden oder gar aus Dachziegeln, die der Schwerkraft erlegen waren und ihren Weg nach unten gesucht hatten. Als Jareth schließlich in einem der Wohnräume ankam, zog er sofort sein Messer und starrte regungslos zu dem Wesen, welches scheinbar schlafend auf einem Sofa lag, welches in dem Raum stand. Ein paar Sekunden verweilte er in seiner Position, ehe er sich dem Menschen langsam näherte. Die junge Frau lag scheinbar friedlich schlafend dort, was Jareth nurnoch mehr verunsichert. Weder wusste er ob die Brünette ihm ihren Schlaf nur vorspielte oder ob sie gar gefährlich war und nur darauf wartete ihn in einem Moment der Unaufmerksamkeit zu überfallen. Skeptisch blieb der junge Mann schließlich ein paar Meter vor dem Mädchen stehen, den Blick weiterhin auf ihr ruhend. Nach ein paar Minuten beschloss er schließlich, das er mit der Brünette schon fertig werden würde, falls diese seine Gesellschaft nicht schätzte. Außerdem sah sie im Moment nicht so aus, als wäre sie auf einen Todeskampf aus, wie es ihm ihr bandagiertes Handgelenk verriet. Und selbst wenn er sich täuschte, würde er sie wohl kaltblütig umbringen oder was auch immer. So genau wusste Jareth noch nicht was am besten wäre. Wahrscheinlich sollte er das Mädchen einfach im Schlaf erstechen, ihre wenigen Habseligkeiten mit sich nehmen und seinen Weg fortsetzen. Aber selbst in Zeiten wie diesen brachte Jareth es nicht unbedingt übers Herz unschuldige Leute zu töten. Noch dazu ohne das diese sich wehren konnten. Er war kein Killer und das würde er vorerst auch nicht werden. Irgendwann würde ihm das wohl noch zum Verhängnis werden, aber die Zukunft interessierte den jungen Mann im Moment recht wenig. Noch einmal atmete er tief durch, ehe er direkt vor das Mädchen trat – Sein Messer weiterhin in der rechten Hand – und die Brünette etwas weniger sanft wachrüttelte. Mit einem feindseligen Blick starrte er ihr ins Gesicht und wartete auf ihre Reaktion. Sie sollte ruhig Angst vor ihm haben, wobei er bezweifelte das sein Blick dieses Gefühl in ihr auslösen würde. Aber einem Unbekannten in dieser Welt mit einem warmen Lächeln zu begegnen war dann wohl doch etwas zu untypisch. Und irgendwie musste man sich ja anpassen. Noch während er auf irgendeine Rekation von der jungen Frau wartete, begann er diese auch schon mit Fragen zu überhäufen. „Wer bist du? Was machst du hier? Was hast du mit deiner Hand gemacht?“ Noch während die Worte über seine Lippen kamen, hätte er sich für diese sinnfreien Fragen köpfen können. Eigentlich sollte ihn das ganze nicht interessieren und das jemand verletzt war, war wohl keine Seltenheit hier. Vielleicht würde sie die Fragen ja einfach ignorieren. Im Endeffekt wollte er einfach nur, dass sie hier verschwand und er das Haus durchsuchen konnte. Das Sofa sah schließlich doch recht gemütlich aus, zumindest besser als harter Boden. Während sein Blick weiterhin auf der jungen Frau ruhte, hielt er sein Messer unbeirrt so in seiner rechten Hand, dass es direkt in ihrem Blickfeld war. Er wollte kein Risiko eingehen.
Ich hatte nichts brauchbares in diesem Haus gefunden. Vermutlich war es schon durchsucht worden und alles was auch nur ansatzweise als Nützlich empfunden worden war, war mitgenommen worden. Auf jeden Fall hatte mich irgendwann die übrige Energie verlassen. Ohnehin war ich recht wacklig auf den Beinen und die Lungen schmerzten mir nach jedem Schritt und jedem Atemzug mehr, weswegen ich mich letztlich tatsächlich – gegen meine Prinzipien – dazu entschlossen hatte mir zumindest ein wenig Ruhe zu gönnen indem ich mich wieder auf die Couch legte, auf der mich scheinbar auch diese Samira gefunden hatte. Gesagt, getan. Bald war ich wieder in dem ehemaligen Wohnzimmer angekommen, hatte mich auf die leicht zerfledderte aber noch annehmbare Couch sinken lassen und war nur wenige Minuten später eingeschlafen. Die Erschöpfung hatte sich langsam aber sicher durch meinen Körper bewegt und mich letztlich in einen traumlosen, dunklen Schlaf geschickt. Beruhigend, dass nicht jede Nacht von Alpträumen geplagt war. Aber das lag wohl auch mit daran, dass mein Körper wirklich wahnsinnig geschwächt war, geschwächt von dem Angriff des Kailasa, der mir beinahe mein Leben geraubt hatte, der versucht hatte Gott zu spielen und dem ich wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, obwohl es mich noch immer verwunderte wie ich hier her gekommen war. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen, wollte aber auch nicht weiter darüber nachdenken und dann war ich auch schon eingeschlafen. So tief und so fest wie schon lange nicht mehr. Mit der Zeit hatte ich eigentlich einen sehr leichten Schlaf entwickelt, durch die Strapazen allerdings war ich wohl ziemlich fest und tief eingeschlafen, weswegen ich auch nicht die leisen Geräusche des unbekannten Besuchers in dieser Hütte vernahm. Ebenfalls spürte ich nicht den Blick auf mir, was normalerweise doch meist bemerkt wurde, zumindest auf Dauer gesehen. Erst, als er mich unsanft aus meinem Schlaf rüttelte bemerkte ich, dass ich nicht alleine war, öffnete im ersten Moment verwirrt und leicht blinzelnd meine Augen, ehe ich den jungen Mann erblickte, der vor dem Sofa stand, aus meiner Position riesig aussah und mir einen erschrockenen Laut entlockte, während ich mich aufsetzte, die Augen aufriss und nach Luft schnappte – was ein Fehler war. Denn dieses Luftschnappen sorgte für ein unangenehmes, raues Ziehen in meiner Kehle und meiner Brust, was letztlich zu einem Hustenanfall führte, der kaum zu unterdrücken war und mir die Schmerzen nicht unbedingt abnahm oder erleichterte. Erst einmal versuchte ich aber gleichermaßen so viel Abstand wie irgendwie möglich zwischen mich und den Kerl zu bringen.. zu aller erst stieg mir wohl in den Sinn, dass es sich auch bei ihm um einen Kailasa handelte.. wieso auch nicht? Gestern war ich zu naiv gewesen und man sah, was ich davon hatte. Würgemale am Hals, schmerzende Lungen, blaue Handgelenke und teilweise leichte – wenn auch glücklicherweise nur oberflächliche – Schnitte an Händen, Ellenbogen und teilweise wohl auch am Rücken.. den konnte ich ja nicht sehen, worüber ich ehrlich gesagt auch ganz froh war. Als ich mich halbwegs wieder gefangen hatte realisierte ich auch die Fragen, zog etwas erstaunt und perplex die Augenbrauen in die Höhe, während ich auf der einen Seite von dem Sofa kletterte, um kurz darauf auch schon die Wand in meinem Rücken zu spüren. Er hatte immerhin ein Messer in der Hand, stierte mich doch recht schlecht gelaunt an und löcherte mich mit.. Fragen, die so schnell und Präzise an mein Ohr drangen, dass ich mich wohl unbewusst dazu verpflichtet fühlte ihm Rede und Antwort zu stehen. Zumindest für diesen Augenblick, in dem ich gerade einmal zehn Sekunden auf den Beinen war und maximal eine Minute wach. „Pandora. Ich.. weiß nicht. Und ich wurde.. festgehalten.“, teilte ich ihm mit.. rauer Stimme mit. Meine Kehle war wohl noch immer sehr angeschlagen, außerdem fühlte sie sich schon wieder ziemlich trocken an. Ich war frisch wach und noch dazu hatte ich gerade doch einen recht schmerzhaften Hustenanfall hinter mich gebracht. „Und du? – Ich..“ ich verstummte wieder. Und du? Irgendwie bezweifelte ich, dass er mir Rede und Antwort stehen würde, wobei eine weitere Frage sich über meine Lippen bahnte, ohne dass ich es hätte kontrollieren können „Bist du ein.. Kailasa?“, irgendwie war sie mir wichtig, vermutlich eben wegen den gestrigen Geschehnissen.. Und doch wusste ich, dass er mich ebenso gut anlügen konnte, wie dass er mir die Wahrheit sagen konnte.
Eigentlich hätte Jareth sich über die Reaktion der Brünette freuen sollen. Aber das klappte irgendwie nicht so ganz, wie er sich das vorstellte. Allein wie sie ihre Augen aufriss und sofort Abstand zwischen die Beiden brachten, ließen den jungen Mann annehmen, das sie in der Vergangenheit keine allzugute Erfahrung mit fremden Männern gemacht hatte. Was nun auch an den Verletzungen an Hand und Hals zu erkennen war. Wer oder was ihr das auch immer angetan haben musste...es war zumindest ziemlich frisch. Zögernd steckte Jareth schließlich sein Messer weg, ob dies ein Fehler war würde sich schon noch herausstellen. Aber im Moment konnte er einfach nicht glauben das von dem Mädchen ernsthafte Gefahr ausging. Sie schien Schmerzen zu haben und körperlich war der junge Mann ihr ohnehin überlegen. Natürlich wusste er nichts über ihre Kampfkünste, aber er musste der Brünette wohl vertrauen, dass sie ihm nichts vorspielte. Falls doch, dann hatte sie wirklich herausragende Schauspielqualitäten. Aber noch erschien es Jareth sinnvoll, sie nicht zu bedrohen oder sonstiges mit ihr zu machen. Sie schien wirklich genug durchgemacht zu haben. Eine Weile starrte er das Mädchen weiterhin an, auch wenn sich seine Gesichtszüge mittlerweile gelockert hatten. Man könnte sagen, er habe einen neutralen Gesichtsausdruck angenommen. Kein Lächeln, aber auch kein feindseliger Blick mehr. Als sie schließlich ihren Namen nannte, wiederholte er diesen stumm mit seinen Lippen. Kein gewöhnlicher Name, aber er gefiel ihm. Was ihn aber nicht weiter interessieren sollte. Unbewusst verschränkte er schließlich die Arme vor der Brust und betrachtete des Mädchen für einen Augenblick von oben nach unten, während sie mit der Wand im Rücken ihm gegenüber stand. Zwischen ihnen das Sofa. Wahrscheinlich als Sicherheitsbarriere, dass er ihr ja nicht zu nahe kam. Oder auch umgekehrt, Jareth fand das gar nichtmal so nutzlos. Als das Mädchen schließlich seine zweite Frage beantwortete zog er leicht die Augenbraue hoch. Festgehalten? Hörte sich im ersten Moment so an, als wäre sie von irgendeinem Mann vergewaltigt worden. Von dieser Sorte gab es hier schließlich genug. Aber ihre Wunden deuteten wohl eher auf ein anderes Ereignis, das vorgefallen sein musste. Vielleicht hätte er sie danach fragen sollen. Aber er wusste nicht ob sie ihm darauf wirklich eine Antwort geben würde und außerdem käme es wohl etwas komisch rüber, wenn ihn die Geschichte einer fremden Frau interessierte. Neugier hin oder her, er würde damit leben es nicht zu erfahren. Bei ihrer Frage antwortete er nur knapp mit „Jareth“. Mehr musste sie nicht interessieren und ehrlichgesagt hätte er auch nicht gewusst was er noch groß hätte sagen sollen. Bei ihrer nächsten Frage bildete sich allerdings ein leichter Kloß im Hals. Er ein Kailasa? Er sah wirklich nicht nach einem aus. Aber langsam machte das ganze Sinn. Die Verletzungen, die Angst vor ihm und dann die Frage ob er ein Kailasa war. Er würde wohl nicht mehr nachfragen müssen, was mit ihr passiert war. Das hatte sie ihm mehr oder weniger mit dieser Frage verraten. Auch wenn Jareth etwas irritiert über die Tatsache war, das die junge Frau lebend vor ihm stand. Er dachte immer diese Wesen wären mörderisch und würden niemanden am Leben lassen? Aber scheinbar wurde sie verschont. Denn er konnte sich nicht vorstellen das sie sich hatte wehren können. Gegen ein Kailasa würde niemand eine Chance haben. Zumindest kein menschliches Wesen. Oder war die Brünette die vor ihm Stand gar kein Mensch? Verunsichert machte er einen Schritt zurück, ehe er wieder klare Gedanken fasste und seinen Blick wieder auf die junge Frau fixierte. Es beunruhigte ihn, dass sich scheinbar in der Nähe ein Kailasa herumtrieb. Er würde so schnell wie möglich zu seiner Schwester zurückkehren müssen, bevor diese dem Wesen über den Weg lief. Das würde er nicht verkraften. Aber jetzt durfte er sich nicht weiter auf diesen Gedanken konzentrieren, schließlich stand ihm noch immer diese fremde Frau gegenüber, die jederzeit aus ihrer Opferrolle in eine Angreiferrolle schlüpfen konnte. „Ich bin kein Kailasa.“ beantwortet er schließlich ihre Frage. „Ich werde dir nichts tun.“ fügte er noch hinzu, auch wenn ihr dieser Satz wahrscheinlich wenig brachte. Warum sollte sie ihm glauben? Er war ein Fremder. Und die meisten hatten sowieso verlernt noch zu irgendwem Vertrauen zu fassen.
Ich erwiderte ihr Lächeln. Man konnte es in ihrer Stimme ein wenig hören und irgendwie passte es auch zur Situation, dass sie ebenfalls lächelte, also ging ich einfach da von aus. Und selbst wenn nicht – dann wirkte ich eben gut gelaunt und das war ich nach meiner Mahlzeit gerade ja auch. Dass meine Arme weiterhin blutverschmiert waren, vergaß ich vollkommen, zog sie aber wieder aus den Hosentaschen heraus und verschränkte sie stattdessen locker vor der Brust. Ich verfolgte so gut es ging jeden ihrer anfangs noch leicht zögerlich wirkenden Schritte, bis sie den Leichnam neben mir erreicht hatte. Ich überlegte, ob sie womöglich auch ein Ritual hatte, wie ich, vermutete aber, dass es nicht so war. Bei den Achak kümmerten sich die wenigsten darum, dass sie gerade ein Leben beendet hatten. Sie sahen Menschen und andere Lebewesen als reine Nahrungsquelle an und so war es einfach Normalität. Ich war da wohl einer der Wenigen, die sich tatsächlich den Kopf darüber zerbrachen, wie das Leben des Opfers ausgesehen haben mochte. Ich hatte allerdings auch schon aufgehört mir Gedanken darum zu machen, ob er wohl Familie hatte oder vielleicht nur ein Säugling auf ihn wartete, der meinetwegen dem Tod ausgeliefert war – solche Gedanken brachten nichts, weil ich es niemals rausbekommen würde und mich unnötig schlecht fühlte. Ich brauchte die Seele, um selbst zu leben und mein Stamm brauchte mich, um zu überleben. Wir hatten ebenso Säuglinge und Kinder zu ernähren und leider waren es die meiste Zeit über die Menschen, die darunter leiden mussten. Doch durch diese kleine, für mich halbwegs segnende Geste, fühlte ich mich um einiges besser – was ich mir vermutlich selbst nur einredete, aber das war auch egal. Es half und das war für mich die Hauptsache.
Renesmee hatte sich inzwischen über den Rest des Mannes gebeugt und ich hörte, wie ihre Zähne in sein Fleisch einschlugen, wie das Blut floss und in ihrem Mund ankam. Ich hörte sie schlucken und spürte, wie ihre Aura stärker wurde. Also war es nicht wichtig, dass der Mann bereits tot war – Blut war Blut. Wieso sollten wir also nicht vielleicht tatsächlich gemeinsam jagen gehen? Es brachte uns den Vorteil, dass wir einander helfen konnten in schwierigen Lagen, zum Beispiel, wenn wir eine ganze Gruppe Menschen trafen, und ebenso wurde nichts von einem Menschen übrig gelassen, sondern alles aufgebraucht. Da könnte man sich auch noch einen Kailasa dazu holen. Der quält den Menschen zuerst, ich nehme mir dann seine Seele und bringe ihn so um und die Wachi trinkt sein Blut. Jede Spezies braucht nur einen Teil und gemeinsam wären die Menschen vermutlich ziemlich schnell alle ausgerottet. Ich schüttelte leicht den Kopf. Das war nicht umsetzbar und das wusste ich auch. Es war ja schon ein Wunder, dass Renesmee und ich uns nicht gegenseitig die Köpfe einrissen. Wie sollte das denn dann klappen, wenn noch einer von denen – meiner Meinung nach ziemlich arroganten – Kailasa dabei war? Unmöglich.
Während ihrer Nahrungsaufnahme hatten meine blinden Augen auf ihrem Hinterkopf geruht und als sie sich nun die Lippen leckte, legte ich den Kopf leicht schief. „Vermutlich wären wir ein gutes Team“, scherzte ich grinsend, obwohl ich den Gedanken ja tatsächlich hatte. Ich wagte mich nur nicht ihn auszusprechen. Es war einfach zu ungewöhnlich, irgendwie unpassend und.. naja, bei mir im Volk würde es sicherlich Ärger geben, wenn ich die Wachi mit auf die Jagd nahm.
Jareth. Naja, sein Name war schon mal nicht Zasha, aber das war im Endeffekt auch klar gewesen. Der Name war nicht weit verbreitet und außerdem trug er auch nicht das Gesicht des Mannes, der mir gestern doch reichlich Schmerzen zugefügt hatte, mir gesagt hatte ich würde sterben – was letztlich zwar nicht der Fall war, einprägsam war es dennoch gewesen, wie man deutlich erkennen konnte. Ansonsten hätte ich ihn sicherlich früher bemerkt, ich hätte vielleicht anders reagiert. So stand ich nun hier, an die kalte Wand gedrückt, mit großen Augen in denen die Unsicherheit, die von mir ausging, deutlich zu sehen war. Völlig unbewaffnet, mein Rucksack auf dem Boden neben dem Sofa, vor dem auch noch der junge Mann stand. Wenigstens packte er seine Waffe weg, das ließ mich zumindest ein klein wenig ruhiger werden, meinen Atem etwas ruhiger und gleichmäßiger werden, was wohl auch dringend notwendig war, wollte ich nicht, dass irgendwann auch noch meine Lunge kollabierte. Wäre nicht unbedingt das, was ich als schön bezeichnen würde, vor allen Dingen nicht, nachdem ich schon noch hier stand, obwohl mir gedroht worden war, dass man mich umbringen würde. Das wäre vergeudet, wenn man mich fragte. Aber wer fragte mich schon? Vertrauen würde ich ihm wohl kaum schenken, nachdem ich dies gestern so dumm getan hatte, um danach dafür bestraft zu werden. Es war ein Fehler gewesen und noch jetzt könnte ich mich dafür hassen. Oder ich hasste mich noch jetzt dafür. Da traf ich seit Tagen mal wieder jemanden, mit dem man sich unterhalten konnte, musste keine Selbstgespräche mehr führen und dann war man so dumm, so naiv sich ihm ein klein wenig zu öffnen.. was bekam man dafür? Strafe. Ich war selbst Schuld. Ich hatte so gehandelt, hätte es besser wissen müssen. Selbst einem Menschen zu vertrauen konnte heute gefährlich werden. Fressen oder gefressen werden, so in etwa lautete doch das Motto, oder nicht? Jeder wollte überleben, dafür brauchte es eben eine gewisse.. Kaltblütigkeit. Man konnte kaum überleben ohne Anderen zu nehmen was sie selbst brauchen würden um über die Runden zu kommen. ‚Darf ich dich bis zum Haus deiner Familie begleiten?‘ – So, oder so ähnlich hatte das alles angefangen, nachdem ich ihm die Lüge bezüglich meiner Familie aufgetischt hatte. Es war mein Fehler gewesen nachzugeben, ihn mit kommen zu lassen, obwohl ich genau wusste, dass ein paar Häuser weiter niemand auf mich gewartet hatte, der mir hätte helfen können. Und ich hatte ihm das auch noch unter die Nase gebunden. Schlau, wirklich sehr schlau. Als er einen kleinen – dennoch fiel er mir auf – Schritt zurück trat, zog ich einen kurzen Moment verwundert die schmalen Augenbrauen in die Höhe, wagte mich aber keinesfalls weiter zu bewegen. Weder nach vorne, noch nach links oder rechts. Lediglich zurück hätte ich gewagt, wäre es mir denn möglich gewesen, wenn nicht unmittelbar nach meinem Körper die kalte, raue Wand gefolgt wäre. Er war also kein Kailasa und er würde mir nichts tun? Woher sollte ich wissen, dass er die Wahrheit sprach? Wieso sollte er sie mir sagen, wieso sollte er mich nicht belügen um eben dieses Vertrauen zu erschleichen, welches sich auch gestern der junge Mann erschlichen hatte, um es anschließend auszunutzen und mit Füßen zu treten. Wieso allerdings sollte er mich anlügen? Er war mir so oder so überlegen... er brauchte mich nicht anzulügen, weil er ohnehin bekommen würde, was er haben wollte, wenn er denn haben wollte.. was auch immer dies sein könne. Da gab es ja doch reichlich Möglichkeiten – ganz zu meinem Leidwesen, wie ich sagen musste. Wenn er kein Kailasa war, blieb nur noch ein Mensch. Ob es Achak gab oder nicht spielte keine Rolle, es wurde nur über weißhaarige, blauäugige und blasse Personen gesprochen, dazu zählte er nicht, er war also kein Achak, eine Wachi schon gar nicht.. dazu fehlte ihm wirklich jeglicher, femininer Touch. „Ich.. hab nichts. Und im Haus ist auch nichts zu finden..“, keine Ahnung wieso ich ihm das mitteilte, vielleicht weil ich hoffte, er würde daraufhin einfach wieder verschwinden. Andererseits allerdings würde mich dann wieder die Einsamkeit, die Stille und damit auch meine Gedanken überfallen, was ich keinesfalls wollte. Dennoch schien ich ihm einfach sagen zu wollen, dass ich nichts hatte, was ihm etwas bringen könnte. Klar, ein bisschen Brot, ein wenig Käse und vielleicht noch eine halbe Flasche Wasser, aber.. das brauchte ich ihm wohl kaum auf die Nase binden. Leider befand sich das tatsächlich alles in dem Rucksack den ich hatte bei ihm vor der Couch stehen lassen. Dumm aber auch. Er hatte mich allerdings so sehr erschreckt, dass ich gar nicht daran gedacht hatte den Rucksack an mich zu nehmen, ich hatte nur daran gedacht einen Abstand zwischen mich und ihn zu bringen.
Voller Energie.. dieses Gefühl von vollkommener Sättigung kam zu dieser schweren Zeit nicht oft vor. Manchmal war es eben so, dass man keine Nahrung fand oder der Zeitpunkt falsch war, die Situation nicht passte.. Dass ich hier gerade Blut zu mir nehmen konnte, hatte ich eigentlich nur Elija zu verdanken. Wenn er nicht da gewesen wäre, hätte ich mir mein Essen schon selbst geholt. Ganz wehrlos war ich ja nicht. Aber ein anderer Achak hätte mich, sobald er mich entdeckt hätte, ebenfalls getötet, so zugerichtet und meine Seele genommen. Schrecklicher Gedanke. "Danke.." Meine Worte waren leise, leicht verlegen und mein Blick kurz zu Boden gerichtet, als müsse ich seinem Blick für einen Moment ausweichen. Nie hätte ich gedacht, dass meine erste richtige Begegnung mit einem Achak so friedlich sein würde. Es war ein merkwürdiges Treffen, aber.. immerhin. Was wohl seine Begleitung sagen würde, wenn sie sein Handeln miterlebt hätte? Und wo sie überhaupt war?
Bei seinen Worten zog ich meine Augenbrauen leicht hoch - aus Überraschung. "Jaa..", meinte ich, "..bestimmt." Er hatte wohl den gleichen Gedanken wie ich gehabt. Das Jagen zusammen. Wie sie zu zweit losziehen könnten. Ich bräuchte nur meine Verführungskunst, müsste das zukünftige Essen nur schnell um den Finger wickeln und im nächsten Moment käme Elija zum Einsatz. Zack, und schon wäre es schnell erledigt. Schneller, als es sonst ging. Der Gedanke daran war gut.. aber meinte er es ernst? Ja, nein, vielleicht? Irgendwas Sagte mir jedoch, dass er es nicht einfach so angesprochen hatte. "Ein perfektes Team.", fügte ich also leicht grinsend hinzu und streckte meine Hand aus, direkt auf den blutverschmierten Arm zu. Mit den Finger strich ich über das Blut, welches ich so sehr liebte. Jedes Blut, hatte seinen ganz eigenen, unvergesslichen Geschmack und jedes mal, wenn ich einen Mann sah, stellte ich mir vor, wie dessen Blut schmecken könnte. Ich zog meine Hand zurück, an der nun das frische Blut haftete, und legte den Zeigefinger an meine Lippen, um nochmal den metallenen Geschmack zu schmecken. Ich hatte nicht die Absicht, den Achak in dem Moment zu verführen. Ich hatte gar keinen Grund dazu, weil ich satt war. Und eigentlich verführte ich hauptsächlich, um meine 'Beute' funktionsfähig zu machen, sodass sie sich nicht wehren kann und mir verfallen ist. Ob Elija die Berührung irgendwie zu viel war, wusste ich nicht. Es war ja keine wirkliche Berührung.. absolut nicht absichtlich... naja gut, vielleicht schon. Aber nur ein klein wenig. Still betrachtete ich den jungen Mann mit meinen braunen Augen. So aus der Nähe waren seine Augen noch anschaulicher und faszinierender. Gründlich betrachtete ich seine weiteren Gesichtszüge. Markant, blasse Haut, schöne Augen, rote Lippen, weißes Haar.. So außergewöhnlich.
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