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Auch ich wandte den größeren Teil meiner Aufmerksamkeit wieder dem Menschen zu und ließ meine Arme sinken, immer noch allerdings in Erwartung eines Angriffes von einem der beiden. Ja, das interessierte mich nun auch, was der Mensch hier verloren hatte. Gering zwar - was ging mich das Leben eines in näherer Zukunft seelenlosen Menschen an? -, aber ich wollte es auch wissen. Das passierte nicht oft, meistens mussten unsere Krieger weit laufen um Menschen zu finden. Warum war es bei diesem hier anders? Außerdem achtete ich nun mehr auf den Menschen, weil ich wissen wollte, wie er insgesamt auf die provokative Frage des Kailasa reagierte. Ich fand es immer noch ungemein witzig, dass sich die beiden Wesen hier gegenseitig so provozierten und ablenkten, ohne überhaupt die Gefahr vollends zu realisieren.
Vor allem der Mensch. Er wirkte entspannt, als würde er sich mit zwei noch hilfloseren Menschen als ihm selbst unterhalten und streiten. Tat er nur so, als ob er keine Angst hatte, hatte er sich so extrem gut unter Kontrolle, dass selbst meine Sinne keine verräterische Regung bemerkten? Oder war er wirklich so naiv und hatte keine Angst oder war er masochistisch und lebensmüde und freute sich vielleicht sogar darauf, was wir ihm antun konnten? Einem Menschen war alles zuzutrauen.
Nein, Blümchen pflücken wollte ich hier tatsächlich nicht, das hatte der Kailasa ganz richtig festgestellt.. aber was war auch anderes zu erwarten gewesen? Ich sah wohl kaum aus wie Rotkäppchen, das Blumen für seine geliebte, kranke Großmutter pflückte um ihr eine Freude zu bereiten. Zumindest wäre mir das neu. Ansichten waren ja bekanntlich verschieden, aber so weit drifteten sie im Normalfall dann wohl doch nicht auseinander. Langsam aber sicher wurde mir das hier aber ehrlich gesagt.. zu blöd. Ich war nicht hier um mit den Beiden zu diskutieren, ehrlich nicht. Entweder sie verzogen sich oder aber sie nahmen sich was sie haben wollten - insofern sie daran kommen würden. Einfach aufgeben und mich ihnen hingeben würde ich mich nämlich nicht, was wohl logisch war. Ich war keinesfalls unerfahren im Kampf, eher im Gegenteil, selbst mein Vater hatte mich in dem harten Training, mehrere Stunden am Tag, nicht verschont und dafür war ich ihm dankbar, weil ich sonst nie auf das Leben heute vorbereitet worden wäre. Dann stünde ich hier mit schlotternden Knien, mit zitternden Armen, mit angsterfülltem Blick und keineswegs so selbstsicher wie ich mich gab und auch tatsächlich war. Keine Frage, ich wusste, dass ich mich in einer beschissenen Lage befand und zwei Wesen vor mir hatte die keinesfalls zu unterschätzen waren. Weder der Kailasa, noch die Achak - auch wenn ich mit ihrer Sorte noch nicht aneinander geraten war, dennoch hatte ich mich auch darauf vorbereitet. Aber ich war ebenso wenig zu unterschätzen, was die Beiden wohl noch nicht ganz realisiert zu haben schienen. Aber das sollte mich nicht stören, da es mir lediglich zum Vorteil kommen konnte, wenn sie nicht wussten wie gut ich doch im Endeffekt ausgebildet war. Darauf ausgebildet eben die Ihren zu jagen und zu töten, ohne dabei zu zögern oder irgendetwas zu empfinden. Wobei mir trotzdem der Teil des menschlichen geblieben war, der mir sagte, dass ich nur tötete, was Unrecht schuf. Ich war fair, keine Frage. Wer sich seiner Rasse nicht dementsprechend verhielt hatte meinen Respekt und würde in Frieden gelassen werden, solange ich oder andere nicht angegriffen wurden. Aber das war kaum möglich, denn sie alle lebten von etwas, das den Menschen oder auch anderen Lebewesen Leid zufügte.. sie alle waren gezwungen dies zu tun und gewiss akzeptierte ich es bis zu einem bestimmten Punkt an dem dann aber Schluss war, denn im Endeffekt konnten sie auch nichts für das, was sie waren. Sie hatten es sich immerhin nicht ausgesucht. Die Beiden hier schienen aber zu denen zu gehören, die ihre Rasse mit Leib und Seele vertraten, Gnade hatten sie also nicht verdient, wenn sie auf die Idee kommen sollten mich wirklich anzugreifen. Natürlich könnte ich ebenso verlieren, genau genommen waren meine Chancen sogar geringer, aber das hielt mich nicht davon ab diese Zweifel und gewiss auch irgendwo Angst tief in mir verschlossen versteckt zu halten und mir nach Außen hin davon nichts anmerken zu lassen. "Sonst noch etwas zu sagen?", fragte ich mit der gewohnten, monotonen Stimme, zog fragend einen Moment die Brauen in die Höhe, bevor ich beide Arme mit den Dolchen langsam absenkte. Würde mich nicht darin beeinträchtigen mich damit dennoch zu verteidigen, da sie auch schnell wieder angehoben waren, aber wie gesagt; mir wurde das Verhalten und die Diskussion hier zu blöd. Entweder wir gingen wieder alle unsere eigenen Wege, oder aber hier passierte endlich etwas das uns voran brachte. Egal in welchem Sinne.
Sonst noch etwas zu sagen? Keine Ahnung, hatte ich denn noch irgendetwas zu sagen? Dieses Gespräch hier sank nämlich doch allmählich in die nervtötende Zone ab und auf ein Ergebnis kam man ja auch irgendwie nicht. Keiner gab etwas von sich preis, keiner sagte irgendetwas, um irgendetwas dermaßen herauszufordern, dass es sofort zu einem Gefecht kommen würde. Wobei mir die Achak schon so vorkam, als würde sie jede Minute zum Angriff ansetzen und einem von uns- oder auch gleich uns Beiden- das Leben nehmen wollen würde. Ich für meinen Teil hatte eigentlich schon genug ‚gegessen‘, auch wenn ich sicherlich noch etwas vertragen würde. Aber ich war weder überfressen, noch war ich ausgehungert. Hielt sich also im guten Lot und irgendwie war die Situation auch nicht gerade die Perfekte, um einen der Beiden anzugreifen und ihn leiden zu lassen. Immerhin standen wir alle in einem gewissen Abstand zueinander und ich konnte mich ja schließlich auch nicht in zwei Hälften aufteilen, um den Achak und den Menschen gleichzeitig kalt zu stellen. Folglich würde ich also immer eine Spezies im Nacken sitzen haben. Und ich hatte keine Lust auf ein Messerchen im Rücken. Musste ich nicht so unbedingt haben. Wobei ich dann doch andererseits irgendwie schon das Kribbeln und auch die Lust verspürte, diese Situation nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Wenigstens ein bisschen.. spielen wäre doch ganz angenehm. Spielen in dem Sinne davon, einen der beiden irgendwie ein bisschen anzugehen und auszutesten. Wobei mich der Mensch momentan mehr juckte als die Achak. Ganz einfach deshalb, weil man so einen nicht vor Angst schlotternden Menschen im Wald nicht allzu oft zu Gesicht bekam. Auf die Frage des Kerls hin zuckte ich also nur mit den Schultern, warf der Achak einen kurzen, prüfenden Blick zu, bevor ich mich schlussendlich doch in Bewegung setzte. Zuerst lief ich wieder genau in die Richtung, aus der ich gekommen war und somit wieder etwas mehr aus dem Sichtfeld des Menschen heraus, was ich natürlich zu meinem Vorteil nutzte. Und zwar zu dem Vorteil, dass ich- anstatt den Abstand zwischen uns zu vergrößern- nun mit einer schnellen Bewegung nur noch knappe zwei Meter von dem Menschen entfernt war, ihn voller Hohn und Spott angrinste. „Ich glaube die Achak hätte dich jetzt trotzdem endlich mal zum Fressen gern..“ lachte ich amüsiert, schaute den jungen Mann aufmerksam und provozierend an.
'Sonst noch was zu sagen?' Der Mensch legte es wohl wirklich drauf an. Er würde zwar eh nicht lebend aus der Sache heraus kommen, aber ein wenig Überlebenswille hätte ich ihm doch zugetraut. Genauso dem Kailasa, den es wohl auch wenig juckte, dass ich auch ihn angreifen könnte, und lieber seinen Spott mit dem Menschen trieb.
Aber er sprach die Wahrheit. Ich wollte nun wirklich der dummen Situation mit dem endlosen Geplänkel ein Ende setzen. Es war zwar ganz belustigend, aber ich wollte doch endlich meine Jagdfertigkeiten austesten. Damit hatte ich wirklich schon lange genug gewartet.
Freundlich von den beiden, sich so nah zueinander zu stellen, wirklich. Mit einigen langen Schritten stellte ich mich ebenfalls nur wenige Meter von den beiden entfernt auf. Ich überlegte, wen von beiden ich zuerst außer Gefecht setzen sollte. Wahrscheinlich den Kailasa, er hatte die größere Stärke, während nur den Menschen im Rücken zu haben, wahrscheinlich ungefährlicher war. Auch wenn der Kampf nicht lange dauern würde, wenn er erst einmal begann.
Ich trat noch näher an den Kailasa heran. "Woher willst du wissen, dass ich nicht dich zuerst umlegen will?", zischte ich leise. Ich stand nur weniger als einen Meter von ihm entfernt und horchte dennoch auch auf den Menschen, während ich vor allem durch den Geruchssinn den Kailasa lokalisierte. Er musste seit einigen Tagen sich nicht mehr gewaschen haben, sein Körpergeruch drängte sich meiner Nase fast auf. Jetzt musste ich nur noch abwarten, wie er reagierte. Ob er mich angreifen, oder doch wie ein verängstigtes Kind zurückweichen würde. Mithilfe dem Geräusch seines Atems richtete ich meinen gebrochenen Blick auf seine Augen.
Blöderweise führte das nicht einfach dazu, dass sich zumindest einer der Beiden verzog, nein, sie kamen mir sogar Beide gleichermaßen näher, der Kailasa hielt zwar immer noch ein wenig Abstand und die Achak näherte sich eher ihm, sodass ich wieder Beide gut im Blick haben konnte, aber sonderlich beruhigend war die Situation nun auch wieder nicht - wenn ich das mal so plump und einfach ausdrücken durfte. Wobei der Kailasa mich wohl im ersten Moment hatte glauben lassen er würde sich vielleicht doch verziehen - so viel zu dem Thema.. Die beiden Dolche waren ganz schnell wieder in die Höhe gewandert. Und wie gesagt: Ich hatte gewiss auch keine Scheu sie einzusetzen. Weder dem Kailasa gegenüber noch der Achak. Sie Beide hatten es verdient, wenn sie mir zu nahe kommen und mich anzugreifen versuchen würden.. und dann würde ich sehen ob ich der Situation gewachsen war oder eben nicht. Mein einziger Vorteil bestand darin, dass keiner der Beiden ahnen konnte wie.. gut ausgebildet ich denn darin war ihre Angriffe abzuwehren und sie zu töten, musste es denn wirklich sein. Ganz zu meinem Glück und irgendwie auch zu meiner Belustigung, kam die Achak mir allerdings zuvor etwas zu erwidern, sie nahm mir regelrecht die Worte die mir schon auf der Zunge gelegen waren aus dem Mund, als sie ihn fragte, woher er sich denn so sicher war, dass sie nicht ihn zuerst umbringen wollte. Ja, damit hatte sie meiner Meinung nach wirklich recht, immerhin war er wohl die größere Bedrohung, zumindest in ihren Augen und während sie ihn außer Gefecht setzte, würde ich ihr kaum etwas antun können. So sicherlich ihre Gedanken.. oder zumindest weniger wie der Kailasa es denn tun könnte. Wobei ich mich auch einfach aus dem Staub machen könnte, wenn die Beiden mit sich selbst beschäftigt waren. Auch kein schlechter Gedanke.. ich würde sehen was sich ergab. Erst einmal hielt ich mich gepflegt aus dem weiteren Wortgefecht heraus, trat nur näher zu meiner Tasche und brachte so wieder einen gesunden Abstand zwischen mich und die beiden Kreaturen, wobei ich den Blick keine einzige Sekunde von ihnen nahm und auch die Dolche weiterhin fest in meinen Händen hielt. Sicher war sicher.. Ich war gewiss nicht bereit dazu ein unnützes Risiko einzugehen, das ich mir selbst später nicht verzeihen können würde, weil ich dazu schon gar nicht mehr in der Lage war. Nein, ich war nicht dumm und ich wusste durchaus, dass ich alleine was die körperliche Kraft dem Kailasa gegenüber und die geschärften Sinne der Achak gegenüber anging klar im Nachteil war. Aber ich hatte andere Fähigkeiten die ich mir zu Nutzen machen konnte, einer davon war mein gesunder Verstand, der zwar manchmal gerne überhört wurde, in dem Falle allerdings einwandfrei funktionierte. Bot sich mir die Möglichkeit anzugreifen würde ich sie nutzen. Bot sich mir die Möglichkeit unbemerkt zu verschwinden, würde ich auch diese nutzen. Vielleicht hatte ich aber auch einfach das Glück, dass die Beiden begannen sich die Köpfe abreißen zu wollen und mir bot sich noch ein fabelhafter Film - nein, nicht wirklich.. Glück wäre es dennoch, wenn es so kommen würde. Ein willkommenes Glück, wenn ich ehrlich war. Wobei ich nicht sagen konnte auf wen der Beiden ich setzen würde, wirklich nicht.
Ich folgte Keya's Blick nach draußen. Was die zeit so schnell vergangen? ich hatte gar nicht mit bekommen, wie dunkel es schon geworden ist. Und kälter auch. Auch Mika schien das nun zu bemerkt und stellte sich ans Fenster. Dann sah sie zu Keya. ,, Wenn du möchtest, kannst du gerne über nacht bleiben'', erklärte sie lächeln. Die selbe Frage hatte auch mir auf der Zunge gelegen. Ich hatte sie nur nicht gestellt.
Von mir aus war es vollkommen in ordnung, solange sie sicht nicht entschied, mich doch zu töten. Ich hatte mich nun mit einer Schulter gegen die Wand gelehnt. Kurz strich ich mir mit einer Hand durchs pechschwarze Haare und sah wieder kurz nach draußen. Es war zwar dunkel, aber man konnte noch sehen. Zumindest halbwegs. Ich wendete meinen Blick wieder zu Mika und Keya. Mika starrte sie quasi an, wartete auf eine Antwort und hörte nicht auf zu Lächln. Ich war froh, das Mikaela trotz alle immer noch glücklich sein konnte und selbst in dieser Lage dauernt lächelte. Sie war aber auch ein Kind, sie verstand das alles nicht so gut. Natürlich wusste sie von allem bescheid, aber so wirklich zu Intressieren schien es sie nicht.
Ihre Antwort war nicht unbedingt das, was er hören wollte. Denn so wie sie es erzählte, wirkte es, als sei es nur Zufall gewesen, dass sie überlebt hatte. Wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass der Kerl einen Fehler begangen hatte und sie ausversehen am Leben lies. Irgendeine Bedeutung würde das ganze schon haben. Er hoffte nur das dieser Typ nicht hinter ihr her war und Jareth als Unschuldiger in deren Angelegenheit mit reingezogen wurde. Aber im Moment schien sie ja nicht so, als würde sie sich Sorgen um einen Verfolger machen, also würde der Typ sie hoffentlich vorerst in Ruhe lassen. „Okay. Hast wohl Glück gehabt.“ bemerkte Jareth schließlich mit einem schiefen Lächeln. Auch wenn er sich definitiv eine andere Antwort erhofft hatte. Sie schien wohl nicht gegen den Kerl gekämpft zu haben. Sprich, sie wusste nicht wie man so jemanden Schaden zufügte und das frustrierte den jungen Mann, gerade wo er sich doch solche Hoffnungen gemacht hatte. Aber was interessierte ihn das ganze eigentlich? Er wollte ja nicht auf die Jagd nach diesen Wesen gehen und lang in dieser Stadt bleiben war auch nicht unbedingt das, wovon er träumte. Vorerst würde er wohl einen Unterschlupf finden müssen. Wobei ihm dieses Haus doch relativ gut gefiel, zumindest schien das Sofa noch einiges herzugeben. Aber er konnte schlecht riskieren hier zu bleiben, wenn das Mädchen wusste, das er hier war. Wer weiß ob sie nicht doch mit dem Kailasa zusammenarbeitete oder irgendwas anderes Spezielles war, von dem er noch nichts gehört hatte. Nachdenklich blickte er sich in dem Raum um, ehe sein Blick wieder bei der Brünetten hängen blieb. Er hatte nichts mehr zu sagen oder wusste besser gesagt nicht, was er noch großartig fragen sollte. Also sollte er sich jetzt wohl daran machen das Haus zu durchsuchen und danach am besten die nebenstehenden auch noch. Irgendwas würde er schon finden. Unterbewusst fing Jareth wieder an, an seiner Lippe zu kauen, ehe er sich dazu entschied, die Stille zu durchbrechen. „Dafür das du es vorhin so eilig hattest von hier wegzukommen, bist du aber doch noch erstaunlich lange her.“ bemerkte der junge Mann mit gerunzelter Stirn. So ganz verstand er nicht was die junge Frau überhaupt wollte. Erst schien sie heilfroh zu sein, endlich Jareths Gesellschaft entweichen zu können und anstatt sofort abzuhauen stand sie ihm noch immer gegenüber. Den Rucksack über ihrer Schulter hängend. Vielleicht gab es in diesem Haus ja doch etwas, was sie nicht so einfach aufgeben konnte. Aber da hatte sie jetzt Pech, er würde ganz bestimmt nicht zulassen, das sie sich hier alles unter den Nagel riss. Das war jetzt sein Haus. Sein Revier. Sie konnte sich was anderes suchen. Sofern sie dazu bereit war und sich endlich mal Richtung Tür bewegte. Zwar genoss Jareth es, mal mit jemand anderem zu reden als seiner Schwester, aber sehr aufschlussreich schienen die Gespräche ja doch nicht zu sein. Und die ganze Zeit nutzlos hier rumzustehen war auch nicht das, was der junge Mann sich von dem heutigen Tag erhofft hatte. Eigentlich wollte er die Stadt noch erkunden. Nach Stellen suchen an denen wenig Menschen waren, wo man sich gut verstecken konnte und nicht mit nächtlichen Überfällen rechnen musste. Und wenn er so eine Stelle nicht bis zur Nacht fand, würde ihn das wohl wieder um ein paar Stunden Schlaf bringen. Allerdings hatte Jareth es allmählich satt nicht mehr seinen wohlverdienten Schlaf zu genießen können. Und er merkte, dass die Müdigkeit ihn auf Dauer schwächte. Und das konnte er sich definitiv nicht erlauben. Jede Situation mit vollster Konzentration entgegentreten. Andernfalls wüsste er nicht, wielang er das ganze noch überlebte.
Ich lächelte Mika an und warf noch einen Blick nach draußen. Einen lagen Blick. Dann wand ich mich an Mika und sagte: "Wenn dein Bruder es erlaubt...?" Ich wand mich an Zacharas. der an der Wand lehnte. Ich würde gerne, aber ich müsste dann nochmal jagen gehen, sonst konnte ich für nichts mehr garantieren. Ich warf dem Kailasa noch einen unsicheren Blick zu und deutete dann nach draußen vor die Tür. Ich wollte ihm das nicht vor Mika sagen. Woher diese Vertrautheit plötzlich kam, wusste ich nicht. Ich hoffte mal, dass er es nicht für eine Falle hielt und ich es ihm sagen konnte, ohne, dass er mich wegschickte. Ich warf einen Blick zu meinem Rucksack, der immer noch neben der Tür an der Wand lehnte und machte mich bereit zu ihm zu springen und mein Messer rauszuholen. Wenn es um mein Leben ging konnte ich keine Rücksicht auf kleine Mädchen nehmen. Ich war sowas wie Rücksicht auf andere nehmen sowieso nicht gewöhnt. Ich warf Mikaela ein lächeln zu, die mich quasi wie hypnotisiert anstarrte. Wie sie mich anstarrte. Es machte mich nervös und irgendwie unsicher. Ob Mika merkte, dass ich am verhungern war? Und ob sie wusste, was ich war?
Er schien nicht unbedingt zufrieden mit meiner Antwort zu sein. Wie ich darauf kam? Er kaute ständig auf seiner Lippe herum, wenn ihm etwas nicht so ganz in den Kram passte, das hatte ich jetzt doch schon Einige Male in dieser kurzen Zeit seiner Gesellschaft beobachtet. Dennoch nickte ich einfach kurz auf seine Worte. So war es, so und nicht anders. Ich hatte gedacht er brächte mich um, genau das hatte er auch gesagt. Stattdessen wachte ich hier auf, ohne jeglichen Schimmer wie ich hier her gekommen war. Tja. So war es eben, konnte ich nicht ändern, ich konnte ihm also nichts anders erzählen ohne ihn anzulügen. Ich hatte leider Keinerlei Ahnung, obwohl man mir wirklich glauben konnte, dass ich dies gerne, liebend gerne sogar hätte. Seine folgenden Worte ließen meine Augenbrauen einen Moment in die Höhe schnellen. „Eilig weg zu kommen? – Ich habe hier eigentlich nur selenruhig geschlafen, du hast mich erschreckt. Mit Sicherheit wäre ich noch die ein oder andere Stunde hier geblieben um zu Kräften zu kommen. Ich habe lediglich darauf geachtet deinem Messer nicht zu nahe zu kommen.“, entgegnete ich. Ja, ja.. da kam doch wirklich wieder die alte Pandora in mir durch, die, die auch gestern leider eine viel zu große Klappe gehabt hatte und vielleicht auch der Grund für diese blauen Flecken und Schmerzen war. Vielleicht, vielleicht auch nicht.. herausfinden würde ich es wohl nicht, war aber auch egal und mir sogar sehr viel lieber. So Etwas wollte ich gewiss nicht noch einmal durchleben. Damit war das.. Gespräch dann wohl auch beendet, nicht? Er hatte mich ganz indirekt dazu aufgefordert dieses Haus zu verlassen. Vermutlich um sich selbst einfach umsehen zu können. Herrlich, da wurde man wo rausgeschmissen, wo man ganz offensichtlich als erstes gewesen war, aber gut.. ich hatte heute ohnehin gehen wollen, wusste ich doch nicht wer eine Ahnung davon hatte, dass ich hier war und die Gefahr Zasha erneut zu begegnen war viel zu groß, als dass ich einfach hier noch Tage verweilen könnte, dies meinen Unterschlupf für die nächste Zeit nennen könnte. Nein, nein bestimmt nicht. „..ich bin schon weg.“, ja, ja.. ich würde schon weg sein. Ich würde mich jetzt einfach umdrehen, aus dem Haus laufen und wieder Selbstgespräche führen.. Genau das, was sich jeder wünschte. Haha. Seufzend wandte ich mich von dem jungen Mann ab, hatte ja mittlerweile meinen Rucksack über meiner Schulter und somit alles bei mir was ich brauchte und was mir gehörte, um dann meinen Weg über die knarrenden, alten Dielen zur Tür hinter mich zu bringen, diese aufzuziehen und auf die Veranda zu treten, in der manche Balken herausgerissen im verwilderten Vorgarten lagen oder an die dreckige und heruntergekommene Hausfassende lehnten. Vorsichtig – ich wollte ja nicht auf ein besonderes morsches Holz treten – machte ich einen Schritt nach dem anderen, hatte dabei meinen Blick auf den Boden gesenkt um auch zu sehen wo ich hintrat. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn als ich den Kopf anhob, nachdem ich die drei Stufen hinunter auf den ziemlich zugewachsenen, ehemaligen Weg getreten war, erblickte ich gar nicht weit von hier einen stämmigen Berg von Muskeln, der in der momentan heißen Sonne das Shirt über seine Schulter gehängt hatte, sodass der Blick auf den Drachen der sich über seine Brust schlängelte frei gegeben war, was in mir sofort die blanke Panik aufkochen ließ. Ich hatte mich lange genug nach dem Tod meines Bruders mit diesen... Kreaturen beschäftigt um zu wissen, dass man sie an ihrem Tattoo identifizieren konnte und nachdem ich gestern so dumm auf den Kerl reingefallen war – dessen Tattoo ich ja auch hatte gar nicht sehen können – war mir heute die große Statur – wobei dieser Zasha nochmal um einiges überragte – so in mein Gedächtnis gebrannt, dass ich gar nicht anders konnte wie ein erschrockenes, quietschendes Keuchen von mir zu geben, was ihn natürlich blöderweise nur noch aufmerksamer auf mich machte. Oh Gott, Oh Gott wie er mich aus seinen dunklen, hungrigen Augen heraus anstierte. Im ersten Moment konnte ich mich nicht einmal rühren, stand da wie versteinert und vollkommen erstarrt, bevor ich realisierte, dass er sich mit einem breiten Grinsen, das von lauter Vorfreude zeugte, auf mich zugelaufen kam. Recht langsam, als wüsste er, dass ich nicht in Topform war und gar nicht wirklich in der Lage lange zu laufen, vor ihm davon zu laufen. Ohne weiter zu überlegen drehte ich mich um, als ich annähernd die Kontrolle über meinen Körper zurück erlangt hatte, und hastete zurück auf die Veranda, drückte die Tür auf, hinter mir wieder zu, bevor ich panisch überlegte was ich denn jetzt... tun sollte. Ja, was sollte ich tun? Mein Gehirn wollte gerade nicht wirklich funktionieren, aber wer konnte ihm das auch schon verübeln? Zumal der Schmerz der mit jedem schnellen, beißenden Atemzug einher kam es mir nicht einfacher machte einen klaren Gedanken zu fassen. Wie lange würde es noch gehen, bis er bei der Tür war und sie wenns sein musste eintrat? Fünf Sekunden, Zehn Sekunden?
Und dann stand auch schon die Achak ganz dicht bei mir, nicht einmal mehr einen ganzen Meter von mir entfernt. Dann teilte sie mir aber auch noch mit zischender Stimme mit, woher ich denn wissen wollte, dass sie nicht mich zuerst umlegen wollte. Wie bitte? Die glaubte doch nicht allen Ernstes, dass ich mir meine Seele nehmen lassen würde. Dass ich nicht lachte, wirklich. Aber als ob das nicht genug wäre, brachte der Kerl auch noch Abstand zwischen uns und.. machte sich aus dem Staub? Nur leider konnte ich mich nicht weiter auf ihn konzentrieren, da die weißhaarige Frau mich anstarrte und ihr.. leerer Blick, ihre scheinbar leeren Augen bereiteten mir doch irgendwie ein wenig Unbehagen. Nicht, dass ich Angst hatte. Nein, ganz und gar nicht. Aber die Frau schien gerade wirklich die Absicht zu haben, mir den Garaus zu machen. Ich starrte sie an, falls sie mir jetzt an die Gurgel springen würde, würde ich mir das ganz bestimmt nicht gefallen lassen. Aber noch wich ich auch keinen einzigen Schritt zurück. Stattdessen deutete ich hinüber zu dem Menschen, der uns zwar immer noch beobachtete, aber auch darauf aus zu sein schien, die Beine in die Hände zu nehmen. Feigling. Wirklich. Große Klappe, aber sich dann doch einfach davonschleichen wollen. Hmpff. "Ach. Und den Happen da drüben lässt du entkommen?" brummte ich und zog meine Augenbrauen leicht in die Höhe, bevor ich meinen Blick auf den jungen Mann richtete. "Und du willst dich nicht von einer Achak küssen lassen? Ist eine einmalige Erfahrung würde ich sagen.." spottete ich mit rauer Stimme, verschränkte meine Arme vor der Brust.
In gewissermaßen hatte die junge Frau wohl recht. Er hatte sie geweckt. Aber wenn sie auch genau in dem Haus schlafen musste, in dem er sich umsehen wollte … Dafür konnte er ja nichts. Aber wenigstens beharrte sie nicht darauf hier zu bleiben und ihn zu vertreiben, stattdessen drehte sie sich schließlich um und schlug ihren Weg Richtung Eingang ein. Gut. Abwartend lehnte Jareth weiterhin an der Wand und starrte dem Mädchen hinterher, bis er die Tür hören konnte, die gerade zufiel. Er war jetzt also alleine in diesem Haus. Zumindest hoffte er das. Noch mehr Fremde wären jetzt nicht so hilfreich. Kurz streckte der junge Mann sich, ehe er sich auch schon in Bewegung setzte. Zuerst würde er wohl den Raum nebenan untersuchen. Sah so aus als wäre dieser die Küche und da fand man ja bekanntlich die meisten Sachen. Gerade als er auf den Raum zusteuerte, konnte er erneut die Tür hören, wie diese auf und wieder zugemacht wurde. Irritiert verharrte Jareth in seiner Position und zückte dann sein Messer. Wer war da gerade reingekommen? War es das Mädchen? Vielleicht hatte sie ja etwas vergessen oder sich doch dazu entschlossen ihn als Feind anzusehen. Aber natürlich blieb auch die Option offen, dass es jemand komplett anderes war. Er sollte wohl schnell handeln um diesem Jemand mitzuteilen, dass dieses Haus bereits ihm gehörte. Ohne zu zögern lief er schließlich mit großen Schritten Richtung Eingang. So leise er konnte, näherte er sich diesem weiter, bis er die Tür ausmachen konnte und die Gestalt sah, die dort stand. „Pandora?“ fragte er stirnrunzelnd. Gerade wollte er sie fragen, was denn los sei, als er auch schon Schritte von draußen hören konnte und in dem Moment erst bemerkte, wie schnell sie atmete. Okay, da draußen war eindeutig jemand, dem das Mädchen nicht unbedingt begegnen wollte. Ob es dieser Typ war, der ihr die Wunden zugefügt hatte? Er hoffte es doch nicht. Mit einem Menschen würde Jareth fertig werden. Aber sollte dort tatsächlich ein Kailasa stehen, wäre er mit seinem Latein am Ende. Bisher hatte Jareth es erfolgreich vermeiden können einem näher zu begegnen und das sollte sich auch eigentlich nicht ändern. „Komm mit.“ murmelte er schließlich und packte das Mädchen mehr oder weniger sanft am Unterarm, bedacht darauf, nicht unbedingt ihren blauen Fleck zu berühren. Er zog sie gerade mit sich mit, als auch schon die Tür eingetreten wurde. Kurz zuckte Jareth bei dem Laut des zerbrechenden Holzes zusammen, ehe er die junge Frau wieder loslies. Sie standen weiterhin im Flur und der Mann, der sich zu ihnen gesellt hatte, sah alles andere als friedlich aus. Nein, das gefiel Jareth ganz und gar nicht. „Ich hoff du hast eine Waffe dabei.“ murmelte er geistesabwesend, während er sein Messer weiterhin griffbereit in der Hand hielt. Er fände es jetzt wirklich hilfreich wenn sie eine talentierte Bogenschützin oder sowas in der Art wäre. Denn von weitem standen die Chancen um einiges höher diesen Kerl umzulegen, als ihn in einem Nahkampf zu besiegen. Nur zu dumm, dass Jareth einfach kein Händchen fürs Werfen hatte. Weder was Messer anging, noch was Bogen oder Pistolen anging. Nahkampf war das einzigste was er drauf hatte und das erschien ihm im Moment doch relativ wenig. Nicht gut. Unsicher ging er noch ein paar Schritte weiter zurück, bedacht darauf, dass das Mädchen ihm folgte. Er brauchte Zeit. Viel Zeit. Wahrscheinlich Jahre, bis er einen brauchbaren Plan schmieden konnte, wie er dieses Ungeheuer ein für allemal auslöschen konnte. Oder vertreiben, das war ihm eigentlich auch schon genug. Aber momentan blieben ihn nur wenige Sekunden und was seine kreativen Pläne in solchen Situationen anging... Man sollte sie wohl lieber unerwähnt lassen. Aber vielleicht hatten sie sogar eine Chance. Sie waren zu zweit, der Muskelprotz konnte nicht an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen. War nur die Frage wie gut die Brünette mit Waffen umgehen konnte oder besser gesagt ob ihr das mit ihren Verletzungen überhaupt möglich war, aber langsam rann ihnen die Zeit davon. „Ich lenk ihn ab – Sorg dafür, dass er den morgigen Tag nicht mehr miterlebt.“ murmelte Jareth leise, so dass es nur sie verstehen konnte, ehe er auch schon mit gespielter Selbstsicherheit auf den großen Mann zutrat. Wenn Pandora keine Waffe hatte oder nicht damit umgehen konnte, dann wäre das jetzt wohl so ziemlich der letzte Kampf in seinem Leben. Aber in diesem Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu vertrauen. Ohne groß zu zögern begann er den Mann auch schon mit seinem Messer zu attackieren, als sie dicht genug beieinander standen..
Oh Gott. Sollte ich das gestern überlebt haben um jetzt zu sterben? Doch von einem Kailasa getötet? Das wäre mehr als Ironie. Das gestern wäre schon Ironie gewesen aber das heute wäre fünffache Ironie. Mindestens. Mir war übel, mir drehte sich der Magen um, obwohl sich darin wohl kaum noch etwas befinden konnte. Ich konnte die Schritte hören, ich konnte mich nicht bewegen, stand gegen die Tür gelehnt da als könnte ich den Riesen so draußen halten. Erst die etwas verwirrten Worte des jungen Mannes, von Jareth, ließen mich zusammen zuckten und realisieren was los war, dass ich hier wohl weg sollte, schnellstmöglich. Blöderweise horchte mein Körper nicht unbedingt, weswegen ich Jareth auch sehr dankbar darüber war, dass er mich am Arm packte, um mich von der Tür weg zu ziehen. Keine Sekunde zu früh, wie sich kurz darauf heraus stellte. Dabei war es mir vollkommen egal, von mir aus hätte er mich mit aller Kraft an den geschundenen Handgelenken packen können, besser wie weiterhin bei der Tür zu stehen, die kurz darauf aufgetreten wurde und in tausende von Splittern zersprang. Einfach so, ohne jegliche Anstrengung des riesigen, muskelbepackten Kerls, den ich aus großen, vor Schreck geweiteten Augen anblickte. Folgen tat ich ihm dieses mal aber dennoch, als er langsam einige Schritte nach hinten machte, während der Riese uns feindselig gegenüber stand aus finsteren Augen hinaus entgegen blickte und sich zu voller Größe aufrichtete. Ich war mir sicher, dass der die zwei Meter geknackt hatte, sowas von. „Waffe?“, hauchte ich leise, als er mir mitteilte, dass er hoffte ich besitze eine. Ich hatte dieses dämliche Taschenmesser, irgendwo in den Tiefen meines Rucksacks.. aber das würde wohl kaum etwas bringen. Ich wusste wie ein Kailasa zu töten war, aber ob ich einen Menschen tatsächlich die Haut abziehen konnte? Und was wohl seine Waffe war? Wie sollte man beispielsweise ein Messer vernichten? Naja, erst mal galt es wohl sich nicht erwischen zu lassen.. blöderweise schien Jareth den Einfall zu haben sein Leben mal eben so in meine Hände zu legen, denn er forderte mich dazu auf dafür zu sorgen, dass der Kerl den nächsten Tag nicht erlebte, während er ihn ablenkte. Wie stellte er sich das vor? Sah ich aus als würde ich mal eben jemanden abstechen können? Bestimmt nicht, nein wirklich nicht.. aber er war schon.. viel zu nahe bei dem Riesen, als dass ich ihn hätte bitten können das nochmal zu überdenken. Aufgebracht und ziemlich nervös suchte ich meine unmittelbare Umgebung nach etwas nützlichem ab.. blöderweise war in diesem Flur rein gar nichts.. wirklich gar nichts. Dabei brauchte ich doch dringend was, bevor dieser Kailasa Jareth den Kopf abriss, das traute ich ihm nämlich wirklich zu. Er würde ihn einfach packen, herumwirbeln und ihn ihm abreißen, so mir nichts dir nichts.. danach sah er zumindest aus. Und anstatt mir darüber Gedanken zu machen sollte ich lieber eine Möglichkeit finden ihm zu helfen. Eine Möglichkeit die ich hier ganz offensichtlich nicht finden würde, weswegen ich in die Küche – der Raum links neben mir, die Tür war offen – hastete, um die Schränke aufzureißen, wo mir allerdings nur irgendwelche Krabbeltiere entgegen kamen. Kein großes Küchenmesser oder so.. nichts, bis auf den letzten Schrank, darin befanden sich zwei Töpfe ohne Deckel und eine Pfanne. Eine Pfanne.. und wehe die brachte mir jetzt nichts! Mit zittrigen Fingern griff ich nach dem Stiel der Pfanne, einer schweren Pfanne, wie ich feststellte. Jetzt musste ich mich nur noch dazu überwinden zurück in den Flur zu gehen, dabei wäre es viel einfacher jetzt zu verschwinden.. aber konnte ich das? Konnte ich damit leben, dass ich vermutlich der Grund war, dass Jareth getötet wurde, wo er mich erst verschont, mir meine Sachen gelassen und dann irgendwo doch auch davor bewahrt hatte gemeinsam mit der Tür bei Seite getreten zu werden? Und wieso kämpfte er da gerade? Eben weil er darauf vertraute, dass ich ihm half und.. das musste ich jetzt verdammt nochmal auch tun.. auch wenn mir das Herz in die Hose rutschte, so schnell schlag, dass mir schon ganz übel wurde und meine Lungen auf Grund der hektischen Atmung ziemlich schmerzten. Ich konnte nicht einfach klammheimlich verschwinden und ihn dem Kailasa überlassen.. jetzt konnte ich was tun, nicht wie bei meinem Bruder wo ich festgehalten worden war und hatte zusehen müssen wie sie ihn umgebracht hatten. Jareth hatte auch sicherlich schon den ein oder anderen Hieb einstecken müssen und das waren alles Dinge die den Kailasa stärkten, genauso wie ihn vermutlich meine schmerzenden Lungen stärkten.. länger durfte ich also nicht warten. Meine Knie fühlten sich zwar an wie Wackelpudding, aber dennoch trat ich aus der Küche, stellte fest, dass sie dem Raum schon ziemlich nahe gekommen waren, da der Kailasa allerdings gerade mit dem Rücken zu mir stand handelte ich jetzt einfach ohne lange zu überlegen und frei nach dem Motto: Augen zu und durch. Tatsächlich kniff ich die Augen schon zusammen als ich die Pfanne in die Höhe hob, um sie dann mit aller Kraft die ich aufwenden konnte geradewegs auf den Hinterkopf des Kailasa schnellen zu lassen, wobei ich zu behaupten wagte, dass ich das Geräusch des Metalls, als es auf den Hinterkopf des Mannes traf, wohl niemals nie mehr vergessen würde. Es war ekelhaft, unangenehm.. ich wagte es nicht einmal mehr meine Augen zu öffnen.. konnte allerdings einen dumpfen Schlag hören. Entweder weil der Kerl erst mal in sich zusammen gesackt war, oder weil er Jareth den Schlag der Schläge erteilt hatte und dieser auf den Boden zusammen gesackt war.. Vermutlich würde ich es gleich heraus finden, hielt die Pfanne noch immer fest mit beiden Händen umklammert, so fest, dass die angespannten Muskeln zitterten und die Knöchel weiß heraus traten..
Ich lachte auf. In seiner Stimme schwang so viel Unbehagen mit, dass es den versuchten Spott sofort Lügen strafte. Warum ich den schwachen Menschen verschwinden ließ? "Zum Einen wird der Happen sicher nicht ganz so schnell abhauen, das hier ist doch viel zu interessant, würde ich mal sagen. Außerdem", sagte ich und meine Stimme triefte vor Verachtung und Sarkasmus. Seinen zweiten Satz, dass der Mensch sich meinen Kuss entgehen ließ, ignorierte ich. "Außerdem sollte er sich doch dazu entscheiden, sein Leben retten zu wollen und abzuhauen, wird er nicht einmal ansatzweise so weit kommen, dass ich ihn nicht wiederfinden und einholen könnte."
Auch ich hatte gehört, wie sich der Mensch ein wenig von uns wegbewegt hatte, aber selbst wenn es eine ganze Weile dauern würde, bis ich den Kailasa überwältigt hätte, würde ich den Menschen noch aufspüren können, während der Kailasa hier auf uns warten würde. Wegrennen würde er dann nicht mehr können.
Ich richtete wieder meine Aufmerksamkeit auf den Kailasa vor mir, während ich zur Ablenkung die Hand hob, in der immer noch der Dolch lag, und den Kailasa dann aber mit einem geschmeidigen festen Tritt vor die Brust auf den Boden warf. Pech für ihn, dass sein schwerer Körper ihn so schnell aus de Gleichgewicht brachte. Ich stürzte mich auf ihn, kniete mich auf seine Oberarme, um sie zu blockieren und hielt ihm den Dolch an den Hals. "Überrascht?", fragte ich ihn leise lachend.
Es war nicht verwunderlich, dass Jareth sich immer schwerer tat gegen den Koloss anzukommen. Zwar erwischte sein Messer manchmal das Fleisch des Gegners. Allerdings schien dieser sich nicht großartig um die Wunden zu kümmern. Dafür trafen den jungen Mann die Gegenschläge des Feindes umso heftiger. Meist versuchte er den Fäusten des Typen auszuweichen, aber dies gelang ihm nicht immer. Gerade als er erneut einen Angriff starten wollte und beabsichtigte, sein Messer in den Bauch des Mannes zu rammen, traf ihn unerwartete dessen Faust mitten in den Magen. Mit schmerzverzogenen Gesicht krümmte Jareth sich zusammen, ehe er ein paar Schritte rückwärts stolperte um weiteren Schlägen des Mannes zu entkommen. Wo verdammt nochmal war die Brünette? Hatte er auf die falsche gesetzt? Er konnte sie weder hören noch sehen. Wahrscheinlich hatte sie die Chance ergriffen und war geflohen. Das hatte man also davon, wenn man noch immer an das Gute in den Menschen glaubte. Er konnte es einfach nicht fassen. Aber gut, wenigstens würde er diesen Kampf in Würde zu Ende bringen. Und dazu gehörte ganz bestimmt nicht, sich auf den Boden fallen zu lassen, nur weil vor seinen Augen immer mehr schwarze Flecken tanzten, die es ihm gerade zu verlockend machten, einfach ohnmächtig zu werden. Aber das war eine schlechte Idee. Eine wirklich sehr sehr schlechte. Mit letzter Kraft raffte er sich noch einmal auf und blickte dem Koloss mit einem trotzigen Blick entgegen. Er würde diesem Kerl soviel Schmerzen zufügen wie es ihm nur möglich war. Auch wenn er das Monster nicht besiegen konnte, wenigstens würde dieses ihn dann hoffentlich in Erinnerung behalten. Er umklammerte den Griff seines Messers nun mit beiden Händen und verharrte in dieser Position, während der Kailasa mit einem siegessicheren, gar spöttischen Grinsen auf ihn zukam. Ohne zu zögern ging Jareth dem Kerl das letzte Stück entgegen und rammte ihm das Messer in den Bauch. Zumindest war das der Plan. Ganz klappen tat dieser nicht, denn anstatt des Bauches erwischte er nur den Oberarm des Mannes, der diesen gerade dazu ausgeholt hatte, um Jareth wohl für immer von dieser Welt zu schaffen. Wenigstens hatte das ganze auch was gutes an sich. Der Schlag den er nun abbekam, war dadurch geschwächt. Trotzdem traf er seine Wange mit mehr Wucht, als er erwartet hätte. Wer weiß ob da nicht sein Kopf drauf gegangen wäre, wenn dieser Schlag so ausgeführt gewesen wäre, wie es der Mann beabsichtigt hatte. Aber bevor Jareth weiter darüber nachdenken konnte, sackte der Koloss plötzlich vor seinen Augen zusammen. Irritiert betrachtete er das Schauspiel, dass sich ihm bot, ehe er das Blut, dass sich in seinem Mund angesammelt hatte, auf den scheinbar leblosen Körper des Kailas spuckte. Fast schon in einer verrachtenden Geste. Das Mädchen hatte ihn also doch nicht im Stich gelassen. Auch wenn er bei der ganzen Schwärze, die vor seinen Augen auftauchte nur noch den Umriss der Brünetten sehen konnte und einen Gegenstand, den sie fest in ihrer Hand hielt. Nach einer kurzen Atempause, stieg er über den toten Mann und öffnete sanft die Finger des Mädchens, die sich noch immer um die Pfanne klammerten. Eine Pfanne. Ausgerechnet das. Hatte sie nichts besseres dabei gehabt? „Danke.“ brachte er noch zustande, ehe er die Mordwaffe zu Boden fallen lies und sich wieder von der jungen Frau abwandte. Er wollte sich einfach nurnoch hinlegen. Irgendwo, wo ihn niemand störte. Und dann würde er die nächsten Tage einfach verschlafen. Bis seine Wunden geheilt waren. Das war sein Plan. Aber erst einmal hinlegen. Mit zitternden Händen steckte er sein Messer beiseite, dass er noch immer krampfhaft in seiner rechten Hand gehalten hatte, ehe er sich auf den scheinbar endlosen Weg zu der Couch machte. Aber er schaffte es sich auf den vergilbten Stoff sinken zu lassen, ehe die Schwärze ihn einholte. Schlafen. Das hatte er sich jetzt verdient.
Ein Dumpfer Schlag und dann... Stille. Nur wenige Sekunden die mir allerdings vor kamen wie unendlich viele Stunden oder gar Tage, Jahre. Ein einziger, kurzer Moment der die Zeit still stehen ließ, während ich zitternd die Pfanne fest umklammert hielt, die Augen zusammen gekniffen hatte und versuchte in irgendeiner Weise Luft zu holen, die mir nicht diesen stechenden Schmerz durch den Körper jagte. Einfacher gesagt als getan, atmen war immerhin atmen und so panisch wie ich gerade gewesen war, war es mir kaum möglich auch nur in ansatzweise normalem Tempo zu atmen. Viel mehr hektisch, bis ich das ‚Danke‘ vernahm, während schon jemand nach meinen Händen griff, was mich nur noch einmal erschrocken nach Luft schnappen ließ mich fast dazu veranlasste nochmal auszuholen, während ich die Augen aufriss und in das... naja, demolierte Gesicht von Jareth blickte der vor mir stand und den Griff der Pfanne letztlich auch aus meinen verkrampften Fingern löste, um sie auf den Boden fallen zu lassen. Einfach achtlos auf den Boden fallen zu lassen. Er sah ziemlich.. mitgenommen aus, mies wenn ich ehrlich war. So, als wenn er jeden Moment einfach umkippte. Er war blass, in seinen Mundwinkeln klebte das Blut, der hatte eine offene Platzwunde an der Wange die blutete und wirkte überhaupt allgemein als würde gleich jegliche Kraft aus seinem Körper schwinden. Aber er lebte, er lebte und das war sowas von erleichternd, dass meine Schultern mit einem zittrigen Seufzen hinab sackten, während ich ihm... naja, hinterher blickte eben. Er machte sich nämlich direkt auf den Weg... wohin auch immer. Dabei lag der Kerl hier noch. Klar, er wirkte ziemlich tot, aber das war er nicht, meines Wissens nach zumindest nicht, denn soweit ich wusste, musste man den Kailasa ihr Tattoo vom Körper schneiden und ihre Waffe zerstören, sodass sie nie mehr wieder von ihren Wunden geheilt werden könnten. Ob das nur Geschichten waren? Ich hatte noch nie einen umgebracht, hatte nur gesehen wie sie meinen Bruder getötet waren und war das erste Mal seit langem gestern wieder einem begegnet.. und eben jetzt gerade. Ich stolperte Jareth also hinterher, der gerade wohl mit letzter Kraft auf das Sofa fiel, von dem er mich heute Morgen so unliebsam geweckt hatte. Er war vollkommen fertig, total ausgelaugt.. einfach am Ende mit seinen Kräften, das sah man ihm deutlich an und das konnte man ihm auch überhaupt kein bisschen verübeln. Ich schluckte schwer den Klos hinunter der sich in meiner Kehle gebildet hatte und trat zögerlich auf die Couch zu.. war er schon.. eingeschlafen? War er vielleicht bewusstlos? Was tat ich mit dem Kerl da draußen? Würde es lange gehen, bis er wieder.. aufwachte, auferstand – was auch immer? Oh Gott, ich hatte wen nieder geschlagen, mit einer Pfanne.. mit meinen eigenen Händen. Das war mir mehr als unangenehm, sehr sogar. Natürlich war es irgendwo Notwehr gewesen aber.. keine Ahnung, war ich besser wie das, als was ich Zasha gestern beschuldigt hatte? Mir wurde schon wieder ganz schlecht, ich presste meine linke Hand auf meinen Bauch, senkte meinen Blick und zwang mich dann aber tief durchzuatmen. Hier rumstehen und Nichts tun würde wohl kaum etwas nutzen. Kurz warf ich einen Blick auf den Körper am Boden hinter mir, vergewisserte mich, dass er noch da lag und sich nicht wieder aufrappelte.. dann wandte ich mich dem jungen Mann zu, der mir das Leben gerettet hatte. Ja das hatte er – ich ihm zwar irgendwie auch, aber nur weil er mir keine Wahl gelassen hatte und im Endeffekt war es doch das Beste gewesen, immerhin lag der Kerl jetzt da und keiner von uns.. er hatte nicht mal gezögert, als er mir sein Leben in die Hände gelegt hatte, dabei kannte er mich nicht einmal. Vorsichtig trat ich an das Sofa heran, wobei ich neben diesem auf dem Boden noch immer die Schale Wasser erblickte, die Samira gestern Abend dort abgestellt hatte um das Tuch hineinzutunken, welches sie mir auf die Stirn gelegt hatte. Immer und immer wieder. Was besseres fiel mir gerade auch ehrlich gesagt nicht ein.. ich hatte weder Alkohol da um seine Wunden zu desinfizieren, noch irgendetwas anderes, das mir hätte nützlich sein können.. oder etwa doch? Keine Ahnung, ehrlich nicht. Ich wusste, dass es etwas bringen sollte die Beine hoch zu legen, zumindest wenn der Kreislauf Probleme machte und der machte doch Probleme, wenn man in Ohnmacht fiel, oder? Aber vielleicht war er auch gar nicht in Ohnmacht gefallen. Ich war komplett überfordert. Erst mal wickelte ich mir das Tuch von meinen Handgelenken, tauchte es in das klare Wasser ein, wrang es aus und faltete es zwei, drei Mal zusammen, sodass ich es auf die Stirn des jungen Mannes legen konnte. Was noch? Ich sollte nach dem Kailasa sehen.. wenn er keine Waffe bei sich hatte, dann gab die Geschichte die ich immer und immer wieder gehört hatte auch keinen Sinn, dann war er tot. Andernfalls... naja, andernfalls müsste ich mir etwas überlegen, schnell.. sehr schnell, woher sollte ich wissen wie lang ihn der Schlag auf den Kopf schon aufhielt? Alles in mir sträubte sich zwar dagegen zurück in den Flur zu gehen – ich wäre jetzt wirklich gerne weg gelaufen -, aber was blieb mir anderes übrig? Es war nicht so, dass ich mich Jareth irgendwie verpflichtet fühlte, aber.. ich würde von meinem schlechten Gewissen und meinen Gedanken nieder gewalzt werden, wenn ich einfach abhaute. Und wenn ich hier blieb, musste ich in Erfahrung bringen ob der Kailasa uns nochmal gefährlich werden könnte. Auf leisen Sohlen und mit angehaltenem Atem – als wenn das was ändern würde – lief ich über die knarrenden Dielen zum Flur, sah vorsichtig zu dem leblosen Körper am Boden, dem ich mich eigentlich gar nicht weiter nähern wollte.. dennoch tat ich es, stieß ihn kurz darauf vorsichtig mit meiner Schuhspitze an. Keine Reaktion. „Ich glaub nicht, dass ich das mache... ich glaubs einfach nicht..“, wisperte ich leise zu mir selbst – das war wohl irgendwie vor lauter Einsamkeit schon zur Normalität geworden. Ich näherte mich dem Wesen unmittelbar, bis ich kurz vor dem am Boden liegenden Körper stand, beugte mich hinab und drehte ihn mit einem leisen Keuchen – der war verdammt schwer – auf den Rücken, um seine Taschen zu durchsuchen, woraufhin mir doch tatsächlich ein edel verzierter, gar nicht so großer Dolch in die Hände kam. Das flaue Gefühl in meinem Magen wurde noch.. mieser. Das Tattoo des Drachen war zwar nicht sonderlich groß, saß aber genau auf seiner Brust über seinem Herzen. Wenn ich nur daran dachte, dass das von seiner Haut geschnitten werden müsste, dass der Dolch irgendwie vernichtet werden müsste – da half wohl nur Feuer –, wurde mir schon wahnsinnig schlecht. Fehlte nicht mehr viel und ich würde mich wirklich übergeben, was für ein Glück, dass nichts mehr in meinem Magen war. Ob Jareth das machen könnte? Sollte ich versuchen ihn nochmal wach zu rütteln? Was blieb mir denn anderes übrig? Wieder so leise wie es mir möglich war schlich ich zurück ins Wohnzimmer, griff vorsichtig nach Jareths Schulter um sanft aber doch bestimmt daran zu rütteln. Eigentlich wollte ich ihn nicht wecken, das rechte Auge nahm schon jetzt eine... unnatürliche Färbung an. „Jareth...“, wisperte ich erst leise seinen Namen, bevor ich ihn etwas lauter aussprach. Gott, mein Gewissen meldete sich ja jetzt schon.
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