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Also dass die Achak provozieren konnte, konnte ich echt nicht leugnen. Und wie die das konnte. Jetzt würde auf jeden Fall nicht mehr viel fehlen und ich wäre auf hundertachtzig. Aber sowas von. Dachte die weißhaarige Frau mit den.. blutroten Lippen ernsthaft, dass ich eine leichtere Beute wie der kleine Menschenhappen da drüben war oder was? Da hatte sie sich aber echt gewaltig ins eigene Fleisch geschnitten. Kleines.. Biest. Aber vermutlich wäre es doch einfach erstmal schlauer gewesen, wenigstens einen kleinen Schritt zurückzumachen. Denn als sie ihre Hand mit dem Dolch anhob hatte sie es definitiv geschafft, mich für diesen einen Moment abzulenken. Ich runzelte meine Stirn, aber nur den Bruchteil einer Sekunde später hatte sie mir auch schon einen ziemlichen Tritt gegen die Brust verpasst und mich aus dem Gleichgewicht gerissen, weshalb ich doch leider tatsächlich dem feuchten Waldboden Gesellschaft leisten musste. Nur bevor ich mich auch nur irgendwie annähernd hätte aufrappeln können, hatte sich diese Seelenfresserin auf mich gestürzt und meine Oberarme praktisch mit ihren Beinen auf dem Boden festgenagelt. Aber als wäre das nicht genug, presste sie mir auch noch die kühle Klinge ihres Dolches gegen meinen Hals und provozierte mich weiter. Auf ihre.. bescheuerte Frage hin gab ich nur ein wütendes Schnauben von mir und starrte sie mit zusammengepressten Zähnen an. Klar könnte ich versuchen einen meiner Arme unter ihren Beinen hervorzuziehen, aber sobald ich mich bewegen würde, würde sie den Dolch noch fester gegen meinen Hals drücken. War ja nicht so als ob das so eine null-acht-fünfzehn-Klinge war, die rein gar nichts taugte. Denn der Dolch schnitt schon jetzt ganz leicht in die Haut meines Halses ein und ich hatte eigentlich nicht vor demnächst kopflos herumzulaufen. Gott und wer weiß ob da nicht vielleicht noch Wachis in der Nähe waren, die doch vielleicht nur auf ein bisschen männliches Blut warteten. Hmpff. Fieberhaft überlegte ich, wie ich mich ihr am schlauesten entziehen könnte, aber die Achak war sicherlich nicht so dumm und leichtgläubig wie manche der Menschen. "Na los, du weißt doch sicherlich wie man einen Kailasa tötet.. warum tust du es nicht gleich? Bevor ich dich gleich leiden lasse.." knurrte ich mit rauer Stimme und schaute der Frau aufgebracht in die Augen. Ohja, und wie ich sie leiden lassen würde. Solche Schmerzen hatte sie garantiert noch nie in ihrem Leben verspürt, wie sie sie bald verspüren würde.. darauf konnte sie Gift nehmen. Und kostete es mir einen tiefen Schnitt in der Haut meines Halses.
Er konnte die Sonnenstrahlen auf seiner Haut spüren, während er mit seiner Schwester an der Hand und seinen Eltern vor ihm den grün bewachsenen Hügel bestieg. Um sie herum konnte er das Vogelzwitschern hören und vor ihm das Rauschen des Wasserfalls, den man sehen konnte, sobald er die Spitze des Hügels erreicht hatte. Mit einem staunenden Lächeln auf den Lippen sah er zu, wie Mengen an Wasser die Klippe herunterstürzten und sich schließlich in dem Fluss sammelten, der sie weitertrug. Er bemerkte nicht wie sich Zoe von seiner Hand löste und den Hügel herunterrann, um dem Fluss näher zu kommen. Auch die Stimmen seiner Eltern, die ihn abermals schimpften, dass er doch gefälligst besser auf seine Schwester aufpassen sollte, klangen nur leise in seinem Ohr wieder. Das einzigste was in diesem Moment in seinem Kopf herum schwirrte, war der Wasserfall, der sich vor ihm darbot. Und die leise Stimme, die seinem Namen rief. Zoe hatte sich zu ihm umgedreht und forderte ihn auf doch mit ihr zu gehen. Folgsam setzte er sich in Bewegung, doch anstatt das seine Schwester schwieg, wurde der Ruf nach seinem Namen immer lauter, so laut, dass er sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Im nächsten Moment schlug Jareth die Augen auf und blinzelte ersteinmal, als er an eine staubbedeckte Decke starrte. „Zoe?“ fragte er leicht verwirrt, als er auch schon ein Gesicht erkennen konnte. Definitiv nicht seine Schwester. Außer er war für ein paar Jahre im Koma gelegen. Dann würde zumindestens das Alter passen. Für einen kurzen Augenblick starrte er das Mädchen irritiert an, das da bei ihm stand, ehe seine Erinnerung langsam wieder Oberhand gewann und er sich an sie erinnerte. Pandora, war sie das nicht? Er wollte sich gerade beschweren, was ihr einfiel ihn einfach zu wecken, als ihn auch schon ein Hustreiz überkam und er noch rechtzeitig seine Hand vor den Mund hielt. Als er diese danach betrachtete, stieß er ein paar leise Flüche auf, da er Blut auf seiner Haut entdecken konnte. Er schien verletzt zu sein. Doch im Moment konnte er nichts spüren. Keinen Schmerz. Und auch nichts anderes. Nur die Müdigkeit, von der er sich am liebsten wieder hätte überwältigen lassen wollen. Aber was hatte das für einen Sinn, wenn ihn die Brünette dann nur wieder aufwecken würde? Gerade jetzt, wo er so einen schönen Traum gehabt hatte. Er träumte oft von der Zeit, als seine Eltern noch lebten. Als sie eine glückliche Familie waren. Mehr oder weniger zumindest. Und von den Landschaften, aus denen sein Herkunftsland einst bestand. Die Fotos trug er noch heute mit sich mit. Es war ein Brauch der Familie diese von Generation zu Generation weiterzugeben. Niemand sollte die Schönheit des Landes vergessen. Auch wenn das meiste nun zerstört war. Er selber hatte das ganze nie mit eigenen Augen gesehen. Dafür war er zu spät auf die Welt gekommen. Aber oft malte er sich aus wie es wohl gewesen wäre in einer normalen Welt aufzuwachsen. Aber Pandora schien nicht so, als würde sie ihm das jetzt gönnen. Zumindest hatte sie ihn aufgeweckt. Und damit waren seine Träume ohnehin zerplatzt. „Was ist?“ fragte er schließlich mit brüchiger Stimme. Hatte er nicht schon genug getan? Immerhin war der Feind doch besiegt. Sie hatte in K.O. Geschlagen und doch schien es wieder ein Problem zu geben. Oder war das einfach nur die Rache dafür, dass er sie vorhin ebenso unsanft aus ihren Schlaf gerissen hatte? Das ganze kam ihm für einen Moment wie ein Deja-vu vor. Nur mit vertauschten Rollen. Wenigstens konnte er jetzt nachvollziehen wie sich das Mädchen vorhin gefühlt haben musste, als er einfach aufgetaucht war. Nur mit dem Unterschied das ihn keine Fremde geweckt hatte. Zumindest niemand den er noch nie gesehen hatte. War wohl die Frage was noch als fremd durchging und ab wann ein Mensch zu einem Bekannten wurde. Vermutlich war Pandora irgendwas zwischendrin für ihn. Sie hatte ihm schließlich das Leben gerettet. Und darüber war er doch recht dankbar, nachdem er zuerst gedacht hätte, sie hätte ihm im Stich gelassen. Aber stattdessen schien sie wohl nur darauf gewartet zu haben den Kerl eins mit der Pfanne überzuziehen. Seiner Meinung nach hätte sie auch gerne schon eher eingreifen können. Aber er lebte und das war im Moment die Hauptsache. Über die Folgen könnte er danach noch lang genug nachdenken.
Die Freude darüber, wie hilflos er war, verlieh meinen toten Augen ein kaltes, aber fast lebendiges Funkeln und ich lachte wieder auf. "Da hast du wohl Recht", flüsterte ich. Ich stieg von ihm herunter und kniete mich neben ihm, den Dolch immer noch an seinem Hals. Die andere Hand ließ ich über den Stoff seines Oberteils fahren und über die Taschen seiner Hose und vorsichtig über die Dinge, die er an seinem Gürtel befestigt hatte, bis ich auf ein Messer stieß, das ich ihm abnahm. Wie leichtsinnig, seine besondere Waffe so offen zu verstauen. "Aber weißt du, töten sollte ich dich noch nicht, wie sollte ich schließlich deine Seele zu meinem Stamm bringen können?", fragte ich ihn gönnerhaft. "Keine Sorge, fürs Erste wirst du noch ein Weilchen am Leben bleiben. Obwohl ich glaube, dass du wissen solltest, dass es auch Weisen gibt, jemandem trotzdem das Leben zur Hölle machen zu können", fügte ich arrogant hinzu und führte sein eigenes Messer mit einem schnellen Ruck über sein Oberteil, der den Stoff zerteilte und auch seine Haut anritzte. "Wie fändest du es, mit deinem eigenen Messer ein paar zusätzliche Muster auf deinen Körper gemalt zu bekommen?", fragte ich ihn leise, während ich bereits begann, seinen nun nackten Oberkörper mit blutigen Ranken zu versehen. Meinen eigenen Dolch hatte ich in die andere Hand genommen. Auf 'normale' Weise würde ich ihn auch nicht töten können, woher sollte ich wissen, wo sein Tattoo war, welches ich ihm vom Körper schälen müsste? Ich würde ihm die gesamte Haut abziehen müssen. Aber warum so kompliziert, wenn ich ihm einfach seine Seele stehlen konnte?
Und wach war er.. obwohl er im ersten Moment ziemlich verdutzt drein Schaute und den Namen ‚Zoe‘ aussprach, was mich die Stirn runzeln ließ. Zoe hin oder her, ich war es nicht und hier war auch niemand anders. Meines Wissens nach zumindest, wobei Jareth das auch recht schnell zu begreifen schien. Er sah zwar aus, als würde er gleich wieder in die Dunkelheit entschwinden, aber ich würde es nicht hinbekommen dem Kerl da draußen wirklich den Gar aus zu machen... entweder er tat das oder wir mussten verschwinden. Oder ich verschwand, wenn er nicht mitkommen wollte.. das würde ich ja zeigen, vermutlich. Nur weil er sich weigern würde, würde ich aber gewiss nicht hier bleiben, ich wollte ihm nur die Chance bieten mitzukommen, wenn er das denn wollte. „Was...“ wiederholte ich das Erste Wort seiner knappen Frage, zog die Augenbrauen leicht zusammen. Was war? Da draußen lag ein vermeintlich Toter, schien ihn ja schon mal gar nicht zu interessieren.. mal sehen ob er hellhöriger wurde, wenn ich ihm mitteilte was ich zu glauben wusste. „Der.. ich weiß nicht wie lange der da noch einfach rumliegt, Jareth.“, teilte ich ihm mit. Klang sicherlich sehr glaubwürdig, ja genau. Ich stammelte mir hier eins ab und faselte Dinge, die nicht mal wirklich einen Zusammenhang ergaben. So viel zum Thema Selbstbewusstsein aber ich war von der Situation einfach ziemlich mitgenommen. Konnte man mir das verübeln? Ich hatte in den letzten zwei Tagen nicht unbedingt das Beste erlebt und musste noch immer um mein Leben bangen, falls der Kailasa wieder auferstehen, aufstehen, erwachen und zu Bewusstsein kommen würde. „Ich meine, das Tattoo und seine Waffe... du weißt schon.“ Wusste er es wirklich? Hätte er sich dann einfach hingelegt? Eher weniger, vielleicht hatte er sich damit einfach noch nicht beschäftigen müssen. Ich schon, immerhin war mein Bruder von einem von ihnen getötet worden und ich war mir die Wochen danach so sicher gewesen, so wütend gewesen, dass ich sie alle umbringen wollte, dass ich jedes noch so kleine Teilchen von Wissen in mich aufgesogen hatte. Und hier war ich, mit dem Dolch des Kailasa in der Hand und nicht fähig ihm dieses... Tattoo von seinem Körper zu entfernen. Schon der Gedanke daran.. Wirklich widerwärtig. Also beschloss ich jetzt einfach nochmal von vorne anzufangen, bevor er mir mein Gestotter ankreiden konnte und dass ich dummes Zeug faselte, dass er nicht verstand, mich doch bitte richtig ausdrücken sollte. „Es ist doch so, dass ein Kailasa erst dann wirklich tot ist, wenn man ihm das Drachentattoo vom Körper schneidet und ihre Waffe vernichtet.“, ich hob den Dolch in die Höhe, unterließ es aber ihm damit auch noch vor der Nase herumzufuchteln.. das kam mir jetzt gerade wirklich nicht angemessen vor. „Naja.. aber ich.. ich hab den Dolch, du.. ich meine..“, ja brings auf den Punkt, Panda – grummelte ich mir in Gedanken zu bevor ich leise Seufzte. „Ich kann das nicht, ich krieg das nicht hin.“, so raus wars. War doch gar nicht so schlimm. Obwohl es in gewisser Hinsicht schon peinlich war.. unangenehm. Ich bekam das nicht hin. Da lebte ich in so einer Grausamen Welt und bekam so etwas nicht auf die Reihe, nicht gebacken. Super. Einen Moment verzog ich ein wenig das Gesicht, bevor ich wieder einen Schritt vom Bett zurück trat und ihn dennoch weiterhin abwartend und gleichermaßen Fragend anblickte. „Oder wir müssen hier weg.“, ja oder das.. von mir aus auch gerne das, ich wollte nämlich weder sehen wie er das wegschnippelte noch wollte ich es hören oder mir irgendwie vorstellen. Ich würde auf jeden Fall verschwinden, wenn er sich wieder einfach hinlegte oder mich auslachte oder.. was auch immer. Definitiv. Er würde ja selbst entscheiden können was er für das Richtige hielt, so war das ja nicht.
Jareth strengte sich an seine Augen offen zu halten und die junge Frau anzublicken, während diese irgendetwas davon sprach, dass sie nicht wüsste wielang der Kerl noch da liegen würde. Das verwirrte ihn. Warum sollte er denn plötzlich wiederaufstehen? Sie hatte ihm doch den Gar ausgemacht? Oder etwa doch nicht? Auf ihn hatte er zumindest ziemlich leblos gewirkt. Was redete sie da von dem Tattoo und der Waffe? Hatte der Kerl überhaupt eine dabei gehabt? Und selbst wenn, was hatte das denn bitteschön mit seinem Tod zu tun? Langsam machte er sich Sorgen um das Mädchen. Vielleicht war sie durch das ganze doch zu Schaden gekommen. Er hatte beinahe schon Mitleid mit ihr. Aber bevor er anfangen konnte ihr seine Zweifel mitzuteilen oder sie wegen der Waffe und dem Tattoo näher zu befragen, begann sie schon von sich aus zu erzählen, wie ein Kailasa scheinbar richtig getötet wurde. Interessant. Er hatte es wohl verpasst in einen Crashkurs zu gehen wo erklärt wurde wie man diese Wesen richtig aus dem Weg schaffte. Vielleicht sollte er das ja noch nachholen. Wobei dieses Tötungsritual einen gewissen Hauch von … von was eigentlich genau? Die Vorstellung daran ein Tattoo aus einem Körper zu schneiden war nicht unbedingt appetitlich. Und er wusste auch noch nicht so recht ob er ihr das Glauben sollte. Und selbst wenn, hatte sie es dann nicht schon längst getan? Oder wollte sie ihm weiß machen, dass der Kerl wieder auferstanden war? Kurz flackerte ein panischer Blick in seinen Augen auf, ehe er sich selber wieder beruhigte. Würde der Typ noch leben oder bessergesagt wieder auf den Beinen sein, wäre er wohl schon längst hier. Und seine Gedanken schienen ihm im nächsten Moment überflüssig, als Pandora im mehr oder weniger klar machte, was sie von ihm verlangte. War das ihr ernst? Er hatte nie Probleme damit gehabt Blut zu sehen oder jemanden zu verletzen, wenn er sich damit das Leben retten konnte. Aber einem niedergeschlagenen Mann ein Stück Fleisch rauszuschneiden? Das erschien ihm dann doch recht eklig. Aber wenn sie darauf beharrte. Er wollte nicht riskieren, dass der Typ wieder aufstand. Und vielleicht war es besser ihr Glauben zu Schenken. Selbst wenn es nicht stimmte, würde niemand davon schaden nehmen. Außer eben der Kailasa. Aber der war doch eh tot. Also sollte es ihm egal sein was danach mit seinem Körper angerichtet wurde. Bei ihrem zweiten Vorschlag schüttelte Jareth behutsam den Kopf. Er würde hier keinen Killer einfach so liegen lassen. Wenn, dann wollte er das dieser Kampf nicht umsonst gewesen war. „Wir sollten das zu Ende bringen.“ murmelte der junge Mann schließlich, ehe er sich etwas muhsam aufsetzte und sie für einen Augenblick ansah. Mit gesammelter Kraft richtete er sich auf, ehe er nach ein paar Sekunden wieder auf das Sofa plumpste. Kurz schloss er die Augen und versuchte das Schwindelgefühl zu vertreiben, dass sich wieder in seinem Kopf breit machte. Als er damit mehr oder weniger erfolgreich war, richtete er sich erneut auf. Dieses mal jedoch um einiges langsamerer. Und diesmal funktionierte es. Schwach lächelnd nahm er dem Mädchen den Dolch aus der Hand und stapfte dann Richtung Flur, wo die Leiche lag. Er würde einfach nicht mehr in das Gesicht dieses Mannes blicken. Nur auf das Tattoo. Und das würde er dann eben rausschneiden. So schwer würde das schon nicht sein. Schließlich konnte der Typ sich ja nicht dagegen wehren. Als er jedoch bei dem Koloss ankam, überkam ihn erstmal die Übelkeit. Sofort begann der Schmerz einzusetzen und seine Sinne zu rauben. Er musste daran denken wie verzweifelt er gegen das Monster gekämpft hatte. Aber jetzt würde er ihn töten. Endgültig. Entschlossen überwand er die letzte Distanz, die zwischen ihnen lag und kniete sich dann neben den Mann. Man konnte das Tattoo kaum übersehen, es war direkt auf seiner linken Brust angebracht. Über dem Herzen. Jareth sollte lieber nicht zu tief mit dem Dolch gehen, sonst würde er noch Dinge sehen, die ihm lieber erspart blieben. Mit leicht zitternden Händen setzte er den Dolch schließlich ein paar Centimeter neben dem Tattoorand an und begann mit leichtem Druck die Klinge durch die Haut des Mannes zu fahren. Er zog einen Kreis um das Gebilde und beobachtete, wie sich die Rille, die er ins Fleisch geschnitten hatte, mit Blut füllte. Aber die größte Sauerei würde wohl erst noch beginnen. Denn wie sollte er das ganze Stück Fleisch da raus schneiden? Schien wohl nur zu gehen, indem er wild drauf los schnitt. Langsam kam er sich wie ein Metzger vor. Nur gut das er bei dem Anblick von Blut nicht schwach wurde, sonst läge er wohl schon längst in Ohnmacht.
,, Natürlich'', antwortete ich knapp. Ich sah Keya aufmerksam an und nickte nur leicht, als sie nach draußen schaute. Ich verstand, das sie das vielleicht nicht so gerne vor Mika sagen wollte, aber ich verstand es auch irgendwie nicht. Wenn meine Schwester damit klar kam, das ich mich von Leid und Schmerz ernährte, würde sie auch damit klar kommen das keya sich von Blut ernährte.
Mike strhlte noch ein bisschen mehr und lief nach oben, um ihre Zöpfe zu betrachten. ,, Vor ihr brauchst du nicht zu verheimlichen, was du bist. Sie kommt damit sehr gut klar'', erklärte ich und sah sie an. Ich fragte mich, ob sie immer töten musste, um das Blut zu bekommen, oder ob sie den jeneigen auch am Leben lassen konnte. Wir mussten nicht immer töten, taten es aber meist. Zumindest ich. Natürlich könnte ich sie auch nur leiden lassen und sie dann leben lassen, aber der Tot brachte mehr Leid und Schmerz.
Ich sah raus ins dunkle. ich könnte theoretisch nun auch 'jagen' gehen, aber ich wollte Mika eigentlich nicht nochmal für eine etwas längere Zeit allein lassen. Also musste ich das wohl oder übel auf morgen verschieben...
Eigentlich hatte die Achak ja eine schöne Stimme- aber angesichts der.. bescheuerten Situation in der ich mich befand, war ihr vor Freude sprießendes Lachen wirklich mehr als nur unangenehm. Immerhin stand sie dann auch schon wieder von mir auf, allerdings nahm sie ihren Dolch nicht von meinem Hals weg- stattdessen fuhr sie mit der freien Hand über meinen Kapuzenpullover, bevor sie meine Hosentaschen nach irgendetwas absuchte. Nach irgendetwas? Nein, wohl eher ganz genau nach meiner Waffe, nach meinem Messer. Und schlussendlich wurde sie auch fündig, denn sie zog es aus meiner Hosentasche heraus. Ihre Worte nahm ich zwar noch wahr, aber letztendlich war ich doch sehr viel mehr damit beschäftigt, einen Ausweg zu finden. Dass eine Achak so.. gar nicht leicht zur Strecke zu bringen ist wusste ich ja- aber dass sie es so dermaßen herausforderte, dass ich ihr jede Sekunde mehr und mehr an die Gurgel springen wollte.. Bevor ich mich allerdings auch nur annähernd hätte losreißen können, fuhr die Frau mit den blutroten Lippen mit meinem Messer über meinen Pullover, zerschnitt ihn und teilte ihn regelrecht in zwei Hälften. Nur als ob das nicht schon genug wäre und der leichte Schnitt nicht reichen würde, fragte sie mich doch wirklich, wie ich es finden würde noch ein paar mehr Muster auf der Haut zu haben. Erwartete sie da auch noch eine Antwort von mir? Nein, tat sie nicht. Wie ich doch sogleich wortwörtlich am eigenen Leib verspüren musste. Als sie mein Messer auf meine nackte Haut aufsetzte, zudrückte und die Klinge somit einschneiden ließ, presste ich meine Kiefer fest aufeinander und sog die Luft scharf ein. Oh und wie ich ihr den Kopf abreißen würde! Ich spannte meinen Körper an, versuchte somit den Schmerz auszublenden, der von den schmalen, aber blutigen und brennenden Rillen in meiner Haut ausging, als die Achak mein Messer über meinen kompletten Oberkörper zog. Sie versuchte mir meine Kraft, meine Stärke zu rauben. Und wenn ich nicht bald was unternehmen würde, dann würde ich mir zum Schluss wirklich noch meine Seele rauben lassen müssen. Ich starrte sie wütend an, meine grünen Augen funkelten nur so vor Hass und der Lust, ihr dieselben und noch sehr viel mehr Schmerz zuzufügen. Die Wunden auf meinem Oberkörper brannten wir sonstwas, es war als ob mich irgendwer brandmarken würde und mit jedem Atemzug den ich tat und mit jedem Mal, indem sich meine Brust hob und senkte, wurde der Schmerz schlimmer. Was zum Teufel bildete die sich eigentlich ein? Mit einer schnellen Bewegung konnte ich mich von der Achak losreißen, packte ihre Hand, mit der sie mein Messer hielt und drückte so fest zu, bis ich ihr die Kraft in ihrer Hand abdrückte und sie dazu zwang, mein Messer fallen zu lassen. "Genug gezeichnet, findest du nicht?" knurrte ich und verdrehte ihr nun den Arm, konnte mich nun auch ganz von ihr befreien und sprang auf, zerrte sie an ihrem Arm mit auf die Beine. Den Schmerz, der von den.. Wunden auf meinem Oberkörper ausging, konnte ich durch die schnellen Bewegungen leider nicht ganz ignorieren und für einen Moment verzog ich mein Gesicht zu einer Grimasse. Na immerhin hatte die Achak jetzt was sie gewollt hatte- sie hatte mich zwar nicht komplett geschwächt, aber wollte ich die Schmerzen vermeiden musste ich mich langsamer und vorsichtiger bewegen. Und ein bisschen der anfänglichen Kraft war durchaus flöten gegangen um es mal plump auszudrücken. War jetzt noch eine Wachi in der Nähe, könnte die das Blut auf meinem Oberkörper zwanzig Meter gegen den Wind erschnuppern.. Auf den Menschen achtete ich in diesem Moment nicht einmal, aber ob sich das als Fehler herausstellen würde oder nicht, würde ich ja noch sehen. Allerdings schubste ich die weißhaarige Frau mit den.. starrenden, blauen Augen grob von mir, sodass ich sie ziemlich unsanft auf den Waldboden beförderte. Ohne sie aus den Augen zu lassen, schnappte ich mir mein Messer vom Boden, streifte mir meinen zerstörten und nun völlig nutzlosen, in Fetzen an mir herunterhängenden Pullover vom Leib, gab damit auch die Sicht auf mein Tattoo frei- auf den schwarz-grünen und mit blauen Facetten versehenen Drachen, der sich über meine linke Schulter, meinen linken Arm und einen Teil meiner Brust schlängelte. "Ich glaube du möchtest auch mal erfahren, was Schmerzen sind, hm?" spuckte ich ihr voller Spott entgegen, schloss meine Hand fest um den Griff meines Messers.
Ein Lächeln umspielte erneut meine Lippen. Also fand sie es nicht albern oder überflüssig – oder sie tat zumindest so. Nur warum sollte sie? Um mich zu beeindrucken? Wohl kaum. Wir waren von vollkommen verschiedenen Spezies. Das konnte nicht funktionieren und war wohl auch – in meinem Fall zumindest – absolut verboten. Ich wusste nicht genau, was von meinem Umgang mit Renesmee gehalten wurde, aber da Nerea sich ebenfalls auf ein Gespräch eingelassen hatte, würde es schon okay sein. Und dass wir uns einen Menschen geteilt hatten, würde mein Geheimnis bleiben. Ich hatte noch nie von einem Achak und einer Wachi gehört, die einander nicht direkt bis auf den Tod bekämpft hatten und wenn doch, dann war dieser Achak kein Teil unseres Stammes mehr.. so war das eben einfach bei uns. Wir blieben unserem Volk treu und hatten kein Recht uns mit einer anderen Spezies für mehr als die Aufnahme deren Seele zu beschäftigen. Ein bisschen leiden lassen vielleicht noch, aber im Prinzip war das nicht mal zwingend nötig.
Ich verkniff mir ein Seufzen und ließ meinen Blick blind durch die Gegend schweifen, bevor ich Renesmee wieder ansah. „Ich denke, ich sollte mich säubern gehen. Weißt du, ob es in einem der Häuser noch fließendes Wasser gibt? Das Blut trocknet langsam und lässt sich dann immer schwer mit einfachen Tüchern oder Stoffresten entfernen“, sagte ich recht ausdruckslos und blickte sie ebenso ausdruckslos an. Ich durfte das nicht und auch, wenn ich mich tatsächlich zu ihr hingezogen fühlte, war meine Loyalität zum Stammesführer doch größer. Ich wusste, wo mein Platz war und ich musste diesen weiter einhalten. Ich hatte kein Recht selbst zu entscheiden, sondern befolgte nur Befehle. Ich befolge, was mir aufgetragen wird. Unser Anführer gibt die Regeln vor und ich halte mich daran. Das hier ist falsch. Das hier darf ich nicht. Ich befolge nur, was mir aufgetragen wird, sprach ich zu mir selbst immer und immer wieder in Gedanken, um mich davon selbst zu überzeugen. Es war nicht nur ihre Wachi-Ausstrahlung, die auf mich wirkte, sondern sie als Frau. Sie als lebende Person.. es kam mir nicht so vor, als wären wir von verschiedenen Spezies, sondern eben einfach genau das: ein Mann und eine Frau, die sich kennen lernten. Aber das muss ich schon im Keim ersticken. Es ist falsch. Nun seufzte ich doch leise und wandte den Blick von ihr ab, obwohl es ja eigentlich keinen Unterschied machte. Ich konnte nur hoffen, dass es bei den Wachi, trotz ihres einsamen Umherziehens, etwas gab, was sie ebenfalls von all dem hier abhielt. Ich würde ja auch nicht sagen, dass ich irgendwie etwas für sie empfand, dafür war es definitiv eine zu flüchtige Bekanntschaft, aber da war Neugierde in mir. Sie war interessant und irgendwie mochte ich sie ja doch schon. Vermutlich aber auch einfach nur, weil es etwas Neues, Fremdes war und eben verboten. So etwas zog doch fast jeden ein bisschen an, oder nicht? Ja, genau. Es lag nur daran, dass es neu und unbekannt war mit einer Wachi zu sprechen. Dass wir uns nicht bekämpften und einfach reden konnten. Daran musste es liegen. Aber irgendwie glaubte ich mir bei diesen Gedanken selbst nicht.
Ich lachte wieder auf. Ja, so machte es doch wirklich Spaß. Während ich noch seinen Körper mit blutigen Mustern verzierte, spürte ich, wie er seine Muskeln anspannte und versuchte den Schmerz zu ertragen. Ja, das war doch schön. Was allerdings nicht so schön war, war, als er sich losriss und mir sein Messer abnahm. Ich zuckte zusammen, als er meine Hand fast zerdrückte, und mir auch noch den Arm verdrehte. Noch bevor er mich allerdings zu Boden schleuderte, hörte ich seinen schnellen Atem und spürte sein rasendes Herz hinter mir. Auch jetzt konnte ich mir ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen, auch nicht, als sich meine Nase einen Moment lang in den duftenden Waldboden drückte. Der Schmerz schwächte ihn, machte ihn rasend und unkonzentriert.
Ich stand wieder auf und drehte mich langsam zu dem Kailasa wieder um. Mein eigener Dolch lag immer noch in meiner Hand, um vieles schärfer als die Waffe des Kailasa. Ich lachte wieder und richtete mich grade auf. "Zeige sie mir doch", fauchte ich angriffslustig, die Nase voll vom Blutgeruch, der von den Wunden des Kailasa aufstieg. Jede Wachiwi in der Nähe würde davon hungrig werden. Spott konnte gerade er sich im Moment nicht erlauben.
Angreifen oder stehenbleiben? Noch mehr riskieren oder nicht? Das selbstsichere und triumphierende Lächeln der Achak kekste mich wirklich wahnsinnig an. Dachte sie ernsthaft ich würde mich ihrer Spezies völlig kampf- und wehrlos zum Fraß vorwerfen oder was? Wenn sie das glaubte, dann war sie wirklich naiv und obwohl sie mich ein wenig geschwächt hatte, war ich ihr körperlich immer noch weitaus überlegen. Ich zweifelte ihre.. Fähigkeiten nicht im geringsten an und ich wusste auch, dass sie mir gefährlich werden konnte. Aber ich war deswegen nicht weniger gefährlich für sie. "Dann komm doch her. Ich zeige sie dir liebend gerne.." knurrte ich mit rauer Stimme, schaute sie wütend an. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mich zu deiner Horde Achak schleppen lasse!" Nein, nie im Leben. Selbst wenn ich am Ende geschwächt wäre wie sonst irgendetwas und ich mich kaum mehr auf den Beinen halten können würde, ich würde mich nicht unterkriegen lassen. Ich hob meine Hand mit meinem Messer leicht an, dieses Mal würde ich mich nicht mehr einfach so auf den Waldboden verfrachten lassen..
Jareth schien hier nicht weg zu wollen, nachdem er nämlich meine Worte zu Ende gehört hatte schüttelte er kurz darauf den Kopf – vermutlich auf meine letzte Aussage, dass wir auch einfach hier verschwinden könnten. Ich konnte nachvollziehen, dass er nicht weg wollte, er sah so unsagbar erschöpft aus, dass es mir wahnsinnig leid tat, dass ich ihn geweckt hatte, aber das Tattoo tatsächlich vom Körper des menschenähnlichen Wesens zu schneiden.. das war zu viel für mich, viel zu viel. Ich war ohnehin kein Freund von Gewalt. Blut konnte ich zwar sehen, das war kein Problem, aber verletzen tat ich gewiss niemanden gerne. Egal ob tot oder nicht tot, egal ob Feind oder Freund – wobei die natürlich noch weniger. Klar konnte ich, wenn es drauf ankam. Hatte man ja vor einigen Minuten deutlich gesehen, dass ich konnte wenn ich denn wollte. Aber normalerweise ging ich lieber in Deckung wie auf Angriff, ich war einfach nicht der Typ Mensch der sich mit so etwas anfreunden konnte, aber wer konnte mir das schon verübeln? Immerhin war es doch etwas ziemlich grausames. Noch immer hallte mir das Geräusch der metallernen Pfanne in den Ohren, als ich sie dem Kailasa über den Kopf gezogen hatte.. war unangenehm, gleichermaßen aber irgendwie auch beeindruckend. Was man mit einer Pfanne so alles anstellen konnte, hmm.. Auf seine Worte hin nickte ich ein klein wenig, beobachtete wie er versuchte auszustehen und dabei kläglich scheiterte. Im ersten Moment zuckte ich ein wenig in seine Richtung, wollte ihm meine Hilfe anbieten, ehe ich es doch sein ließ. Wieso? Weil ich nicht angefahren werden wollte dafür, dass ich ihm helfen wollte. Natürlich konnte es sein, dass er nicht so war, aber ich kannte genug Menschen – mein Bruder war auch so gewesen und ich war auch so – die sich in gerade solchen Situationen nicht unbedingt gerne helfen ließen, weil sie sich dann einfach noch schwächlicher und hilfloser vorkamen. Eben darum ließ ich es doch bleiben nach seinem Arm zu greifen und ihm auf die Beine zu helfen, zumal er das auch ganz gut selbst hin bekam, nachdem er sich das zweite Mal an einen Versuch wagte aufzustehen. Es funktionierte, er schien zu wissen wie er sich zu bewegen hatte um nicht wieder nach hinten zu kippen. Glücklicherweise. Ich trat bei Seite, damit er nicht auch noch um mich herum laufen konnte, nachdem er mir den Dolch des Kailasa abgenommen hatte und blickte ihm kurz hinterher, bevor ich beschloss mich nützlich zu machen indem ich Holz für ein Feuer suchte, in das man den Dolch dann legen konnte, damit er hoffentlich zumindest verformt wurde – das würde dann schon durchgehen, oder nicht? Doch, wirklich.. ich hoffte es, ich wusste nicht wie man so eine Waffe wirklich zerstört bekam, ob es reichte sie zu verformen, ob sie geschmolzen werden musste oder ob man einfach nur die Klinge irgendwie vom Griff oder so trennen musste.. keine Ahnung, aber wir würden es wohl oder übel herausfinden wenn ein Feuer nicht reichte. Während Jareth also langsam in den Flur schwankte, machte ich mich daran nach geeignetem Holz zu suchen, das man hier dank kaputter Stühle, Tische und Möbel aber in Massen zu bieten bekam. Ich sammelte das, was für mich am besten wirkte ein, brachte es in den Raum über dem das Dach teilweise fehlte, wobei ich im Flur penibel darauf achtete keinen Blick zu Jareth und dem Kailasa zu werden der gerade von seinem Tattoo befreit wurde. Schon der Gedanke ließ eine unangenehme, kribbelige Gänsehaut über meinen Körper fluten. Ich legte das Holz auf einen Haufen, kramte aus meinem Rucksack – den ich im Flur holen musste – ein Feuerzeug, sammelte noch ein bisschen Papier ein, welches ich fand und versuchte mich dann daran das Feuer zu entfachen, was einfacher gesagt als getan war. Letzten Endes bekam ich es aber doch hin, sodass die kleine, flackernde und schwache Flamme schon bald über das gesamte Holz züngelte.. hoffentlich würde das auch wirklich etwas bei dem Dolch bringen, wirklich.. sonst wüsste ich auch nicht was weiter zu tun wäre, wirklich nicht.. und was Jareth betraf.. der musste sich wirklich ausruhen, am besten irgendwie seine Wunden desinfizieren, was Essen und Trinken. Ich hatte selbst kaum was.. aber ich war auch kein Unmensch, er hatte mir das Leben gerettet, mir seins in die Hände gelegt – ich würde schon wieder was finden. Aber erst einmal galt es, wie er so schön gesagt hatte, das zu Ende zu bringen.
Ich drehte allmählich gewaltig auf. Warum durften 'normale' Frauen bloß keine Krieger sein? Warum wollten unsere Männer dieses Vergnügen für sich behalten? Ich war zwar kein Kailasa, für den das Leid anderer Nahrung war, aber ich liebte es trotzdem, meine Nahrung selbst zu jagen. War das nicht das Schönste? Hatte nicht irgendein Mensch vor Urzeiten mal gesagt, der Weg sei das Ziel? So viel, wie die Menschen falsch gemacht hatte, damit hatte er Recht.
"Nein, du hast recht. Ich glaube nicht, dass du dich freiwillig dorthin schleppen lässt. Ich weiß, dass du es trotzdem tun wirst", erklärte ich ihm selbstgefällig und trat gemütlich wieder auf ihn zu. Wieder blieb ich etwa einen Meter von ihm entfernt stehen und lächelte ihn herausfordernd an. Vielleicht war ich dumm, dass ich ihn nicht einfach umlegte, dass ich ihn zu einem richtigen Kampf provozierte, aber es machte gerade einfach zu viel Spaß.
"Na los", zischte ich und trat mit voller Wucht gegen seine Beine, dass sie unter ihm wegglitten und er mit dem Kinn wieder auf den Boden aufschlug. Ich brach in Gelächter aus, aber anstatt hinterher zu stürzen und ihn bewegungsunfähig zu machen, trat ich einen Schritt zurück und lachte nur. Ich wollte ihn reizen, bis zum Äußersten, bis er von sich aus seine Kraft verspielte und unkonzentriert wurde. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit einem Kailasa kämpfte, das wollte ich ausnutzen.
Bevor der Stamm mich aufgenommen hatte, hatte ich mich zwar ein paar Jahre allein durchschlagen müssen, hatte in der Zeit aber jeglichen starken Gegner gemieden, und mich vorwiegend von schwachen, kranken oder schlafenden Seelen ernährt. Zu dieser Zeit war ich aber auch noch ein Kind gewesen, das selbst in Menschenjahren gerechnet, fast zu jung gewesen war, um alleine überleben zu können.
Bei seiner Frage wandte ich meinen Blick kurz nach links, dorthin, wo die Gasse entdete und die Hauptstraße zu sehen war, und überlegte. Ich hielt mich oft in der Stadt auf, wohlmöglich öfters als er, also wusste ich durchaus wo es ein paar Orte mit fließendem Wasser gab. In meiner kleinen Hütte, die nicht weit weg und mitten im Wald lag, gäbe es auch noch Wasser, aber ich war mir unsicher, ob es so eine gute Idee von mir wäre, ihn dorthin zu schicken, geschweige denn ob er die Stadt kurz verlassen wollte. Nerea war ja auch in der Nähe und wenn sie ihn sah, bekäme er wahrscheinlich großen Ärger, weil er sich mit einer Wachi abgab. Nun gut, nicht irgendeine Wachi.. wir hatten ja schon vor kurzem Bekanntschaft gemacht. Um ehrlich zu sein schien diese Achak von der Bekanntschaft nicht sehr angesprochen gewesen sein, aber was soll man auch erwarten? Ich kann von Glück sprechen, dass ich nicht umgebracht wurde oder wir uns wie wild angegriffen hatten. Denn wenn das geschehen wäre, wär ich mir nicht sicher, ob ich gegen zwei Achak angekommen wäre.
Mein Blick glitt wieder zu Elija, dessen Stimmung sich irgendwie schlagartig geändert hatte. Nicht, dass er irgendwie unhöflich war oder Sonstiges. Es war eher.. wieder dieses Neutrale, dass er auch am Anfang gezeigt hatte. Verschlossenheit und null Emotion oder Gefühl, welches man ihm im Gesicht ablesen konnte. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob ich etwas Falsches gesagt hatte. Vielleicht will er wirklich einfach nur los und nicht weiter Small Talk machen. Klang irgendwie logisch für mich. Vielleicht wartete Nerea ja schon bald auf ihn und ich persöhnlich lief auch nicht gern mit blutigen Armen rum. Wie musste das denn aussehen. ''Ich kenne ein verlassenes Haus. Ziemlich schäbig und kaum bewohnbar, aber der Keller..'', erzählte ich nun. Ja, niemand schien sich dort in diesem halben Geschütt auszuhalten. Zu oft war ich schon da gewesen, dass ich dieses bestätigen konnte. Alle dachten einfach, dass es da eh nichts nützliches gab. Der versteckte Keller jedoch war ziemlich praktisch. Normalerweise zeigte ich niemandem dieses kleine Versteck, welches ich einmal zufällig entdeckt hatte; oder eher gesagt.. es hatte mich noch niemand nach irgend sowas gefragt. ''Komm.'', meinte ich mit einem Blick zu Elija und ging auch schon los. Ich war möglichst leise unterwegs, blieb am Ende der Gasse nochmal stehen und warf einen prüfenden Blick über die Ecke um auch sicherzugehen, dass niemand in der Nähe war und sie entdeckte. Für mich wäre es kein Problem gewesen, dass mich jemand sieht, aber Elija wollte sich bestimmt möglichst versteckt halten. Nun gut, den ausgesaugten Leichnahm sollte wohl am besten niemand sehen. Und wenn man uns dann auch noch aus der Gasse kommen sah, würde man sofort wissen, was wir für Wesen sind.
Der Weg wra nicht allzu weit, da diese Hütte direkt am Stadtrand lag, nahe am Wald. Dort liefen selten Menschen herum, weil sie sich einfach von so düsteren und gefährlichen Ecken fernhielten. Umso besser für uns. Und tatsächlich. Als ich schon das Haus erblickte war immer noch eine Menschenseele zu sehen, weswegen ich mir auch sicher war, dass niemand kommen würde. Trotzdem blieb ich stehen, als meine Hand schon auf der staubigen Türklinke ruhte, um die Gegend abzuprüfen. Dann öffnete ich die knarrzende Tür und warf einen Blick in die Dunkelheit hinein. Nur das Licht aus den Fenstern beleuchtete den großen Raum aus Schutt und Schmutz. Man konnte absolut nicht erkennen, um welches Zimmer es sich hier handelte, aber wahrscheinlich war dies das Wohnzimmer, da in der Ecke ein altes, zerfetztes Sofa stand. Ich begab mich hinein und hielt die Tür offen, damit auch Elija eintreten konnte.
Ach, sie wusste also so ganz genau, dass ich mich zu ihren Achak-Freunden schleppen lassen würde? Ihr provozierendes, herausforderndes Lachen machte mich wirklich wahnsinnig wütend und dann kam sie doch tatsächlich auf mich zugelaufen. Stellte sich einen knappen Meter vor mich hin und schaute mich aus ihren leeren, starrenden Augen an. Eigentlich hätte ich ihr bei ihren provozierenden Worten am liebsten sofort die Luft abgedrückt, ihr die Arme schmerzhaft weit verdreht.. aber sie kam mir zuvor. Schon wieder. Bevor ich auch nur irgendwie reagieren konnte, 'durfte' ich den Boden küssen, da sie mir gegen die Beine getreten hatte und sie mir weggezogen hatte. Ich konnte nicht einmal ein angestrengtes Keuchen verhindern, das über meine Lippen kroch, als ich längs auf dem Boden lag und einen leichten erdigen Geschmack im Mund hatte. Die Wunden auf meinem Oberkörper brannten nur noch mehr, als der feuchte, dreckige Erdboden sich mit dem Blut vermischte und sich geradezu in die strapazierte, offene und verletzte Haut bohrte. Es war wirklich mehr als nur unangenehm und wahrscheinlich würde es Ewigkeiten dauern, bis ich den ganzen Dreck aus den schmalen, brennenden Verletzungen herausgepult haben würde. Zum Schluss entzündete sich der Scheiß noch und dann.. dann hätte ich es wirklich geschafft. Ich drückte mich mit den Armen vom Waldboden weg, sah, dass die Achak einen Schritt zurückgemacht hatte und hörte ihr bescheuertes Lachen. Ich hob meinen Kopf leicht an, schaute zu ihr auf und blickte sie mit meinen grünen Augen erzürnt an. Ohja. Ich war sowas von wütend, wollte sie nur noch leiden sehen und ihr unsagbare Schmerzen zufügen. Und das tat ich jetzt auch.. denn ich machte aus der Hocke heraus einen Satz nach vorne, packte ihre beiden Arme und drehte sie ihr auf den Rücken, trat ihr daraufhin in die Kniekehlen sodass sie nach vorne hin wegsackte. Ich beugte mich über die am Boden liegende Achak und wartete bis sie sich langsam aufrappelte, nur um ihr dann meine rechte Hand an den Hals zu legen und ihr somit die Luft abquetschte. Meine andere Hand schnappte sich mein Messer, das ich ihr drohend ebenfalls an den Hals drückte. "Du bringst mich nirgends hin" knurrte ich wütend und hörte sie keuchend nach Luft schnappen.
Einmal nur schnappte ich keuchend nach Luft, dann hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Ich hatte ehrlich gesagt geahnt, dass er sich wehren konnte, wehren würde. Wäre ja auch langweilig sonst. Also nahm ich es einfach hin, dass er mich zu Boden warf und mir die Luft abschnürte. Damit konnte man vielleicht einen Menschen oder eine Wachi sofort außer Gefecht setzen, aber mir war einmal erzählt worden, was Krieger in ihrer Ausbildung alles ertragen mussten. Da war der Druck an meiner Kehle und die paar Sekunden ohne Luft nichts gegen. Ich spannte mich an und konzentrierte mich darauf, so tief einzuatmen, dass an dem Druck seiner Hand und dem Messer Luft vorbeikam.
Ich brachte ihn also nirgendwo hin? Erst einmal hatte ich ihn schon auf die Palme gebracht, das war doch schon einmal ein Anfang. Und ich traute ihm auch nicht zu, dass er mich jetzt schon erwürgte, wo er sich gerade eben erst begonnen hatte zu wehren. Ich musste einfach Ruhe bewahren, bis er wieder lockerließ. Trotzdem fuhren meine Hände hoch und meine Finger krallten sich in seine Haut. Schaffte ich es wohl, ihm aus dieser Position etwas anzuhaben?
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