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Meine Stimme schien sie erschreckt zu haben, denn sie wirbelte geradezu im Wasser zu mir herum und schaute mich an, bevor sie allerdings auch schon wieder ihre Stimme gefunden zu haben schien und im Wasser zum anderen Ufer ging. Die Stimme der jungen Frau war weich und freundlich und ich beobachtete sie, wie sie sich anscheinend ihre Unterwäsche vom Ufer schnappte. Ich zog ein wenig meine Augenbrauen in die Höhe, wandte meinen Blick dann aber von ihr ab- immerhin war ich kein Spanner oder so. Nein, ich hatte es echt nicht nötig, der jungen Frau irgendwelche notgeilen Blicke zuzuwerfen. Natürlich mochte ich Frauen- wie wahrscheinlich jeder andere Kerl auch- aber ich hatte mir so manch junge Frau doch schon vergrault, als sie herausgefunden hatten, was ich war und von was ich mich ernährte. Nicht selten war es da vorgekommen, dass sie mich angeschrien hatten, davongerannt waren, irgendwelche Leute auf mich gehetzt hatten. Obwohl ich ja eigentlich auch nicht tagtäglich auf Schmerz und Leid aus war. Aber das schienen die wenigsten Menschen und auch anderen Spezies zu kapieren. Klar gab es auch den ein oder anderen Kailasa, der sich jeden Tag irgendein Opfer aussuchte, aber meiner Meinung nach musste das echt nicht sein. Wobei ich ja auch wirklich nichts gegen ein paar Provokationen und so hatte. Aber gut, das spielte ja jetzt auch nicht weiter eine Rolle. Solange sie mich nicht angriff, würde ich das auch nicht tun. Nur.. war sie ein Mensch oder eine Wachiwi? Keine Ahnung.. konnte ich gerade echt nicht sagen. Dazu hatte sie definitiv noch zu wenig gesagt, als dass ich das jetzt schon hätte wissen können. Aber würde ich es rechtzeitig bemerken, wenn sie eine Wachi war? Würde ich es merken, bevor sie mich mit ihren schmeichelnden Worten und ihrer Aura eingelullt hatte? Könnte.. schwierig werden. Zu wehren wüsste ich mich ja trotzdem.. so hoffte ich zumindest- und dann hoffentlich auch bevor es vielleicht zu spät war und sie mir mein Blut ausgesaugt hatte, wenn sie denn eine Wachiwi war. Als ich dann allerdings hörte, dass sie sich aus dem Wasser herausbewegte, drehte ich meinen Kopf trotzdem wieder in ihre Richtung. Sie hatte sich mittlerweile in ein Handtuch gewickelt und ich konnte doch nicht verhindern, dass ich sie mit meinen grünen Augen neugierig und aufmerksam von oben bis unten musterte. War ja nicht verboten, oder? Außerdem ging ich davon aus, dass sie mir sagen würde, wenn sie das störte- war aber auch nicht so, als würde ich sie angaffen wie sonst etwas. Sie hatte also gewusst, dass ich hier war.. hatte sie mich auch schon beobachtet, als ich in den See gegangen war? „Nein.. du hast mich nicht geweckt.“ erwiderte ich und zuckte leicht mit den Schultern, was mich doch direkt wieder an meine Wunden erinnerte, die sich auf die Bewegung hin unangenehm anspannten. „Und was macht eine hübsche Frau so ganz alleine hier draußen?“ fragte ich die schwarzhaarige, junge Frau und schaute sie mit einem müden Lächeln an.
Mir war klar gewesen, dass irgendwann der Zeitpunkt kommen würde, an dem er sich verabschiedet und wieder seinen Weg gehen musste. Doch irgendwie stimmte es mich traurig. Dieser Gedanke. Aber aufhalten konnte ich schlecht, er konnte schließlich nicht ewig hier bleiben und durch die Stadt laufen. Vorallem, weil die Stadt ja nicht gerade so seins war. Was sollte ich denn tun? Fragen wo er wohnt? Lustig. So etwas war unhöflich, aufdringlich und außerdem Verstand ich, dass es eine Angelegenheit des Stammes war. Denn kein Achak würde einfach so jemandem Fremden davon erzählen, wo sie sich versteckt hielten. Gerade keiner Wachi, die man noch nicht mal paar Stunden kannte. Ne, mir ging es da auch so. Würde mich jemand fragen wo ich wohne, würde ich es nicht verraten. Wer weiß was passieren könnte. Man fühle sich dann einfach nur total unsicher in seinem Zuhause.
auf seine Worte wusste ich irgendwie nichst zu antworten, einerseits, weil ich nicht wollte, dass er geht, aber anderseits.. ach es gibt kein anderseits. Mein Blick folgte kurz seiner Hand, die vorsichtig meinen Arm strich, im nächsten Moment aber zurückzuckte, als hätte er die Berührung nicht beabsichtigt. Ich fand die Berührung nicht so schlimm, eher schön. Ach qautsch, bild dir nichts ein. Mein Blick fiel wieder auf Elija und ich räuspelte mich leicht. ''Ja.. okay.'', ich versuchte meine Stimme möglichst neutral und zuversichtlich klingen zu lassen. Eigentlich hätte ich gleich mit raus gehen können, da ich sowieso wieder in den Wald gehen wollte, aber irgendwie stand ich wie festgenagelt da und starrte Elija von hinten an. Mir war bewusst, dass wir uns vielleicht nie wieder sehen würden. Nun gut, das war sogar sehr wahrscheinlich - und es ließ wehmütige Stimmung in mir aufkommen.
Die Sonne schien sogar noch schwach und es waren nur vereinzelte Wolken am Himmel zu sehen, sodass wir auch nicht von einem riesigen, wütenden Unwetter empfangen wurden, welches es uns schwer machen würde in sein Versteck zu kommen. Wer wusste schon wo das war, konnte nahe oder weit weg liegen, wobei ich eher auf nahe tippte, wenn seine kleine Schwester dort auf ihn wartete. Er würde sich wohl kaum einen halben Tagesmarsch von ihr entfernen, oder? Nein, davon ging ich wirklich nicht aus. So wirkte er nicht auf mich. Andererseits kannte ich ihn auch gar nicht, er konnte wirken wie er wollte und dennoch ein grundlegend anderer Mensch sein. Vielleicht hatte er gar keine Schwester, brachte mich zu.. irgendwem oder niemandem und würde mich dann doch noch kaltblütig umbringen, ausrauben oder sonst was mit mir anstellen. Tat mir ja fast Leid, dass mir solche Gedanken in den Kopf schossen, aber ich hatte gestern Vertraut und es war nach hinten losgegangen, da war es wohl oder übel normal, dass ich heute sehr viel skeptischer und misstrauischer war. Er konnte zwar nichts dafür, das war alleine Zashas Schuld, aber das spielte in dem Moment keine Rolle. Ich konnte nichts dafür, dass ich so fühlte oder so dachte wie ich dachte. Ich konnte meine Gedanken nicht einfach aufhalten und naja... nichts tun eben. Erst Jareths Worte, der mittlerweile auch schon längst draußen angekommen war ließen mich aufhorchen und den Kopf heben. ‚Können wir?‘, ich blickte ihn einen Moment etwas.. perplex an, beschloss dann aber, dass ich schlicht weg darauf vertrauen musste, dass da tatsächlich nur seine Schwester wartete und sie nicht irgendwelche grauenvollen Kannibalen waren. Andernfalls hatte ich eben Pech gehabt. Großes Pech, genau genommen. Aber was blieb mir auch schon anderes übrig, wenn ich nicht wieder.. vollkommen alleine umher ziehen wollte? Ich würde es wagen, ganz einfach. Und wenn ich wieder enttäuscht wurde, dann war ich selbst Schuld, ich würde es nächstes Mal besser machen – wenn ich denn noch die Möglichkeit dazu bekommen würde. Ich nickte auf seine Worte ein wenig, wobei wir und schon mehr oder minder gemeinsam in Bewegung gesetzt hatten. Ich folgte ihm durch ein Wirrwarr von kleinen Gassen, bis er plötzlich einen Moment stehen blieb und.. oho, die Tür aufging. Sie schien tatsächlich ein wenig herrisch zu sein, wie es mir vorkam. Das sollte mich nicht stören, solange sie mir damit nicht auf den Zeiger ging. Ich hatte durchaus eine gewisse Toleranzschwelle, aber die war auch nicht unendlich hoch. Ich konnte verstehen dass sie misstrauisch war und nahm ihr das auch gar nicht übel, das war besser, wie man gestern an mir gesehen hatte. Sehr viel besser. Lieber ein wenig misstrauischer, aber ich hatte tatsächlich nicht vor ihr etwas zu tun. Ihr oder ihrem Bruder. Ich lauschte aufmerksam den Worten die ausgetauscht wurden, mischte mich aber erst mal nicht ein, sondern folgte ziemlich.. neutral – oder so wie es mir eben möglich war – in einem kleinen Abstand in das kleine Häuschen, das nicht weniger heruntergekommen war wie die Hütte aus der wir gerade kamen. Es war ein wenig kleiner, es schien überall noch das Dach zu besitzen und eine funktionierende Tür zu haben, dafür war es noch etwas karger eingerichtet. Sollte mich gewiss nicht stören. Ganz und gar nicht. Ich schloss die Tür also erst einmal hinter uns und folgte den Beiden langsam ins Wohnzimmer, während ich mir dennoch aufmerksam ein Bild von der Behausung machte. Im Türrahmen blieb ich stehen. Erst als Jareth ihr wieder etwas sagte wandte ich meinen Blick wieder den Beiden zu und nickte langsam. Wenn er das sagte, dann war das wohl so. Er würde seine Schwester wohl kaum unnötig in Gefahr bringen und gut versteckt war das Haus tatsächlich gewesen. „Ich bin übrigens Pandora..“, stellte ich mich dem Mädchen mit einem leichten Lächeln vor, hänge noch ein „Panda reicht aber auch.“ Hinten anhängte. Etwas unüberlegt, da ich... das letzte Mal so genannt worden war, als mein Bruder noch gelebt hatte. Es lag also lange, lange zurück und ohnehin ließ das alles hier gewisse Erinnerungen in mir aufkommen die mich einerseits traurig, andererseits auch wieder glücklich stimmten. Es war schade, dass er nicht hier war und doch war es.. schön zumindest diese Erinnerungen an ihn zu haben. Erinnerungen die an meine Eltern beispielsweise langsam verblassten, wofür ich mich hasste.. aber ich konnte es irgendwie nicht aufhalten.
Ich war eine Frau, noch dazu eine Wachiwi und mir entging sein musternder Blick, welcher auf mir ruhte nicht. Dennoch ging ich nicht näher darauf ein. Nachdem ich das Handtuch befestigt hatte, griff ich zu meiner Haarspange, welche ich schnell öffnete. Das Ebenholzfärbige lange , seidige Haar löste sich augenblicklich und legte sich elegant und weich über meine Schultern. Ich war froh, ihn nicht geweckt zu haben, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er das einfach nur aus Höflichkeit gesagt hatte. "Was jemand wie ich hier draußen allein im Wald macht?" wiederholte ich frech "Nun ja baden, die Ruhe genießen, denken..." antwortete ich leicht schulterzuckend "Ich könnte dich ja genau dasselbe fragen... Was tut also ein junger attraktiver und verletzter Mann allein so tief im Wald?" fragte ich mit der weichen, sanften Stimme, welche an das leise Rauschen des Windes erinnerte. Ich wollte ihn nicht angreifen und da er auch keine Anstalten machte mich zu attackieren, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Ob er ein Mensch war? Oder vielleicht ein Kailasa? Ehrlich gesagt tippte ich auf zweiteres. Ich hatte schon sehr viele Menschen Männer gesehen und sie alle waren, nun ja Menschen eben. Nichts besonderes in meinen Augen. er schien ja dann doch dieses etwas zu haben. Was auch immer das war. Vielleicht war es sein Körper, seine Größe, sein Aussehen oder seine Ausstrahlung. Er wirkte jedenfalls alles andere als menschlich.
Der junge Mann schloss für einen Moment die Augen und genoss das einigermaßen gemütliche Sofa. Zumindest tausendmal besser als auf hartem Boden zu sitzen oder gar zu stehen. Am liebsten hätte er die andern Beiden von dem Möbelstück vertrieben und hätte erstmal ein paar Stunden geschlafen. Aber das wollte er sich definitiv nicht gönnen. Außerdem wusste er noch immer nicht, wieweit er der Brünetten vertrauen konnte. Nicht das sie seiner Schwester antat, während er schlief. Also schied dieser Plan schonmal aus. Er würde später noch genug Zeit haben sich auszuruhen. Auch wenn Jareth nicht genau wusste was für ihn später war. Je nachdem wielang er wohl durchhielt. Als er spürte wie jemand sein Shirt leicht anhob, schlug er seine Augen wieder auf und betrachtete seine Schwester mit einem empörten Blick. Allerdings ignorierte sie ihn schlichtweg. Dafür rutschte sie nun von seinem Schoß runter und verschwand. Das wars dann wohl erstmal mit seiner wohlverdienten Ruhe. Als das kleine Mädchen wieder kam, hatte sie eine Wasserflasche bei sich und ein paar Tücher, die einigermaßen sauber wirkten. Schweigend machte sie sich daran ihrem Bruder das vertrocknete Blut aus den Wunden zu wischen. Viel war jedoch nicht zu säubern, da Jareth hauptsächlich Prellungen abbekommen hatte. Nur seine Lippe war aufgeplatzt und die Nase begann zwischendurch kurz zu bluten. Im Gesamten war er wahrscheinlich doch relativ gut aus der ganzen Sache rausgekommen. Welch ein Glück. Schweigend erduldete er die Behandlung seiner Schwester und lächelte dann leicht, als diese sich zu Pandora wandte. „Ich bin Zoe. Freut mich dich kennen zu lernen.“ erwiderte sie der Brünetten in einem höflichen Ton. Die Antwort hatte zwar etwas gedauert, aber wenigstens hatte sie etwas gesagt. Das machte doch bestimmt schon gleich einen besseren Eindruck seiner erzieherischen Fähigkeiten, falls vorhanden. „Tut dir noch was weh?“ fragte er die junge Frau neben sich schließlich, mit einem Blick auf ihren Hals, wo noch deutlich zu sehen war, was sie den gestrigen Tag durchgemacht hatte. Wenn sie Schmerzen hatte, konnte sie diese wirklich ziemlich gut verstecken. Wäre auf jedenfall was gutes. Immerhin sollte nicht gleich jeder wissen das man geschwächt war. Wobei ein Kailasa das wohl spüren konnte. Wie es um die anderen Wesen stand, wusste Jareth gar nicht genau. Zumindest konnte man das ganze vor einem Menschen verheimlichen, soviel stand fest. Als seine Schwester schließlich das Schweigen wieder durchbrach und fragte was genau vorgefallen war, erzählte er dem Mädchen, was die Beiden durchgemacht hatten. Zumindest was die letzten Stunden passiert war. Seine kleine Erzählung endete mit den Worten 'Du solltest ab sofort besser aufpassen. Mit den andern Wesen ist nicht zu spaßen'. Zoe nickte daraufhin nur und Jareth wusste im selben Moment, dass sie seine Warnung nicht ernst nehmen würde. Mit einem leichten Seufzen schloss er schließlich wieder die Augen und zuckte nur ein paarmal leicht zusammen, wenn seine Schwester Stellen berührte, die ihm noch deutlich weh taten. Ansonsten blieb er allerdings still sitzen, während er über den heutigen Tag nachdachte. Er hatte also nach langer Zeit wieder einen Menschen gefunden, der einigermaßen vertrauenswürdig erschien. Die große Frage war wohl nurnoch, ob er das ganze eines Tages bereuen würde oder bessergesagt wielang die junge Frau überhaupt vor hatte bei ihnen zu bleiben. Bis ihre Wunden verheilt waren? Oder länger, kürzer? Er konnte es nicht abschätzen, aber verscheuchen würde er die Brünette ganz sicher nicht. Immerhin war man zu dritt deutlich sicherer unterwegs als nur zu zweit. Oder zu eineinhalbt. Je nachdem als was seine Schwester durchging. Sie hatte zwar durchaus Talent was das Kämpfen anging. Aber sie war einfach zu stürmisch. Dachte nicht nach was sie tat und das würde ihr noch zum Verhängnis werden. Also war Jareth nicht sehr erpicht darauf sie an einem ernsthaften Kampf teilnehmen zu lassen. Erst musste er noch viel mit ihr trainieren, bis er sich bei der ganzen Sache wohl fühlen würde. Bis dahin musste Zoe wohl oder übel darauf vertrauen, dass er sie beschützte. Und das würde er. Mit seinem Leben wenn es sein musste.
Ich beobachtete beinahe jede ihrer anmutigen Bewegungen, allerdings war es letztendlich nicht das, was mich so.. naja, nicht wirklich anzog, aber doch interessierte und irgendwo auch doch ein wenig irritierte. Ihre Ausstrahlung war definitiv nicht eine stinknormale Ausstrahlung. Dann lauschte ich aber auch schon ihren Worten, ihrer weichen und ruhigen Stimme. Ihre Stimme schien so, als ob sie gar nichts aus der Ruhe bringen könnte, als ob diese Stimme immer dieselbe wäre- egal ob gefährliche oder fröhliche Situation. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, vielleicht spielte mir mein Gehirn auch etwas vor. Möglicherweise war ich gerade zu unvorsichtig, aber andererseits kam es mir auch überhaupt noch falsch vor, mich mit der jungen Frau zu unterhalten. Eigentlich hätte ich mich mit Pandora auch weiter unterhalten können, anstatt sie anzugreifen. Aber da hatte ich einen.. unglaublichen Hunger- jetzt war ich mehr erschöpft und in Gedanken schon auf der Suche nach einer Möglichkeit meine Wunden zu säubern. "Baden, schlafen.. Mich auf die Suche nach etwas machen, mit dem ich den Dreck rausbekomme, bevor es sich entzündet.." meinte ich und schaute die junge Frau mit den langen, schwarzen Haaren mit meinen grünen Augen aufmerksam an. Naja und.. eigentlich waren wir gar nicht so tief im Wald, wir waren sogar relativ nah bei der alten, teilweise schon zerfallenen Siedlung. Und zu der sollte ich jetzt auch langsam mal gehen, bevor ich bald noch mal um einiges mehr von einer Entzündung meiner Schnittwunden am Oberkörper geschwächt werden würde. Konnte ich nämlich nicht gebrauchen. Würde ich diese Achak nochmal zwischen die Finger bekommen, dann würde ich ihr wirklich den Kragen umdrehen. "Bist du alleine unterwegs?" fragte ich sie und verschränkte meine Arme leicht vor der Brust- nicht allzu fest, sondern eher locker, um nicht in die brennenden Wunden zu tatschen.
Ich sah ihn an, kümmerte mich aber trotzdem auch um mein Gewand, welches ich aufhob und anzog. "Ja es sieht sehr schmerzhaft aus" entgegnete ich nachdem ich mich fertig angezogen hatte und ging zu dem Mann. "Darf ich fragen was da genau passiert ist?" fragte ich interessiert, aber nicht neugierig. Im Endeffekt konnte es mir egal sein. Schade, dass das Blut abgewaschen bzw getrocknet war. Wäre die Wunde frisch hätte es mir die Arbeit erspart. Ach, was dachte ich denn da? Zum schämen war das. Es wäre ja fast eine Vergeudung jemanden wie ihn anzugreifen oder gar zu töten. Außerdem hatte er einen harten Kampf hinter sich und gegen jemanden verletzten zu kämpfen war unehrenhaft und nicht meine Art. "Du solltest Spitzwegerich verwenden" erklärte ich, sah mich um und ging dann zu einer kleinen Pflanze. Ich nahm eines der Blätter und ging dann wieder zu dem Typen. "Lasse die Blätter eine Zeit lang, also mindestens 4 Stunden im Wasser ziehen, wasche damit deine Wunden aus und wenn du willst kannst du danach noch ein paar frische Blätter auf die Wunden legen" beendete ich meinen Vortrag und hielt ihm das Blatt hin. "Ist gut gegen die Entzündung, desinfizierend und schmerzlindern" sagte ich freundlich und nickte ihm leicht zu.
Ich musterte ihn nochmals leicht aus der Nähe und auch seine Schnitte auf der Brust. *und wenn deine Verletzungen weg sind, können wir uns ja nochmals treffen* setzte ich in Gedanken dazu und musste leicht schmunzeln. Ich räusperte mich kurz und wurde wieder ernst "Ich bin alleine unterwegs, wie man sieht" antwortete ich frech und grinste kaum merklich.
Ich blieb im Türrahmen stehen, hatte die Arme locker – nicht abweisend – vor der Brust verschränkt und lehnte mich leicht gegen den Balken des Rahmens, dessen Holz rau war, da der Lack größtenteils abgebröckelt war und damit der blanke Balken hervor stach, der schon einiges mit gemacht zu haben schien. Ich beobachtete Zoe dabei wie sie Jareth aufmerksam und mit skeptischem Blick untersuchte, wie sie aufstand, aus dem Zimmer an mir vorbei ging und wenig später wieder kam um die Wunden ihres Bruders zu säubern. Dabei hatte sie auf meine Vorstellung noch gar keine Reaktion gezeigt.. weder hatte sie mich direkt angesehen, noch irgendetwas erwidert, so als wäre ich Luft. Ich hatte es ja im Endeffekt schon aufgegeben, dass sie mich mal ansah, mit mir sprach, irgendetwas erwiderte – und wenn es nicht mal etwas freundliches war.. aber so dumm da zu stehen war irgendwie eher weniger angenehm. Aber hey, damit konnte ich leben. Es war besser die Gesellschaft jemandes zu genießen der einen ignorierte wie niemanden zur Gesellschaft zu haben. Und außerdem kam dann ja doch verspätet noch eine Antwort. Ich lächelte sie auf ihre Worte ein wenig an, erwiderte aber darauf nichts weiter, eigentlich hatte ich auch gar nicht unbedingt die Zeit dazu, denn Jareth fragte mich schon ob mir denn noch etwas weh tat.. meine Hand wanderte unverzüglich und eher unbewusst an meinen Hals, keine Frage, bei Berührungen tat die geschundene, leicht geschwollene und verfärbte Haut weh – ebenso wie meine Handgelenke, aber das war halb so wild.. viel schlimmer war meine Lunge, die bei jedem Atemzug schmerzte, aber dagegen konnte wohl niemand etwas unternehmen, diese musste sich wohl einfach wieder erholen, am besten mit etwas Ruhe und nicht weiteren Kämpfen gegen Kailasa. Aber gut, hier schienen wir ja tatschlich erst einmal sicher zu sein. Das hoffte ich zumindest wirklich inständig. „Das geht schon, in ein paar Tagen ist es sicherlich kaum noch zu sehen.“, winkte ich also ab. War ja auch so.. waren blaue Flecken und/oder Blutergüsse.. ich hatte glücklicherweise eine ziemlich gute und schnelle Wundheilung, weswegen ich auch wirklich Hoffte, dass es meinen Lungen ebenfalls schon in ein paar Tagen wieder besser ging. Meine Hand hatte ich schon wieder sinken lassen, bevor ich den abgewetzten, wenig einladend aussehenden, Sessel ansteuerte der neben der Couch stand. Langsam, eher vorsichtig als könnte er nachgeben – was ja auch tatsächlich der Fall sein könnte – ließ ich mich auf das geschundene Polster sinken. War nicht sonderlich bequem, aber besser wie zu stehen, auf Dauer gesehen war das doch eher unangenehm und anstrengend. Ich hatte heute wirklich schon wieder genug erlebt, ich brauchte wirklich nicht mehr gerade. Jareth sicher auch nicht, er sah eigentlich aus als wolle er auf der Stelle schlafen und Zoe... naja, gut.. die wirkte eigentlich noch ziemlich fit. Dann erklärte Jareth ihr auch schon was geschehen war, forderte sie in der Zukunft vorsichtiger zu sein. Ich konnte ihr – blind war ich ja nicht, außerdem wusste ich ja wie ich selbst gewesen war – ansehen, dass dieses Nicken nicht wirklich etwas zu bedeuten hatte. „Wie lange habt ihr vor hier zu bleiben und woher kommt ihr?“ unterbrach ich das Schweigen das aufkam, blickte die Beiden mit aufmerksamen, blauen Augen an. Freundlich, wenn man so wollte. Ich genoss deren Gesellschaft wirklich, ohne die Ganze Zeit Angst haben zu müssen, dass mich gleich jemand angriff, es war einfach irgendwie.. entspannter. Auch wenn ich wusste, dass auch das vermutlich nicht unbedingt von Dauer sein würde – aber genau darum sollte ich es wohl ausnutzen.
Es dauerte nicht mehr allzulang, bis das Mädchen beschloss mit ihrer Aufgabe als Krankenschwester abzuschließen und es sich stattdessen auf dem Platz neben ihrem Bruder gemütlich zu machen. Jareth hatte nicht wirklich etwas dagegen einzuwenden, war nicht gerade angenehm wenn dauernd Druck auf die Wunden ausgeübt wurden. Und viel konnte man ja eh nicht machen. Entzünden würden sich nur die offenen Wunden, von denen er streng genommen nur eine hatte. Die Schwellungen würden irgendwann von selber weggehen. Bis dahin musste er wohl mit den Schmerzen leben. Als Pandora schließlich seine Frage beantwortete, nickt er leicht. „Okay. Dann ist gut.“ meinte er schließlich. Wenigstens eine gute Nachricht. Er hoffte einfach darauf, dass sie ihn nicht anlog, aber warum sollte sie? Und warum sollte ihn das eigentlich kümmern? Wenn sie mit den Schmerzen klar kam war es gut. Viel machen konnte man gegen ihre Wunden eh nicht. Und vielleicht sagte sie ihm ja doch die Wahrheit, dass es eben inzwischen wieder ging. Damit wäre das Thema wohl vorerst abgeschlossen. Eine andere Sorge gewann allerdings bald Oberhand in Jareths Gehirn. Sie brauchten dringend Wasser und Nahrung. Nur wusste er nicht genau wo er zumindest ersteres finden konnte. Ob sich die Brünette hier besser auskannte? Wer weiß wielang sie schon hier lebte? Ein Versuch wäre es zumindest wert. Denn irgendwann müsste der junge Mann auf Wassersuche gehen. „Weißt da ob es hier in der Nähe irgendeine Wasserstelle gibt?“ fragte er Pandora schließlich. Sei es ein Fluss, Bach, See oder was auch immer. Solang das Wasser nicht komplett verdreckt war, wäre er mit allem zufrieden. Als die junge Frau ihm eine Frage stellte, schwieg er für einen kurzen Moment. Wielang wollten sie hier bleiben? Das war eine Frage, auf die er selber keine konkrete Antwort wusste. Aus dem einfachen Grund das er langsam nicht mehr wusste wohin sie gehen sollten. In jeder Stadt schien es schlimmer zu werden. „Wir werden mal schauen. Je nachdem wie uns der Ort hier gefällt. Beziehungsweise wieviel gefährliche Leute rumlaufen.“ beantwortete er schließlich wahrheitsgemäß den ersten Teil ihrer Frage. „Wir kommen aus dem Norden. Also ursprünglich kommen unsere Vorfahren aus Island. Zumindest Zoes. Mein Dad hat irgendwo in den USA seine Wurzeln, aber so genau weiß ich das nicht.“ erklärte er der jungen Frau nachdenklich. Wo sein Vater genau gelebt hatte, hatte er ihn nie gefragt. Als Kind interessierte man sich eben für solche Dinge nicht. Und jetzt war es wohl zu spät. Bei seiner Schwester war er sich allerdings sicher. Sie hatten nicht den gleichen Vater und Jareth wusste, dass ihrer ebenfalls aus dem ehemaligen Island stammte. Schon traurig, dass er diesen Mann um einiges besser kannte und schätzen gelernt hatte als seinen leiblichen Dad. Aber das war wohl auch einer der Gründe dafür, dass er Zoe nicht wie seine Halbschwester ansah. Für ihn war sie einfach eine richtige Schwester, auch wenn sie nicht unbedingt die gleichen leiblichen Eltern hatten. Und die beiden sahen sich wirklich rein gar nicht ähnlich. Bis auf die dunkelblauen Augen, die hatten sie wohl von ihrer Mutter geerbt. Schweigend versuchte er schließlich die Erinnerungen wieder auszublenden. Er wollte jetzt nicht an seine Familie denken. An die, die von ihm gegangen waren. Er konnte daran nichts ändern und das wusste er. Also sollte er seine Gedanken nicht daran verschwenden, weswegen er seinen Blick auf Pandora richtete und sie leicht anlächelte. „Woher kommst du denn?“ fragte er sie schließlich. Vom Aussehen her konnte er sie überhaupt nicht einordnen. Aber das war auch kein Wunder. Jareths Menschenkenntnisse waren einfach nur grottig. Aber was konnte man schon von jemanden erwarten, der mit Fremden wenn nur in Kämpfe verwickelt war? Und er war sich ziemlich sicher das es dem Großteil der Menschheit wohl so ging. Man sprach niemanden einfach auf offener Straße an oder lernte die Leute sonst wo kennen. Jeder zog eben seine eigenen Wege und wahrscheinlich war das auch für die Meisten am besten.
Das Wetter war angenehm und erinnerte mich an meine Kindheit, obwohl es damals deutlich heißer gewesen war, stimmte mich die Wärme des Tages fröhlicher. Nun ja. So fröhlich wie ich nun mal sein konnte. Bei dem Gedanken musste ich lächeln, was lediglich das schwache Hochziehen eines Mundwinkels war. Aber für Wesen, die mich kannten musste ich verdammt gut gelaunt aussehen. Hoffentlich brachte das keinen auf schlechte Ideen, die mich nur nerven würden. Der Mundwinkel sackte wieder herab und ich kletterte auf den Baum neben mir. Von hier oben hatte man sicherlich einen grandiosen Blick auf die Umgebung. Allerdings war ich manchmal mehr als froh darüber diese nicht sehen zu müssen. Was mit der Welt geschehen war, nachdem die Menschen es verkackt hatten, war ein grandioses Naturschauspiel. Nur nachdem das Schauspiel vorbei war, sah man die verlassene Bühne und die Trostlosigkeit die unsere Welt befallen hatte, konnte selbst ein Aschak sehen. Mir war langweilig und ich war auf der Suche nach ein wenig Unterhaltung, die ich unter meinesgleichen nicht finden konnte. Wie auch, wenn jeder von ihnen das Gleiche tat wie jeden anderen Tag. Aufmerksam hörte ich dem sanften Rascheln der Bäume zu und hoffte darauf Schritte zu hören, oder irgendetwas anderes was Abwechslung in meinen Alltag brachte.
Ja, dann war gut. Ich nickte nur ein klein wenig auf Jareth´s Worte bezüglich meiner Wunden und meiner dazugehörigen Antwort hin, bevor er nach einer Wasserstelle oder ähnlichem fragte. Die gab es, ja.. ich kannte den Fluss, aber ich ging äußerst ungerne in den Wald, zumindest alleine. Er war mir schlicht weg unheimlich. Ich wusste nicht was darin auf mich wartete. Leider. Denn wüsste ich es, könnte ich mich entweder fern halten oder eben doch hinein gehen um das überlebenswichtige Nass zu ‚fangen‘ und in meinen Flaschen zu sammeln, damit ich wieder ein paar Tage Ruhe hatte und nicht darum bangen musste zu verdursten. Je nachdem wie das Wetter war.. Naja, wie dem auch sei. Er erwartete eine Antwort und die sollte er auch bekommen. „Ja, ich kenne den Fluss, das Wasser ist ziemlich klar und sauber. Aber er liegt im Wald.“ Aber, ja.. aber. Ich hasste dieses Wort, es bedeutete niemals etwas Gutes, lenkte immer irgendwie etwas Böses ein. Meiner Meinung nach zumindest. Es ist schön, aber... Ich mag dich, aber... Wir haben Essen, aber... Die Gegend hier ist sicher, aber... Ja, ich hasste dieses Wort, bis jetzt hatte es mir nur Unglück beschert. Unglück und Einsamkeit. „Ich kann dir zeigen, wo er ist..“, hängte ich noch an. Wir waren zwar Beide nicht sonderlich fit auf den Beinen, aber ich hatte selbst vielleicht noch ein, zwei Schlucke in meiner Flasche, mein Essen war fast Leer und in Wald fand man hin und wieder Beeren, andere Früchte, Pilze oder sonst irgendetwas in der Art.. irgendetwas was eben Essbar war – damit kannte ich mich glücklicherweise aus. Und wie gesagt; ich war zwar nicht gerne im Wald, aber mit jemandem – egal wem – an meiner Seite, dem ich zumindest ein wenig vertraute, war ich doch lieber unterwegs.. und da der Zeitpunkt ohnehin kommen würde in dem ich wieder in den Wald musste um meine Flaschen zu füllen konnte ich das ebenso gut auch schon in sehr absehbarer Zeit tun. Erst aber bekam ich noch eine Antwort der ich aufmerksam lauschte, da ich sie keineswegs verpassen wollte. Er wusste es also nicht, kam drauf an wie viele gefährliche Leute hier herum liefen.. so einige, wie ich in den letzten Tagen hatte feststellen dürfen. Leider. „Hmm.“, nuschelte ich, mehr zu mir selbst, bevor er mir auch schon mitteilte wo sie herkamen. Bzw. seine Schwester und er.. schienen nicht unbedingt von den gleichen Eltern abzustammen, bzw. die Väter, so wie es klang. „Hier aus der Gegend, bin aber auch erst wieder seid.. ein paar Tagen hier.“, teilte ich Jareth wahrheitsgemäß auf seine Gegenfrage hin mit. Ja, seit ein paar Tagen, ich war über fünf Jahre nicht mehr in der Gegend gewesen und es hatte sich einiges verändert, andererseits aber wieder auch nicht.. ich war mit meinem Bruder weit gekommen, hatte nun aber eben doch wieder hier her zurück gefunden, was einfach daran lag, dass es hier noch das ein oder andere zu geben schien, das einem beim Überleben helfen konnte. Konnte, nicht musste. Das schienen auch einige andere zu wissen, sonst wäre es hier nicht so ‚voll‘. Und mit vielen Menschen kamen, wie man sah, auch viele Kailasa oder Wachi. Einer Wachi war ich zwar noch nicht begegnet, aber diese konnte mir ja auch nicht wirklich etwas anhaben. Nicht mehr wie Jareth, nicht mehr wie ein normaler Mensch, da mein Blut wie Gift für sie war. Von den Kailasa allerdings wollte ich wirklich nicht anfangen. Nein, definitiv nicht, ich hatte genug Kailasa für die nächsten zehn Jahre intus, wirklich.
Es war schön zu hören, dass Pandora sich hier etwas auskannte. Zumindest wusste sie etwas von einem Fluss im Wald. Letzteres hatte der junge Mann schon entdeckt, allerdings hatte er bisher nicht das Bedürfnis verspürt dorthin zu gehen. Aber wenn sich dort ein Fluss befand, änderte sich das natürlich alles. Außerdem würde ein bisschen Abwechslung gut tun. Solang es nicht zuviel wurde und sie am Ende wieder vor einem Kailasa oder sonstigem Wesen standen. Aber das hoffte er nicht. Schließlich war der Wald doch recht groß, es brauchte schon eine wirklich große Portion Pech, wenn sie jemand angriffslustigem begegneten. Ob er einen weiteren Kampf überleben würde, bezweifelte Jareth eher. Wie es um die junge Frau stand wusste er nicht genau. Aber das sollte wohl ihre Sorge sein. „Ich denke wir sollten uns bald auf den Weg dahin machen. Zumindest bevor es dunkel wird. Ich weiß ja nicht wie gut du dich da auskennst, aber ich hab keine Lust mich da zu verirren.“ meinte er schließlich. Hatte er wirklich nicht. Denn das wäre so ziemlich das letzte was er im Moment brauchen würde. Hoffentlich lag der Fluss nicht sehr tief im Wald. Dann hätten sie noch eine Chance den Weg raus zu finden. Aber gut, darum konnte er sich dann Gedanken machen, wenn es soweit war. Erstmal lauschte er wieder Pandoras Stimme, als diese zu sprechen anfing. Sie kam also von hier, kein Wunder das sie sich hier auskannte. Oder zumindest schien es so. „Klingt gut.“ kommentierte er schließlich ihre Aussage. War zumindest für den jungen Mann ein großer Vorteil jemanden bei sich zu haben, der die Gegend zu kennen schien. Okay, er wusste nicht wielang sie fort gewesen war. Aber mehr Kenntnisse über die Stadt als er, würde sie wohl haben. Vielleicht konnte ihm die Brünette ja irgendwann mal ein paar gute Orte zeigen, wo man Nahrung fand, sich verstecken konnte oder was auch immer. Sofern sie das überhaupt wollte. War wohl eher unwahrscheinlich. Er würde solche Informationen zumindest nicht einfach so an Halbfremde herausgeben. Mal sehen was sich da machen ließ. Aber erstmal sollten sie zu dem Fluss aufbrechen. Und seiner Meinung nach am besten sofort, weswegen er sich schließlich aufrappelte und in einem Nebenraum verschwand. Einen kurzen Moment später, kam er mit zwei leeren Wasserflaschen wieder in das Zimmer zurück und sah zu der jungen Frau, die in dem Sessel sah. „Wollen wir gleich gehen?“ fragte er in einem Ton, der eigentlich nur eine Antwort zuließ. Gut das sie scheinbar nichts dagegen hatte und ebenfalls aufstand. „Du bleibst hier, wir kommen vor Einbruch der Dunkelheit wieder. Wenn nicht, dann versteck dich mit den Rucksäcken.“ wies er schließlich seine Schwester an, ehe er noch mit einem kurzen Blick auf Pandora loslief, Richtung Tür. Die junge Frau folgte ihm bis nach draußen, ehe die Beiden auch schon zum Wald liefen. Es dauerte nicht allzulange, bis sie den Anfang des Waldes erreicht hatten. Ab jetzt musste Jareth sich wohl voll und ganz auf Pandora verlassen, sofern diese überhaupt wusste wo genau sich der Fluss befand. Aber irgendwie würde dieser schon aufspürbar sein. War nur wichtig, dass der junge Mann sich den Weg merkte. Vielleicht ein paar Spuren mit seinem Messer in den Bäumen hinterließ oder was auch immer. Aber solang sie nicht tief im Wald steckten, war diese Vorsichtsmaßnahme wohl noch nicht nötig. Mal sehen ob das alles problemlos ablaufen würde.
Ich stand noch einen kurzen Moment reglos da. Ich wollte nicht wirklich gehen, tat dann aber den ersten Schritt auf die Treppe zu und hielt das nächste mal inne, als meine Hand den kühlen, metallenen Griff umfasste. Ich drehte mich erneut zu der Wachi um. „Renesmee?“, fragte ich leise, wusste nicht mal ganz genau, was ich eigentlich sagen wollte. Ich konnte nicht zu viel Zeit mit ihr verbringen, ich hatte meine Aufgaben im Stamm, die erledigt werden mussten – so wie das Suchen von Beute für den Rest meiner Leute. Und Nerea wartete ja schließlich auch immer noch auf mich. Aber ich konnte mich irgendwie auch nicht einfach von ihr trennen. Es war, als wäre da tatsächlich etwas zwischen uns. Jedenfalls kam es mir so vor und vermutlich war es einfach nur dumm und ich bildete es mir ein. Aber ich wusste ebenso, dass ich sie niemals mehr wiedersehen würde und dann durfte ich die Zeit doch noch nutzen, oder? Ich meine, im Augenblick war ich so oder so hier und… wieso dann nicht die paar Minuten voll auskosten, die uns blieben? Uns. Wie das klang. Wir waren doch eigentlich nur zwei Fremde, die sich ein bisschen unterhalten hatten. Wir waren vollkommen verschieden und es war verboten, wobei es bei mir ja niemand erfahren würde. Nicht mal Nerea, wenn ich sie gleich erneut traf. Vielleicht war sie ja aber auch inzwischen zurück zu unserem Dorf gegangen, ich hielt mich doch schon länger in der Stadt auf und wenn sie bereits etwas Beute hatte, würde sie sie vermutlich schon zurück bringen. Mehr als einen Menschen konnte sie ja schließlich nicht tragen und wenn man sie zu oft bewusstlos werden ließ, verloren sie – meiner Ansicht nach – ein bisschen an Geschmack. Nicht, dass eine Seele tatsächlich richtig einen Geschmack hatte, wie Äpfel oder Brot. Aber sie konnten eben frisch und erfüllend sein oder eben schon etwas dumpf schmecken. Kinder waren immer am besten. Unschuldige Seelen voller Kraft.
Ich blinzelte einmal kurz und sah wieder zu Renesmee, schüttelte meine Gedanken an alles andere ab, um die kurze Zeit immerhin wirklich auszunutzen.
Eine Weile umgab mich abgesehen von den natürlichen Geräuschen des Waldes nur Stille. Bis ich plötzlich eiulige Schritte und das Knacken von Plastik. Wahrscheinlich eine Plastikflasche. Es waren zwei Personen, welche Art von Wesen konnte ich nicht genau sagen. Dafür waren sie noch zu weit weg, aber ich vermutete es waren Menschen. Im Wald verlief ein Fluss mit sauberem Wasser und mit den Flaschen wollten sie zu diesem Fluss und ihr Trinkwasser auffüllen. Für gewöhnlich tranken andere Wesen, als Menschen kein Wasser. Jedenfalls nicht zum Überleben. Also gab es auch keinen Grund das Wasser mitzunehmen. Noch befanden sich die Personen, oder sollte ich besser sagen Opfer? Vielleicht... Ich leckte mir über meine Lippen und zog wieder einen Mundwinkel hoch. EIgentlich hatte ich mich heute schon ernährt, aber diese zwei kleinen Menschlein waren zu verlockend. Sie befanden sich am Waldeingang und schienen dort kurz zu zögern, da das Geräusch der Schritte verstummte. Aber es setzte wieder ein und ich zog mich zum Baumstamm zurück, wo man mich nur sehen konnte, wenn man nach mir suchte. Und das taten die beiden hoffentlich nicht. Obwohl das im Prinzip keine Rolle spielte. Schließlich würden sie mir ja eh begegnen. In freudiger Erwartung auf meine erhoffte Unterhaltung kauerte ich in der Baumkrone und lauschte den immer näher kommenden Schritten. Sie mussten an mir vorbei um zum Fluss zu kommen, der unmittelbar hinter mir verlief. Es sei denn sie schlugen einen Umweg ein,w as ich aber nicht für wahrscheinlich hielt.
Nachdem die junge Frau in ihre Klamotten geschlüpft war, kam sie auf mich zu, blieb aber dennoch noch ein wenig auf Abstand. Was auch gut so war. Ich hatte keine Lust auf nochmal so eine Aktion wie mit der Achak. Wobei ich mir gerade nicht unbedingt vorstellen konnte, dass sie mich angreifen würde.. und momentan war ich mir immer noch nicht sicher, ob ich sie der menschlichen Spezies zuordnen sollte oder den Talutah Wachiwi. Tja, und falls sie eine Wachi war, dann war es wohl sowieso erstmal sehr viel besser, wenn ich sie ein wenig auf.. Abstand hielt. Deswegen zog ich bei ihrer Frage, was passiert war, auch erst einmal kurz meine Augenbrauen leicht in die Höhe, runzelte meine Stirn ein wenig. Sollte ich ihr das jetzt wirklich im Detail sagen? Nein.. sicherlich nicht. Dazu war das Vertrauen auch überhaupt nicht da und ich wüsste nicht, was sie letztendlich damit anfangen sollte. „Sagen wir’s mal so.. jemand war der Meinung gewesen, mir noch ein paar Muster in die Haut ritzen zu müssen. Wenn das deine Frage beantwortet.“ meinte ich schließlich und verzog für einen Moment mein Gesicht. Und dann kam sie mir auch schon mit irgendeiner Pflanze an.. Spitzwegerich, wie es sich herausstellte. Ich lauschte ihren Worten aufmerksam, schaute sie an und versuchte gleichzeitig irgendeinen.. möglichen Hintergedanken aus ihren feinen Gesichtszügen herauszulesen. Aber klappte nicht. Naja, eigentlich klappte es schon, aber entweder verstand sie sich gut darin, das zu verbergen oder sie hatte sich keinen Hintergedanken dabei aufgebaut. Schlussendlich nickte ich kurz, löste meine Arme voneinander und nahm ihr das Blatt der Pflanze aus der Hand, richtete meine grünen Augen für einen Bruchteil einer Sekunde auf das kleine, grüne Blatt zwischen meinen Fingern. „Hmm.. Danke. Sollte ich mal ausprobieren.“ erwiderte ich mit freundlicher Stimme und schaute die junge Frau vor mir an, die mich gerade doch irgendwie zu mustern schien. Auf ihre doch etwas frechen Worte hin lächelte ich die junge Frau leicht belustigt an. „Mhm, sieht so aus.. keine Angst so alleine?“ fragte ich sie und konnte gleichzeitigt nicht verhindern, dass sich ein Grinsen auf meinen Lippen bildete.
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