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Sollte ich das erkennen, ob die junge Frau einfach nur freundlich und nett sein wollte oder mich nicht einfach doch einlullen wollte? Hmm.. vermutlich sollte ich es wirklich erkennen. Aber ich erkannte es nunmal nicht.. überhaupt nicht. Eigentlich tat ich mir damit normalerweise nicht unbedingt schwer, ich wusste sogar relativ schnell, wenn mir jemand mit bösen oder guten Absichten gegenüber stand. Nur bei Samira war ich mir da eben recht.. unsicher. Hmm. Und das mit dem aus den Augen etwas ablesen.. das klappte auch überhaupt gar nicht. Das einzige was ich sah, war eben ihre blau-graue Iris. Nicht mehr und nicht weniger. Schließlich nickte ich leicht. „Freut mich auch, Samira.“ erwiderte ich und wandte dann meinen Blick ab, schaute kurz hinüber zum See und ließ meinen Blick einen Moment schweifen. Aber es dauerte nicht lange und es zog meinen Blick wieder auf die schwarzhaarige, junge Frau mir gegenüber- und ich konnte nicht einmal etwas dagegen tun. Ich atmete ein paar Mal tief durch, presste meine Lippen dann auch einen Moment aufeinander und musterte sie. „Wachiwi ,nehm‘ ich an?“ fragte ich und verzog mein Gesicht zu einem leichten Grinsen. Ja.. anders konnte es doch eigentlich schon gar nicht mehr sein. Was sollte sie denn sonst sein? Ein Mensch hatte nicht eine solche.. Aura, nicht eine solche Ausstrahlung. Eine menschliche Frau hatte nicht so eine.. wahnsinnige Anziehungskraft. Klar, ich wusste mich schon dagegen zu wehren und ich konnte es auch- aber es fiel mir doch ziemlich schwer.
Fast hatte ich mich schon von ihr abgewandt, meinen Griff um die metallene Stange verstärkt und war innerlich bereit zu gehen. Aber sie hielt mich tatsächlich auf und irgendwie löste das eine richtige Welle von Freude in mir aus. Ihre Worte und auch einfach diese kleine Geste, der kleine Schritt, das eine Wort. Ich ließ den Griff wieder los und drehte mich ganz in ihre Richtung. In mir drinnen verspürte ich das Verlangen wieder zu ihr zu gehen, sie zu berühren, vielleicht in den Arm zu nehmen oder irgendwas. Aber ich blieb wie angewurzelt stehen. Würde es mir nicht nur umso schwerer fallen danach zu gehen? Sollte ich nicht lieber jetzt direkt verschwinden und hoffen, dass ich sie noch einmal sah? Oder ansonsten schnell vergaß. Aber das konnte ich auch nicht. Ich tat also einen Schritt auf sie zu, dann noch einen und blieb kurz vor ihr stehen. Ohne, dass ich es wirklich realisierte, griff ich mit meiner einen Hand nach einer der ihren, hielt sie einfach fest und stand wenige Zentimeter von ihr entfernt. „Sehen war noch nie so meine Stärke“, flüsterte ich mit einem sanft ironischen Unterton und einem Lächeln auf den Lippen. Mein Herzschlag erhöhte sich und alles um mich herum schien in Zeitlupe zu geschehen. Es war, als würde sich die gesamte, kaputte Welt einen Moment lang nur um uns beide drehen. Ihr Atem war mir so deutlich, so bewusst.. ich hörte ihn in meinen Ohren, roch ein leicht metallenen Geruch, der wohl vom Blut kam, schmeckte beinahe schon besagtes Blut und alles in mir wollte ihr einfach noch näher sein – und das war bei den wenigen Zentimetern, die uns nur noch trennten schon irgendwie eine Herausforderung. All die Stimmen in mir, die schrien, wie falsch das alles war und dass ich sofort verschwinden und nie wieder einen Gedanken an sie verschwenden sollte, schwiegen für den Moment. Ich konnte nur ihre warme Haut in meiner Hand spüren und ihren Atem wahrnehmen.
Ein warmes aber dennoch verschmitztes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Er hatte es also tatsächlich geschafft, herauszufinden was ich war. Gratulation. "Sehr gut, mein Geheimnis ist gelüftet... nun sag mir deins" entgegnete ich sanft und machte einen kleinen Schritt auf ihn zu. Auch wenn ich ihn nicht töten oder angreifen wollte, etwas verführen und spielen konnte ja nicht verboten sein oder gar schaden. Mir war sehr wohl bewusst, dass ich wenige Chancen hatte, sollte er schnell zu einem Messer oder ähnlichem greifen. Mir persönlich war ein Angriff aus dem Hinterhalt lieber. Aber am liebsten spielte ich vorher mit meinem Essen. Ma soll bekanntlich nicht mit dem Essen spielen, aber es heiterte meinen langweiligen Alltag ungemein auf.
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit und meinen Blick wieder zu Zasha. Obwohl ich nicht wirklich im Flirt bzw Verführmodus war, falls es so etwas gab, tat sich der junge Mann vor mir sichtlich schwer, seine Gedanken und seinen Blick von mir wegzulenken. Ich wurde doch gerade erst warm und stellte auf Spaß um. Trotzdem war es nicht mein Ziel ihn zu verletzen. Es wäre zu schade um ihn. Tragisch, dass eine Wachi so etwas mal zugibt, aber es war so. Dennoch spiegelte sich in einem kleinen Teil meines Bewusstseins das Verlangen nach der roten Flüssigkeit ab. Wie wohl sein Blut schmecken würde? Wenn es nur halb so lecker war wie sein Aussehen, dann wäre es mit Abstand sicher eine der leckersten Mahlzeiten überhaupt gewesen. Aber nun gut, ich hatte mir nun mal eben verboten, den Verletzten anzurühren. Mittlerweile war ich mir auch ziemlich sicher, dass er kein Mensch war, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen.
"Verdirb mir nicht die Laune und moser nicht ständig rum!" murrte ich und sah mich nach Spuren einer Siedlung um. "Nur weil es an einem Ort schön ist, muss es da nicht automatisch Menschen geben." Was war das denn für eine Logik? Ich machte mir nicht die Mühe weiter über ihn nachzudenken und ging einfach weiter. Von dort hinten war ich gekommen, also war das Dorf vermutlich in der anderen Richtung. "Wirst schon sehen, ich finde das auch ohne dich!" antwortete ich grinsend. "Und du wärst nicht der erste, der glaubt es sei überall gleich warm. Die wenigsten Reisenden gehen sehr weit nach Norden." Die Meisten reisten jedoch überhaupt nicht, sondern ließen sich an Orten wie diesem nieder und versuchten sich dann dort eine eigene Existenz aufzubauen. Aber das war nichts für mich. Viel zu langweilig und eintönig! Mich hielt es nie lange an einem Ort, lieber war ich unterwegs. Frei überall hin zu gehen und zu tun und zu lassen was auch immer ich wollte. Niemand schrieb mir irgendwas vor! War doch ziemlich toll...
"Sie ist kein Ding, und ich weiß was du denkst - aber sie wird nicht gegessen. Also lass die Finger von ihr sonst gibts Ärger." Ich musste ihm ja nicht direkt gegenüber stehen....
Oh ja, mein Herz schien für einen Moment wirklich stehen zu bleiben und dann klopfte es so heftig gegen meine Brust, dass ich das Gefühl hatte, es würde bald herausspringen oder er könne es hören, so laut es schlägt. War es die Nervosität? Oder war es die Geste von ihm? Denn im nächsten Moment drehte er sich um und bewegte sich auf mich zu, bis er nach paar Schritten nur noch sehr wenig entfernt von mir stand. So nah, dass ich ganz schön hinaufblicken musste mit meinen noch nicht mal 1.70. Vom Nahen sah er noch attraktiver aus, noch anziehender. Wer ist hier die Wachi?, redete ich mir ein. Ja, im Moment fragte ich mich wirklich wie es sein konnte, dass ich mich so in einen Bann ziehen lassen konnte, und dann noch von einem Mann, den ich heute das erste Mal gesehen hatte. Mein Verstand kämpfte sichtlich gegen mein Gefühl an. Eigentlich war ich immer so der Kopfmensch, versuchte, mich nicht durch irgendetwas beeinflussen zu lassen, keine Schwäche zu zeigen, alles zu einem Vorteil zu sehen und immer das Beste zu machen. War das hier gut? Für ihn war das nicht gut. Er war ein Achak. Und ich eine Wachi. Die unglaubliche Nähe, die vorhin noch so normal gewesen war, schien mich zu erdrücken, aber gleichzeitig anzuziehen. Es fühlte sich an, als wären diese paar Zentimeter, die uns trennten, noch zu viele und als würde dieses bedrückende Gefühl erst verschwinden, wenn wir uns noch näher kamen. Und dann griff er auch nach meiner Hand. Anfangs war es ein merkwürdiges Gefühl. Die Situation war komisch, mal ganz davon abgesehen. Einige Sekunden starrte ich nur unsere Hände an. Meine Hand, die ich einfach so in seine gelegt hatte. Wann hatte überhaupt einmal ein Mann meine Hand gehalten? Zumindestens konnte ich mich nicht daran erinnern und deswegen brachte mir diese kleine Geste, die für manch einen fast gar nichts war, Kribbeln in meinen Bauch. ''Oh scheiße..'', sagte ich nun beinahe flüsternd, während ich verlegen, aber leicht lächelnd den Boden betrachtete. Mein Satz war ja sowasvon daneben gewesen. Ich hatte wirklich sehen gesagt. Nun gut, so sagte man dies nunmal, aber ich war noch nie in so einer Situation gewesen, dass ich dies einem Achak sagte - und eigentlich sah er dies bestimmt nicht so ernst.. im Gegenteil. In seiner Stimme war leichte Ironie zu hören und obwohl ich es im Moment nicht wagte, zu ihm hochzuschauen, spürte ich, wie ein Lächeln auf seine Lippen huschte. Tja, da kam wohl meine schüchterne Seite zum Vorschein und der am Anfang so zurückhaltende Elija hatte nun auch eine ganz andere Seite gezeigt.
"Aber Leuten die Laune zu verderben bringt mir am meisten Spaß. Besonders wenn es Leute wie du sind. Schöne Orte ziehen Lebewesen an wie das Licht die Motten. An jedem noch verbliebenen schönen Ort sind viele Lebewesen. Es sei denn du bemisst die Schönheit eines Ortes auf Gefühlsebene. Ich spreche hierbei allerdings von dem praktischen Aspekt eines Ortes." Es war gar nicht lange her, da erwähnte ich, ich würde niemandem folgen. Ich würde ausschließlich verfolgen. Und genau das tat ich jetzt. Meine Schritte wuden leiser, bis sie nicht mehr zu hören waren und Jinx mich nur an der Stimme orten konnte wenn sie sich nicht umdrehte. "Das glaube ich eher nicht." Sie würde das Dorf, oder wie man es nennen könnte, nicht finden. Jedenfalls nicht lebendig. Ich schlug einen anderen Weg ein und verschnellerte mein Tempo sodass ich jetzt neben ihr, aber versteckt in den Schatten ging. Da ich nicht vor hatte noch mehr Blut auf meiner Kleidung zu verteilen, zog ich eine Nadel aus meinem Armband und hielt mich bereit. Im geeigneten Augenblick würde ich sie paralysieren und dann zum Stamm bringen, um denen die nicht in der Lage waren zu jagen Nahrung zu bringen. Denn ich war Jinx überdrüssig geworden. Die Unterhaltung war beendet und sie langweilte mich. Ich brauchte sie nicht mehr.
Schon nach dem zweiten Satzt hörte ich ihm nicht mehr zu. Schöne Orte hin oder her, mir ging es nicht darum an einem schönen Ort zu sein. Solange es eine Möglichkeit gab, um an Wasser und Nahrung zu kommen war mir ziemlich egal wo genau ich war. Doch als er diesen Ort mit dem Licht und den Motten verglich wurde ich hellhörig. Schönheit an Hand von Nutzen? Welchen Nutzen sollte... oh verdammt. Mir wurde schlagartig so einiges klar und mir kam ein beunruhigender Gedanke. Ich ließ mir nichts anmerken und tat weiter so als würde mich nur das Dorf interesieren. Unauffällig sah ich mich nach Mercurin um. Hintermir hörte ich keine Schritte mehr, also war er irgendwo vor oder hinter mir. Während ich mich nach ihm umsah musterte ich außerdem die Gegend. Ich kannte mich hier zwar nicht aus aber es könnte später ein Vorteil werden, wenn ich in etwa wusste wie meine Umgebung aussah. "Wo kommst du eigentlich her, Mercurin?" Zum ersten Mal nannte ich ihn bei seinem richtigen Namen. Sollte er nur weiter glauben, dass ich nur ein naives Menschlein war. Ich würde diese Rolle weiter spielen, bis er endlich seinen Zug tat... und dann... tja, dann würde es wohlödarauf hinauslaufen wer besser war. Meine Möglickeiten waren begrenzt, und ich wollte mich nicht auf Glück verlassen... Das konnte ja was werden.
Während ich sprach achtete ich auf jedes Zeichen, jede Bewegung und jedes Geräusch das von Jinx ausging. Zuerst war alles normal. Für ihre Verhältnisse jedenfalls, denn trampeln tat sie immer noch. Doch desto länger ich sprach, desto schneller wurde ihr Herzschlag der laut in meinen Ohren pochte. Sie hatte also verstanden was ich ihr mitteilen wollte. Aber wie viel nutze ihr dieses Verstehen, wenn sie nichts über mich wusste. Also war die viel wesentlichere Frage: Wieviele Legenden hatte sie über die mutierten Wesen gehört. Und welchen Legenden schenkte sie glauben? Wachiwi und Kailasa waren weitesgehend bekannt, aber wir Achak... waren ledigleich eine Schauergeschichte. Ich hörte ihre Schritte etwas leichter und unregelmäßiger werden. Sie sah sich sicher nach mir um. "Ich komme von weit her. Aus der Wüste. Und du weißt warum ich hierher gekommen bin, richtig?" Ich wechselte die Seiten und wenn Jinx aufgepasst hatte, hatte sie mich dabei gehört. Jetzt sprach ich von der anderen Seite zu ihr und meine Stimme wurde zu einem bedrohlichen Flüstern. "Für was hälst du mich, Jinx? Was glaubst du über mich zu wissen?" Das Spiel gewann wieder an Spaß. Menschen zu jagen und zu verängstigen bereitete mir immer noch die größte Freude. Nichts genoss ich mehr als zu merken wie mein Opfer langsam der Erkenntnis erlag, einem Achak begegnet zu sein. Wenn man die Angst förmlich riechen konnte, weil sie wussten, dass Achaks nur Legenden waren, weil kein Opfer ihnen je entkam. Ich legte meinen Kopf leicht schräg und lächelte. Jetzt begann erst das richtige Spiel. Das auf das ich mich den ganzen Tag gefreut hatte.
Sie war also tatsächlich eine Wachiwi. Eine dieser blutsaugenden Gören. Wenn man das denn so ausdrücken wollte. Begegnet war ich sicherlich schon einmal einer- auch wenn ich es dann nicht gemerkt hatte. Anscheinend hatte ich bis jetzt immer Glück gehabt und war nicht angegriffen und ausgesaugt worden. Ich hatte also ihr Geheimnis gelüftet- und jetzt wollte sie meines wissen? Wusste sie denn nicht schon, was und wer ich war? Immerhin stand ich hier Oberkörperfrei vor ihr herum und mein Tattoo des Drachen war ja auch nicht unbedingt.. klein. Übersehen konnte man es auf keinen Fall- zumal es ja jetzt auch hell war und es so gut wie meine linke Seite überzog. Als sie einen Schritt auf mich zumachte, schaute ich sie mit leicht gerunzelter Stirn an, machte aber erstmal noch keine Anstalten zurückzuweichen oder mein Messer zu ziehen. „Kannst du dir mein Geheimnis nicht denken?“ fragte ich schließlich etwas.. spöttisch, musterte sie gleichzeitig aber etwas neugierig und interessiert. Wenn sie mich jetzt angreifen würde, dann hätte sie mir ihre Zähnchen wahrscheinlich schneller in die Halsschlagader gerammt als ich gucken könnte und ich wusste auch nicht, ob ich dann noch genügend Zeit hätte, um mich mit meinem Messer zur Wehr setzen zu können. Wer wusste schon, wie schnell die einem Mann das Blut aus allen noch so kleinen Adern heraussaugen konnten.. eine wirklich.. unangenehme Vorstellung. Wobei ich mich eigentlich nicht beklagen oder beschweren durfte, wir Kailasa hatten ja auch nicht gerade die angenehmste Methode um unseren Hunger zu stillen. „Du siehst hungrig aus..“ lachte ich leise und richtete meine grünen Augen direkt auf ihre blau-grauen Augen, versuchte jedes noch so kleines Wimperzucken regelrecht in mich aufzuziehen und daraus vielleicht irgendein.. Vorhaben erahnen zu können.
Ich lachte. So unangemessen es in dieser Situation wohl zu sein schien, ich lachte einfach. Weder nervös oder verängstigt, sondern einfach, als würde ich mich amüsieren. "Du kannst ihn spüren, nicht wahr?" mit meiner rechten Hand fühlte ich nach meinem Herzschlag. Da war er, leicht beschleunigt, aber sonst völlig regelmäßig. "Ich habe da so eine Vermutung, Schneehaar, aber ich bin nicht hier um mich mit einem vaagen Gedanken zufrieden zugeben." Ich sah in seine Richtung und lächelte. "Die weißen Haare..., deine Augen, die Art wie du redest, ... Ray." Ob ich keine Angst hatte? Vielleicht ein kleines bisschen, aber ich war eher etwas aufgeregt. "Ich halte dich für eine lebendige Schauergeschichte und du mich wohl als deine nächste Mahlzeit. Aber daraus wird nichts. Ich habe nicht vor mein Blut mit dir zu teilen." Es hatte doch eh keinen Sinn, ich blieb stehen und drehte mich in seine Richtung. "Wenn du es willst komm und hol es dir." forderte ich ihn heraus und nahm Grundhaltung an. Die durchsichtige Klinge in meiner Hand reflektierte kurz das Sonnenlicht und glitzerte wie ein Dolch aus Eis. Ich musste wirklich verrückt sein mich mit ihm anzulegen, aber das machte den Reiz aus! Adrenalin im Blut und ein Gefühl im Bauch, das unmöglich zu beschtreinben ist, genau diese Dinge Dinge machten das ganze zu einem wunderbaren Spiel. Ein Spiel auf Leben und Tod... naja für ihn eher nicht. Aber wenn ich mich davon abschrecken lassen würde konnte ich mich auch direkt in der nächsten Siedlung niederlassen.
An ihrem Lachen war absolut nichts Nervöses, geschweige denn etwas Verängstigtes. Sie leichte einfach, weil ihr der Sinn danach stand. Das war klar am Klang zu hören und das hätte für jemand anderen wohl die gruselige Stimmung zerstört, doch ich war niemand, der auf eine gruselige Stimmung wert legte. Für mich machte dieses Lachen das Spiel interessanter. Sie war nicht wie die anderen. Sie hatte keine Angst. Nein... sie war wahnsinnig. Das war die einzig logische Erklärung und sie brachte auch mich zum Lachen. Allerdings nur sehr leise. Trotzdem würde sie es hören können. "Ich kann ihn hören. Laut und deutlich. Als wäre es mein eigener." Bei ihrer Aufzählung trat ich aus den Schatten. Das hier würde ein offener Kampf werden. Und er würde einen Heiden Spaß machen. Vorfreude machte sich auf meinem Gesicht breit und in diesem Moment wirkte ich wahrscheinlich auch ein wenig wahnsinnig. Aber waren wir das nicht alle? "Eigentlich hatte ich nicht vor dich zu essen. Ich will auch nicht dein Blut. Ich will etwas viel Besseres von dir. Und eigentlich wollte ich sie meinem Stamm bringen. Aber diesen gedanken habe ich soeben verworfen. Eine Seele wie die deine... werde ich garantiert nicht abgeben."
Welche gruselige Stimmung? Ein bisschen Geflüster machte mir nichts aus, und auch das Wissen, was mir da gerade gegenüberstand machte die Sache nicht wirklich gruselig. Außerdem war es hellichter Tag. Ihn schien diese Tatsachen ebenfalls zu erheitern. Zumindest hatte er Humor.
Heute Morgen hätte ich nie damit gerechnet jetzt jemandem wie Mercurin gegenüber zu stehen. Alles hatte ganz friedlich angefangen und jetzt stand ich einem Wesen gegenüber, von dem man den Kindern Schauermärchen erzählte. So schnell konnte es gehen...
"Gut, denn so schnell wird dieses Geräusch nicht verstummen." Als er sich endlich zeigte nahm ich mir Zeit seine Augen genauer zu betrachten. SIe erinnerten an flüssiges Silber und hatten etwas feselndes. "Ich werte das mal als ein Kmpliment," Das erste aus seinem Munde, "Aber ich habe auch nicht vor sie irgendwem `abzugeben´" Als wäre sie ein greifbarer Gegenstand oder so... Nein, ich hing an meinem Leben und auch an meiner Seele. Er konnte sich wen anders suchen. "Sag mir, Schneehaar, wie geht es dem Kratzer an deinem Arm?" Ich lächelte, beinahe schon unschuldig. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er oder Ich. Die Vorfreude kribelte in meiner Magengegend... oder der Hunger...
"Das werden wir ja noch sehen..." Zumindest würde es länger schlagen als bei meinen übrigen Opfern. Und aus irgendeinem Grund sah ich sie nicht weiter als Opfer an. Nein. Ab jetzt war sie für mich ein Gegner. Ob sie auch ein ebenbürtiger Gegner war, würde sich zeigen. "Du nanntest mich erst einmal mit meinem Namen. Wozu habe ich ihn dir gegeben, wenn du ihn nicht benutzt?" Wobei mir Schneehaar auch gefiel. Das hatte etwas... poetisches. Der Kratzer war mir inzwischen vollkommen entfallen, da ich ihn einfach nicht warnahm. Ich roch kein Blut, spürte kein Blut herunter laufen und weh tun tat er auch nicht. Das war ein sauberer schnitt gewesen und der würde schnell wieder verheilen. Vermutlich blieb nicht einmal eine Narbe. Eigentlich mochte ich Narben. Sie erzählten eine Geschichte. Meine Geschichte. Und ich trug sie mit Stolz. Besonders die über meinem Auge. Denn die hatten eine ähnliche Wirkung wie die ausgestochenen Augen meines Dads. Ich zwang meine abdriftenen Gedanken wieder ins hier und jetzt und steckte die Nadel weg. Stattdessen zog ich ein Überlebensesser aus meinem Stiefelschaft. Die Klinge war relativ breit, auf der einen seite scharf und auf der anderen Seite hatte es Widerhaken. Eine fiese Waffe. Aber nicht so fies wie mein Gift. Bei Jinx hatte ich mal wieder Lust mit dem Messer zu kämpfen, was ich sonst eher nicht tat. Das hieß aber noch lange nicht, dass ich aus der Übung war.
Lauernd stand ich da und wartete ab. Ich spnnte meine Muskeln an, bereit für den Kampf. Ein gutes Gefühl hatte ich bei dieser Sache zwar nicht, aber so einfach kam er nicht an meine Seele ran.
"Warum hast du so ein Messer, wenn du es nicht benutzt?" fragte ich sofort zurück. Er schien nicht die Art Person zu sein, die sich auf Messerkämpfe dinließ. Viel zu unsicher und risikoreich. Nein, Mercurin, oder das Schneehaar, blieb wohl lieber im Hintergrund. Und er schien es zu mögen, mit mir zu spielen. Er hätte mich längst mit einer seiner heimtückischen Nadeln erwischen können, und ich hätte den kürzeren gezogen.
"Ich nenne dich Schneehaar, weil es mir gefällt." Und soo schlim war mein Spitznamen für ihn nun auch wieder nicht. Er konnte sich also beschweren wie er wollte, je mehr es ihn störte, desto öfters würde ich ihn mit seinem neuen Spitznamen ansprechen. Jinx war zu kurz für einen Spitznamen, und als sonst gab es an mir kaum etwas wie ein hervorstechendes Merkmal. Ganz nach def Devise: Nicht auffallen, unter Menschen war ich nur eine von vielen und niemand prägte sich das Gesicht der jungen Reisenden ein...
Also hatte ich doch recht gehabt. Ich senkte kurz meinen Blick auf seine Brust, besser gesagt auf das Tattoo und konnte es mir nicht nehmen es anzugreifen und meine Hand daraufzulegen. "Doch natürlich Kailasa... " antwortete ich frech, aber mit meiner normalen weichen und sanften Stimme. Noch nie zuvor hatte ich einen Kailasa gesehen. Also die Geschichten trafen zumindest auf Zasha zu. Ob alle dieser Kreaturen so toll aussahen wusste ich ja schließlich nicht. Der Mann vor mir schien allerdings ein Prachtexemplar dieser Spezies. Und ich durfte ihn nicht angreifen. Doofes Gewissen!
Hatte er gerade gesagt ich sehe hungrig aus? Ich wäre vor Lachen fast geplatzt, beließ es aber bei einem Schmunzeln. Noch immer lag meine Hand auf dem Tattoo, welches ich nun begann mit einem Finger nachzuzeichnen. Aber zu seinem Glück war ich nicht hungrig genug um ihn anzugreifen. "Ach wirklich? Sehe ich tatsächlich so aus?" fragte ich gespielt beleidigt und geschockt. Ich senkte meinen Blick abermals auf seine Brust, wobei eigentlich auf meinen Finger, um dann seinen starren Blick zu entgegnen. Was erhoffte er sich in meinen Augen zu sehen? Meine Pläne? Ich wäre ja wohl schon sehr dumm, wenn man mich so leicht durchschauen konnte. Zwar konnte ich in seinen Iris ebenfalls nichts erkennen, außer etwas Unsicherheit, da er nicht einschätzen konnte, wie ich reagierte. Ich machte abermals einen kleinen Schritt auf ihn zu, sodass wir nicht ganz eine Handbreite auseinander standen. Mit meiner Brustmalerei hatte ich aufgehört. Ich stellte mich leicht auf die Zehenspitzen und beugte mich so zu seinem Ohr, wobei meine Atem und auch meine Lippen ganz leicht seine Wange streiften. "Ich werde dir nichts tun, solange du mir nichts tust" flüsterte ich verführerisch in sein Ohr, glitt wieder zurück und sah ihn lächelnd an.
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