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Es wurde mir langsam alles ein bisschen zu viel. Es war wie ein immer stärker werdender, innerer Druck, der sich aufbaute, meinen Körper erfüllte und einfach nach draußen wollte. Nur wusste ich nicht, wie ich ihn raus lassen sollte. Ich verstand mich selbst in diesem Augenblick nicht wirklich und traf damit eine Entscheidung. Im Augenblick war ich nicht bereit zu entscheiden, ob das hier eine Chance verdiente oder ob es einfach nur Schwachsinn war. Ich holte einmal tief Luft, sah weiter zu Renesmee und hoffte, dass sie das jetzt nicht irgendwie falsch verstehen würde. „Vielleicht sollten wir das wann anders besprechen. Ich kann grade keinen klaren Gedanken mehr fassen.. morgen Mittag? An der Stelle, wo wir uns gestern das erste Mal gesehen haben?“, fragte ich sie also. Bis dahin war ein bisschen Zeit, um nachzudenken. Es war doch alles verkorkst. Und Renesmee schien genauso unsicher zu sein, was wir denn nun tun sollten. Also wäre ein bisschen Bedenkzeit doch vielleicht ganz gut, oder? Wieder einen klaren Kopf bekommen, noch mal über alles nachdenken und dann morgen unser beider Gedanken zusammen fassen. Ja, doch. Mir gefiel dieser Plan. Vielleicht aber auch, weil ich mich dann jetzt gerade nicht weiter damit auseinander setzen musste. Es verwirrte mich eh alles so sehr und dieser Zwiespalt in meinem Inneren wurde nicht kleiner. Also wäre Ruhe wohl wirklich ganz angenehm. Sich nicht rechtfertigen zu müssen und einfach mal… naja, nachdenken eben. Außerdem ging ich davon aus, dass Nerea inzwischen schon fertig war mit ihrer Jagd und entweder auf mich wartete oder sogar schon wieder zurück zum Stamm gelaufen war. Also war es wichtig, dass ich auch noch etwas fing und mit zurück brachte. Dass ich Renesmee wieder gesehen hatte, würde ich ja schließlich schlecht erzählen können. Ich biss mir erneut kurz auf die Unterlippe und wirkte vermutlich ein wenig unsicher – so wie ich mich ja aber auch fühlte. Ich war mir nicht ganz klar darüber, was Renesmee zu meinem Vorschlag sagen würde. Ob sie überhaupt etwas davon hielt oder ob sie jetzt und hier lieber eine klare Aussage haben wollte. Ihr eine solche zu geben, da wäre ich wohl gerade nicht in der Lage zu.
Das war wohl erstmal das Beste. Die Situation gerade war ziemlich erdrückend und ich fühlte mich alles andere als locker. Bis morgen könnte ich auf jeden Fall wieder einen klaren Gedanken fassen und wieder selbstbewusster vor ihn treten. Ich meine.. was war das hier? Wieso war ich denn so unsicher? Und zu einem weiteren Gespräch war ich auch nicht mehr in Stande. Meine Hand sank wieder und ich nickte. ''Ja.. morgen Mittag.'', wiederholte ich nochmal und versicherte ihm damit, dass ich kommen würde. Vielleicht könnten wir morgen wieder vernünftig miteinander sprechen und selbst wenn, würde ich es auch gar nicht so schlecht finden, mich einfach mit ihm zu unterhalten oder irgendetwas zu machen. Ich wollte nicht, dass wir am Ende wieder wie angewurzelt da standen und kein Wort herausbekamen. Sie mussten ja nicht unbedingt zu einer Entscheidung kommen - noch nicht. Es wäre nämlich eindeutig besser, wenn alles so sorglos wär wie vorhin, als er mir etwas vom Blut seines Opfers angeboten hatte und wir durch die Stadt gingen. Da war kaum ein Gefühl von Unsicherheit zu spüren, was eindeutig besser war. Alles war viel lockerer, bis wir an diesen Punkt hier gelangten. Dies hier brachte uns beide irgendwie aus dem Konzept, wie man jetzt gut erkennen konnte.
Mittlerweile war ich wieder etwas lockerer geworden und versuchte diese Zwicklage auszuspielen. ''Nerea wartet bestimmt schon auf dich.'', meinte ich nun und ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. ''Ich will ja nicht, dass dich jemand vermisst, nur weil ich dich hier aufhalte.'' Ich hatte absichtlich einen leichten ironischen Unterton gewählt, damit die Stimmung zwischen uns wieder entspannter wurde und wir nicht total verklemmt und verlegen wieder unsere eigenen Wege gingen. Wenn dies so wäre, würden wir uns morgen wahrscheinlich ebenso entgegentregen und darauf war ich wirklich nicht scharf. Außerdem wollte ich niemanden, den ich erst vor kurzem kennengelernt hatte, mit meiner schüchternen und verklemmten Art, die doch ab und zu zum Vorschein kam, vergraulen. Schnell und lautlos huschte ich zur alten Treppe neben Elija hinüber. Ich würde dieses Haus hier auch verlassen und mich ebenfalls auf den Weg nach Hause begeben.
Gut. Wir würden uns also morgen sehen können… das war doch gut. Ich hoffte mal, dass wir uns dann etwas entspannter unterhalten konnten, weil das alles hier war doch etwas sehr steif geworden und das fand ich irgendwie ziemlich anstrengend. Auf ihre Worte hin nickte ich kurz, ja Nerea wartete sicherlich. Und anschließend lächelte ich ein klein wenig, wenn auch nicht übermäßig überzeugend. „Nein, das wollen wir ja nicht“, erwiderte ich mit ebenso minimalem ironischen Unterton. Dann war sie auch schon neben mir an der Treppe angekommen und ich überlegte für den Bruchteil einer Sekunde, ob es noch irgendwas zu sagen gab. Ob es einen Grund gab, sie kurz fest zu halten und ihr etwas zu sagen. Aber dann würde es vermutlich nur wieder auf so eine Situation wie gerade hinauslaufen und so blieb es bei einem kurzen „Bis morgen dann“, ebenfalls wieder von einem schwachen Lächeln unterstützt. Ich schritt die Treppe nach oben, verließ das Haus und folgte dem Geruch von Asphalt zurück in den Kern der Stadt. Schließlich musste ich ja noch ein bisschen was finden, bevor ich mich auf den Heimweg machen konnte. Schnell verschwand ich hinter der nächsten Ecke, stieg eine alte Feuertreppe nach oben und wanderte über eine große Dachterrasse. Die Luft hier war um einiges angenehmer und ich konnte direkt spüren, wie die frische Luft meinen Kopf reinigte und dieser Druck sich langsam wieder auflöste. Erleichtert blieb ich kurz stehen, schloss die stahlgrauen Augen und atmete einfach durch. Dann schlug ich die Augen wieder auf und lief weiter zum Rand des Daches und dort über ein langes Holzbrett, was wohl mal jemand als Verbindung hier her gebracht hatte, auf das nächste Dach hinüber. Hier stieg ich zurück auf die Straße, versteckte mich ein wenig und begann nach Beute zu lauschen.
Ich stand schon seit einer ganzen weile stocksteif auf der Straße. Ich hörte Geräusche die mir nicht geheuer waren. Ich bildete mir ein Gestalten durch die Bäume husche zu sehen den ich stand gerade am Waldrand links zu mir eine Häuserreihe. Ich verstand es einfach nicht. Wie konnten die Menschen nur so weiterleben wie früher. Lernten sie nicht etwa aus ihren Fehlern? Dank ihnen würde ich mit Sicherheit bald sterben. Was blieb mir auch anderes übrig als zu bangen und zu hoffen das mein Leben schnell und schmerzlos beendet wird? Ich hatte keine Freunde, damals hatte ich noch welche doch in der letzten Zeit hatte ich mich immer mehr zurück gezogen und hatte keine Kontakte mehr. Meine Eltern hatte ich seit 2 Jahren nicht mehr gesehen. Ich war mir sicher das sie ermordet wurden. Doch es wurde nicht nach ihnen gesucht. Es kümmerte die Menschheit nicht mehr wenn jemand 'urplötzlich verschwand. Sie konnten ja eh nicht ausrichten. Meine Hände schlossen sich enger um meinen grünen Mantel und mein Blick huschte erst über die Bäume und dann überflog er die Häuserreihen. Etwas störte in diesem Bild. Da war doch etwas?!. Ich ging einen Schritt auf die Häuser zu, die Augen angestrengt zusammengekniffen. Und da fiel es mir wie Schatten von de Augen. Da saß jemand auf dem Dach eines Hauses. Und ich war nicht blöd mein Verstand funktionierte noch so gut dass ich wusste das es sich dort oben um keinen Menschen handelte. Ich schlug die Hand vor den Mund um nicht laut zu schreien. Das würde doch nur die Aufmerksamkeit dieser Kreatur auf mich ziehen. Mein Verstand schlug mir viele Möglichkeiten vor mich zu retten. Ich könnte hier verweilen und darauf hoffen dass er oder sie ich übersehen würde oder ich würde weglaufen doch dann würde dieses Kreatur mich hundert Prozentig entdecken. Also entschied ich mich für Idee Nummer eins und biss in meine Han, deren Knöchel schon weiß waren.
Ich lief über eine Straße, ein paar kleine Gassen entlang und bewegte mich unbewusst vom Stadtkern weg in Richtung Stadtrand. Da, wo der Wald direkt angrenzte. Als ich es bemerkte, blieb ich zwar kurz stehen, beschloss aber, dass hier doch im Prinzip genauso gut Menschen sein konnten, die vielleicht grade etwas Holz sammeln wollten für ein Feuer oder einfach nach Überresten suchten in den Randhäusern. Ich bog in eine kleine, dreckige Gasse ein und musste feststellen, dass da kein weiteres durchkommen war. Ein Teil von einem Haus oder so versperrte meinen Weg – jedenfalls eine Wand, die höher war, als ich selbst und aus Beton bestand. Ich grummelte leicht vor mich hin, suchte mir dann einen Weg und fand mich kurz danach auf dem Dach eines Hauses wieder. Hier oben konnte ich natürlich leichter entdeckt werden, was mir durchaus bewusst war, aber es war trotzdem viel angenehmer in der kühlen, windigen Luft zu stehen und diese Frische zu riechen, statt den Gestank der Stadt. Vielleicht sollte ich gleich doch schon zurück zu unserem Dorf gehen. Weg von hier und hoffen, dass ich im Wald zumindest einen Hasen oder so finde. Er nährt zwar keinen Achak richtig, hilft im ersten Moment ja aber auch , überlegte ich und hockte mich am Rand des Daches, der zum Wald hin war, kurz hin. Die Gedanken an Renesmee verdrängte ich im Moment relativ erfolgreich, aber ein wenig Ablenkung wäre vermutlich auch ganz gut. Spätestens, wenn ich mich zum schlafen hinlegen würde, wären all die Erinnerungen eh wieder absolut präsent. Wieso also jetzt meine Gedanken an sie wenden und nachher unaufmerksam werden? Nein, das konnte ich mir nicht erlauben. Ich schloss einen Moment die Augen, lauschte in meine Umgebung, atmete noch einen Moment einfach ruhig und entspannt und kletterte dann vorsichtig, aber doch schnell und absolut lautlos an der Fassade des Hauses herunter. Ich beschloss lieber zum Wald zurück zu gehen und mich dann zurück zum Dorf zu bewegen. Das Mädchen, auf das ich langsam zulief, hatte ich noch nicht bemerkt, obwohl ich das Gefühl hatte beobachtet zu werden und durchaus alle meine Sinne angespannt waren. Deshalb lief ich auch noch mal langsamer, behutsam und darauf bedacht bei jedem noch so kleinen Geräusch angriffsbereit zu sein.
Was tat der Typ denn da?!. Nun hatte ich erkannt das es ein Kerl war der dort wie das wenn er es jeden tag machte auf dem Dach rum turnte. Naja was wunderte ich mich denn bitte?, es ist nun mal nicht jeder so unkoordiniert wie ich. Doch langsam aber sicher stieg in mir die Panik an, konnte er das riechen?. Der Junge lief langsam aber ich bildete mir bestimmt ein dass er genau wusste das ich hier war. Er hatte weiße Haare, bestimmt war er ein Seelenfresser wie ich sie nannte. Schnappend holte ich die kühler werdende Luft in meine Lungen und mache reflexartig einen Schritt nach hinten. Na toll ich unterschrieb gerade mein Todesurteil und konnte nichts besseres tun als blöd und verängstigt rum zu stehen. Was konnte ich denn machen? Weglaufen wäre ein echt miserable Idee denn auch wenn sie blind sind die Seelenfresser dumm waren sie auf keinen Fall. Und wer sagte überhaupt dass sie blind sind? Es gab Bücher und Erzählungen die jeder etwas anderes besagten also darauf konnte man sich nun wirklich nicht verlassen. Ich schloss meine Augen und betete zum Himmel das eventuell doch noch alles gut werden würde, aber wem machte ich etwas vor?
Da! Ich hatte deutlich gehört, wie sich etwas bewegt hatte, einige Meter noch von mir weg, aber doch in Sichtnähe – wenn ich denn etwas sehen könnte. Er oder sie, bei einem einzigen Geräusch konnte ich das unmöglich ausmachen, hatte sich einen Schritt nach hinten bewegt. Oder nach vorne? Jedenfalls einen Schritt hatte ich wahrgenommen auf dem trockenen Boden. Mein Blick ging in diese Richtung, traf nur halb bewusst genau die Augen der Person und blieb dort erstmal stehen. So wie ich selbst auch, ich bewegte mich nicht weiter, sondern ließ ein schwaches, schelmisches Lächeln auf meinen Lippen erscheinen und umfasste mit der linken Hand den Griff meines Dolches. Dann strengte ich mein Gehör noch weiter an, hoffte, dass der Wind mir mehr Auskunft über meine nächste Beute geben würde und lauschte ein paar Sekunden einfach nur. Es war etwas schwierig auszumachen, wen ich da vor mir hatte, weil die Entfernung doch noch relativ groß war, um alles genau zu analysieren. So gesehen war es doch ein Nachteil blind zu sein. Das einzige, was ich schon jetzt klar sagen konnte war, dass es sich nicht um eine Wachi handelte – diese Ausstrahlung hätte ich eindeutig bemerkt. Und so, ganz nebenbei, dachte ich doch wieder an Renesmee. Idiot, beschimpfte ich mich in Gedanken selbst und beschloss dann einfach schon mal auf die Person vor mir zu zu laufen. Die meisten liefen weg und dann würde ich wissen, mit was ich es wohl zu tun hatte. Jedenfalls ob es Mann oder Frau war, denn die Schritte und die Bewegungen verrieten einiges. Behutsam und beinahe lautlos bewegte ich mich also wieder vorwärts, den Dolch weiter umfasst, aber nicht gezogen und den Blick auf mein nächstes Opfer gerichtet. Ich tötete lieber, wenn ich einen Überraschungsangriff starten konnte, aber gut. Man nimmt ja, was man kriegen kann.
So würde also mein Tod aussehen. Umgebracht von einem gutaussehenden aber tödlichem Seelenfresser. Ich hatte die Augen geöffnet und starrte direkt in diese kalten aber anziehenden Augen. Aus irgendeinem unerfindlichem Grund konnte ich meinen Blick weder Senken noch meine Augen schließen. Ich starrte ihn einfach an. Ich starrte den Tod an. Er kam auf mich zu er wusste dass er die Zügel in der Hand hatte da er ein so unverschämtes lächeln auf den Lippen hatte das ich ihm am liebsten eine gescheuert hätte. Das Stichwort ''hätte' spukte mir im Kopf rum und schon wieder wurde ich daran erinnert dass ich ein Feigling war. Ich wurde geradewegs auf eine Schlachtbank gelenkt und fühlt mich nun wie ein hilfloses Lamm das einem atemberaubendem Löwen gegenüberstand. Der Löwe hielt etwas fest umklammert, ich konnte nicht sehen was es ist doch ich war mir sicher das es nicht wirklich gut war wenn ich es wüsste. Dieser Typ fixierte mich wie eine Beute naja kein Wunder ich war seine Beute, würde er Messer und Gabel benutzen wenn r mich verspeiste? Oh man auf was man für Gedanken kommt wenn weiß das dies das Ende ist.
Schweigend folgte Jareth der jungen Frau, während er sich immer wieder umsah. Wer wusste schon ob sie nicht verfolgt wurden. Vorsicht war auf alle Fälle besser als Nachsicht. Aber es schien sich niemand für die zwei Menschen zu interessieren, die verfroren durch den Wald liefen, auf der Suche nach Nahrung. Umso besser. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis Pandora ihm mitteilte das sie da waren. Falls diese Worte überhaupt an ihn gerichtet waren. So sicher war Jareth sich da nicht. Als sie ihm dann erklärte, dass die roten Beeren nicht essbar seien, nickte er leicht. Wäre die Brünette nicht bei ihm gewesen, hätte er wahrscheinlich von allen Sorten probierte. Welch Glück das er nicht alleine war. Denn mit Beeren kannte er sich nunmal überhaupt nicht aus. Während Pandora ein Tuch aus ihrem Rucksack fischte, pflückte der junge Mann eine der Früchte und schob sie sich kurz darauf in den Mund. Über den Geschmack konnte man sich wirklich nicht beklagen. Aber ob sie wirklich so satt machen würden? Er hatte da so seine Zweifel. Aber immerhin besser als gar nichts, also begann er Pandora beim Pflücken zu helfen. Die Beeren legte er zu ihr in das Tuch, da er nunmal nur zwei volle Plastikflaschen dabei hatte. Und in seiner Hosentasche würden die Beeren wohl nicht lange überleben. Als nach einer Weile ihr Tuch schließlich voll war und der Strauch einiges an seinen Früchten verloren hatte, streckte sich der junge Mann erschöpft und sah dann zu dem Mädchen. „Dann lass uns mal nach Hause gehen. Ich hab langsam genug von Mutter Natur.“ meinte er schwach lächelnd. So schön der Wald auch war, es war einfach nur arschkalt hier drinnen. Wobei es in der Stadt wohl auch nicht viel besser sein würde. Aber wenigstens wurde da die Sonne nicht von Bäumen verdeckt. Kurz sah Jareth sich erneut um, ehe er sich wieder in Bewegung setzte und den Weg nach Hause einschlug. Pandora würde ihm schon mitteilen wenn er falsch lief. Aber allzu weit waren sie schließlich nicht gegangen. Da dürfte der junge Mann mit seinem Orientierungssinn gerade noch den Weg nach draußen finden. Und er hatte es tatsächlich geschafft mit Pandora wieder sicher aus dem Wald zu kommen. Als er den letzten Baum hinter sich gelassen hatte, blieb er kurz stehen und entspannte sich sichtlich. Wenigstens war er jetzt das Gefühl los dauernd beobachtet und verfolgt zu werden. Hier draußen wäre es für Angreifer schwer ihnen aufzulauern. Natürlich gab es genug Häuser und ähnliche Verstecke, aber diese waren überschaubar. Man konnte nicht so leicht unbemerkt an wen rankommen. Im Gegensatz zum Wald, wo Baum an Baum dicht beieinander stand. Wer weiß ob sie nicht teilweise an Tieren oder Wesen vorbeigelaufen waren, die gerade mal einen Meter entfernt von ihnen auf einem Baum hockten? Bei dem Gedanken schauderte es ihn. Allerdings verwarf er den Gedanken schnell wieder. Sie waren wieder auf offenem Feld um es so auszudrücken. Und jetzt würden sie zurück zu seiner Schwester gehen und erstmal ein Feuer machen. Bei dem Gedanken an die warmen Flammen, stahl sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Ja, das klang nach einem fantastischem Plan. Und Holz für das Feuer würde es hoffentlich genug in der Bruchbude geben.
''Bis morgen..'', waren meine letzten Worte gewesen, die mit einem leichten Lächeln von mir ausklangen. Leichte Vorfreude stieg in mir auf wenn ich daran dachte, dass wir uns morgen höchstwahrscheinlich wiedersehen würden. Diese Vorfreude unterdrückte ich jedoch so schnell wie möglich. Stell dich nicht so an., redete ich mir nun ein. Es ist ein einfaches, kurzes Treffen... Ich hatte die Tür des alten Hauses verschlossen und Elija für einen Moment hinterhergeschaut, wie er sich immer mehr entfernte und letzendlich irgendwo abbog. Dann begab auch ich mich auf den Weg, nachdem ich die Gegend mit prüfendem Auge betrachtet hatte und von keiner offensichtlichen Gefahr ausging. Mein Weg war der, wie wir beide auch hierhergekommen waren, also musste ich ein ganzes Stück gerade aus laufen, ehe ich ein paar mal abbog und nun in eine einsame Gasse trat, die schließlich bald auf die offene Hauptstraße führte. Momentan war nichts los. Keine Menschen, andere Wesen oder Autos. Kurz verweilte mein Blick an der Stelle, wo ich gestern die beiden Achak getroffen hatte und wo Elija und ich uns morgen treffen würden. Die Fläche war offen, sodass sie jeder sehen konnte, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand sehen würde, war sowieso gering. Mit einem leichten Kopfschütteln verbannte ich jegliche Gedanken und versuchte die Natur und das Wetter auf mich wirken zu lassen. Die Sonne schien, also war es recht warm. Mit meinem etwas dickeren Cardigan wurde mir nun ziemlich warm, doch es war ertragbar. Es konnte sowieso sein, dass das Wetter von einen auf den anderen Moment umschlug und es sich somit nicht lohnte, die Jacke auszuziehen.
Sobald ich im Wald war lockerte sich meine Haltung und ich musste nicht mehr so sehr auf die Umgebung achten, aus Vorsicht, entdeckt zu werden. Wer trieb sich schon so oft im Wald rum? Außerdem hatte ich eine Richtung eingeschlagen, in der ich keine Überraschungstreffen von irgendwelchen Wesen erwartete. Ich achtet stets darauf, dass mir niemand folgte oder mich sah, wie ich nach Hause ging, denn wenn das passieren würde, wäre mein sicheres Heim ziemlich schnell ein reinster unsicherer Ort, an dem ich mich nicht mehr so wohl fühlen könnte wie vorher. Wer schläft schon gern mit dem Gedanken ein, dass eine Person, die man nicht kennt, weiß wo man wohnt und jederzeit hier hereinspazieren könnte. Zwar hab ich ein Schloss, welches ich verriegeln kann, aber man konnte nie vorsichig genug sein in dieser Welt heutzutage. Langsam lief ich durch den Wald, horchte dem Knacken der Äster und dem Geräusch der Blätter unter meinen Füßen, den paar Vögeln, die leise ihr Lied sangen. Die Stille tat gut. Es war entspannend. Im Wald konnte man am besten abschalten, seine Gedanken sortieren - die bei mir momentan reichlich vorhanden waren - und einen klaren Gedanken fassen. Es tat auch gut endlich einmal draußen zu sein, nachdem ich mich so lange in diesem dunklen Keller mit schlechter Luft aufgehalten hatte, und die frische Luft einzuatmen.
Ein bisschen verwunderte es mich ja schon, dass er oder sie sich so gar nicht bewegte.. ich meine, war das nicht ein Teil des natürlichen Überlebensinstinkts, dass man nicht einfach stehen blieb, wenn jemand auf einen zu kam, der definitiv nicht wie ein normaler Mensch aussah? Mich sollte es nicht weiter stören, die Person wehrte sich dann vermutlich auch umso weniger, aber es wunderte mich doch schon. Als ich nur noch wenige Meter von meinem Opfer entfernt war, konnte ich sicher sagen, dass es sich um einen Menschen handelte und von meiner groben Einschätzung her durch den Wind, war es vermutlich eine Sie. Also noch mal ein leichteres Opfer. Ich überlegte nun, wie ich denn am besten vorging. Ich wollte sie ja nicht töten, sondern bloß bewusstlos bekommen, um sie mit zu meinem Stamm zu bekommen – ich selbst hatte mich bereits genährt und jetzt musste ich an das Wohl meines Volkes denken. Dafür war ich doch schließlich Krieger.
Es trennten uns nur noch etwa vier Schritte und knapp hinter ihr stand ein relativ großer Baum. Diesen würde ich wohl nutzen. Ich blieb also stehen, fixierte ihr Gesicht noch für den Bruchteil einer Sekunde und sprintete dann los, auf den Baum schräg hinter ihr zu, drückte mich daran wieder ab und stand schnell hinter ihr, den Dolch in der Hand an ihren Rücken gedrückt und die andere Hand von hinten um ihren Hals gelegt. „Du machst es mir aber auch fast zu leicht“, hauchte ich ihr ins Ohr. Irgendwie wollte ich noch abwarten, ob sie eine Antwort hatte oder einfach vor Angst eingefroren war und schwieg. Ich wollte ihre Stimme hören, bevor ich ihr das Messer in den Rücken stechen würde und sie bewusstlos schlagen. Wieso ich das auf einmal wollte, konnte ich mir selbst nicht erklären, aber heute war ja generell ein merkwürdiger Tag und deshalb ließ ich ihr diese paar Sekunden, um sich zu äußern und mein Gefühl zu befriedigen.
Wollte ich eingelullt und verführt werden? Keine Ahnung, das wusste ich ehrlich gesagt nicht einmal so recht. Naja.. eigentlich war die Tendenz dann doch eher zu einem klaren Nein. Ich würde mein Blut sicherlich nicht mit der jungen Frau teilen, so hübsch und nett sie auch sein mochte. Wobei nett wohl relativ war, denn ihr ‚nett‘ konnte auch einfach mit ihren.. Fähigkeiten einer Wachiwi zusammenhängen. Als ich dann aber auch schon wieder ihre ruhige, sanfte Stimme hörte, machte ich doch tatsächlich den.. Fehler und drehte mich nochmal zu ihr um. Ich sollte sie hier jetzt nicht alleine zurücklassen? Ich runzelte für einen Moment die Stirn, zuckte dann mit den Schultern. „Warst du nicht vorher auch schon alleine, hm? Dürfte dir doch nichts ausmachen, wenn ich dich jetzt alleine lasse, Samira.“ erwiderte ich mit neutraler Stimme, in der weder irgendwelcher Spott, noch irgendwelche sonstigen Gefühle mitschwangen. Ich war sowieso nicht so der Typ für allzu schnulziges Gehabe und tiefgreifendere Gefühle zeigte ich eh nur bei den Personen, die mir etwas bedeuteten. Und von denen gab es nicht viele. Auch als sie einige Schritte auf mich zulief, ließ ich mich nicht weiter von ihr beirren, sondern verschränkte meine Arme leicht vor der Brust und schaute sie aufmerksam an.
Ich wusste ja das diese 'besonderen' Menschen, nein Nichtmenschen ja uns überlegen waren aber das sie soo gut waren hatte ich auch nicht gedacht. Ich machte es ihm leicht das war mir klar und ihm wohl auch. Doch eins wunderte mich. Warum brachte er mich nicht gleich um?. Hatte er keinen Hunger und es machte ihm einfach nur Spaß seine Opfer leiden zu lassen?. Ich kannte ihre Sitten und Bräuche nicht, wollte sie nie kennen lernen doch jetzt verfluchte ich mich für meine Unwissenheit. Der Typ hatte einen Dolch in der Hand deren Spitze nun an meinem Rücken war, ich versuchte reflexartig meinen Rücken von diesem spitzen Ding wegzudrücken um mich so in Sicherheit zu wiegen doch sein Arm umschloss meinen Hal und ich saß in der Falle, saß ich schon die ganze Zeit doch das wurde mir erst jetzt richtig bewusst. Ich versuchte mit meinen Händen an seinen Armen zu zerren um besser atmen zu können doch das hätte ich mir sparen können. Er bewegte sich keinen Zentimeter. Und dann flüsterte er mir etwas ins Ohr. Erwartete er jetzt ein Antwort?. Ich wusste es nicht doch trotzdem sagte ich etwas. "Was bleibt mir anderes übrig?, würde ich mich wehren würde es nichts an dieser Situation ändern. Mein Schicksal ist doch schon besiegelt" dies sagte ich nicht bissig sondern wie eine einfache Tatsache. Dass meine Beine nicht zitterten war ein Wunder.
Ich runzelte die Stirn. Irgendwie hatte sie ja Recht und ich sollte mich wohl nicht davon beeinflussen lassen, dass sie sich schon fast damit abgefunden hatte. Fast, weil sie dennoch meinen Arm von ihrem Hals weg zu bekommen versuchte. Da sie aber – spätestens jetzt war es dann ganz bestätigt – ein Mädchen war und auch kleiner als ich, hatte sie keinerlei Chancen dabei. Ich dachte nicht weiter darüber nach und sprach einfach. „Naja, du hättest versuchen können dich zu wehren.. wäre irgendwie spannender gewesen“, meinte ich ziemlich trocken. So, und da waren wir nun. Ich war heute irgendwie ja auch in gesprächiger Laune, aber ich konnte sie doch schlecht mit mir reden lassen. Das Problem hatte ich ja schließlich noch mit einer anderen weiblichen Person – nur eben in noch komplizierter. Noch so eine in der Art konnte ich nicht gebrauchen und deshalb beschloss ich, dass es einfacher war, wenn ich direkt meinen Plan durchführte, sie niederschlug und dann zurück ins Dorf brachte. Sie war nur ein Mensch, nicht sonderlich kämpferisch oder stark. Sie strahlte aber auch keine pure, unverletzte Unschuld aus, wie manch ein Kind. Damit schätzte ich ihre Seele als mittelmäßig ein. Ein Achak würde sich vorerst an ihr sättigen können, oder auch zwei ein bisschen zu Kräften kommen wieder. Aber sonderlich viel brachte sie wohl nicht. Komm, sie ist besser, als ein Hase. Also sollte ich mal aufhören zu zögern und endlich was tun!, ermahnte ich mich in Gedanken, verfestigte meinen Griff noch weiter und schob das Messer so nah an ihre Haut, dass es wohl jeden Augenblick durch sie hindurch stechen würde. „Noch ein paar letzte Worte?“, fragte ich wieder kühl und ziemlich emotionslos.
Summend schlenderte ich durch den Wald, die Hände in den Taschen meines beigen Cardigan, den ich zum Glück an behalten hatte, da jetzt ein kleiner Wind kam, der doch etwas kälter war. Aber hier im Wald mit den vielen Bäumen war man vor einem stärkeren Wind geschützt. Am Feld zum beispiel hatte man ja immer das Gefühl, als würde man fast weggeweht werden - noch ein weiterer Grund, warum ich den Wald so mochte. Mein Blick war dem Boden gerichtet, damit ich nicht über irgendeine Wurzel stolperte oder in ein Loch trat, das von den noch so wenigen Tieren als Schutz gebuddelt. Ja, in diesem Fall wäre ich gerne ein Hase oder ähnliches. Die können sich einfach mal ein Loch buddeln, in dem sie kaum zu entdecken und super geschützt sind. Oder ein Fuchs zum Beispiel.. Ich war momentan so in Gedanken versunken, dass ich die Gestalten am Rand des Waldes rechts von mir gar nicht wahrnahm, sondern einfach ohne sich umzuschauen umherging und alles ausblendet. Erst als ich Stimmen wahrnahm, schoss mein Kopf in die Höhe. Ich blieb ruckartig stehen und wandte meinen Blick in die Richtung, aus der die Laute gekommen sein mussten. Tatsächlich. Dort waren zwei Gestalten zu erkennen. Ein Mann und eine Frau. Beide schienen nicht gerade alt zu sein, vielleicht etwas älter als ich. Prüfend blickte ich in diese Richtung, ehe ich meinen rechten Fuß entlastete. Vor Schreck war ich nämlich teilweise nur auf dem linken stehen geblieben, um möglichst kein Geräusch zu machen und somit nicht aufzufallen. Und gerade als Ich mich wieder auf beide Beine stellte, knackte es laut. "Verdammt!", kam es mir leise über die Lippen. Innerhalb von wenigen Sekunden war ich in den Schutz eines Baumes gesprungen, der zum Glück breit genug war, sodass man mich nicht hinter ihm erkannte. Mit dem Rücken zum harten Stamm atmete ich leise und erleichtert aus, aber ich konnte mir nicht sicher sein, dass die beiden Fremden dieses laute Knacken überhört hatten.
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