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Leicht panisch riss der junge Mann seine Augen auf, als ihn ein lautes Geräusch aus dem Schlaf gerissen hatte. Er war schon kurz davor nach seinem Messer zu suchen, als er bemerkte, dass kein Einbrecher in dem Haus war. Lediglich der Donner hatte ihn geweckt. Benommen rollte er sich auf den Rücken und starrte für einen Moment an die Decke, ehe er sich schließlich aufrichtete und zu dem Platz spähte, wo Pandora lag. Oder bessergesagt gelegen hatte. Stirnrunzelnd stand er schließlich von dem Sofa auf und sah noch einmal kurz zu der schlafenden Zoe, ehe er sich die Wasserflasche schnappte, die neben der Couch stand und davon einen großen Schluck nahm. Hatte Panda sich etwa dazu entschlossen doch ihren Weg alleine weiter zu gehen? Nach dem gestrigen Abend konnte er ihr das fast nicht verübeln. Trotzdem kam es ihm komisch vor. Aber entführt worden war sie wohl auch nicht. Das hätte Jareth noch mitbekommen. Wenn nicht wäre es doch ziemlich traurig. Aber gut, vielleicht hatte sie ja beschlossen frische Luft zu schnappen oder war in einen anderen Raum gegangen. Die Decke lag zumindest noch neben dem Feuer. Oder das, was einmal ein Feuer gewesen war. Inzwischen lagen nur noch die verkohlten Holzscheite auf dem Boden. Sollte er sich auf die Suche nach der Brünetten machen? Nicht das er sie kontrollieren wollte, aber es war doch sein gutes Recht zu sehen ob mit ihr alles in Ordnung war … Sie würde ihm schon nicht den Kopf abreißen wenn er ihr hinterher'spionierte'. Sein Entschluss war also gefasst. Kurze Zeit später durchsuchte er auch schon leise die Räume nach der jungen Frau. Allerdings fand er sie erst im hintersten Raum des Erdgeschosses. Schien wohl ein ehemaliges Badezimmer zu sein. „Alles klar bei dir?“ fragte er das Mädchen mit leichter Skepsis im Blick. Was um alles in der Welt tat sie da, mitten in der Nacht? Oder war es schon Morgen? So genau wusste er das gar nicht. Auf jedenfall schien das Wetter nicht gerade das allerbeste zu sein. Wahrscheinlich war sie wie er von dem Gewitter aufgewacht und suchte nun eine Beschäftigung. Das sie auf der Suche nach mitnehmbaren Dingen war, um dann klamm heimlich zu verschwinden, bezweifelte er eher. Klar, er kannte die junge Frau erst seit einem Tag. Aber trotzdem schien das einfach nicht zu ihrem Charakter zu passen. Sofern er sie nicht komplett falsch eingeschätzt hatte. Aber das war eher unwahrscheinlich. „Es tut mir leid wegen gestern Abend. Zoe kann manchmal ziemlich anstrengend sein... Aber ich denke du musst ihr nur Zeit geben. Irgendwann wird sie auch wie eine Klette an dir hängen.“ erzählte Jareth ihr schief grinsend. Irgendwann. Nur die Frage ob Pandora überhaupt vor hatte so ewig lang bei ihnen zu bleiben. Vielleicht reichte ihr es inzwischen auch schon von den Beiden. Aber gut, das würde man sehen. Auf jedenfall war er erstmal froh sie bei sich zu haben. Und das beruhte hoffentlich auf Gegenseitigkeit.
'Wenn du darauf bestehst.' Haha.. wieso sollte ich auch nicht darauf bestehen? Sie war eine hübsche junge Frau und welcher Kerl sagte da schon Nein? Ich jedenfalls nicht, auch wenn ich ganz gewiss nicht vorhatte, an ihren Lippen herumzuhängen. So weit würde es ja echt noch kommen.. Dazu musste sich ein weibliches Wesen aber wirklich mein Vertrauen erarbeiten. Von nichts kommt nichts.. so ungefähr. Naja und außerdem trachtete ich ja genau genommen auch nach ihrem Schmerz, nach ihren Qualen und nach ihrem Leid. Was gab es denn Schöneres? Okay.. vermutlich gab es Schöneres. Ja, ganz sicher sogar. Auch wenn ich auf solche.. geradezu schon in mancher Augen widerwärtigen Dinge stand, hieß es ja noch lange nicht, dass ich dabei gefühlskalt vorging und aus es aus purer Lust an der Laune machte. Es machte mir Spaß andere leiden zu lassen, es gab mir einen gewissen Kick und durchflutete meinen Körper mit Adrenalin, aber irgendwo tat ich das ja auch nur um am Leben zu bleiben. Um in dieser nicht gerade gerechten Welt nicht zu verrecken. Getötet werden konnte ich auch, ja. War sicherlich irgendwo auch kein Geheimnis. Jeder war irgendwie zu töten. Die Menschen hatten es da aber ganz klar am.. dümmsten erwischt. Aber ganz ehrlich, ich wollte es nicht miterleben, wenn mir jemand mein Tattoo vom Leib schnitt. Das.. waren garantiert Höllenschmerzen und danach war ich dann auch noch mausetot. Sollte jetzt aber auch egal sein.. Noch lief ich herum.. außerdem lief die junge Brünette auch schon los und in Richtung Stadt, weshalb ich mich letztendlich auch in Bewegung setzte und doch mit gewissem Abstand neben ihr herging. Auf ihre Worte hin beschloss ich nichts mehr zu erwidern, war jetzt irgendwo auch schon zu spät und meines Erachtens auch gar nicht nötig. Allerdings wollte sie dann auch schon von mir wissen, wie ich heiße. Ich warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, die Hände ließ ich immer noch in den Taschen meiner schwarzen Jacke vergraben. "Zasha. Und du?" antwortete ich ihr schließlich mit rauer Stimme und ließ meinen Blick einen Moment in der Umgebung herumschweifen, auf der Suche nach irgendwelchem anderen Leben. War aber keins da. Alle ausgeflogen.. Haha. Wir liefen an verlassenen, teils halb oder ganz verfallenen Häusern vorbei und folgten der Straße weiter in Richtung der Stadt, die eigentlich fast mehr einer Geisterstadt glich. War ja auch niemand zu sehen, obwohl ich mich doch in gewisser Art und Weise beobachtet fühlte. Warum konnte ich nicht so genau sagen, aber ich war mir eigentlich recht sicher, dass uns irgendjemand beobachtete oder zumindest gesehen hatte und dann das Weite gesucht hatte. Sollte ich sie auf offener Straße angreifen? Seitengasse oder so war mir eigentlich fast ein wenig lieber, aber da musste ich sie ja auch erstmal hingelockt bekommen. "Suchst du Proviant? Oder warum lockt dich die wundervolle Stadt aus deinem Versteck?" Der letzte Teil meiner Frage triefte eigentlich schon fast vor Ironie.. war aber doch auch irgendwo ernst gemeint und es interessierte mich ja doch schon wirklich, was sie dazu veranlasste hierher zu kommen. War es nur die Suche nach etwas Essbarem? Oder doch etwas ganz anderes? Familienbesuch? Letztendlich konnte es ja alles sein, aber ich kam eigentlich nur mit hierher, um mich von ihrem Schmerz zu nähren, den ich mir bald holen würde.. Wenn ich erst in dem Rausch war jemanden leiden zu lassen, dann fiel es mir schwer mich von der Person zu lösen..
Ein kleines verschmitztes Lächeln trat über meine Lippen. "Zasha also.. Ich heiße Renesmee.", setzte ich gleich hinten dran. Meine Zweitnamen verriet ich eigentlich nie jemandem. Bis jetzt gab es auch niemanden, der wusste, dass ich überhaupt einen besaß. Er war ganz okay, es gäbe auch gar kein Problem, ihn zu nennen, aber mein erster Name war doch schon lang genug. Trotzdem stand ich nicht so auf Spitznamen, da war mir mein normaler Name doch schon lieber. Man könnte mich Esmè oder René nennen, doch letztendlich führt das auf Renesmee zurück, weil dieser Name nämlich aus den beiden zusammengesetzt ist. Ja, schon ziemlich einzigartig, aber besser als ein üblicher Name. Der Name Zasha passte meiner Meinung nach zu dem jungen Mann, wieso ich das behaupte? Naja, er sieht halt wie ein Zasha aus, Haha. Wir waren schon in der Stadt als er mich fragte, wonach ich suchte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich das auch nicht so genau. Ich wollte eigentlich nur schauen, ob etwas zu finden war. Manchmal ging ich auch einfach so in die Stadt, um die Zeit zu vertreiben und so. Seine Frage klang ziemlich ironisch, weshalb ich wohl mit genau der gleichen Tonlage antwortete. "Oh ja, wundervolle Stadt." - man konnte nicht gerade behaupten, dass die Stadt so wundervoll war. "Was ich suche? Dies und das.. Vermutlich etwas zu Essen oder.. zu trinken." Bei den letzten Worten grinste ich Zasha leicht mit einem kleinen Hintergedanken an. Oh nein, eigentlich hatte ich noch gar nicht so starken Durst, aber man konnte ihn ja so ein bisschen misstrauisch und neugierig werden lassen, oder? Okay.. sein Anblick ließ mich schon etwas gierig danach werden, nach Blut. Ich würde jedoch nicht unnötig noch jemanden aussaugen , obwohl ich erst gestern etwas hatte. Außer er gäbe mir eine kleine, freiwillige Blutspende - das Angebot würde ich natürlich nicht abschlagen. Ich hatte meinen noch verschmitzten Blick von ihm abgewandt und kurz durch die Gegend geschaut. Keine Menschenseele hier, aber ich konnte mir gut vorstellen, wie einige beobachten am Fenster standen oder ängstlich davongeschlichen waren. Besonders Menschen eilten so schnell es ging durch die Straßen, weil sie sich vor uns Wesen fürchteten, was ich ihnen jedoch nicht verübeln konnte. Wir anderen Spezien jedoch konnten uns besser verteidigen, waren stärker. Ich will hiermit jedoch nicht die Menschen diskriminieren - einige können sich bestimmt sehr gut zur Wehr setzen und sind halb so ängstlich, wie zum Beispiel die zwei Menschen, die ich gestern Abend getroffen hatte. Diesen waren zwar recht misstrauisch, aber auch selbstbewusst und hatten nicht gezögert, dem merkwürdigen Geräusch, also mir, auf den Grund zu gehen.
Ich unterließ es die Türe hinter mir zuzuziehen, weil ich erstens nicht wusste ob sie dann wieder aufgehen würde – ja, mir war sowas schon mal passiert – und zweitens weil ich dann besser hören konnte was im Rest des Hauses passierte. Ich war es nicht gewohnt in Gesellschaft zu sein, daran würde ich mich wohl erst noch gewöhnen müssen. Andererseits allerdings fragte ich mich, ob ich überhaupt noch die Chance dazu bekommen würde weiter diese Gesellschaft genießen zu dürfen, weil das gestern eigentlich sehr eindeutig geklungen hatte. Zoe wollte mich nicht hier haben und an Jareths Stelle – nach längerem Nachdenken wie gestern – könnte ich es absolut nachvollziehen wenn er mich tatsächlich weg schickte, um keine Probleme mit seiner Schwester zu bekommen. Ich ging in die Hocke um das kleine Schränkchen unter dem Waschbecken aufzuziehen, kniete mich aber schon bald auf die kalten fließen, weil der Schlaf eben doch nicht allzu erholsam gewesen war und ich immer noch die drückende Müdigkeit spürte. Außerdem war es doch ziemlich finster.. da konnte man ja wohl gar nicht wirklich richtig wach werden. In dem kleinen Schränkchen war allerdings wirklich nicht viel zu finden.. ein Päckchen Watte, ein zerfleddertes Handtuch – da waren bestimmt die Motten am Werk gewesen – und dann noch eine kleine, silberne Dose, die im hinteren, linken Eck stand. Ich neigte den Kopf ein klein wenig zur Seite, streckte den Arm aus und griff nach dem kalten Metall, das ich kurz darauf an mich nahm um die Dose zu betrachten, in der ganz offensichtlich etwas drin war. Würde schon nichts schlimmes sein.. vorsichtig öffnete ich dennoch den Deckel, der allerdings ein wenig klemmte, da tauchte gerade Jareth auf. Hatte ich nicht mal mitbekommen, weil ich so auf das Döschen konzentriert gewesen war, dass es mir beinahe runter fiel, als ich seine Stimme vernahm und den Kopf erschrocken in seine Richtung drehte, mich ziemlich.. ertappt fühlte im ersten Moment, dabei tat ich hier ja nicht einmal etwas Schlimmes. Mein Herz raste, ich hatte unbewusst eine Sekunde die Luft angehalten, bevor ich mich wieder beruhigte. Es war nur Jareth, niemand der mir gleich den Kopf abschlagen würde.. ich entspannte mich also wieder sichtlich, bevor ich ihm ein leichtes Lächeln schenkte. „Hm – ja. Ich konnte nur nicht mehr schlafen und dachte mir, ich schau mich mal um.“ Wieso rechtfertigte ich mich? Er hatte nicht einmal etwas gesagt das die Situation gerade betraf. Langsam senkte ich meinen Blick wieder auf die Dose um deren Inhalt zu betrachten. Zu sehen waren Nadel und Faden, ein kleines Nagelscherchen, ein paar zerknautsche Pflaster, ein aufgewickeltes Gummiband.. nichts was ich jetzt als sonderlich sinnvoll empfunden hätte oder erwartet hätte. Aber mit Nadel und Faden, sowie dem Scherchen würde sich ja auch jeden Fall was anfangen lassen, wenn man wer heftiger verletzt war. Genauso mit den Pflastern für kleinere Weh-Weh´chen... Wobei ich Jareth dennoch aufmerksam lauschte, während ich das Zeug in der Dose auf meinem Schoß ausschüttete, um es einzeln kurz zu betrachten. Er schien zumindest nicht zu dem Entschluss gekommen zu sein mich rauszuschmeißen, weil seine Schwester das so wollte, genau genommen war er eigentlich ziemlich optimistisch. „Du klingst ganz schön optimistisch.“, stellte ich fest, hob den Blick damit auch wieder an um Jareth anzusehen. Kein bohrender Blick, aber ein etwas unsicherer was die Situation betraf. Mit einem leisen Seufzen tat ich wieder alles zurück in die kleine, blecherne Dose, bevor ich mich mit Hilfe des Waschbeckens wieder auf die Beine zog, mir den Staub vom Parka klopfte und das Döschen auf dem Waschbeckenrand abstellte, den Wasserhahn aufdrehte.. natürlich kam kein Wasser raus, wäre ja auch zu schön gewesen. Wann hatte ich das letzte Mal fließendes Wasser gesehen, hm? War schon ein ganzes Weilchen her. Ein ganz, ganz großes Weilchen.
"Freut mich dich kennenzulernen, Renesmee" erwiderte ich und schaute kurz zu ihr rüber, bekam sogar mit, dass ein leichtes Lächeln über ihre feinen Gesichtszüge huschte. Ließ mich doch auch gleich ein wenig amüsiert schmunzeln, bevor ich meinen Blick wieder von der jungen Frau neben mir abwandte und für den Bruchteil einer Sekunde leicht in den Himmel schaute, der verriet, dass das Wetter mal wieder total umgeschlagen hatte und es auch noch immer tun würde. Regentropfen kamen zwar noch keine herunter- zumindest hatte ich noch nichts gespürt- aber das Gewitter schien sich ja auch weiterhin zusammenzuschließen zu einer einzigen, ziemlich finsteren Wolkenfront. Spätestens am Mittag würde es uns erreicht haben, wenn nicht sogar noch früher. Oder auch ein wenig später, aber heutzutage konnte man das nicht so wirklich mit einer gewissen Sicherheit sagen. Das Wetter machte was es wollte. Die Natur holte sich eben all das zurück, was der Mensch sich mehr oder weniger ohne zu fragen unter den Nagel gerissen hatte. So war der Lauf des Lebens eben. Nichts blieb für ewig.. selbst ich würde wahrscheinlich irgendwann das Zeitliche segnen. Ob freiwillig oder nicht.. das würde ich ja sehen, wenn es soweit war. Nun wandte ich mich aber auch erst einmal wieder Renesmee zu, die mir gerade auf meine Frage antwortete, was sie hier in der Stadt vorhatte. Vermutlich also etwas zum Essen und Trinken. Vermutlich.. da schien sie sich aber selbst auch noch nicht so richtig sicher zu sein, was sie hier eigentlich wollte und auf was für einer Suche nach was sie war. Trinken.. Trinken. Trinken? Wie war das vorhin? Blieb nur Mensch oder Wachiwi. Was anderes konnte sie ja nicht sein. Und wenn sie das mit dem Trinken schon so herausstechen ließ.. konnte sie ja eigentlich nur eine Talutah Wachiwi sein, die sich vom Blut eines männlichen Wesens ernährte. Ich warf ihr einen prüfenden Blick zu, war nun doch ein bisschen angespannter als vorher. Immerhin würde ich mich ja auch wehren müssen, wenn sie Blutdurst hatte. Sollte aber wohl nicht unbedingt so ein riesiges Problem darstellen- hoffte ich zumindest. Wer wusste schon, was sie alles mit ihrer Stimme anstellen konnte. Außerdem war sie sicherlich wendiger und somit flinker und schneller als ich, sie war ja nicht allzu groß und einen breiten Körperbau hatte sie auch ganz und gar nicht. Vielleicht war sie aber trotzdem ein Mensch, wollte sich nur mit ihren Worten etwas retten. Konnte ich mir trotz allem nicht so richtig vorstellen.. sie hatte auch irgendwo doch eine besondere Ausstrahlung. Eine wie auch die Wachi Samira gestern gehabt hatte. "Da lässt sich bestimmt was- oder sollte ich sagen jemand?- finden.." lachte ich und warf ihr einen amüsierten Blick zu, während wir durch eine kleine Allee liefen. Und dann.. dann hatte mich die Lust gepackt, dann hatte ich den Zeitpunkt doch für als günstig erachtet, sie ein bisschen leiden zu lassen. Irgendwie musste ich mich ja auch ernähren.. und ich ging kaum davon aus, dass- wenn sie eine Wachi war, wovon ich schon ausging- sie sich nicht wehren würde. Mit einer schnellen Bewegung zog ich meine Hände aus den Jackentaschen, griff nach ihrem Arm, zerrte die junge Frau grob an mich und drehte ihr schließlich beide Arme auf den Rücken, um sie mehr oder weniger mit mir mit zu einem recht heruntergekommenen Haus zu schleifen. "Trinken, ja? Hier laufen aber ziemlich viele Wachiwi herum.." lachte ich spöttisch und drückte sie fest gegen die Hauswand, genoss den Schmerz der von ihr und ihren Armen ausging und schaute sie mit meinen grünen Augen gierig an.
In dem Moment, als er meinte, er freue sich mich kennenzulernen, ging ich wirklich nicht davon aus, dass er zu dem fähig war, was er jetzt gerade tat. Ja, er war wirklich ein guter Schauspieler, aber so musste ein Kailasa eben sein, damit seine Beute kein Verdacht schöpfte. Und ich war tatsächlich in die Falle getappt, bin davon ausgegangen, es gibt noch ein paar wenige Menschen die etwas mit mir zu tun haben wollen, ohne sich im nächsten Moment an mir zu vergreifen. Verzeihung, ein Mensch war er ja keinesfalls. Das spürte ich an der Kraft, mit der er meine Handgelenke an den Rücken drückte. Ich hatte mich kaum gewehrt, nur einen geschockten Gesichtsausdruck erlangt. Kein Schrei, keine Wehr. Tja und so stand ich ihm nun gegenüber, blickte in die grünen, schönen Augen hinauf, die aber nur so vor Gier funkelten. Auf seine letzten Worte mit dem Trinken war ich nicht mehr eingegangen. Wie denn auch? Es gab keine Zeit dafür, hat mir keine gelassen. Und ziemlich schnell hatte seine Gier ihn übermannt, wie mir auffiel. Wir waren gerade mal fünf Minuten unterwegs gewesen, kannten unsere Namen, und dann.. das ich nicht lache. "Habe ich eine so anziehende Wirkung auf dich?", fragte ich ihn mit amüsiertem Blick. Meine Stimme war zart, sanft, bereit um eingesetzt zu werden. Eine andere Waffe hatte ich gerade nicht, da meine Hände gebunden waren. Und gleich auf ihn losgehen wollte ich auch nicht. Wenn ich mich wehren würde, würde sich sein griff nur verfestigen und die Gier in ihm größer werden lassen. Das war auch der Grund, weshalb ich keine Regung nach außen hin zeigte. Na klar tat der Druck an meinen Handgelenken weh, aber was sollte ich schon tun, als zu verhindern, dass es vorerst noch schlimmer wurde. "Und erst jetzt fällt mir auf, was für schöne Augen du hast..", wieder verführerische, leise Worte. Ja, sie waren tatsächlich hübschen sonst hätte ich ihm das sicherlich nicht gesagt, weil wir erst recht nicht in eine so körperlich nahe Gelegenheit geraten wären, aber jetzt kam es drauf an, meine andere Seite zu zeigen.
Bis vor zwei Tagen hatte ich noch den Schutz einer kleinen Gruppe genießen könne, jetzt war ich alleine. Ich sah mich kurz um bevor ich die verfallende Ruine eines leerstehenden Hauses betrat. Die Luft roch nach Erde und Schimmel und der Putz bröckelte flächenweise von den Wänden. Es hätte mich nicht gewundert wenn das Gebäude jeden Augenblick einstürzen würde. Eine morsche Treppe führte in den zweiten Stock und ich konnte den freien Himmel durch den Treppenaufgang sehen. Leise ging ich ein paar Schritte und nur kleine Geröllstückchen knirschten unter den Sohlen meiner Stiefel. Vorsichtig lugte ich um die Ecke in einen Raum, der früher wohl einmal das Esszimmer gewesen sein könnte. Alles still. Ich erkannte die eingewachsenen Überreste der Einrichtung und begann sie nach etwas brauchbarem zu durchstöbern. Aber wie nicht anders zu erwarten, war ich hier nicht die erste, und so fand ich nichts außer ekligen Krabelviehchern und undefinierbarem Müll. Als nächstes nahm ich mir die Küche vor, doch auch hier fand ich nichts braubares. Etwas enttäuscht suchte ich die restlichen Zimmer ab, aber meine Vorgänger waren sehr gründlich gewesen. Hier hatte ich kein Glück.
Wieder drußen sah ich empor zur Sonne. Es blieb mir noch genug Zeit um nach einem geeigneten Rastplatz für die Nacht zu suchen und so machte ich mich wieder auf den Weg. Ich kam bald an einen Fluss, der augenscheinlich sauberes Wasser führte
Nicht jeder Kailasa ging so vor wie ich.. jeder von uns hatte da irgendwie seine eigenen Tricks, seine eigenen Methoden und Fähigkeiten, um seinen Hunger zu stillen. Manche schlugen ihr Opfer direkt nieder und lauerten auf, aber mir war das dann doch in gewisser Art und Weise zu langweilig. Ich griff nicht gerne aus dem Hinterhalt an, direkte Konfrontation war mir da doch sehr viel lieber. Obwohl ich ja auch in den meisten Fällen nicht direkt zum Angriff überging, sondern die Person liebend gerne erst ein wenig in Sicherheit schwelgen ließ. Doch, schauspielern tat ich definitiv gerne. Zumindest eben bis zu dem Punkt, an dem es mir zu langweilig wurde und ich meinen Hunger nach Leid und Schmerz nicht mehr zurückhalten konnte. Allerdings überraschte mich der.. amüsierte Blick und ihre zarte, weiche Stimme doch etwas.. ihre Frage allerdings ignorierte ich geflissentlich. Ich war ja nicht dumm.. ich wusste, wen- oder besser was- ich da vor mir hatte und ich wusste auch genauso gut, dass mit einer Wachi nicht zu spaßen war. Aber der Drang sie weiterhin leiden zu lassen war da und er würde auch nicht so schnell wieder weggehen.. Ich musste nur mehr oder weniger versuchen, mich nicht von ihr beeinflussen zu lassen. Von ihrer Stimme, ihrer Ausstrahlung, ihren Worten. Und das konnte sie wirklich.. gut. Leider. Aber es wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn die junge Frau ihre Fähigkeiten nicht einzusetzen wüsste.. Mein Griff verfestigte sich ein wenig, während ich auch doch recht angespannt versuchte, ihren Worten nicht zuzuhören. Ich versuchte ihre Stimme auszublenden, versuchte überhaupt im Allgemeinen auszublenden, dass sie etwas sagte und dass sie mit mir sprach. So sehr ich mich aber auch darum bemühte, mich nur von ihrem Schmerz zu nähren und ihr ansonsten weiter keine Aufmerksamkeit zu schenken.. ihre leisen, sanften Worte fanden trotzdem ihren Weg in mein Gehirn. War nicht gut. Gar nicht gut, um genau zu sein. Würde ich einknicken, wäre ich ihr nächster Blutspender. Wollte ich aber nicht sein. Ganz und gar nicht.. ich meine, wer wollte schon sein Blut ausgesaugt bekommen? Ich richtete meine grünen Augen auf ihre, kniff sie ein wenig zusammen und zog eine Grimasse. Nicht einknicken, Zasha.. ermahnte ich mich schon fast selbst. Himmel, wenn ich da wieder mit allen meinen Blutreserven wegkommen würde, dann durfte ich mir aber wirklich mal selbst auf die Schulter klopfen. Haha. „Eigentlich sollte man euch Wachiwi echt den Mund zukleben..“ knurrte ich missgelaunt und stierte sie finster an, verfestigte weder meinen Griff, noch lockerte ich ihn..
Die Glut die vom Feuer das Claire und ich letzte Nacht angemacht hatten glühte noch immer und strahlte eine angenehme Wärme aus. Ich saß auf einem gefallenem Baumstamm, die Arme auf meine Knie gestützt und meine Hände verschränkt. So starrte ich in die Glut und hing meinen Gedanken nach. "Hallo Kjell!?" meine Schwester stand vor mir und gestikulierte wild mit den Armen. "Hörst du mich nicht?" beschwerte sie sich und verschränkte beleidigt die Arme. "Die ganze Welt kann dich hören, ich ignoriere dich einfach wie es jeder tut!" man konnte die Unterdrückte Wut gut in der Stimme erkennen denn ich machte keinen Hehl daraus das mich meine Schwester nervte. "Phff" die kleine Diva setze sich neben mich, streckte ihre Beine aus und starrte mich an. Den Versuch zu sie zu ignorieren scheiterte und mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich langsam zu ihr. "Was?!" Claire zuckte mit den Schultern, sie zeigte keine Angst vor mir. "Ich frage mich nur warum ich immer weiter mit dir ziehe". Wir waren schon seit vielen Monaten, ich hatte nicht mehr mitgezählt, von vielen Teilen dieser Welt weitergezogen um meine Aufgabe zu erledigen. "Das weißt du ganz genau. Ich halte mein Versprechen. Du kannst gehen du hast hiermit gar nichts zu tun!" dieses Argument hatte ich schon oft gebracht doch dann kam immer nur diese Antwort wer mich denn vor dem Abgrund rette wenn ich weiter fallen würde. "Du hattest deine Rache, meinst du nicht das es langsam reicht?" Claire versuchte sich an einem leichten, aufmunterndem lächeln doch ich konnte sie nur anstarren. "War das dein Ernst?! Wenn ja, du hast mich gerade echt wütend gemacht und wer weiß was ich anstelle wenn ich wütend bin!" ich riss meine Lederjacke vom Stamm und klemmte sie mir unter den Arm. Das war eine Drohung und Claire wusste das ganz genau. Meine Schwester hatte schon oft erlebt wenn ich 'wütend' wurde. "Lass den Wald nicht abfackeln, den brauchen wir noch!" schrie ich ihr zu. Claire starrte mir hinter her, ein Bild das ich täglich erlebte.
Ich war schon mal in die Hände eines Kailasa geraten. Diese Begegnung war am Anfang aber alles andere als freundlich und friedlich gewesen. Dieser Kailasa - ich kann mich noch genau erinnern: Genauso wie Zasha braunes Haar, muskulös, aber doch irgendwie anders - hatte sich regelrecht gierig auf mich geschmissen, als hätte er seit Wochen keinen Schmerz mehr aufnehmen können. Als gäbe es keine andere Person, die ihm über den Weg gelaufen war, die etwas harmloser war. Tja und da hatte er es mit mir zu tun bekommen. Er war eben unachtsam, hat gedacht ich sei ein schwaches, hilfloses Mädchen, dass sich sowieso nicht wehren könnte. Letzten Endes war er derjenige, der durch seine Unachtsamkeit verloren hatte. Aber wie gesagt.. seine Taktik war ganz anders. Der Kailasa vor mir, der mir so eben die Handgelenke drückte und mich mit finsteren Blick anstarrte und zu durchlöchern schien, wurde allmählich wütend. Zumindestens sah dies so aus. Sein Gesichtsausdruck zeigte alles andere als Lockerheit und die darauffolgenden Worte gaben mir deutlich zu spüren, dass meine Worte nicht einfach so an ihm vorbeigegangen waren. Dass er sie sicher wahrgenommen hatte, nur ignorierte. Er gab mir zwar keine Antwort, aber dies zeigte mir, dass ich gepunktet hatte, weswegen sich ein leicht triumphierendes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete. Oh ja, mir machte es auch Spaß, meine Beute - nun ja, ich konnte nicht vergewissern, dass ich ihn wirklich aussaugen wollen würde, gerade, weil ich gestern erst getrunken hatte - zu verführen, auf den falschen Weg zu locken, zu manipulieren.. Es war einfach interessant mit anzusehen, wie Männer auf verschiedenster Weise darauf reagierten und versuchten, sich zu konzentrieren und nicht diesem Bann einer Wachi zu verfallen. Zasha machte sich recht gut, ließ sich nicht sofort außer Gefecht setzen, weil er ja jetzt auch wusste, wer ich war, und bewusst versuchte sich aus dieser Situation rauszukämpfen. "Nun ja..", setzte ich an, "Alle Wachi haben verschiedene Stärken.. Stimme, Aussehen, Charakter, oder eben mehrere Dinge, aber wie soll man denn einem so gutaussehenden Mann wie dir auch schon widerstehen können - ob Wachi hin oder her..?", endete ich meinen Satz mit langsamer, verführerischer Stimme, während ich den jungen Mann vor mir reizend anschaute und ihn förmlich mit meinem Blick versuchte anzuturnen. Jetzt hoffte ich, dass er seinen Griff bloß nicht verstärkte, nur, weil er versuchte gegen meine Worte anzukommen. Der Druck der von ihm ausging war schon schmerzhaft genug und ich würde mich nicht wundern, später mit blauen Flecken davonzukommen. Mir war auch bewusst, dass ein Kailasa durchaus mehr zu bieten hatte und dass das hier vielleicht gar nichts für ihn war, aber mir tat es schon ziemlich weh. Langsam spürte ich auch, wie das Blut nicht mehr richtig durch meine Venen pumpen konnte, sodass meine Hand leicht taub wurde - aber nur minimal. Trotzdem versuchte ich, genauso wie er auch, die Macht des jeweils anderen auszublenden und sich nicht anmerken zu lassen.
Interessiert musterte Jareth die junge Frau oder besser gesagt die Dose, die sie scheinbar hier gefunden hatte. Vielleicht war ja was nutzvolles drinnen. Wobei ihm spontan nichts einfiel, was er brauchen würde und so klein war. Aber gut. Wer wusste schon was Pandora sich hier im Badezimmer zu finden erhoffte. Auf jedenfall hatte sie sich wohl über sein plötzliches Auftreten erschrocken. Aber wen wunderte das schon. Man musste wohl immer mit allen Gefahren rechnen. „Klingt nach einem guten Plan. Wobei ich zumindest das gröbste hier schon durchsucht hab. Aber wer kommt schon auf die Idee auch die kleinen Dinge zu beachten.“ meinte er leicht schmunzelnd. Und da leerte sie auch schon den Inhalt auf der Dose auf ihrem Schoß aus. Ihren Blick nach schien es nicht unbedingt das zu sein, was Panda gesucht hatte. Aber Jareth fand das Zeug gar nicht mal so nutzlos. Verletzungen waren keine Seltenheit, da war es doch ganz gut sowas bei sich zu haben. Bei ihren weiteren Worten bildete sich dann ein schwaches Lächeln auf den Lippen. „Ich denke der Optimismus ist das einzigste was ich in all den Jahren noch nicht verloren hab.“ meinte er schließlich schulterzuckend. „Außerdem denk ich das sie einfach nur ein bisschen Zeit braucht. Eine Umstellung von heute auf morgen ist eben nicht sehr leicht. Irgendwann wird sie das alles schon akzeptieren. Bis dahin musst du wohl oder übel mit ein paar Beleidigungen auskommen.“ erklärte er ihr leicht entschuldigend. Aber hey, es stand ihr ja jederzeit frei zu gehen, falls sie Zoe oder auch ihn nicht mehr aushalten sollte. Er hatte die Brünette zwar gerne bei sich, aber sicherlich wäre er der letzte Mensch auf dieser Welt, der einen anderen zu etwas zwingen wollte. Und wer wusste schon ob sie nicht schon Pläne für die Zukunft gemacht hatte. Denn wenn sie hier aufgewachsen war, würde sie höchstwahrscheinlich auch in dieser Stadt bleiben. Ob Zoe und er das gleiche vorhatte... da war er sich eben noch nicht ganz sicher. Die ganzen Wesen die hier rum liefen waren nunmal nicht gerade ungefährlich. Aber die Welt schrumpfte wohl immer mehr zusammen. Wer wusste schon ob nach dieser Stadt noch viele kommen würden, wo man überleben konnte. Zumindest war vorerst sicher, dass sie ein paar Tage hier bleiben würden. Dann sah man ja, was die Zukunft so mit sich brachte. Hoffentlich ergab sich die Entscheidung einfach von selber. Wie auch immer. Hauptsache es fiel zum Schluss eine Entscheidung. „Hast du Hunger?“ fragte er die junge Frau schließlich. Okay, nicht gerade die klügste Frage. Als ob man jemals einen Zustand ohne das leere Gefühl im Magen hatte. Irgendwann würde er einfach all seine angesammelten Vorräte zusammenpacken und dann soviel Essen wie er eben konnte. Nur um einmal sagen zu können, das er wirklich satt war. Er wusste ja nichtmal wirklich wie sich das anfühlte. Aber gut, solang Zoe noch bei ihm war, konnte er sich das eben nicht leisten. Das Mädchen brauchte nun mal einiges an Nahrung, da sie sich noch immer im Wachstum befand. Solang hier niemand verhungern musste war ja alles gut. Und noch hatten die Beiden noch nie einem Hungertod allzu nah gestanden. Wollte er auch nicht unbedingt. Mal sehen ob Jareth heute nicht noch auf die Jagd gehen konnte. Aber das Wetter war wohl nicht optimal dafür. Würde sich aber vielleicht noch ändern. Momentan war er froh ein Dach über dem Kopf zu haben. Solang hier kein Blitz einschlug und sie alle brutzelte. Aber das wäre schon wirklich großes Pech.
Ich lachte leise auf. „Vielen Dank“, antwortete ich auf sein Lob. In seiner Stimme war Überraschung mitgeklungen – wen wunderte es? – und aber auch ein Lächeln. Wenigstens gab es noch Achaks – und sogar männliche – die unsere Rolle als Frauen nicht einfach als gegeben ansahen.
„Ich verabschiede mich dann einmal, ich muss hier noch etwas zum Oberhaupt bringen“, sagte ich mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen. Ich wusste, nicht jeder würde so reagieren wie der Achak vor mir, aber das machte mir nichts aus. Ansonsten wäre ich wohl kaum dieses Risiko eingegangen.
Naja, guter Plan oder nicht, mir war langweilig gewesen und ich hatte nicht die Motivation verspürt Jareth und Zoe beim Schlafen zuzusehen, weswegen es für mich einfach am nächsten gelegen hatte mich umzusehen, denn das Wetter lud nicht unbedingt dazu ein nach draußen zu gehen, dann wäre das trocknen meiner Kleider ziemlich umsonst gewesen. Glücklicherweise verspürte ich auch keine Nachwirkungen der gestrigen Badeaktion, weder ein beklemmendes Gefühl, noch anderes was auf eine Krankheit hinwies, vielleicht hatte ich tatsächlich Glück gehabt, obwohl mein Körper schon angeschlagen gewesen war. Bevor ich ihm allerdings seine Frage beantwortete stellte ich ihm eine, die Lippe war zwar noch geschwollen und auch die Wunde noch da – klar, wo sollte sie auch hin sein? –, aber vielleicht hatte die Kälte gestern ja auch was Gutes gehabt, sein Oberkörper wirkte zwar auch recht.. farbig, aber nicht allzu geschwollen, was die Kälte sicherlich mit sich gebracht hatte. „Wie geht’s dir denn?“, fragte ich also mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, bevor er auch seine Reaktion auf seine Worte erhalten sollte: „Wenn man in dem Moment nichts Besseres zu tun hat, schaut man sich auch die kleinen Dinge an.“ Normalerweise war ich auch nicht so gründlich, einfach weil man Gefahr lief überrascht zu werden und dadurch einfach nicht die Zeit hatte sich wirklich genauer umzusehen. Aber hier fühlte ich mich komischerweise eigentlich wirklich sicher, weswegen ich mich eben auch dem kleinen, silbernen Döschen gewidmet hatte, das ich wieder vom Waschbeckenrand nahm, als ich meinen Parka von dem Staub befreit hatte. „Du hast noch deutlich mehr wie diesen Optimismus, Jareth.“, erwiderte ich mit einem leichten Lächeln. Das hatte er meiner Meinung nach wirklich. Immerhin hatte er mich gestern auch dazu gebracht einfach mal locker zu lassen und den schönen Augenblick am Fluss zu genießen. Ohne ihn wäre ich dauerhaft total angespannt gewesen, so hatte ich allerdings zumindest ein paar Minuten entspannt und mich einfach etwas.. gelockert. Das hatte gut getan, sicherlich auch eine gewisse Wirkung auf mich gehabt. „Damit werde ich leben können, ist besser wie alleine zu sein und.. ich kann’s ja nachvollziehen. Vermutlich hätte ich früher nicht anders reagiert, wenn mein Bruder nicht mehr mich sondern irgendeine Fremde im Arm gehalten hätte. – Da kann ich wohl von Glück sprechen, dass sie am Fluss nicht dabei gewesen ist.“, die letzten Worte waren eher zum Spaß gesagt, was ich mit einem leichten Grinsen auch nochmal unterstrich, bevor ich ein wenig auf ihn zu trat, dann gemeinsam mit ihm den Raum verließ. Die silberne, kleine Dose hatte ich noch immer in den Händen, bevor ich mich auf seine Frage hin wieder in seine Richtung drehte. „Ich würde auf jeden Fall nicht nein zu einem Frühstück sagen..“, grinste ich, lehnte mich leicht gegen die Wand die gegenüber vom Badezimmer lag und blickte Jareth an, wobei ich nicht wirklich Anstalten machte mich in Richtung Wohnzimmer zurück zu bewegen, weil da immerhin Zoe schlief und eigentlich wollte ich sie auch nicht aufwecken. Erstens um sie einfach ausschlafen zu lassen und zweitens weil ich die Ruhe noch genießen wollte, weil ich ja nicht wusste wie es weiter gehen würde wenn sie aufwachte. Auf Feindseligkeiten am Morgen konnte ich nämlich ehrlich gesagt ganz gut verzichten.
Nachdem ich meine Vorräte an Wasser wieder aufgefüllt hatte machte ich mir ein besseres Bild von der Umgebung. Zwischen einer Handvoll dicht zusammengedrängter Bäume fand ich schließlich einen ganz pasablen Rastplatz für die kommende Nacht. Ich legte meinen Rucksach ab und entfernete alle Äste und Steine von meinem zukünftigen Lager. Dann machte ich mich daran Moose und Blätter zu einem provisorischen Bett aufzuschichten. Nachdem ich das erledigt hatte, stand Feuer ganz oben auf meiner Prioritätenliste, also begann ich mit den Händen eine kleine Kuhle in den Boden zu graben, in der ich anschließend mit etwas Laub und den trockenen Ästchen von vorhin eine schiefe Pyramide zu bauen. Musste nur noch angezündet werden. Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Aber noch war mir meine Unterkunft etwas zu einsichtig und offensichtlich. Ich kehrte zu meinem Rucksack zurück und holte ein Tuch hervor. Es starrte an manchen Stellen vor Dreck und war von undefinierbarer Farbe. Von Zeit zu Zeit diente es mir als Umhang, aber heute würde es eine prima Zeltplne abgeben. Mit einem dünnen Seil spannte ich mein behelfsmäßiges Zelt über meinem Haufen von Moos und Blättern, der sich mein Bett schimpfte. Ich sah hoch in den Himmel. Ob es heute regnen würde? Hoffentlich nicht.... Die Sonne begann bereits zu sinken, aber noch blieb mir etwas Zeit. Vielleicht wuchsen hier ja irgendwo Fichten oder essbare Beeren? Ich schob meinen Rucksack unter die Plane, überprüfte das Messer an meinem Gürtel und machte mich dann auf den Weg zurück Richtung Fluss...
Ja, wütend wurde ich gerade durchaus ein wenig.. und locker war ich mittlerweile auch überhaupt nicht mehr. Ich war eigentlich richtig angespannt, versuchte die Worte von Renesmee möglichst auszublenden. Aber wie sollte das auch schon funktionieren? Die Wachiwi waren auf uns männliche Wesen spezialisiert.. sie wussten doch ganz genau, wie man uns manipulieren konnte und uns jeglichen Verstand rauben konnten. Aber ich konnte und ich wollte nicht nachgeben- würde doch nur dazu führen, dass sie sich von meinem Blut ernähren würde. Und wer wollte schon die Hauer einer Wachi in die Haut und ins Fleisch gerammt bekommen und ausgesaugt werden? Ich war eigentlich schon recht hart im Nehmen und eigentlich warf mich nicht gleich etwas aus der Bahn.. hing nicht auch zuletzt damit zusammen, dass ich ein Kailasa war. Aber irgendwo war doch jeder auf irgendeine Art und Weise verletzbar. Physisch wie auch psychisch. Da gab es keinen Weg dran vorbei.. jeder hatte diese eine kleine Narbe, die ein Gegner sehr gut ausnutzen konnte, wenn er nur davon wusste. Wer würde das aber schon nicht ausnutzen und regelrecht in den Wunden herumstochern? Diente doch letztendlich nur dazu, um den anderen außer Gefecht zu setzen und die Kontrolle über einen zu erlangen. Letztendlich wollte doch jeder überleben.. niemand wollte so ganz einfach mal eben sterben. Da flogen meine Gedanken doch direkt zurück zu den Worten von Pandora.. die doch gemeint hatte, dass niemand das Recht dazu hatte, über jemandes Leben oder Tod zu bestimmen. Mit einem imaginären Kopfschütteln vertrieb ich diese Gedanken wieder, da es doch irgendwo auch genau das war, was die Wachi wollte. Zu was mich Renesmee trieb. Klar könnte ich meinen Griff noch sehr viel mehr verfestigen oder ihr am besten gleich die Luft abschnüren oder ihr anderweitig Schmerzen zufügen. Aber ihre Worte hielten mich doch in gewisser Weise davon ab und das war ja genau das, was sie wollte. Was aber andererseits ich nicht wollte. Nur so sehr ich auch versuchte alles von ihr auszublenden, ich spürte doch, dass ich langsam aber sicher einknickte, so sehr ich mich auch zu wehren versuchte. Ich konnte nicht einmal mehr ihrem verführerischen Blick ausweichen, der mich noch wahnsinnig machte. „Sei still!“ presste ich mit rauer, brüchiger Stimme zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor und verstärkte meinen Griff um ihre Handgelenke noch ein bisschen mehr, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.
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