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Meine Bewegung der Hand hielt inne, als Zasha begann, eine Strähne meiner Haare um den Finger zu zwirbeln. Ja, sie waren ziemlich lang und lagen gerade wohl unordentlich um mich herum, da ich ja auf dem Boden lag. Mir machte es nichts aus, dass er an ihnen rumspielte. Nur zu. Die meisten Männer mochten meine Haare und konnten nicht widerstehen, an ihnen rumzuspielen. Manchmal ließ ich es zu, manchmal nicht. In dem Falle schon. Bei seiner Frage lachte ich ein wenig auf. ''Oh naja. Das kann ich ja wohl nicht sagen. Zeig du es mir doch?'', forderte ich ihn mit leicht hochgezogenen Augenbrauen auf. Sein durchdringlicher Blick war jetzt nicht mehr ganz so stechend oder wütend. Eher intensiv als gefährlich, wodurch ich mich jetzt auch sichtlich entspannen konnte. Eine große Gefahr schien gerade nicht von ihm auszugehen. Wahrscheinlich weil ich ebenso ruhig und gelassen blieb und keine Anstalten machte, ihn wieder anzuspringen oder ihm in den Schritt zu treten.. haha. Naja mich hatte es auf jeden Fall überrascht, dass die Wut und Provokation so schnell davongewichen war. Für einen kurzen Moment wandte ich meinen Blick von den anziehenden grünen Augen ab und betrachtete seinen Arm, an dem immer noch meine Finger ruhten. Dann fuhr ich weiter entlang und hielt wieder inne, schaute wieder zu ihm herauf - mittlerweile hatte er sich an einem Arm abgestützt, und ließ meinen Zeigefinger, der zuvor noch an seinem Arm war, verschmitzt grinsend über seinen Nasenrücken wandern. Ich griff nach einer Strähne seines Haars - Ich muss schon sagen, er hatte ne echt gute Frisur, generell liebte ich eher etwas längeres Haar - die ich dann leicht hinunterzog. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, als weitere Strähnen in sein Gesicht fielen. Wie weit er wohl gehen würde? Oder besser gesagt, wie weit ich denn gehen würde? Ich erinnerte mich immer wieder daran, dass das nur ein kleines Spiel war, aber der Männerduft, der von diesem Kailasa ausging.. Ich konnte diese Nähe, dieses leichte Verlangen und die Lust nach Mann nicht einfach so abstellen.
Ob ich in dem Moment noch wütend war? Nein, wohl eher nicht.. Wenn ich einmal in dem Rausch war, andere leiden zu lassen oder zu provozieren, dann ließ ich mich meistens davon auch nicht mehr abbringen. Aber bei Renesmee war das gerade einfach.. anders. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie eine Wachi war. Und wahrscheinlich auch daran, dass sie anscheinend auch ein paar Spielchen spielen wollte. War ja immerhin auf ihrem Mist gewachsen, nicht auf meinem.. Aber wer sagte da schon Nein? Ich auf jeden Fall nicht, war doch auch mal eine schöne Abwechslung zum sonst so tristen und langweiligen Alltag, der sonst schon die ganze Zeit mein Leben bestimmte. Und selbst wenn ich jetzt zu weit gehen würde und sie mir mein Blut aussaugen würde.. das hielt mich jetzt auch nicht davon ab, das zu tun was ich eben gerade tat. Dann würde das eben so sein.. und vielleicht würde sie mich ja mit ein bisschen Glück nicht komplett leersaugen. Leben wollte ich nämlich eigentlich schon noch ein paar Jährchen. Immerhin war mein Alter bei einem Kailasa noch.. nichts. War schon irgendwie ein komischer Gedanke, innerlich zu altern und äußerlich jung zu bleiben. Ändern ließ sich das aber auch nicht, wäre ja noch schöner. Aber das tat ja jetzt auch nicht weiter etwas zur Sache, denn die junge Frau lenkte mich doch irgendwie gehörig ab. Ich zwirbelte ihre braunen Haare um meinen Finger, schaute sie dann aber wieder neugierig und interessiert an, als sie leicht lachte und mich dazu aufforderte ihr zu sagen, was für einer ich denn war. Hätte sie wohl gerne, dass ich ihr das jetzt sofort und ohne zu zögern auf die Nase binden würde. Ich grinste sie leicht belustigt an, schüttelte dann den Kopf. „Wenn überhaupt solltest du das selbst herausfinden..“ meinte ich mit rauer, doch recht.. freundlicher Stimme und schaute sie unentwegt an, während sie mit ihren zarten Fingern über meinen Nasenrücken strich und dann auch an meinen Haaren herumzupfte, die mir dann teils leicht ins Gesicht fielen. Ich hatte jetzt zwar keine so langen Haare wie die junge Frau- nein, sowas musste ich als Kerl garantiert nicht haben-, aber ich hatte auch keine richtig kurzen Haare. Eher so ein.. Mittelmaß, mit dem ich auch ganz zufrieden war. Ich ließ ihre Haare wieder los, griff dann nach ihrer Hand und legte sie sanft in meine, bevor ich mit meinem Daumen leicht über ihren Handrücken strich und ihre Hand etwas anhob. Ich legte meine Lippen für einen kurzen Moment sanft auf die weiche Haut ihres Handrückens, schaute sie lächelnd an und versuchte irgendeine Regung in ihren hübschen braunen Augen auszumachen.
In dem Moment fragte ich mich auch, wie alt Zasha wohl war. Man konnte dies bei uns andersartigen Spezien, damit meine ich die abgesehen von den Menschen, nicht so gut erkennen. Wir alterten äußerlich einfach viel, viel langsamer als die Menschen. Mich würde das irgendwie stören nach so kurzen Jahren, die für Menschen wahrscheinlich lang waren, schon graue Haare zu bekommen. Ja, merkwürdiger Gedanke. Außerdem fühlte ich mich viel lieber jung. Innerlich machte das ja keinen so großen Unterschied, wenn man nach außen hin sowieso jung aussah. Für eine Wachiwi war ich wirklich extrem jung und wenn ich mich so beurteilen konnte.. ich sah ungefähr so alt aus, wie ich es tatsächlich auch war. Nun gut, manche sagen vielleicht ich sehe erwachsener aus als ich eigentlich bin, aber das hat damit ja nichts zu tun. Der Kailasa zumindestens sah.. etwas älter aus als ich. 21, vielleicht 22? Ich wusste es nicht genau, konnte es nicht so gut einschätzen. Aber aufgrund seines Verhaltens und seiner Wortwahl ging ich davon aus, dass er nicht allzu alt war. Außerdem würde ich es merkwürdig finden, wenn er 40 Jahre alt wäre oder so um den Dreh.. Nein, das war er bestimmt nicht. Zumindestens machte er nicht den Eindruck so alt zu sein. Ältere Menschen waren schließlich nicht ganz so aufgeschlossen und auf Spielchen aus, oder etwa doch? Naja jedenfalls sprach ich meine Frage, wie alt er war, nicht wirklich aus, lies sie eher im Hintergrund, da es ja doch irgendwie nicht wirklich relevant war. Meine seiner Antwort, die ich doch als Aufforderung aufnahm, lachte ich gespielt entsetzt auf. ''Ich soll das also herausfinden?'', hackte ich nach. Er war irgendwie so wie ich, sagte immer dem Gegenüber, er solle es doch herausfinden. Clever, clever, dacht ich mir nur und folgte mit meinem Blick seiner robusten und deutlich größeren Hand, die sich nun um meine legte. Er führte sie an seine Lippen und küsste für einen Moment sanft meinen Handrücken, ehe er seinen Blick mir zuwandte und irgendetwas in meinen Augen zu suchen schien. Irgendwie zeigte er jetzt eine ganz andere Seite. Eine freundliche, die ich schon zu Anfang kennengelernt hatte, die jedoch größtenteils gespielt war, um mich letzendlich damit zu täuschen. Jetzt nahm ich ihm aber ab, dass er keinen Hinterhalt plante und insgeheim hoffte ich dies auch. Zuvor hatte ich einfach so auf dem kalten Boden gelegen, doch jetzt stützte ich mich mit meinen Armen ab, sodass ich nur noch in einer halb liegenden Position und somit dem Kailasa viel näher war. Mein Blick zeigte pure Herausforderung, meine Lippen ein kleines verschmitztes Lächeln. Dann kam ich noch ein kleines wenig höher, sodass mein Kopf halb neben seinem ruhte, und strich mit meiner Wange an seiner entlang - sein leichter Bart kratze an meiner Wange, doch dies machte mir nichts aus-, Richtung Lippen, bis ich nur noch einen Millimeter von ihnen entfernt war. Dort verweilte ich auch, spürte seinen Atem und tat nichts anderes als ein wenig zu grinsen. Von Weitem sah es vermutlich so aus, als würden meine Lippen die seinen berühren, doch schaute man näher hin, sah man, dass ich trotz der anziehenden Nähe eine gewisse Distanz hielt, die jedoch wirklich nicht groß war.
Wie alt Renesmee war? Keine Ahnung. Jung. Jünger als ich selbst auf alle Fälle. Ich war schlecht im Schätzen, aber vermutlich würde ich auf 18 oder so tippen. Sie war aber sicherlich nicht nur äußerlich so jung.. ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass sie von ihrem Wesen her sehr viel älter war. Vielleicht täuschte ich mich ja auch, aber letztendlich war es doch so ziemlich egal. Auf ihr gespielt entsetztes Lachen und ihr ‚Ich soll das also herausfinden?‘ grinste ich sie ein wenig schief an, schaute ihr herausfordernd in die braunen Augen. Eine andere Seite zeigte ich gerade definitiv. Nicht meine.. aufbrausende, provokative und.. naja, eben meine typische Kailasa-Seite. Aber warum sollte ich gerade auch nicht freundlich zu ihr sein? Sie hatte das mit den Spielchen doch selbst vorgeschlagen, schien momentan auch alles andere als ‚böse‘ Absichten zu haben und mir mein Blut aussaugen zu wollen. Da konnte ich doch auch mal ein wenig freundlich und nett sein, oder nicht? Bevor eben diese Seite noch einrostete und irgendwann gar nicht mehr zu gebrauchen war.. musste ja nicht sein, so eine Seite konnte auch durchaus etwas Positives haben und auch garantiert in der ein oder anderen Situation hilfreich sein. Mittlerweile hatte sich die Wachi auch etwas aufgerichtet, wobei sie mich wirklich.. wahnsinnig herausfordernd aus ihren hübschen braunen Augen heraus anschaute, mich beinahe schon zu fesseln schien. Allerdings drängte sie sich dann noch näher an mich, ihr Kopf ruhte nun ganz dicht neben meinem und mit jedem Atemzug sog ich ihren betörenden Duft ein. Aber als wäre das noch nicht genug, streifte sie dann mit ihrer Wange an meiner entlang, woraufhin ich etwas reflexartig die Luft anhielt, um mich nicht völlig von ihr.. verführen zu lassen. Wäre vielleicht nicht die allerschlaueste Idee, schon gar nicht, weil ich ganz bestimmt nicht noch ein weiteres Mal so versteinert herumlungern wollte. Sicherlich nicht.. Meine Anspannung stieg wieder etwas, ich hatte meinen Atem wieder gefunden, wobei das auch mehr aus.. Reflex geschah. Dann war ihr hübsches Gesicht direkt vor meinem und unsere Lippen trennten keinen halben Zentimeter mehr, was mich gerade total hibbelig machte. Mein Herz schlug mir wirklich schon fast bis zum Hals und allgemein war das gerade einfach eine wahnsinnig verführerische und herausfordernde Situation. Ich schaute ihr direkt in die braunen Augen, spürte ihren warmen Atem auf meiner Haut und.. Himmel. Das war gerade irgendwie zu viel für mich.. Wobei ich es selbst auch nicht lassen konnte und meine Hand sanft an ihren Hals legte, mit den Fingern geradezu schon zärtlich über die weiche, empfindliche Haut dort zu streichen und mit ihnen bis hinauf an ihre Wange zu wandern..
Nein. Als ich den jungen Mann das erste Mal gesehen hatte, wusste ich nicht, dass wir uns tatsächlich nach so kurzer Zeit in gewisser Weise so nah kämen. Schließlich war das nur eine flüchtige Begegnung gewesen, reiner Zufall. Er hatte die Absicht gehabt, sich von meinem Leid und Schmerz zu nähren und jetzt? Eine ganz plötzliche Wendung, nur, weil ich ihm ein kleines Spielchen angeboten hatte, welches er ebenso ablehnen hätte können. Ich war auch ein wenig erstaunt darüber, dass er jetzt gar nicht mehr so sehr darauf bestand, sich von mir zu nähren. Zumindestens sah es ganz danach aus. Und nach seinem Tun und Handeln ging ich auch davon aus. Vorhin hatte ich ihn mit der Frage, ob er schüchtern sei, provoziert, doch jetzt wusste ich, dass er es nicht war. Ganz im Gegenteil. Risikofreudig, aufgeschlossen und für ne Menge zu haben - diesen Anschein machte er gerade. So stellte ich mir einen Kailasa auch meistens vor, denn welcher Mann konnte nicht einer jungen Frau widerstehen? Oder wenigstens einem kleinen Spielchen, so wie wir das nannten. Ich ging keinesfalls davon aus, dass das etwas zu bedeuten hatte. Man könnte es eher bezeichnen als.. kleine Beschäftigung nebenbei, bei diesem tristen Alltag? Ablenkung, um etwas Spaß zu haben? Es sprach ja nichts dagegen. Und er schien auch nichts dagegen zu haben, bewilligte es sogar, als er seine Hand sanft an meinen Hals legte und diese schließlich an meine Wange führte. Damit verleihte er der Situation irgendwie mehr Ausdruck, mehr Nähe, weshalb ich mich nur schlecht zurückhalten konnte. Aber anscheinend war er genauso in den Bann des anderen Wesens gezogen worden, wie ich selbst. Einige Sekunden verstrichen, in denen ich die Berührung auf mich wirken ließ, ja, sogar genoss. Etwas in mir sagte, ich sollte gefälligst vernünftig sein, mich nicht auf diese anziehende und betörende Seite des Mannes einlassen, doch die andere Seite verleitete mich dazu, genau das Gegenteil zu tun. Meine Hand war ebenfalls an seinen Hals gewandert und mittlerweile könnte ich nicht mehr klar denken. Der Duft, die Nähe.. Alles ließ Adrenalin in mir aufsteigen und dann legte ich meine Lippen, die ich nicht weiter herangewagt hatte, hauchzart auf seine, schloss für einen kurzen Moment meine Augen..
Ihr schien es nicht allzu sehr anders wie mir zu ergehen. Die Situation hatte einfach etwas.. Besonderes an sich. Nicht dass es jetzt so war, dass ich mich Hals über Kopf in die junge Frau verschossen hatte. Nein. Dazu kannte ich sie nicht gut genug, dazu war es einfach auch irgendwie nicht so der günstige Zeitpunkt dafür. Sie hatte ihre Spielchen gewollt, jetzt bekam sie sie auch. Nur war es doch wirklich bemerkenswert, wie man den jeweils anderen beeinflussen konnte. Hätte mir das gestern jemand gesagt, hätte ich dem- oder derjenigen nicht geglaubt. Sowas erlebte man ja schließlich nicht jeden Tag, hm? Renesmee schien allerdings auch irgendwo Mühe zu haben, mir ihre Beißerchen nicht direkt in die Haut zu schlagen. Wobei ich selbst mich gerade doch recht gut unter Kontrolle hatte, in diesem Moment verspürte ich kein Hungergefühl und das war auch gut so. Ich war ja nicht komplett ausgehungert und irgendwie hatte dieses kleine Spielchen hier mehr Reiz wie als dass ich sie jetzt angreifen würde. Nur.. allerdings hatte ich auch nicht damit gerechnet, dass sie ihre Lippen auf meine legen würde. Ihre Hand an meinem Hals war da gerade irgendwie total nebensächlich. Aber ihre sanften Lippen auf meinen.. Okay, das war definitiv zu viel des Guten, um mich jetzt auch noch zurückzuhalten. Ich schob ihr meine Hand sanft in den Nacken, erwiderte ihren Kuss dann zärtlich und zog sie noch ein wenig näher zu mir heran. Schlecht fühlte es sich tatsächlich nicht an.. eigentlich sogar wirklich gut. Ich konnte nicht anders als ein wenig in den Kuss hineinzulächeln, ihn anschließend noch ein wenig zu vertiefen..
Küssend, auf dem Boden liegend.. mitten in einer dunklen Gasse. So hatte ich es mir heute irgendwie nicht vorgestellt, als ich mein Haus verlassen habe und losgezogen bin, um nach etwas Proviant zu suchen. Oder eben nach etwas Ablenkung, die mir nicht unbedingt jeden Tag so entgegen flog. Heute jedennfalls schon. Naja so konnte man dies ja nennen. Mir war es auch erfolgreich gelungen, den Gedanken an den Achak, den ich gestern getroffen und heute Nachmittag ebenfalls treffen würde, zu vergessen. Im Moment achtete ich noch nicht einmal darauf, dass ich ja noch etwas vor hatte. Musste ich auch eigentlich nicht, es war ja noch genug Zeit, oder? Wie spät es war, wusste heutzutage kaum einer mehr richtig, aber die Sonne stand sicherlich noch nicht einmal ganz am Himmel. Generell konnte man die Sonne heute nicht sonderlich hinter den dichten, grauen Wolken erkennen. Fast der ganze Himmel war von einer grauen Schicht bedeckt. Nur dort, wo die Sonne zu sein schien, waren die Wolken etwas heller und ließen tatsächlich auch einige Lichtstrahlen hindurch. Es begann langsam zu nieseln. Zum Glück aber so wenig, dass man die kleinen Tropfen kaum bemerkte. Es konnte durchaus von eine auf die andere Minute hageln, aber davon ging ich jetzt auch mal aus. Wenn wir Glück hatten, würde es sogar wieder aufhören zu nieseln. Naja, um wieder zum Geschehenen zurück zu kommen. Die Situation war merkwürdig, aber.. eigentlich recht schön. Im Moment blendete ich jegliches Geschehen um mich herum aus, sodass ich wahrscheinlich total überrumpelt wäre, wenn uns jetzt jemand angreifen würde. Auch der total kalte Boden machte mir nichts aus. Sobald er mich näher heranzog, huschte ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Alles war schön und gut, ich erwiderte seinen vertieften Kuss und dann? Tja dann stieg mir ein Geruch in die Nase. Es war wirklich kaum zu riechen, aber wir Wachi hatten dabei irgendwie eine Nase wie ein Hund. Der Geruch des Blutes kann uns einfach nicht entgehen. Ruckartig öffnete ich meine braunen Augen, erstarrte, und hielt auch im Kuss inne. Meine Pupillen weiteten sich, wobei ich für eine Sekunde die Luft anhielt, um diesen Geruch irgendwie loszuwerden. Ganz unpraktisch, dass ich gerade jetzt merkte, dass der Kailasa irgendwo eine Wunde zu haben schien. Vielleicht von einem kleinen Kampf, der schon etwas her war? Das Blut war nicht frisch, wahrscheinlich schon längst trocken und die Wunde, von der der so reizende Duft herkam, schon ein wenig verheilt. Es war zwar nicht lange her, seit ich frisches Blut getrunken hatte, doch diese Situation hier verlieh dem Durst, der in mir hoch kam, noch mehr Bedeutung. Jetzt reiß dich zusammen!, dachte sich eine leicht wütende Stimme in mir.
Und dann fing es auch noch an zu nieseln. Eigentlich mochte ich Regen ja und in diesem Augenblick ließ ich mich auch nicht wirklich davon ablenken oder stören, aber trotzdem hoffte ich, dass jetzt nicht gleich sofort irgendwelcher Platzregen kommen würde. Aber gerade hatte ich das Gefühl, dass mich momentan sowieso nicht sehr viel aus der Ruhe bringen können würde. Die junge Frau erwiderte meinen Kuss und ich musste doch wirklich sagen, dass mir dieses Spielchen immer mehr und besser gefiel. Aber warum sollte es das auch nicht? Immerhin war sie eine hübsche Frau und irgendwo war es doch auch mal wirklich eine willkommene Abwechslung zu dem tristen Alltag, der sonst immer mein Leben bestimmte. Naja, bis auf die paar Mal in denen ich einen Menschen oder irgendeine andere Spezies angriff und sie ein wenig leiden ließ, war da ja nichts besonders Erwähnenswertes. Man nahm sich eben was man brauchte, alles andere war da eben so wie es war. Ändern konnte man eh nichts, die Natur nahm sich alles zurück. Plötzlich schien aber alles vorbei zu sein. Die junge Frau hielt in unserem Kuss inne und als ich mich von ihren Lippen löste, ihr in die braunen Augen schaute, schien sie wie erstarrt zu sein. Was bitte hatte sie denn jetzt? War ich ihr zu weit gegangen? Andererseits war es nur ein Kuss gewesen und außerdem hatte sie ihre Lippen zuerst auf meine gelegt. War sie doch selbst Schuld eigentlich wenn es ihr jetzt zu viel war. Aber irgendwas schien sie zu irritieren und regelrecht aus der Fassung zu bringen, herauszureißen. Ich runzelte ein wenig die Stirn, lächelte sie dann aber leicht an und strich mit der einen Hand sanft über ihr Gesicht und fuhr mit meinem Zeigefinger vorsichtig und zärtlich über ihre schön geschwungenen, leicht rosafarbenen Lippen. Luden ja eigentlich nur zum Küssen ein und mittlerweile hatte ich mich ihrem Gesicht wieder genähert, bevor ich mit meinen Lippen sanft über ihre Wange strich. Vielleicht forderte ich es gerade auch ein wenig heraus, aber irgendwie wollte ich dieses Spielchen noch ein wenig weiterspielen.. vielleicht fasste sie sich ja wieder. Und wenn nicht.. dann eben nicht, dann würde ich sie eben in Ruhe lassen und wieder weggehen. Dann hatte sie ihre Ruhe vor mir und konnte wieder alleine durch diese gottverdammte Welt ziehen.
Der schöne Moment zerstört. Und das nur, weil ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Hätte ich gewusst, dass das so enden würde, hätte ich das Spielchen wahrscheinlich nie vorgeschlagen. Allein aus dem Grund, dass ich anderen nicht gerne etwas antat, wenn sie mich auch verschont hatten. Aber wie sollte ich wissen, dass mir gerade jetzt der Geruch in die Nase stieg? Ich starrte auf seine Lippen, blickte dann in seine grünen Augen, die immer noch diesen sanften Touch hatten. Wahrscheinlich wunderte er sich, dass ich so abrupt aufgehört hatte, ihn zu küssen. Er strich über mein Gesicht, fuhr über meine Lippen, die ich leicht geöffnet hatte, und schaute mich lächelnd an. Das machte die Situation ja gerade zu besser. Mittlerweile kam mir alles wie in Zeitlupe vor, als wäre alles rund herum ausgeblendet, als gäbe es nicht außer uns beide hier.. und der Geruch von Blut. Ich hörte meinen eigenen Atem, mein Herz schlagen und schaute Zasha einfach nur an. Stillschweigend. Im Moment war ich einfach nur.. weg. Nicht mehr da. Gar nicht mehr ich selbst. Oh Gott, ich war irgendwie noch nie in so einer Situation gewesen. Letzendlich war ich die, die aus dem Gefecht gesetzt wurde, auch wenn er es ungewollt getan hatte. Wenn ich noch komplett bei mir gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nie so gehandelt, wie ich es dann tat. Meine Lippen formten sich zu einem gierigen Grinsen, Adrenalin stieg in mir auf und ich lächelte nur so vor mich hin, schaute dem Kailasa beinahe faszinierend in die Augen. Und im nächsten Moment glitt meine Hand nach hinten an meinen Gürtel, wo ich den kurzen Dolch mit dem silbernen Griff schnappte und ihn mit einem zischenden Geräusch, Metall an Leder, hervorzog.. Sofort hielt ich die scharfe Klinge an den Hals des jungen Mannes, blickte zu der Klinge, dann zu Zasha, und wieder zur Klinge. Meine Hand glitt ein kleines Stück vor. Wahrscheinlich war der Schnitt, dem ich Zasha an einer Stelle, die ihn zum Glück nicht weiter stören geschweige denn töten sollte, kaum zu spüren. Denn scharfe Klingen verliehen mit einem sauberen Schnitt sehr wenig Schmerz. Wie in Zeitlupe nahm ich den Dolch von seinem Hals, hielt ihn in die Luft und schaute diesen mit glänzenden Augen und verträumtem Blick an. Dunkles Blut floss an der Klinge entlang. Es war wirklich nicht viel, aber genug, um Durst in mir auszulösen. Ohne dem Kailasa Beachtung zu schenken setzte ich mich auf, um die andere Hand frei zu haben. Mit dem Zeigefinger dieser Hand fuhr ich am glänzenden Silber entlang. Das rote Blut, welches nun an meinem Finger war, lockte mich einfach nur an. Genüsslich führte ich die Fingerspitze an meine Lippen, schloss meine Augen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über mein Gesicht. Dann öffnete ich ruckartig die Augen, blickte zur Seite und wandte dem Kailasa nun wieder meine Aufmerksamkeit zu. Mein Blick war immer noch der gleiche. Ein wenig Habgier, Lust.. Schnell schoss ich hervor, drückte die Schulter des Kailasa ruckartig zu Boden, denn auf einmal fühlte ich mich so stark, voller Adrenalin, dass es mir beinahe mühelos vorkam den kräftigen Mann an den Boden zu drücken. Jetzt war er der, der auf dem kalten Boden lag. Ich lehnte mich vor. So weit, dass meine Nasenspitze beinahe seine berührte. ''Du.. hast so leckeres Blut..'', hauchte ich. Meine Stimme war betörend. Ja so fühlte ich mich momentan an. Die Lust stieg immer mehr. Lust nach Blut, nach Mann. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, sog den Duft ein, der von ihm ausging...
Sie wurde wirklich komisch. Hätte ich gewusst, was jetzt kommen würde, hätte ich sie sicherlich.. von mir ferngehalten. Klar war einfach irgendwo das Risiko, dass sie mich aussaugen würde da, aber war ja nicht so als ob von mir keine Gefahr ausging. Wir hätten uns immerhin gegenseitig töten und in Grund und Boden stampfen können, so war das ja nicht. Sie war eine Wachi, war mir körperlich zwar nicht gewachsen- aber unterschätzen durfte man sie trotzdem nicht. Hatte ich vor einigen Minuten schon einmal getan und das war wohl gründlich schief gegangen. Brauchte ich ja nur wieder dran denken, wie regungslos und bedröppelt ich in der Pampa herumgestanden hatte und keine Regung gezeigt und getan hatte. Unterschätzung war meiner Meinung nach einer der größten Fehler, den man begehen konnte. Tat ich zwar leider auch manchmal wenn ich bis zum geht nicht mehr provoziert wurde und einfach in diesem.. Rausch war, aber gerade wurde ich weder provoziert, noch sonst in irgendeiner Art und Weise angegangen. Allerdings hätte mich allerspätestens ihr gieriges Grinsen auf den Lippen warnen müssen. Es hätte mich davor warnen müssen, dass sie nun diejenige war, die wie in einen Rauschzustand versetzt war, dass sie mehr von mir wollte- dass sie mein Blut wollte. Aber dann war es auch schon mehr oder weniger zu spät, denn kaum hatte ich ein zischendes Geräusch vernommen, spürte ich schon das kalte Metall einer scharfen Klinge an der weichen Haut meines Halses. Renesmees braune Augen funkelten geradezu gierig und hungrig, ich konnte mich aber keinen Zentimeter bewegen, starrte sie einfach nur etwas.. irritiert an. Ich hatte mich zwar auch aufgesetzt, aber anstatt ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen, blieb ich sitzen. Zu nah bei ihr. Ich spürte wie die kalte Klinge in meine Haut schnitt, wie es leicht schmerzte und wie mein warmes, dunkelrotes Blut aus der schmalen Wunde sickerte. Mittlerweile hatte ich von der Wachi abgelassen und ich unterdrückte ein leises Keuchen, dann fuhren meine Finger der einen Hand an die Schnittstelle an meinem Hals. Ich spürte die warme Flüssigkeit an meinen Fingern, meine grünen Augen waren aber immer noch starr auf die junge Frau gerichtet, die ihren Dolch ein wenig in die Höhe hielt, mein Blut darauf mit dem Finger abstreifte und es sich an die Lippen führte. Ich konnte gar nicht anders wie sie gebannt anzuschauen, in ihre braunen Augen, die eigentlich so viel.. Freundlichkeit ausstrahlten, aber gerade einfach nur gierig und lüstern waren. Lüstern nach meinem Blut. Sie betörte mich und obwohl sie nun ganz deutlich mein Blut haben wollte, hielt ich es irgendwie nicht für nötig mich auch nur in irgendeiner Weise zu wehren, zu bewegen und sie auf Abstand zu halten. Wenige Sekunden später drückte sie mich auch schon zu Boden, beugte sich über mich und lächelte mich an, war ganz nah bei mir. Ich hatte so.. leckeres Blut? Okay, okay, okay.. Eigentlich wäre es besser gewesen, sie jetzt von mir wegzudrücken, aber ihre Stimme, ihre Nähe und einfach ihre gesamte Ausstrahlung ließen mich keine einzige Bewegung machen. Sie hatte mich, das wusste sie genauso gut wie ich es tat. Bewegen war aber trotzdem nicht. Ich sog die knisternde Luft um uns herum ein, spürte ihren Atem auf meiner Haut und roch ihren betörenden Duft. Niemals hätte ich gedacht, dass eine Wachi mich so aus dem.. Konzept bringen könnte, dass sie mich so aus meiner Reserve locken konnte und mit mir tun und lassen konnte, was sie wollte. Nach was es ihr begehrte..
Wäre ich noch bei mir gewesen, hätte ich mich wahrscheinlich gewundert, warum er sich nicht wehrte, nichts tat. Noch nicht mal meine Handgelenke griff, wie vorhin, damit ich nicht mehr auf böse Gedanken kam mit dem Dolch, den ich immer noch fest in meiner rechten Hand auf den Boden gedrückt hielt. Wahrscheinlich war er nur geschockt. Er wusste ja noch nicht einmal, warum es dazu kam. Ja, er wusste sicherlich nicht, dass seine Wunde, die ich immer noch nicht ausfindig machen konnte, dafür zuständig war. Naja ich hoffte jedenfalls, dass er sah, dass ich das hier alles nicht geplant habe, bzw. nicht gewollt hatte. Es war ja so. Aber wer weiß.. vermutlich schlich sich jetzt genau das Gegenteil in seine Gedanken. So nach dem Motto ich bin eine blutrünstige Wachi, die schon von Anfang an dies hier geplant hat, ihn absichtlich zum Spielchen herausgefodert und letzendlich angegriffen hat.. Nein, sicher nicht. Ich würde nicht wollen, dass man so etwas von mir denkt. Eigentlich hatte ich mich immer unter Kontrolle, wusste, was ich als nächstes tat, was ich mir erlauben konnte. Und jetzt.. tja. Das war's wohl mit der gut kontrollierten Renesmee. Zasha hatte sich reflexartig an die Wunde am Hals gefasst, dann seine blutigen Finger angestarrt. Und was tat ich? Ich kicherte nur. Fand aus es irgendeinem Grund lustig. Wenn ich so von oben auf mich herabschaute, kam es mir so vor als wär ich auf Drogen, nicht mehr ganz dicht da oben. Ohne meinen Blick von seinen grünen, erstarrten augen abzuwenden, griff ich seine beiden Hände und stützte mich teils auf diese. Dass ich in der einen den Dolch hatte und seine eine Hand blutig war, störte mich nicht im Geringsten. Dann hob ich die Hand, die in seiner leicht blutigen gelegen hatte, führte den Zeigefinger an seine Wunde, strich einmal langsam drüber.. und führte dann meinen blutigen Finger an seine Lippen. ''Findest du nicht auch..?'', fragte ich leicht lachend, während ich ihn mit entzückten Augen ansah. Okay, es war wirklich banal. War doch logisch, dass ihm sein eigenes Blut nicht schmeckte. Tja, aber im Moment war ich ja fest davon überzeugt, dass auch er es so köstlich fand wie ich. Meine Lippen legten sich auf seine, während ich sein Blut, dass nun an seinen Lippen war, genoss. Ich ließ wieder ab, da mich der Geruch des Blutes, das von seinem Hals ausging, einfach mehr anzog. Langsam bewegte ich mich Richtung Hals zu, grinste begeistert, sodass meine schwarfen Eckzähne zum Vorschein kam. Und wie es kommen musste setzte ich mich an die offene, nicht besonders große Schnittwunde fest, saugte ein wenig Blut heraus. Mein Herz schlug schneller, der Puls beschleunigte sich und ich fühlte mich immer besser durch das Blut, welches ich gerade aufnahm. Ich konnte nicht genug haben und nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass da nicht mehr genug Blut aus der Wunde kam.. Tja und dann biss ich in die zarte Haut, so ganz ohne Probleme, als würde ich es ständig tun. Das Blut rann hervor, gab mir das Gefühl immer stärker zu werden. Ich hatte wirklich nur zwei bis drei Sekunden reingebissen, als ein lauter Schlag erklang, mich die Augen aufreißen und von ihm ablassen ließ. Wie aus Reflex griff ich kräftiger um den Griff des Dolches, sprang in eine halb sitzende Position und hielt schützend die Waffe vor mich. Bereit einen Angriff entgegenzunehmen. Mein Herzschlag verlangsamte sich wieder und ich atmete erleichtert auf, als ich erkannte, dass dies eine Katze auf den Mülltonnen gewesen war. Sie hatte dein einen Deckel hinuntergeschmissen und sich selbst so erschrocken, dass ich nur den aufgepluschten Schwanz um die Ecke erkennen konnte. Dann war sie weg. Ich war wieder vollkommen da, wieder ich selbst. Umso geschockter war ich, als ich mich mit dem Dolch und blutigen Fingern sah. Entsetzt warf ich meinen Blick umher. Und dann war mir klar, warum ich so aussah. ''Oh mein Gott..'', brachte ich heraus, wirbelte herum und sah Zasha dort liegen. Ich wusste weder, wie lange ich an ihm gesaugt hatte, noch ob er überhaupt lebte. ''Scheiße - Zasha?'', brachte ich mit entsetzt aufgerissenen Augen hervor, fasste ihm an die Wunde und hielt dann seinen Kopf mit beiden Händen fest, während ich ihm hoffend in die grünen Augen starrte.
Ich hatte meinen Rucksack mitgenommen und war gegangen. Zacharas hatte mir hinterher gesehen und sich wahrscheinlich gewundert, warum ich alles mitnahm, wenn ich doch gesagt hatte, dass ich wiederkomme, nur das ich gar nicht vorhatte wiederzukommen. Ich war einfach weggeblieben, nachdem am frühen Morgen mein Opfer, einen jungen Mann mit braunen Haaren, leer getrunken war und nur noch leblos zu meinen Füßen auf dem kalten Teer lag. Ich hatte ihn versteckt und war einfach die schmale Straße weiter gelaufen, deren Teer an einer Stelle voller Blutspritzer war. Ich war so hungrig gewesen, dass ich keine Lust dazu hatte ordentlich zu trinken und jetzt war meine Jacke voller Blutspritzer und sogar in meinen Haaren klebte Blut. Ich fühlte mich nicht wohl mit diesem betörenden Geruch an Haaren und Kleidern weiter rumzulaufen, also suchte ich nach einem Bach, Weiher oder ähnlichem. Irgendwann fand ich ein Mittelding zwischen einem winzigen Bach und einem großen Rinnsal und wusch in einer schnellen Katzenwäsche das, inzwischen trockene, Blut von meiner Jacke und aus meinen dunkelblonden Haaren. Nachdem ich fertig war, lief ich weiter an dem Bach entlang, bis ich an eine Lichtung fand, auf der eine Ruine eines uralten Hauses stand. Eigentlich war es nur ein Haufen Dreck und Steine, aber ich mochte die Vorstellung, dass hier mal Leute gelebt hatten. Ich stellte mir gerne vor, wie sie eilig umher liefen und ganz besonders angetan war ich von dem Hund, den ich mir ausdachte. Ich mochte Hunde und wollte schon immer einen von diesen treuen Tieren an meiner Seite haben, aber ich sah nie welche. Ich setzte mich auf einen Stein um Rast zu machen und die Atmosphäre des Ortes in mich aufzunehmen. Irgendwann dachte ich an Zacharas und seine kleine Schwester. Ich wusste selber nicht, warum ich nicht zurückwollte. Mika war süß gewesen und Zacharas nett, aber er war ein Kailasa und ich traute ihm nicht. Irgendwann, als es dunkel wurde, stand ich auf und ging weiter. Ich wusste nicht wohin ich lief und warum ich mich überhaupt von einem Ort zum nächsten bewegte. Ich hatte kein Ziel und trotzdem trieb mich irgendwas mal hierhin und mal dorthin. Ich dachte an mein Schicksal. Vielleicht würde ich für immer in Wäldern rumlaufen, bis ich einfach umkippte und starb oder mein Schicksal hatte etwas besseres für mich parat. Liebe, Freunde oder wenigstens einen Gefährten/ eine Gefährtin für mich, damit ich nicht mehr so einsam war. Gewiss hatte es mein Schicksal schwer mit mir, so Eigensinnig und Misstrauisch wie ich war. Aber die Hoffnung auf irgendeine Gesellschaft, mit der ich alles reden konnte und die nicht nur zum Essen als Blutbeutel diente wäre schon etwas schönes, auch wenn ich es mit sowas nicht eilig hatte, wenn, dann jemanden, der genauso selbstständig war, wie ich, denn ich ertrug es nicht mich um andere zu kümmern. Ich suchte mir einen breiten Baum und setzte mich zwischen seine riesigen Wurzeln.
Am nächsten Morgen stand ich wieder auf und machte mich auf den Weg. Der Wald fing an sich zu verändern. Die Bäume wurden höher und standen weiter auseinander. Ich war beinahe traurig, dass der Wind nachgelassen hatte, auch wenn er mir jetzt immerhin nicht ständig meine Haare ins Gesicht wehen konnte. Heute würde ich weitergehen und weiter und weiter und immer weiter, bis mein Schicksal sich dafür entschied, dass ich endlich jemanden treffen würde, den ich nicht aus Feigheit wieder verlassen würde. Das konnte noch lange dauern. Ich war einfach nicht bereit Verantwortung für jemanden außer mich selbst zu übernehmen.
Renesmee war wirklich total und komplett neben der Spur. Nein, eigentlich auch wieder nicht. Sie war eine Wachi.. sie ernährte sich von Blut. Von dem Blut eines Mannes. Und ich war ein Mann.. Keine Ahnung was sie so plötzlich dazu veranlasst hatte, mich mit ihrem Dolch zu verletzen. Entweder hatte sie gerade einfach nur wahnsinnigen Durst oder.. sie hatte meine Wunden erschnuppert. Vielleicht hatte sie gemerkt, dass ich verletzt war und vielleicht spornte sie das dazu an, gierig nach meinem Blut zu werden. Ob sie es wirklich wollte oder ob sie es einfach nur aus dem Bedürfnis heraus tat, ihren Blutdurst zu stillen und meinem Blut nicht widerstehen konnte wusste ich in dem Moment nicht wirklich. Eigentlich wollte ich es gerade auch nicht wirklich erfahren. Doch, man könnte echt meinen, dass die junge Frau auf Drogen war. Aber auch nur, wenn ich es nicht besser wüsste. Wenn ich nicht wüsste, dass sie eine Wachiwi war und sich von männlichem Blut ernährte. Ihr Lachen war geradezu schon verrückt und belustigt darüber, was sie hier gerade tat. In ihrem Blick lag die pure Begierde nach meinem Blut, lag die pure Lust mir mein Blut auszusaugen. Und dann ergriff sie meine Hände, stützte sich auf diese ab, sodass ich in meiner Bewegungsfreiheit noch mehr eingeschränkt war als so schon. Immerhin saß sie ja auch auf mir. Ich könnte mich nicht einmal wehren wenn ich es wollen würde.. sie hatte mich schon wieder so außer Gefecht gesetzt, dass mir das gerade einfach nicht möglich war. Ich war verwirrt, irritiert und doch wieder ein wenig erstarrt. Als sie ihren Zeigefinger an meine Wunde legte und darüber strich, zuckte ich leicht zusammen, dann spürte ich ihren Finger aber auch schon wieder an meinen Lippen. Sie.. führte ihre mit meinem Blut beschmierten Finger doch nicht tatsächlich an meine Lippen? Sie fragte mich doch jetzt nicht ernsthaft, ob mir mein Blut nicht auch schmeckte? Gott.. Und dann küsste sie mich und ich konnte nicht anders als die Luft anzuhalten. Wobei sie ihre Lippen nicht lange auf meine gedrückt hatte, denn sie hatte sich wieder von mir gelöst und grinste mich.. begeistert an. Begeistert. Gott, meine Begeisterung hielt sich gerade wirklich wahnsinnig in Grenzen. Ich spürte ihren warmen Atem an meinem Hals, dann ihre Lippen und dann.. dann spürte ich, wie sich ihre spitzen Zähne in die Wunde gruben. Ich konnte gar nicht anders als ein schmerzerfülltes Keuchen von mir zu geben, als sie damit begann mir mein Blut aus dem Körper zu saugen. Wie sich das anfühlte? Scheiße. Genau konnte ich es nicht beschreiben, immerhin war ich davor noch nie von einer Wachi derart angegriffen worden. Es fühlte sich an als würde sich eine gewisse.. Leere in meinem Körper ausbreiten. Angenehm war es auch nicht wirklich. Ich spannte mich an, versuchte mich dagegen zu wehren, dass mein überlebenswichtiges Blut aus mir herausfloss- half aber nichts. Zuerst schlug mein Herz so wahnsinnig schnell, als ob es mir aus der Brust hüpfen wollen würde und mal eine Runde ohne meinen Körper laufen wollen würde- aber dann fühlte ich mich immer schwächer. Mein Herz schlug langsamer, mein Puls ging langsamer und mein Körper fühlte sich schwer an. Schwer und unbeweglich- so als wäre ich aus einem starren Metall. Dass sie für einen Moment von mir abließ und mich dann anschließend an einer anderen Stelle biss und mir mein Blut aussaugte, bemerkte ich irgendwie schon gar nicht mehr so richtig. Alles in mir wurde langsamer, schwerfälliger und meine Sinne schienen auch wie ausgeschaltet zu sein. Die Kontrolle über meinen Körper war so gut wie verloren gegangen und nicht einmal als Renesmee irgendetwas aufschreckte und sie dazu veranlasste, von mir abzulassen, schaffte ich es mich zu bewegen. Meine Augenlider waren schwer, mein Blick war trüb und mein Atem ging nur noch ganz flach. Mein Körper lief wirklich auf dem Minimalsten. Ich war wie in einem Dämmerzustand. Fühlten sich so auch meine Opfer? Naja, wobei sie sich nicht leergesaugt fühlen konnten. Ich schloss meine Augen, die Anstrengung sie offen zu halten war einfach zu groß. Erst als ich meinen Namen hörte, als ich spürte, wie mein Kopf leicht angehoben wurde, öffnete ich meine Augen etwas schwerfällig, erkannte Renesmee. Ich gab ein leises, schwerfälliges Grummeln von mir, zu mehr war ich in diesem Moment aber auch nicht imstande. Jetzt hatte sie doch was sie gewollt hatte, oder nicht? Sie hatte mein Blut. Hatte mir mein Blut ausgesaugt.. reichte das nicht?
Ohne so wirklich genau zu wissen was ich jetzt genau suchte oder vorhatte entfernte ich mich von meinem Rastplatz. Um mich herum war es seltsam friedlich. Normalerweise hätte man man das Rauschen des Windes in den Bäumen, oder irgendwelche Tiere hören müssen ... aber nichts. Meinen eigenen Schritten lauschend sah ich hoch zum Himmel. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber mein Gefühl sagte mir, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm war. Noch schien das Wetter zu halten, aber das konnte sich hier schlagartig ändern. Besser ich machte meinen Unterschlupf unwettersicher.
Mit einigen halbwegs gearden und etwa daumendicken Stöcken unter dem Arm kehrte ich zu meiner Unterkunft zurück. Ich spitze die zukünftigen Stützbalken an einem Ende grob an und trieb diese dann mit einem Stein in den Boden. In gleichmäßigem Takt hallte das Geräusch durch diese unnatürliche Stille. Bald bildeten die Hälfte der Pfosten ein Flaches Dreieck, über dem ich meine Plane neu spannte. Mit den übrigen Stöcken befestikte ich die Konstruktion. Hoffentlich war das Unwetter nicht allzu stark und mein Zelt hielt. Ich hatte keine Lust bei Wind und Regen mitten in der Pampa zu stehen und mich zu Tode zu frieren. Durstig griff ich nach einer meiner Wasserflaschen und trank ein paar Schlucke, bevor ich mich wieder umsah. Mein Blick blieb an einer schemenhaften Gestalt hängen. Jedenfalls meinte ich dort etwas zwischen den Bäumen ausmachen zu köönen. Oder spielten mir meine Augen wieder Streiche?
Okay, das machte mir schon große Sorgen. Er reagierte noch nicht mal auf mich, öffnete nur leicht die Augen, grummelte. Wie viel Blut muss ich ihm denn abgezapft haben?, dachte ich entsetzt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so viel war. Jetzt fühlte ich mich aber sichtlich besser. Klar, ich war jetzt genährt. Letzendlich hätte ich es mir aber sparen können, so hungrig war ich nämlich nicht gewesen. Ich betrachtete die Wunde und verzog kurz mein Gesicht. Ich fragte mich im Moment ernsthaft, ob ich unter Drogen war, oder warum ich sonst so weg war für den Moment. Dann hatte ich ihm ernsthaft noch den Hals geritzt. Schlechtes Gewissen kam in mir hoch und was ich tun sollte, wusste ich auch nicht. ''Hey, Zasha...'', versuchte ich es mit sanfter Stimme und verzweifeltem Gesichtausdruck. Okay, Renesmee, du musst ihn irgendwie zum Sitzen kriegen.., dachte ich und biss mir überlegend auf die Unterlippe. Dann griff ich seinen Arm, legte diesen um meine Schulter, und zog ihn hoch. Um ehrlich zu sein hatte ich es mir leichter vorgestellt. erschöpft stöhnend sackte ich mitsamt dem Kailasa wieder zurück. Aufgeben wollte ich aber nicht. Also versuchte ich es nochmal. Dabei hievte ich mich irgendwie auf die Beine, nahm all meine Kraft zusammen und zog ihn noch das letzte Stükchen bis zur kalten Wand. An dieser rutschte ich nun erschöpft und total fertig herunter. Meine Haare hingen mir unordentlich ins Gesicht, weshalb ich diese irgendwie versuchte wegzupusten, während ich Zasha richtig aufrichtete. Das klappte zwar nicht ganz so gut, da er kaum bei sich war, doch irgendwie musste es gehen. Puh, super., lobte ich mich selbst, ehe ich seufzend auf ihn herabsah. Dann fiel mir auf, dass die Wunde immer noch blutete. Mein Blick huschte verzweifelt hin und her. Ich konnte ihn unmöglich verbluten lassen, nachdem ich ihn halb ausgesaugt hatte! Doch in der Umgebung war nichts Nützliches zu finden. Rein gar nichts. Also musste ich wieder meiner Kreatvität freien Lauf lassen, haha.. Denn irgendwie musste ich das Blut stoppen. Dann blickte ich an mir herunter, zog meine Jacke auf und betrachtete mein weiß bis cremefarbendes Oberteil. So schnell es ging quängelte ich meinen linken Arm aus dem Ärmel, hielt ihn fest und schnitt ihn letzendlich mit meinem scharfen Messer durch. Super toll, jetzt hatte ich nur einen Ärmel.. aber naja, das war mir im Moment doch relativ egal. Schnell steckte ich meinen Arm wieder durch das Loch, die Jacke blieb erstmal unbeachtet am Boden liegen, und hielt den weißen Knäuel gegen die noch blutende Wunde. Einige Sekunden tat ich nichts, hoffte einfach nur, dass das irgendwie half. Nebenbei strich ich besorgt einige seiner Haarsträhnen, die in sein Gesicht gefallen waren, zurück. Krass, dass ich mir jemals so große Sorgen um einen beinahe Fremden machen konnte.
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