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Ich wollte ganz einfach nicht, dass sie sich mir anbot. Erst recht nicht, weil ich nicht wusste, ob ich mich dann noch kontrollieren können würde oder ob ich in einen unaufhörlichen Rausch fallen würde. Und obwohl ich geschwächt war, würde sie sich dann nicht mehr gegen mich wehren können. Ich war ihr körperlich einfach weitaus überlegen und wenn ich mich jetzt an ihrem Leid und Schmerz nähren würde.. Nein. Einfach nein. Da konnte sie sich mir noch so viel anbieten wie sie wollte- ich würde garantiert nicht zustimmen. Ich starrte eine ganze Weile in das Feuer, das mich langsam ein wenig aufwärmte und auch meine Kleidung ein wenig trocknete. Ich spürte, dass Renesmee nachdachte und irgendwann fragte sie mich auch ziemlich direkt, was ich denn dann vorschlagen würde. Ob ich jetzt rausgehen würde und mir mein 'Essen' bei dem Wetter draußen suchen würde. Ja, genau das würde ich jetzt tun. Sie war wirklich eine freundliche junge Frau, aber aus was für einem Grund auch immer ging sie mir gerade auf die Nerven. Vermutlich weil sie das Thema mit meinem ansteigenden Hunger nicht endlich mal auf sich beruhen ließ. Mit einem leisen Grummeln wandte ich ihr meinen Blick zu, fixierte sie mit meinen grünen Augen. Dann nickte ich. "Richtig. Genau das werde ich jetzt tun.." meinte ich mit rauer Stimme und rappelte mich auf, schnappte mir meine Jacke von der Stuhllehne, zog sie an und steckte das kleine Feuerzeug wieder ein. Ich lief zur Tür, legte eine Hand an die Türklinke und drehte mich dann aber nochmal zu der jungen Wachi um. "Pass auf dich auf, Renesmee" meinte ich mit wesentlich freundlicherer Stimme als vorher und lächelte sie leicht an, bevor ich mich dann auch wirklich von ihr abwandte, die Tür öffnete und in das Unwetter hinauszog. Mein Körper fühlte sich wirklich immer noch wahnsinnig erschöpft an, aber wenigstens war ich jetzt wieder einigermaßen sicher auf den Beinen. Es schüttete wie aus Eimern und ich beeilte mich durch den Regen zu kommen, die Kapuze meiner Jacke tief ins Gesicht gezogen. Ich würde gerade wirklich liebend gerne weiterhin am Feuer sitzen, aber neben Renesmee hatte ich es jetzt einfach nicht mehr ausgehalten. Immer wieder zuckten Blitze über den Himmel, der mittlerweile wirklich schon richtig schwarz war. Nur.. jetzt war wirklich die Frage, wo ich mein nächstes Opfer finden sollte. Draußen hielt sich jetzt garantiert kein einziges Menschlein mehr auf. Ich lief aus der Stadt raus und steuerte die alte Industriehalle an, in der ich meine Sachen deponiert hatte. Dort angekommen schnappte ich mir das Nötigste, bevor ich wieder raus in den Regen ging und weiterlief, auf der Suche nach einem Opfer, von dessen Leid und Schmerz ich mich nähren können würde..
Ich schloss die Tür hinter uns. Hier drinnen war es nun fast schon zu still... Etwas unsicher sah ich mich um. Ich fühlte mich beobachtet und das machte mir mehr Angst als dieses alte Gemäuer. Das war nur ein Haus, keine Bedrohung. Aber wer auch immer sonst noch hier war, war womöglich doch eine Bedrohung. Plötzlich sah ich eine Bewegung, dort hinten! "Keya...!" flüsterte ich leise und drehte mich ruckartig zu ihr um. Ich griff nach dem Messer an meinem Gürtel. "Da ist wer!" Wir waren hier in einer Art Eingangshalle, von hier aus gab es viele Korridore, besser wir suchten uns ein Versteck. "Lass uns verschwinden!" Noch immer starrte ich in die dunklen Schatten. Dann hörte ich ein Schleppern, und fuhr erschrocken zusammen.
Ich lief gerade in das Dorf hinein, als der Regen einsetzte. Noch war es ein leises Nieseln, aber ich hörte in der Ferne den Wind rauschen und das Prasseln von stärkeren Tropfen. Weit war es nicht mehr entfernt, einige hundert Meter vielleicht, und es musste schon sehr heftig sein, wenn ich es bis hier hin hören konnte. Und schon rollte auch schon ein Donnern durch den Wald. Das klang gar nicht gut. Es klang, als würde sich das Gewitter gerade erst aufbauen und allmählich in unsere Richtung kommen. Ich schluckte leise. Das hieß wohl, dass wir, alle Achaks, den Tag in unseren Häusern verbringen würden, immerhin hatten wir diese gerade für solche Situationen so gekonnt ausgebessert und in Stand gehalten.
Doch als ich auf dem Dorfplatz ankam, mein bewusstloses Opfer hinter mir herschleifend, bemerkte ich, dass sich beinahe alle Dorfbewohner dort versammelt hatten. Die eifrigen Stimmen verstummten, als ich dazu trat und meinen stolzen Beutezug fast vergaß. "Was ist los?", fragte ich in die Runde.
Das Dorfoberhaupt drehte sich zu mir um - ich hörte seine Schritte und das Rascheln seiner Kleidung. "Wir besprechen gerade den Notfall. Wenn das Gewitter nicht hier am Dorf vorbei zieht, werden wir es wahrscheinlich verlassen müssen", erklärte er und machte eine kleine Pause, in der ich einfach nur verständnislos schwieg. Das Dorf verlassen? Warum? Bis jetzt hatte kein einziger Sturm mehr als ein paar kleine Schäden hinterlassen, die im Handumdrehen repariert werden konnten. "Telpaz meint, das Gewitter wird um ein Vielfaches schlimmer, als jedes, was wir im Laufe der Zeit je überstanden haben. Selbst unsere Häuser werden in Gefahr sein." Der alte Telpaz war einer der wenigen, der die Kunst des Wettervorhersagens noch beherrschte und die nötigen Instrumente besaß. Wenn er von einer Gefahr sprach, würde sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch kommen.
"Und deshalb werden wir das Dorf verlassen? Wohin werden wir gehen?", fragte ich besorgt. Wohin würden wir können, als so große Gruppe? Es lebten sicher drei oder vier Dutzend Achaks im Dorf. Wir würden niemals etwas Sicherers als unser Dorf finden, wohin wir alle konnten. Ich wartete hoffnungsvoll auf die Antwort, vielleicht wusste das Oberhaupt ja etwas.
"Wir werden uns leider trennen müssen. In Kleingruppen, von nicht mehr als drei Achaks, die sich gegenseitig unterstützen, aber nicht im Weg stehen werden. Das Beste wird sein, wenn wir recht bald aufbrechen und uns wieder hier im Dorf - oder dem was davon übrig sein wird - treffen, wenn der Sturm sich gelegt hat. Dann werden wir es wieder aufräumen, aber hier sind wir nicht sicher", erwiderte er.
Ich gab ein ersticktes Geräusch von mir. Was, der Stamm würde sich auflösen? Nein! Auch, wenn ich nie sehr gesellig gewesen war, das war nicht möglich! Wir waren nichts ohne einander. Gar nichts ohne unsere sichere Familie und unseren Rückzugsort. Ich stand da wie erstarrt. Kleingruppen. Wem würde ich mich anschließen können? Ich wusste niemanden. Meine einzige Option wäre wohl alleine zu verreisen. Nicht, dass ich allein nicht zurecht käme - sah man ja an meiner Beute. Aber ich war kein Typ, der Einsamkeit vertrug. Außerdem wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte. Ich wusste keinen Ort, der auch nur unserem Dorf an Sicherheit nahe kam.
Aber da sagte auch schon das Oberhaupt an alle gewandt: "Sucht euch Höhlen, alte Bunker, feste Burgen, Schlösser, alte Gebäude aus massivem Stein. Ich weiß, das wird schwer sein zu finden, aber ich vertraue euch, dass ihr das schaffen werdet." Ich nickte und murmelte etwas Zustimmendes wie die meisten.
Auf einmal regte sich der Mensch hinter mir und gab ein leises Stöhnen von sich. Den hatte ich ja ganz vergessen. Ich drehte mich zu ihm um und war kurz davor, ihm einen festen Tritt gegen den Kopf zu versetzen, bevor er ganz zu sich kam, aber da unterbrach mich schon das Dorfoberhaupt.
"Gehört der Mensch zu dir, Minire? Hast du ihn hergebracht?", fragte er mich erstaunt und ich nickte und merkte, wie sich die gesamte Aufmerksamkeit aller auf mich richtete.
"Ja, ich war heute in der Stadt - ich hatte Zeit - und da habe ich ihn gefunden", erklärte ich ein wenig beiläufig, die Sache mit dem Sturm lenkte mich doch ab.
"Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich dich dafür bestraft, dass du gegen die Regeln verstoßen hast - du weißt, keine Frau mit niedrigem Rang darf jagen, erst recht nicht alleine - aber nun muss ich sagen, dass das keine Rolle spielt. Ich bin dir sogar ein wenig dankbar, dass du uns so kurz vor unserem Aufbruch noch Nahrung gebracht hast. Und ich sehe, du wirst sicher zurecht kommen, in der Zeit, in der der Stamm keinen Zusammenhalt mehr bieten kann", sagte er mit einer gewissen Bitterkeit. Ihm schien es doch sehr wohl zu stören, dass ich so etwas gewagt hatte, aber er konnte nicht anders, als die Beute anzunehmen. Beute war zu rar. "Vesora, du bist an der Reihe. Du bekommst den Menschen", sagte er mit fester Stimme und eine alte Achak trat vor, deren Hunger und Schwäche man ihr schon anhören und besonders riechen konnte. Sie lief langsam auf den Menschen zu, der allmählich so weit das Bewusstsein wieder gefunden hatte, dass er voller Angst ein Stück von Vesora weg kroch, bevor sie ihn erwischte und ihm die Seele nahm. Sie wandte sich zu mir um und dankte mir mit einer seltsamen Mischung aus ernsthaftem Dank, Abscheu und Verwirrung. Sie konnte mich anscheinend auch nicht verstehen, obwohl ich ihr gerade ihre Nahrung gegeben hatte. Ich nickte nur.
Das Dorfoberhaupt räusperte sich und stellte noch jemanden dafür abm den Menschen in den Wald zu schaffen. "Jetzt geht in eure Häuser und packt. Nehmt alles mit, was euch am Herzen liegt. Ich weiß nicht, ob ihr es nach dem Sturm noch an Ort und Stelle findet werdet."
Ich drehte mich um und lief zu meinem Haus, und achtete nicht auf das Getuschel, das immernoch meinem Beutefang galt.
Er wollte also wirklich bei diesem Wetter hinaus gehen und sich seine Beute suchen.. In diesem Zustand. Nun gut, sollte seine Sache sein. Ich jedenfalls würde ihn nicht aufhalten. Wieso denn auch? Es war seine eigene Entscheidung und vielleicht war es ja wirklich das Beste, wenn er sich so schnell es ging eine Person suchte, von dessen Schmerz und Leid er sich nähren konnte. Dann wäre er nicht mehr allzu geschwächt. Dass er selbst auf sich aufpassen kann bezweifelte ich auch nicht. Also blieb ich still vor dem Feuer sitzen, sah zu wie er sich erhob und schon Richtung Tür bewegte. Kurz bevor er diese öffnete und komplett aus meinem Sichtfeld verschwand, drehte er sich noch ein letztes Mal um. Pass auf dich auf, Renesmee Das waren seine Worte gewesen. Das mache ich., setzte ich dann in Gedanken hinzu. Schließlich konnte ich selbst auf mich aufpassen. Nicht zum ersten Mal bin ich alleine klar gekommen. Und gegen einen gefährlichen Kailasa konnte ich mich auch bestens wehren, wie man gesehen hat. Bösartig, hust. ''Du auch.'', meinte ich nur noch leicht lächelnd, ehe ich meinen Blick dem Feuer zuwandte und die Tür zuschlagen hören konnte. Noch eine ganze Weile habe ich da gesessen und vor mich hin gestarrt und nachgedacht, bis ich endlich trocken war und mich erhob. Unwissend, was ich jetzt tun sollte, schaute ich mich um. Langsam lief ich durch den Raum, blieb vor einem sehr beschmutzten Spiegel stehen und betrachtete das Spiegelbild eine Weile, bis ich mich wieder seufzend abwandte. Da fiel mir ein, dass ja noch das Treffen mit Elija bevorstand. Okay okay, ich hatte schon die ganze Zeit daran gedacht.. Nur leider konnte man nicht sehen, was für eine Tageszeit herrschte. Die Wolken verdeckten einfach den ganzen Himmel, gaben einem keine Chance dazu, zu sehen wo die Sonne stand, was schon recht unpraktisch war. Mein Gefühl jedoch sagte mir, dass es doch schon Zeit war, los zu gehen. Länger in der Hütte sitzen und nichts tun konnte ich auch nicht mehr. Also ging ich zum Feuer, welches schon fast ganz ausgegangen war, schnappte mir meine Jacke, die ichd avor zum Trocknen plaziert hatte, und zog mir diese an. Mit einem Blick aus dem Fester stellte ich fest, dass es nicht mehr ganz so schlimm regnete. Aber wer weiß, wie sich das ändern konnte. Jetzt jedenfalls war ich glücklich darüber, dass der Regen nachgelassen hat. Eine perfekte Gelegenheit um loszugehen. Als ich an der Tür stand schaute ich mich noch einmal um, ob ich denn nichts vergessen hatte. Vorhin hatte ich meinen Rucksack noch gut gefüllt. Mit der einen Decke - wer weiß ob ich diese noch brauche! -, mit zwei Äpfeln, einer Flasche, die ich zufällig gefunden und aufgefüllt habe, und.. Ja, das war sogut wie alles. Mein Dolch nicht zu vergessen. Noch einmal tief durchatmend verließ ich das Haus, um mich nun auf den Weg zu machen. Ich war schnell unterwegs, denn ungern wollte ich Elija verpassen, falls er schon längst da war, oder wieder in so einen Platzregen geraten.
Ich sah Kata an, als sie meinen Namen sagte, panisch und irgendwie flehend. Wovor hatte sie jetzt schon wieder Angst? Ich seufzte und holte mein Messer aus meinem Rucksack, stand auf und hörte zu, was Kata wollte. Ich sah mich um. Ich wusste doch, dass mit diesem Haus etwas nicht in Ordnung war! Ganz ehrlich, allein der Zaun sagte doch schon alles. "Wo willst du denn hin? Wieder raus und erfrieren? Ich bleibe hier im trockenen und warte bis der Sturm aufhört." Zur Bestätigung nahm ich meine Haare über die Schulter und wrang sie aus. Das Wasser spritzte auf den Boden und vermischte sich mit dem Staub. Alles an mir tropfte die Kleidung, die Haare, der Rucksack und einfach alles. Es blitzte wieder und wieder wurde der Boden erhellt. Ich zog meine Jacke aus und hielt sie von mir weg. Unter ihr war ich einigermaßen trocken geblieben, außer an den Schultern, wo mein Rucksack gelegen hatte und dort das Wasser durchgedrungen war. "Entspann dich, wir haben ein großes Haus fast für uns allein. Was will man mehr?" Ich versuchte ein grinsen, schaffte es aber nicht. Min Gesicht war immer noch eingefroren. " Versuch lieber trocken zu werden, sonst erkältest du dich noch" setzte ich hinzu und sah sie an. Sie musste noch lernen auf sich aufzupassen, soweit ich das bis jetzt mitbekommt hatte. Ich wusste ja auch, dass hier etwas nicht stimmte und das Geschepper eben war auch echt gruselig. Es konnte natürlich sein, das irgendwas durch den Sturm umgefallen war und es deswegen gescheppert hatte, das redete ich mir jedenfalls ein. Ansonsten war noch jemand hier und diesen Gedanken fand ich ehrlich gesagt nicht so toll. Ich lenkte mich schnell ab, indem ich meine Jacke ausschüttelte und sie über einen Fenstergriff hängte.
Ich schniefte. Das fast in Wir haben ein großes Haus fast für uns allein beunruhigte mich. Blieb zu hoffen, dass bei dem Wetter nicht mal die Achak und oder Kailasa einen Fuß nach draußen stetzten würden. Mit Menschen würden wir schon klar kommen und eine Wachiwi würde uns wohl kaum einfach so angreifen... oder? "Lass und hoch gehen, oder weiter rein - aber hier sitzen wir auf dem Präsentierteller..." Ich ging ein paar Schritte, wobei ich eine Spur aus nassen Flecken auf dem Boden zurück ließ. Immer wieder huschte mein Blick in die Ecke aus der vermutlich die Geräusche gekommen waren. Noch immer bildete ich mir ein, dass uns irgendwer direkt aus den Schatten heraus anstarrte. Meine triefende Kleidung hatte ich dabei völlig vergessen. Nur dass Messer in meiner Hand gab mir ein halbwegs sicheres Gefühl. "Im ersten Stock suchen wir uns ein Zimmer, dort können wir uns umziehen und sehen ob wir ein Feuer hinkriegen. Mein Zunder ist noch trocken." Selbst wenn in meinem Gepäck das Wasser stand, der Zunder war gut verpackt und ein Feuer würde uns in mehreren Hinsichten guttun. Mir war noch immer kalt und ich zitterte.
Keya hatte recht wir mussten aus diesen Klamotten raus, aber wenn es sich vermeiden ließ dann nicht mitten in der Eingangshalle, wo jeden Moment noch jemand hereinkommen konnte dem unsere Anwesenheit ganz und gar nicht gefiel... Hier unten hatten wir das Fadenkreuz praktisch schon auf der Stirn....
In meinem Haus angekommen lief ich direkt hoch in mein Schlafzimmer und überlegte. Ich besaß einen recht großen Rucksack, den würde ich wahrscheinlich mitnehmen, dort würde genügend hineinpassen. Den holte ich nun aus dem untersten Fach meines Schrankes und fing an, Kleidung hineinzupacken. Nur das Wichtigste, viel mehr besaß ich eh nicht. Ich brauchte nicht mehr. Einige Paare Unterwäsche, Socken, eine robuste, feste Jeans, ein Wechselpullover, ein Tshirt. Das landete im Rucksack. Einiges trug ich ja bereits, eine gute Hose, eine dickere Bluse, gute Stiefel. Meine dicke wetterfeste Jacke würde ich anziehen.
Als ich mich nun dem anderen zuwandte, schweiften meine Gedanken ab und blieben am Sturm hängen. Es war so unglaublich zu glauben, dass wir das Dorf verlassen würden, vielleicht Tage lang, je nach den Launen des Unwetters, und vielleicht würde bei unserer Rückkehr nichts mehr stehen. Es war, als ob einem sprichwörtlich der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Der solide Stamm, die unzerstörbare Gemeinschaft, der enge Clan der Achaks wurde auseinandergerissen, von der Natur, an die wir uns so sorgfältig angepasst hatten. Diese Welt hatte ihr Todesurteil unterschrieben, wenn selbst wir dem Untergang geweiht waren.
Ich legte das Messer des Menschens in den Rucksack, sorgsam in eine Lederscheide gehüllt, ebenso wie ein frisches Feuerzeug. Meinen Dolch würde ich am Gürtel tragen, wie immer. Warum auch nicht, inmitten all dieser neuen Situation. Nun fehlte nur noch der Proviant, obwohl ich mir den auch schenken konnte. Wenn ich Menschen finden würde, würde ich keinen Proviant brauchen - und wenn ich keinen fand, dann auch nicht. Von daher war Proviant wohl mein geringstes Problem. Was brauchte ich noch? Kleidung, Feuerzeug, Messer.. Eine Decke sollte ich wohl mitnehmen, einen Schlafsack besaß ich leider nicht. Dafür aber gleich mehrere sehr dicke, warme Decken. Zwei Stück landeten in meinem Rucksack, dann war dieser auch schon voll. Ich sollte mich damit zufrieden geben.
Seufzend lief ich noch einmal durch sämtliche Räume, fuhr mit den Händen über die Wände, die Möbel, die Gegenstände, die ich zurücklassen musste, atmete den vertrauten Geruch ein, lauschte hinaus, auf die Geräusche, die durch die schmalen Fenster drangen, die nur mit Stoffen verhängt waren, um keinen Laut auszusperren. Heute drang das gewaltige Rauschen des Windes an mein Ohr und die inzwischen prasselnden Tropfen des Gewitters. Nun ging es wohl los. Ich streifte mir meine Jacke über, setzte den Rucksack auf und lief noch einmal nach oben um mir auch Handschuhe überzuziehen. Dann war ich fertig. Ich verabschiedete mich still von dem Haus, in dem ich so viele Jahre verbracht hatte und trat heraus.
Sofort wurde ich von einem Wind ergriffen, der an meinen langen Haaren zerrte, obwohl ich sie noch zusammengebunden hatte. Schnell setzte ich mir die Kapuze auf und lauschte durch den fast brüllenden Wind nach den anderen, konnte aber keinen auch nur erahnen. Auch mein Geruchsinn war überfordert, die Unmassen an schneller Luft brachten die unterschiedlichsten Gerüche mit, ohne aber auch nur irgendein Lebewesen zu verraten.
Ich biss mir auf die Lippe und drehte mich in Richtung des Waldes, der wild im Wind rauschte und knirschte. Auch dort würde ich in Gefahr sein, jederzeit könnte etwas herabfallen und ich könnte es erst zu spät mitbekommen, aber ich hatte wohl keine Wahl.
Ich schluckte leise und betrat die ersten wispernden und knisternden Baumreihen. In welche Richtung sollte ich gehen? Zu der Menschenstadt? Zum Fluss? Nein, beides wäre in diesem Gewitter eher unpraktisch. Ich entschied mich, einen mir unbekannten Weg zu gehen und einfach zu hoffen. Vielleicht hatte ich ja Glück.
Ich beobachtete Kata und fragte mich wieder, ob sie auch nur ansatzweise ahnte was ich war. Und wenn, gefährlich werden konnte ich für sie nicht. Wenigstens sah sie jetzt ein, dass wir besser hier blieben und nicht zurück in diesen blöden Sturm mussten. Ich schnappte mir meine tropfende Jacke und warf mir meinen Rucksack über die Schulter. Dann marschierte ich mit den Worten" Da hinten muss doch irgendwo eine Treppe sein" durch die Eingangshalle und in einen Gang hinein. Und siehe da, da war wirklich eine Treppe. Sie war breit und dick mit Staub bedeckt, wie alles hier. Mit quatschenden Schuhen stieg ich die Treppe hoch und sah mich zwischendurch immer wieder nach Kata um um sicher zu gehen, dass sie mir folgte. In dem oberen Stockwerk sah es genauso aus, wie unten. Alles war staubig, die Wände weiß gestrichen und alles war dreckig und alt. Ich öffnete die nächstbeste Tür, spähte hinein und trat dann hinein. Es war leer, bis auf einen Tisch und zwei Stühle. Einer war umgefallen und ihm fehlte ein Bein, der andere stand neben dem Tisch. In der Ecke war ein Kamin. Dieses Haus war so klinisch gehalten, dass mich ein Kamin irgendwie total verwirrte. "Lass uns hier bleiben", schlug ich Kata vor und öffnete die Tür ganz, damit sie auch rein konnte. Der Raum war nicht so dreckig, wie die anderen und das Fenster zeigte zum Tor. So hatten wir alles im Blick. Ich musste lächeln und warf meinen Rucksack auf den Tisch. Meine Jacke hängte ich über den noch stehenden Stuhl und band dann meine Haare irgendwie so zusammen, dass sie nicht mehr ständig auf mein Oberteil tropften. " So, was ist jetzt mit Feuer? Wir können den Stuhl verbrennen... Der ist eh nicht mehr zu gebrauchen.", sagte ich und untersuchte den kaputten Stuhl genauer. Als ich ihn hochhob, brach die Lehne ab. Ich seufzte und machte auch noch den Rest des Stuhls kaputt, damit wir handliche Stücke hatten. Wenn das nicht reichte, gab eh gewiss noch mehr Holz in dem riesigen Haus.
Ich hatte das Rascheln im ersten Moment gar nicht richtig wahrgenommen, dann aber doch inne gehalten und das Geschöpf in meiner Nähe etwas belauscht, bevor ich angriff. Ein Vogel – natürlich dadurch umso schwerer zu fangen, aber eben nicht unmöglich. Womöglich ist es sogar einer der Art, wie Renesmee ihn imitiert hat , dachte ich mit einem leichten Schmunzeln, während ich auf einem Baum, ganz nah an dem Vogel saß und auf den passenden Moment wartete. Scheinbar war das Nest des Vogels hier und somit hielt er sich etwas länger auf. Mit einer gezielten Bewegung schoss ich vor, griff den Vogel mit meiner rechten Hand und brach ihm das Genick. Kurz und schmerzlos. „Beskytte kroppen, ta ham på. Hold ham og, gi ham udødelighet“, wisperte ich in meiner Muttersprache und strich sanft über den Kopf des Vogels, bevor ich ihn in meinem Rucksack verstaute. Die Zubereitung würde erst im Dorf gemacht und deshalb würde ich nur den toten Vogel bringen.
Ein weiterer Donnerschlag grollte über mir am Himmel, schien die Welt erschlagen zu wollen und in hunderte Splitter sprengen. Es klang irgendwie majestätisch und beängstigend. Inzwischen hatte es auch begonnen zu regnen, wobei viel davon von den Bäumen abgehalten wurde, die hier noch recht dicht standen. Aber auch wenn es nicht so wäre, würde mich das nicht weiter stören. Es war ja nur etwas Wasser und deshalb keinesfalls schlimm oder störend. In zu großen Mengen natürlich unangenehm und mit dem aufkommenden Wind durchaus gefährlich – Unwetter konnte immer gefährlich werden – aber noch, hier im geschützten Wald, war alles okay. Ich kletterte vorsichtig von dem Baum auf dem ich mich befand herunter und folgte meinen ausgeprägten Sinnen in die Richtung des Treffpunkts. Musste es nicht bald soweit sein? Und besser man war etwas zu früh da, als sie warten zu lassen. Ja, doch. Ich wollte lieber der erste am Treffpunkt sein und sie empfangen, statt dass sie nachher schon wieder verschwand, weil sie vielleicht dachte, dass ich gar nicht kam. Sehr präzise war ‚morgen Mittag’ ja nun wirklich nicht gewesen und deshalb hoffte ich einfach, dass wir beide ein ähnliches Zeitgefühl hatten. Ich wusste, dass man bei den aktuellen Wetterverhältnissen nichts an der Stellung der Sonne oder so ausmachen konnte, also war sie so gesehen in diesem Punkt ebenso blind wie ich. Dieser Gedanke ließ mich kurz etwas schmunzeln. Dann erreichte ich aber auch schon den Waldrand. Alles war still, abgesehen von dem Sturm, der um mich herum tobte. Ich hatte es schlimmer erwartet, als es hier im Moment war. Es regnete, jeder Donnerschlag schien die Welt zu erschüttern und der Wind ließ die Bäume sich biegen, bis manche fast den Boden küssten, aber es war für mich noch aushaltbar. Ertragbar, irgendwie. Vermutlich lag das auch daran, dass ich gleich Renesmee sehen würde und dass ich deshalb durchaus etwas nervös war und alles andere ein wenig ausschaltete. Ich wollte sie nicht verpassen, wollte ihre Schritte nicht überhören, wenn sie sich näherte. Also kletterte ich auf einen dicken, standhaften Baum am Waldrand und blieb lautlos in der Krone, verdeckt von Ästen und Blättern, sitzen. Meine Augen schloss ich und meine gesamte Konzentration lag auf den Geräuschen um mich herum. Ich musste mich schließlich ein wenig anstrengen, um bei diesem Wetter jede Regung wahr zu nehmen, die nicht von dem Sturm verursacht wurden. Und dann wartete ich einfach.
Ich sah mich aufmerksam um, bevor ich den Raum betrat. Wow... Das hier war ein seltsamer Ort... Was das hier wohl gewesen war bevor es verlassen wurde? Ich legte mein Gepäck ab und zog die Jacke aus. "Ein Kamin... Hätte ich hier nicht erwartet..." Ich kniete mich neben die blecherne Feuerstelle und begutachtete sie. Ob der Kamin noch in Ordnung war? Wohl kaum. Kurzerhand kletterte ich auf den Fenstersims und versuchte das Abzugsrohr von der Decke zu lösen. Das Ding war verrosteten und brach leicht. Rostige Stückchen fielen zu Boden. "Habe gleich..." Provisorisch leitete ich den Abzug so um, dass wir nicht hier drinnen ersticken, nur wegen eines verstopften Kamins. "So... Fertig." Zufrieden begutachtete ich meine Leitung. Abgedichtet hatte ich das alles mit Stofffetzen. Aus den Holzteilen schichtete ich einen kleinen Haufen auf. Dann kramte ich in meinem Rucksack nach der Dose mit dem Zunder. Ich nahm ein Stück des Baumpilzes heraus und legte es vor mich. Die Dose verstaubte ich wieder in meinem Gepäck. Wo war der Feuerstahl nur...?
Der Wind nahm zu, pfiff durch alle möglichen Ecken und wehte mir meine Haare, die ich daraufhin immer wieder aus dem Gesicht streichen musste, wild durcheinander. Ein super Wetter war das. Zum Glück war der Wind gerade noch umgeschlagen, sodass ich nun mit ihm und nicht gegen ihn lief. Das erleichterte es mir um einiges. Ich war zwar schon so schnell unterwegs, aber der wind fegte mich nur noch schneller nach vorn. Irgendwie konnte ich es auch kaum erwarten, endlich da zu sein. Ob er schon wartete? Wenn ja hoffentlich nicht zu lange, denn das wäre mir wirklich unangenehm, auch, wenn man absolut nicht wissen konnte, wie spät es gerade war. Naja und auf eine feste Zeit hatten wir uns sowieso nicht festgelegt, da es ja keine richtig laufende Uhr hier gab und es gewissermaßen auch unnötig wäre. Dann würde der eine dann kommen, der andere dann - und im Nachhinein hätte das aufs Gleiche hinaus geführt. Sobald ich die breite Hauptstraße und schon die hochgewachsenen Bäume des Waldes entdeckte, spähte ich neugierig auf. Mein Blick glitt durch die Gegend. Nach einer Gestalt suchend. Aber irgendwie fand ich niemanden. Entweder.. er käme noch oder er war schon weg, weil er vielleicht dachte, dass ich das Treffen geschmissen hatte. In mir stieg schon leichte Verzweiflung hoch. Warum bin ich denn nicht früher gekommen?, redete ich mir enttäuscht ein und verlangsamte ruckartig mein Tempo, blieb sogar beinahe stehen. Und wo sollte ich jetzt hin? Wieder nach Hause? Nein. Ich entschied mich dazu, unter den Bäumen Schutz zu suchen und noch ein wenig zu warten. Irgendwie hoffte ich ja doch noch, dass er kommen würde. Nervös war ich schon ein wenig, aber man konnte jetzt nicht sagen, ich sei so hibbelig, dass ich später kein Wort herausbringen würde. Wie es ihm wohl erging? Wie er sich fühlte? Wahrscheinlich setzte er wieder die gleiche, kühle und total selbstbeherrschte Maske auf. Er konnte das irgendwie so gut. Dann wüsste ich aber nicht, wie ich reagieren würde, denn das würde mich bestimmt nur noch unsicherer machen.. Schnell verwarf ich den Gedanken seufzend, als ich die Straße überquert hatte und mich an einem Stamm einer Eiche anlehnte. Regen kam durch die dichten Blätter zum Glück nicht hindurch, war heute schon genug nass geworden. Mit dem Blick nach vorn gerichtet stand ich da, wartete darauf, dass irgendetwas passierte. Gesehen hatte ich Elija noch nicht.
Im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, was es war. Ich saß erst ein paar Minuten hier, aber der Sturm war wie ein Dauerrauschen in meinen Ohren und es fiel mir schwer ihn auszuschalten und die anderen Geräusche zu isolieren. Aber da waren doch Schritte gewesen, oder? In diesem Moment wäre es wohl praktisch gewesen, wenn ich etwas gesehen hätte, aber ganz wirklich brauchte ich es auch nicht, denn es waren Schritte. Und sie näherten sich behutsam dem Waldrand und damit dem Baum, der mich im Moment halbwegs trocken hielt und schützte. Es war ein dicker, großer Baum, aber selbst er hatte schon ein wenig nachgegeben, wog im Wind hin und her und ich war mir nicht ganz sicher, ob er nach diesem Sturm noch so gerade stehen würde wie davor. Im Moment stand er aber und das war wohl die Hauptsache.
Sie brauchte nur in meine Nähe kommen, damit ich mir sicher sein konnte, dass es die junge Wachi war, die sich da auf mich zu bewegte und so war es dann auch – ich nahm ihre Ausstrahlung wahr, sog sie geradezu in mich auf und genoss es einen Augenblick. Diese Aura oder was es auch war, war so anders als die eines Achak und für mich ziemlich faszinierend. Vermutlich lag das aber auch daran, dass es Renesmee war und nicht einfach generell an der Ausstrahlung einer Wachi. Wobei das irgendwie noch übertrieben war. Wir kannten uns kaum und ich hoffte nur, dass sich das ändern würde. Plötzlich stiegen Zweifel in mir auf. Was war denn, wenn sie sich dafür entschieden hatte, dass ihr all das zu kompliziert war, um es zu versuchen? Wenn sie heute Leb wohl sagen wollte und dann verschwinden? Dann werde ich damit auch klar kommen. Wir.. wir kennen uns ja kaum, munterte ich mich gedanklich auf und kletterte dann ein wenig in der Baumkrone herum, bis ich an einem Punkt angekommen war, der mir einen Absprung ermöglichte. Renesmee hatte sich exakt an den Baum neben meinem eigenen gelehnt und so landete ich tatsächlich noch relativ sanft und leise neben ihr auf dem nassen Waldboden. Ich landete hockend, eine Hand auf den Boden gestützt, sah zuerst nach oben und stand dann auch auf. „Hey“, sagte ich einfach nur und blickte sie an, soweit es mir eben möglich war. Immerhin gab ich ihr so das Gefühl, als würde ich sie ansehen – hoffte ich. Bisher hatte mir noch niemand gesagt, ob meine blinde Art Menschen anzusehen denn tatsächlich funktionierte. Vielleicht guckte ich ja auch direkt an ihnen vorbei ohne es zu wissen – das wäre schon sehr doof dann, aber ich ging mal einfach davon aus, dass das nicht der Fall war und meine Sinne es mir ermöglichten tatsächlich da hin zu schauen, wo ich hinsehen wollte.
Leise summend hatte ich da gestanden, der Blick auf den Boden gerichtet. Ich war irgendwie total abwesend, achtete nicht auf meine Umgebung, weil ich einfach nicht davon ausging, dass hier bei diesem Wetter plötzlich jemand hinter dem Baum hervor springen würde - oder vom Baum herunter. Ich hatte wirklich beinahe einen Herzstillstand bekommen, als Elija neben mir auftauchte. Wo auch immer er her kam, ganz sicher nicht von vorne oder der Seite. Alamierend und aus Reflex griff ich zu meinem Dolch, war schon dabei diesen herauszuziehen, da ich dachte, mich griff jemand Fremdes an. Mein Atem stockte einen Moment und selbst als ich die schon bekannte Achakgestalt neben mir wahrnahm, konnte ich mich erst einige Sekunden später fassen. Meine Hand sank und ich ließ einen sichtlich erleichterten Ton von mir hören, schloss für einen Moment aufgebracht die Augen und wandte meinen Blick dann Elija zu. ''Mein Gott, du hast mir echt nen Schrecken eingejagt..'', gab ich dann leicht kopfschüttelnd zu. Er konnte meinen sichtlich geschockten Gesichtsausdruck, der jedoch kurz danach in ein leichtes Lächeln umschwang, wahrscheinlich nicht erkennen, aber in meiner Stimme war bestimmt deutlich zu vernehmen, dass ich von ernsthafter Gefahr ausgegangen war. Ouh man. Da sprang er einfach vom Baum, jagte mir nen riesen Schrecken ein und stand einfach so neben mir, als wäre nichts gewesen und als wäre es das Normalste überhaupt einen Menschen zu begrüßen, indem man ihn so überraschte. ''Sitzt du schon lange auf dem Baum?'', fragte ich ihn dann leicht lachend. Ja wirklich. Wie lange saß er denn schon da? Und wie konnte er wissen, dass ich es bin? Es war verrückt. Immerhin hatte ich nicht bemerkt, dass er da oben saß. Und er hatte ohne dass ich etwas sagte und tat erkannt, wer denn da am Baum stand. Das nächste Mal würde ich definitiv nachschauen, ob denn da jemand auf dem Baum saß. Echt schräg der Kerl.. Ich musterte den Achak, als würde ich ihn das erste Mal sehen. Zwar war es nicht so, aber.. seine Gestalt faszinierte mich erneut. Reiß dich zusammen, ermahnte ich mich selbst, nachdem mir aufgefallen war, dass ich ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte. Aber zum Glück konnte er das ja nicht sehen..
Ich sah Kata mehr oder weniger interessiert zu und lehnte mich an den Tisch. Ich machte selten bis nie Feuer, weil ich es nicht brauchte. Ich musste mein Essen nicht kochen,braten oder sonstiges und ich musste auch kein Feuer gegen wilde Tiere haben, da ich meist auf einem Baum schlief. Meine Jacke tropfte auf den Boden und inzwischen hatte sich eine Pfütze unter ihr gebildet. " Ich suche Feuerholz....", murmelte ich, weil ich die drückende Stille nicht mehr aushielt und verließ den Raum. Ich wanderte fast lautlos den Gang entlang und blieb vor der nächsten Tür stehen. Sie sah genauso aus, wie die Tür zu unserem Raum. Langsam drückte ich die Klinke runter und öffnete die Tür. Der Raum war leer bis auf einen Tisch und diesmal vier Stühle. Alle waren noch ganz. Ich beschloss zwei zu holen, einen zum drauf sitzen und einen zum verfeuern. Auf den Stühlen war kein Lack, der uns Probleme bereiten konnte. Alles wirkte viel zu einfach, alles wirkte, als wäre es nur dafür da um ein Feuer zu machen. Es gab einen Kamin und das perfekte Brennholz. Der Wind rüttelte an dem Fenster und riss mich aus den Gedanken. Schnell schnappte ich mir zwei Stühle und trug sie eilig zu unserem Raum. Die Tür ließ ich auf und zuckte bei dem Knall zusammen, als die Tür schwer ins Schloss fiel. Einen Aufschrei konnte ich so grade noch unterdrücken. Ich rannte fast zu unserem Zimmer und stieß hastig die Tür auf. Ich stellte die Stühle ab und knallte die Tür zu, dann lehnte ich mich dagegen und atmete tief durch. "Hier gefällt es mir nicht...!", knurrte ich und stieß mich wieder von der Tür ab. Ein Donner rollte über das Haus hinweg und meine Trommelfelle schienen zu platzen von dem Lärm. Das Unwetter entlud sich mit aller Gewalt. Ich stellte einen Stuhl neben den einen ganzen und den anderen neben die Überreste des anderen Stuhls. Meine Oberschenkel und Beine waren eiskalt und immer noch klatschnass. Wenn Kata nicht mal langsam das Feuer anbekam, dann würde ich... würde ich. Mir fiel nichts ein und ich atmete tief durch. Irgendwie musste ich daran denken, dass heute morgen noch alles normal gewesen war. Ich hatte ein neues Opfer gefunden und mich ernährt, dann war ich weiter gezogen. Erst seid ich Kata getroffen hatte, ging alles den Bach runter.
Wärend Keya nach Feuerholz suchte, nahm ich den Feuerstahl und schob ihn mir über die kalten Finger. Der Reif erinnerte entfernt an einen Schlagring und besaß einen Dorn auf der Unterseite, sodass man ihn notfalls auch als Waffe gebrauchen konnte. Der Stahl war kühl und lag gut in der Hand. Bisher musste ich auf diese Option jedoch noch nicht zurückgreifen, zum Glück. Mit dem Flint schlug ich auf den Stahl und die ersten Funken blitzten auf. Plötzlich war Keya wieder zurück und ich schreckte auf als sie die Stühle so abubt abstellte. "Hast du jemanden gesehen?" fragte ich sofort und hielt inne. Was sah sie mich denn so böse an? Hatte ich was falsch gemacht..?
Der Donner entlud sich und sofort danach erhellte ein Blitz unsere Unterkunft. Jetzt war ich definitiv lieber in diesem unheimlichen Haus als draußen unter freiem Himmel. Ich wäre so ziemlich überall lieber als draußen...
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