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Es waren schon ein paar Stunden vergangen, seit Sophia sich durch den alten Kellergang aus dem Haus geschlichen hatte. Sie hatte noch eine kurze Nachricht hinterlassen – geschrieben mit einem eigentlich schon leeren Kulli auf ein Stück einer alten Zeitung. Ich werde nach Lucas suchen. Viel Erfolg euch, vielleicht sehen wir uns bald wieder, Phia . Keine herzlichen Abschiedsworte oder irgendwas, sondern nur eine kurze Nachricht, damit sie wussten, dass sie weg war und vorerst nicht zurück kommen würde.
Phia lief durch die verlassenen und ziemlich verwüsteten Straßen. Sie hatte ihre Wasserflasche noch mal schnell aufgefüllt mit dem abgekochten Wasser in der Küche, damit sie zumindest für kurze Zeit etwas Verpflegung hatte, aber sie wusste selbst, dass das nicht lange reichen würde. Vor allem das Blut in ihrem Körper würde nicht lange genug reichen, aber sie sträubte sich vor dem Gedanken einfach so einen Menschen anzugreifen. Mit Lucas war das etwas Anderes – er gab ihr freiwillig einen Teil von sich ab. Hatte es getan. Jetzt war er vermutlich tot. Nicht so negativ. Er lebt. Er muss leben. Und ich werde ihn schon finden.. irgendwo hier in der Stadt wird er bestimmt sein, muss er doch sein. Er lebt. Er lebt, er lebt, … . Sie wiederholte die Worte immer und immer wieder in ihren Gedanken, einen Dolch fest in der Hand, den Schlagring mit angespannter Faust an den Fingern der anderen. Sie war vielleicht kaum draußen gewesen bisher, aber ein wenig verteidigen konnte sie sich trotzdem. Darauf hatte Brian, ihr Anführer, immer viel Wert gelegt und somit hatten sie alle ein bisschen eine Ausbildung im Nahkampf – wenn man es als solche Bezeichnen konnte. Wirklich viel war es nicht, aber Phia war nicht absolut wehrlos und das beruhigte sie im Augenblick doch sehr.
Sie überquerte eine weitere Straße, wich Müll aus, der ihr entgegen geflogen kam – war das ein alter Pullover? Und – viel wichtiger – hatte da nicht Blut dran geklebt? Ein wenig Panik breitete sich nun doch in ihr aus. Sie schluckte schwer und sah sich einmal panisch um. „Das war altes Blut. Getrocknet und in den Fasern des Pullis. Das muss nicht heißen, dass hier irgendwo jemand ist. Das.. das muss gar nichts heißen“, wisperte sie leise, um sich selbst zu beruhigen. Der Sturm machte eine Menge Krach und bei jedem Blitz zuckte sie ängstlich zusammen, aber trotzdem war es ihr hier zu still. Sie summte leise die Melodie eines Kinderliedes, das ihre Pflegeeltern ihr immer vorgesungen hatten, blickte immer wieder umher und schlich nahe den Gebäuden weiter durch die Stadt. Ihre Kleidung war vollkommen durchnässt und klebte überall an ihrem schlanken Körper, aber es störte sie nicht weiter. Eigentlich wollte sie nur schnell ihren besten Freund finden und dann in irgendeinem dieser Häuser Schutz suchen. Sehr stabil sahen die meisten zwar nicht mehr aus, aber das musste ja nichts bedeuten, oder? Vielleicht hielt das ein oder andere ja mehr, als es nach außen preis gab. Wie auf Kommando gab ein Pfeiler von einem dieser Häuser nach und mit einem lauten Krach, gemischt mit dem überraschten Schrei der Rothaarigen, fiel das Haus in sich zusammen. Phia machte einen Satz nach hinten. Ein Glück war sie nicht schneller gelaufen und somit noch einige Schritte von dem Gebäude entfernt gewesen. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie Angst hatte gleich einen Anfall zu bekommen und sie legte ihre Hand auf die Brust, um sich erstmal wieder zu beruhigen. Abgesehen von ein wenig aufgewirbeltem Staub, der aber schnell vom Regen verdrängt wurde, war nichts bis zu ihr gekommen. Zum Glück. Sie blieb einen Augenblick stehen und bewegte sich dann in einem großen Bogen um das Gebäude herum, nur noch panischer, weil sie jetzt davon ausging, dass jeden Moment jedes Haus in ihrer Umgebung einfach zusammenfallen könnte. Wie ein Kartenhaus, das vom Wind umgestoßen wird . Ein schauriger Gedanke mit dem sie jedem der Häuser einen zweiten Blick widmete, bevor sie sich ihnen näherte. Vor Angst und Kälte begann sie zu zittern und als sie dann ein Stück entfernt zwei Personen nahe einem recht großen, scheinbar ziemlich festen Gebäude sah, wurden ihre Augen groß. Sie blieb wie angewurzelt stehen, hörte einen Moment lang nur ihr pochendes Herz und ihre Gedanken lagen still. Sie konnte kein Stück denken, keinen klaren Gedanken fassen oder irgendwie reagieren. Es waren ein Junge und ein Mädchen und als nach wenigen Sekunden ihr Gehirn wieder funktionierte, wurde Phia klar, dass das da kein normaler Mensch war. Der Kerl war einer dieser Seelenfresser. Achak. Und sie? Sie schien doch normal zu sein, stand aber einfach so neben ihm, als wäre er ebenso normal. Als wäre er keine Gefahr. Und als sie etwas genauer hinsah, merkte die junge Wachi, dass sie beiden tatsächlich Händchen hielten. Dass so etwas möglich war, hätte sie wirklich nicht gedacht – waren Achak nicht blutrünstige, kalte Mörder? Bevor einer der beiden sie allerdings bemerken konnte, machte Sophia auf dem Absatz Kehrt, bog um die nächste Ecke und lief so schnell sie konnte ohne viel Lärm zu machen davon. Auch, wenn die zwei miteinander vielleicht ganz friedlich waren, legte Phia keinen Wert darauf ihr Glück zu testen und ihnen Hallo zu sagen. Nein, nein. Dann würde sie Lucas mit Sicherheit nie mehr wiedersehen.
Als sie zwei weitere Querstraßen überquert hatte und sich links von ihr ein dichter Fichtenwald erstreckte, statt weiteren Gebäuden, lief sie langsam in diese Richtung. Schlimmer als die Stadt konnte der Wald ja wohl nicht sein, oder? Und vielleicht würde sie so einen Zugang zu dem Gebäude finden, wo das skurrile Pärchen vor gestanden hatte. Das hatte nämlich einen ziemlich sicheren Eindruck auf sie gemacht und so wie sie ihren besten Freund einschätzte, wäre das ein Ort, an dem er und die anderen beiden Jungs Schutz vor dem Unwetter suchen würden.
Menschenfresser. Ja, natürlich. Hatte der Kerl mich vorhin nicht gesehen, als ich mit Messer und Gabel in den Händen bewaffnet aus dem Raum getreten war, wo die Tote lag? Als ob! Ich ernährte mich vielleicht von Schmerz und Leid, aber ich war doch kein Kannibale! War ja schon irgendwie unverschämt. Da verspürte ich doch glatt das Bedürfnis ihm zu zeigen, dass ich alles andere als ein Menschenfresser war.. Wobei ich doch gewissermaßen zugeben musste, dass mich das kleine Mädchen eigentlich nicht die Bohne interessierte. Das war einfach nur eine.. recht spontane, nicht weiter überlegte Aussage gewesen, die nicht wirklich etwas zu bedeuten hatte. Zumindest in meinen Augen nicht. Ich hatte kein Interesse daran, kleinen Kindern Leid zuzufügen. Schon alleine aus dem Grund, weil mir das doch meine eigene Kindheit wieder schmerzhaft vor Augen führte. Und an die dachte ich wirklich überhaupt nicht gerne. Dennoch zog der junge Mann seine kleine Schwester schützend hinter sich, machte dann auch noch einen Schritt zur Seite und näher zu Pandora hin. Fast augenblicklich wurde mein Blick wieder kühl und ich musterte den dunkelhaarigen Mann etwas abfällig. Auf für mich noch recht.. unerklärliche Weise störte es mich wirklich wahnsinnig, dass er Pandora so weit auf die Pelle rückte. Wobei ich meinen Blick dann doch wieder recht schnell von ihm mit einem leisen, verächtlichen Schnauben abwandte und die Brünette neben ihm anschaute. Meine grünen Augen flackerten auf einmal wieder belustigt auf, da sie mich schon regelrecht anstarrte. Ihre blauen Augen waren in gewisser Weise wirklich schon fast faszinierend. Bei ihren Worten wanderte mein Blick allerdings von ihren Augen über ihren Hals bis hinunter zu ihrer einen Hand, mit der sie etwas verkrampft eine Bratpfanne festhielt. Was wollte sie denn damit machen? Kochen? Na wenn ich mich da mal nicht einfach selbst einladen würde.. Ein belustigtes Schmunzeln löste meine zusammengepressten Lippen ab und als die Achak dann auch schon wieder das Wort ergriff, konnte ich mir ein Lachen echt nicht mehr verkneifen. "Hast du die Weisheit mit dem Löffel gefressen oder was?" spottete ich, als sie den Menschen vor uns erklärte, dass ich keine Menschen fraß, sondern sie quälte. Na mal ganz ehrlich. Klugscheißen brauchte sie jetzt auch nicht. Ich war mir sicher, dass die Drei vor uns das eigentlich auch wussten, zu was die Wesen heutzutage fähig waren. Ich machte einen kleinen Schritt zur Seite, sodass ich nun nicht mehr direkt hinter der Achak stand, sondern auch- wenn auch unbewusst- ein wenig näher in die Richtung der drei Menschen gerückt war. "Wer sagt hier denn eigentlich, dass dir dein Leben nicht auch mal bald ausgehaucht werden könnte, Achak" spottete ich weiterhin mit leicht rauer Stimme, bevor ich einen kurzen Blick zu dem kleinen Mädchen warf, dass sich hinter dem jungen Mann versteckte.
Er hätte wohl mit dieser Antwort der Achak rechnen müssen. Aber zu seinem Glück probierte sie es nicht aus, den Dreien näher zu kommen. Er hätte auch wirklich nicht gewusst was er dann gemacht hätte. Wie wild mit seinem Messer um sich gestochen, in der Hoffnung sie zu treffen? Wohl nicht gerade die effektivste Methode. Als sie dann versuchte ihm zu erklären, dass der Kailasa kein Menschenfresser war, verdrehte Jareth nur die Augen. Als ob das jetzt irgendwas an der jetzigen Situation ändern würde. Aber gut, sollte sie nur reden. Das war ihm lieber als wenn gar niemand mehr sprach. Und wenigstens schienen die beiden Wesen seiner Schwester inzwischen keine große Beachtung mehr zu schenken. Da hatten sie vielleicht doch etwas Mitgefühl. Zoe war immerhin noch ein Kind. Als Panda dann zu Wort kam, sah er sie kurz überrascht an. Damit hätte er jetzt nicht wirklich gerechnet. Nur leider schienen die anderen nicht wirklich ihrer Meinung zu sein, wäre auch zu schön gewesen. Aber ja, die Achak hatte wohl recht. Panda, Zoe und er hatten eindeutig die schlechtesten Karten von allen. Ob er in diesem Gebäude jemals Schlaf finden würde, mit dem Wissen, dass sich hier noch andere Wesen herum trieben? Wobei er sich erstmal die Frage stellen musste, ob sie die heutige Nacht überhaupt noch erleben würden. Aber bisher waren die Beiden ja noch nicht sonderlich angriffslustig gewesen. Schienen sich eher gegenseitig ziemlich anzustacheln... Was ihn dann jedoch doch etwas irritierte, war der kühle Blick, mit dem ihn der Kailasa betrachtete, als er näher an das Mädchen neben ihn gerückt war. Etwas irritiert runzelte der junge Mann die Stirn. Störte es den Kerl etwa, dass er so nah bei Panda stand? Wenn ja, dann verstand Jareth wohl nur noch Bahnhof. Denn soweit er mitbekommen hatte, hatte dieser Kerl der Brünetten ziemlich heftige Schmerzen zugefügt. Seine jetzige Reaktion passte also nicht ganz zu diesem Verhalten. Ob ihm Panda etwas verheimlicht hatte? Langsam kam er sich hier wirklich recht Fehl am Platz vor. Als wäre er in ein altes Klassentreffen hineingeraten, wo er rein gar niemanden kannte. Vielleicht sollte er fürs erste einfach nur Schweigen und versuchen am Leben zu bleiben. Mehr zu tun kam ihm gerade ziemlich sinnlos vor. Gerade wo er dachte er hätte jemand neuen kennen gelernt, dem er vertrauen konnte. Aber wie es aussah, kannte Panda diesen Kerl wohl besser, als wie sie zu geben wollte. Klar, es ging Jareth rein gar nichts an, mit wem das Mädchen ihre Vergangenheit verbracht hatte. Aber er hasste es belogen zu werden. Und genau so fühlte er sich momentan. Wenigstens machte es langsam Sinn, dass der Kailasa sie nicht umgebracht hatte. Irgendwoher schienen sie sich wohl zu kennen. Ob sie nun alte Freunde, Liebende, Verwandte oder was auch immer waren. So genau wollte er das gar nicht wissen. Die Tatsache das Panda ihm vorgespielt hatte, sie wüsste nicht warum der Kailasa soie nicht getötet hatte, brachte ihn schon genug aus dem Konzept. Es dauerte auch nicht lange, bis er wieder den Schritt zur Seite zurück machte, während er den Kerl wachsam im Auge behielt. War wohl besser ihn nicht zu verärgern. Kurz drehte er sich um und starrte zu der Holztür, die direkt in seinem und Pandas Rücken lag. Würde da jetzt jemand reinkommen, hätten sie wohl auch ein großes Problem. Vorsichtig schob er schließlich Zoe wieder seitlich vor sich. Momentan erschien ihm das Sicherer zu sein. So konnte er sie zumindest besser beschützen.
Gott, als würde es jemanden interessieren ob ‚Menschenfresser‘ nun die richtige oder falsche Bezeichnung war. Was erhoffte die Achak sich davon? Naja, spielte im Grunde genommen ja auch gar keine Rolle. Viel mehr interessierte mich nun die Antwort die sie mir entgegen brachte, als ich den Mund mal wieder auf machte. Ich wollte mir definitiv nicht eingestehen, dass sie Recht hatte, auch wenn es im Endeffekt tatsächlich so war. Natürlich hatten Jareth, Zoe und ich wenns um ‚Fressen oder gefressen werden‘ ging die geringsten Chancen. Aber das war einfach absolut gar nicht akzeptabel. Immerhin hatten wir den Kailasa gestern auch erledigen können. Wieso sollten wir denn das nicht nochmal hin bekommen, wenn wir es schon einmal geschafft hatten? „Ihr seht beide eigentlich wohl genährt aus... ein bisschen Fasten kann sicherlich nicht schaden.“, grummelte ich leise vor mich hin, eher zu mir selbst wie zu den Beiden, bzw. genauer zu der Achak, weil ja nur sie etwas zu meinen Worten gesagt hatte. Zasha selbst hatte mich nur wieder eindringlich angesehen, was mir auf eine Art und Weise zwar noch immer unangenehm war, mittlerweile aber langsam nicht mehr ganz so sehr verunsicherte wie noch die Sekunden und Minuten zuvor. Wobei sein Blick Jareth gegenüber auch nicht unter gegangen war, aber die Tatsache, dass Jareth tatsächlich kurz darauf wieder etwas von mir... weg trat verwirrte mich und stimmte mich irgendwie.. unsicher dem Vertrauen gegenüber des jungen Mannes. Ließ er mich doch alleine, sobald die Situation richtig brenzlig wurde. Jetzt wo seine Schwester dabei war und er die verteidigen musste? Da war ich eine Last zu viel, wie es schien. Das war irgendwie enttäuschend und erinnerte mich nur einmal mehr daran, dass ich alleine besser dran war. So wie die letzten drei Jahre auch. Er war nicht weniger und nicht mehr enttäuschend wie die Anderen denen ich in dieser Zeit begegnet war. So wie es schien. Da verließ mich ja fast die Motivation hier nochmal den Mund aufzumachen und mich auch nur im Entferntesten einzubringen. Das versetzte mir jetzt gerade echt einen Hieb, auch wenn ich das mir selbst schon äußerst ungerne eingestand. Trotz dem Aufeinandertreffen mit Zasha und dem darauffolgenden Schwur mir selbst gegenüber, dass ich nicht mehr so naiv sein würde, schien ich schon wieder einen Fehler gemacht zu haben. Zumindest kam mir das gerade so vor. Kaum wurde es ernst, wurde man doch stehen gelassen. Und das der Kailasa noch näher kam veranlasste mich dann doch eher reflexartig dazu die Pfanne in die Höhe zu halten. „Komm... mir nicht näher!“, forderte ich leise aber mit durchdringlicher und durchaus ernst zu nehmender Stimme auf. Wobei das leichte Zittern dennoch nicht zu vermeiden war. Aber hey, wenigstens schien ich den schweigsamen, eingeschüchterten Punkt zu diesem Zeitpunkt endlich überwunden zu haben. Ob das nun gut war oder nicht, darüber ließ sich streiten.. vor wenigen Tagen, bei unserem ersten aufeinandertreffen war es sicher nicht die beste Strategie gewesen um sich zu verteidigen.
Eine Psychiatrie war vielleicht wirklich ganz spannend. Ich war noch nie in einer gewesen und wusste demnach auch nicht, wie es darin aussah. Genauso abschreckend wie von außen? Immerhin war es eine Psychiatrie.. und meines Erachtens gab es dort viele kleine Räume, also die Zellen wo die Patienten bestimmt saßen, und einige merkwürdige Dinge. Das stellte ich mir zumindestens so vor. Jedoch bot die Psychiatrie mehr Schutz, also wäre es banal von mir, zu sagen, ich wolle nicht da rein gehen, weil das alles eine merkwürdige Ausstrahlung hat. Oder waren es vielleicht tatsächlich tote Seelen, wie Elija gesagt hatte? Man wusste ja nie. "Tote Seelen, ja genial..", meinte ich dann auf seine Aussage hin und lachte kurz auf. "Da läuft dir ja das Essen entgegen - oder fliegt." Oder irrte ich mich da? Können Achak nur frische Seelen von gerade eben erst getöteten Menschen zu sich nehmen? Mit einem letzten Blick zum Gebäude entschied ich, rein zu gehen. "Komm." Ich nahm meine eine Hand nun von unseren beiden weg und lief direkt auf die große schwere Tür zu, die aussah, als stünde sie hier schon einige Jahrhunderte. Bei seiner Aussage verdrehte ich grinsend die Augen. "Jaja, schon gut. Das Wetter ist schuld.", gab ich dann betont zu und zog die eiserne Klinke des Todes zurück, woraufhin sich die Tür leicht quietschend öffne und ich gespannt einen Blick ins Gebäude warf. Ich war ziemlich angespannt. Warum, weiß ich auch nicht. War es wieder diese Aura? Aber ein Gebäude könnte schlecht eine Aura haben. Nur Personen. Da stockte mein Atem und ich drehte mich leicht geschockt zu Elija um, hielt in meiner Bewegung inne und wagte es noch nicht, einzutreten. "Und was ist, wenn hier jemand ist?", fragte ich ihn dann beinahe flüsternd, damit uns ja niemand hören konnte. Na gut, man hätte spätestens die Tür aufgehen gehört. Zwar ging ich nicht davon aus, dass hier unbedingt jemand war, doch meine Vorsicht überwog und mein Gefühl hatte auch nicht immer unrecht. Im direkten Eingang zumindestens hatte ich niemanden gehört und gesehen. Also war vielleicht niemand da? Gespannt wartete ich auf Elijas Antwort, wobei ich mich doch sehnte, so schnell es ging darin Schutz zu suchen, da der Regen zuzunehmen schien.
Ganz offensichtlich nahm sie es mir nicht übel, dass ich so einen schlechten Scherz gemacht hatte – vielleicht war er ja auch gar nicht ganz so schlecht, da sie darauf ein wenig einging. „Ist doch super. Damit ist deine Seele auf jeden Fall gesichert“, meinte ich grinsend und drückte leicht ihre Hand. Als würde ich ihr etwas tun können. Ich glaube ich würde mich nicht mal von ihr nähren, wenn es nur noch sie und mich gab… dann könnte sie gerne etwas von meinem Blut haben – nicht unbedingt alles, aber ein bisschen was konnte ich schon entbehren. Aber ich würde mich nicht an ihr vergreifen oder irgendwas tun, was ihr schadete. Dafür bedeutete sie mir jetzt schon zu viel. Was wirklich irgendwie merkwürdig war, in Betracht dessen, dass wir einander gerade mal wenige Tage kannten und kaum mehr, als die gegenseitige Wesensart von einander wussten. Aber leugnen konnte ich es auch nicht – sonst wäre ich ja auch niemals zu unserem Treffpunkt gekommen heute.
Ich hörte, wie ihre Hand den alten Türgriff umfasste und das Quietschen der Tür war ja kaum zu überhören. Außerdem hatte ich den Geruch von altem Holz, festem, nassen Stein und generell dem ganzen alten Gebäude in der Nase. Es roch abweisend, irgendwie fremd, aber es schien sicher zu sein für den Sturm und das war mir gerade am wichtigsten. Also ignorierte ich den Rest einfach. Ich hatte auch keinen Gedanken darauf verwendet, dass wir eventuell nicht alleine da drinnen sein könnten, bis Renesmee es aussprach. Sofort spannte ich mich wieder an, jedes Lächeln verschwand einen Moment und meine Sinne schärften sich. Müsste ich nicht zumindest auch ein wenig die Ausstrahlung eines anderen Wesens spüren? Wenn da drinnen ein Mensch oder eine Wachi waren, würde es mir vielleicht schwer fallen, weil Menschen meiner Meinung nach dieses gewisse Etwas fehlte und naja, Renesmee stand direkt neben mir. Eine weitere Wachi zu spüren würde mir gerade etwas schwer fallen, weil sie einfach so intensiv auf mich wirkte. Aber einen Achak oder Kailasa? Doch, ich ging davon aus, dass ich das schon bemerken würde, tat es aber nicht. Es war merkwürdig und im Nachhinein redete ich mir ein, dass es daran lag, dass ich einfach nicht wollte, dass da jemand anderes war. Ich wollte mit Renesmee alleine sein und die Zeit genießen, die wir hatten. Nach dem Sturm würde ich ins Dorf zurück müssen, aufräumen helfen und alles, aber jetzt, das war unser Moment und den wollte ich mir nicht zerstören lassen. Dennoch griff ich mit der freien Hand nach meinem Dolch und blickte in Renesmees Richtung. „Wenn da tatsächlich schon jemand drinnen ist, können wir uns wohl verteidigen“, wisperte ich ebenso leise, wie sie zuvor, zurück. Und das meinte ich so. Immerhin war ich ein Krieger in meinem Volk, ein Jäger und Kämpfer. Und die junge Wachi neben mir hatte, neben ihrer besonderen Gabe Männer zu beeinflussen, jahrelang alleine gelebt und es trotzdem geschafft sich zu nähren und zu überleben. Ich ging nicht davon aus, dass wir so schlechte Karten hatten, wenn wir zusammen kämpften. Also lächelte ich leicht und drückte anschließend die schwere Tür ganz auf, ohne zu ahnen, wer und was uns dahinter tatsächlich erwartete.
Ich folgte Kata auf leisen Sohlen und sah sie dann an. Entschlossenheit lag auf ihrem Gesicht, aber ich sah die Angst in ihren Augen. Solange andere ihre Maskerade nicht durchschauten, sollte sie sich ruhig weiter etwas vormachen. Mir war es egal. Ich hörte lieber zu, was unten geredet wurde und stieg dabei langsam die Treppe runter. Unten blieb ich stehen, sah mich kurz nach Kata um und lauschte dann weiter, was geredet wurde. Soweit ich das bis jetzt mitbekam, bedrohten alle den Kailasa und der drohte fröhlich zurück. Alle gegen den Riesen. Ich musste ein wenig grinsen, weil die Vorstellung so absurd war und spähte vorsichtig um die Ecke. Der riesige Kailasa mit den dunklen Haaren, ein junger Mann, Mensch, ein kleines Mädchen und eine junge Frau. Als letztes sah ich die Achak. Eine junge Frau mit weißen Haaren, von meiner Position aus sah sie nicht so groß aus und auch irgendwie nicht so wirklich gefährlich, aber ich zog sofort den Kopf zurück und hielt die Luft an. Ich hatte noch nie eine Achak getroffen und war mir auch nie sicher gewesen, ob es sie wirklich gab, aber als ich diese seltsame Frau gesehen hatte, war ich mir absolut sicher, dass sie eine war. Ich fragte mich, ob es stimmte, dass sie blind waren, aber dafür um so besser hören konnten. Was machten drei Menschen, ein Kailasa und eine Achak dort am Flur unseres Unterschlupfes? Ich drehte mich zu Kata um und hauchte ihr fast lautlos ins Ohr:" Kailasa, Menschen und Achak!" Ich atmete einmal tief durch und spähte nochmal um die Ecke. Die redeten immer noch über Sachen, die ich für eigentlich total unwichtig hielt, aber wenn sie meinten, dann konnten sie das natürlich tun. Die junge Frau mit den braunen Haaren (Panda) hatte Panik, ihre Pupillen waren winzig und ich fragte mich, ob das an den halb verheilten Würgemalen lag, die sie am Hals zur Schau trug. Ob der Kailasa daran Schuld war und sie deswegen so Angst hatte? Ich blickte da nicht mehr so ganz durch, auf jeden Fall war der Kailasa wütend. Er drehte mir zwar den Rücken zu, aber seine Ausstrahlung war alles andere, als freundlich und seine Schultern waren verspannt. Ich sah wieder Kata und und biss die Zähne zusammen.
Gespannt hatte ich Keya beobachtet und gehofft, dass uns hier oben noch niemand bemerkte. Bis zur Hälfte der Treppe war ich ihr gefolgt und hatte dann abgewartet. Als sie wieder zurück kam und mir berichtete dass da unten auch noch ein Achak herumlief machte ich mir keine Sorgen mehr um den Kailasa. Nein, der Achak würde uns zuerst töten. Klasse, damit hatten wir geklärt woran wir, oder laut Keya zumindest ich, draufgingen. Aber bis jetzt war ich nicht mal sicher gewesen, ob es so jemanden wie die Achak überhaupt gab. Man hörte zwar Geschichten über die blinden Wesen mit den weißen Haaren, aber gesehen hatte ich noch keine. Und das war auch ganz gut so. Ich war alles andere als wild darauf meine Seele zu verlieren. Aber vielleicht war das besser, als vom Kailasa zu Tode geprügelt zu werden. "Was ist mit den Menschen?" Womöglich waren die nicht zwingend darauf aus uns zu erledigen. Kurz sah ich über das Geländer um ebenfalls einen Blick auf die Gruppe zu erhaschen.
Ich behielt das feine Lächeln auf den Lippen, als der Kailasa mir wieder drohte. "Mein Leben wird mir mir Sicherheit nicht ausgehaucht. Auch wenn ich blind und - zumindest im Vergleich zu dir, Kailasa - schwach bin. Ganz einfach, weil ich im Vergleich zu euch kämpfen kann. Nicht dieses armselige Bisschen Selbstverteidigung oder Überlebenswille, was ihr Menschen besitzt, noch die pure Gewalt", erklärte ich arrogant und ignorierte die genervten Reaktionen auf meine Erklärung. Hach, es war so schön, andere in dem Maße provozieren zu können. Auf das leise Grummeln des Mädchens, dass wir ja fasten könnte, reagierte ich auch nicht. Sie merkte sicher selbst, dass wir nicht den geringsten Grund hatten, darauf einzugehen. Warum auch? Kompromisse waren da, um beiden Seiten zu helfen, und wir hatten im Gegenteil zu den Menschen keinen Nachteil. Ich stutzte kurz, dass ich den Kailasa und mich so leicht zu "wir" zusammenfasste. Naja, momentan vertraten ja nur wir beide uns übernatürlichen Wesen.
Einen Moment lang meinte ich von irgendwo am anderen Ende des Raumes ein Geräusch zu hören, vielleicht von der Treppe, und mir schien es auch, als hätte ich auf einmal noch zusätzlichen Geruch in der Nase. Vielleicht den einer Wachi oder der von noch einem Menschenmädchen, aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein.
Mit einem Mal schwang die Tür geräuschvoll auf und die kalte, nasse Luft des Gewitters schlug mir entgegen. Ich erstarrte erschrocken und holte tief Luft. In der Luft lag nicht nur der wild gemischte Geruch der Natur und des Unwetters, sondern auch der der beiden Neuankömmlinge. Einen davon kannte ich. Ich konzentrierte mich auf den vertrauten Geruch und versuchte einen Namen dazu zu finden. Aber den Achak kannte ich nicht beim Namen, auch wenn ich noch gestern mit ihm über meine Beute geredet hatte. Apropos, direkt neben ihm stand eine Wachi und das war das was mich am meisten irritierte. In dem Tumult der wirbelnden Luft konnte ich es nicht genauer wahrnehmen, aber sie schienen mir doch zu friedlich, zu eng beieinander zu stehen, zumindest in der Situation, dass sie ein Haus betraten. Na gut, ich stand auch nah bei den anderen Wesen hier im Raum, aber mehr um diese zu beunruhigen. Wegen nichts anderem. Aber bei den beiden wirkte es auch nicht so, als ob die Wachiwi gehetzt und verfolgt von dem Achak versucht hätte, sich hier zu verstecken. Sonst wäre sie schon längst unaufmerksam hier reingestürmt. Wachsam wartete ich auf eine Reaktion der beiden auf uns hier Anwesenden und konzentrierte mich dabei vor allem auf meinen Stammesbruder.
''Ja, da kann ich mich um einiges sicherer fühlen, wenn ich weiß, dass wohl noch ein wenig meine Seele behalten werde.'', entgegnete ich dann mit gespielt sorgloser Stimme und konnte daraufhin nur kopfschüttelnd lächeln. ''Und du kannst auch Glück haben. Dir werde ich auch nicht das Blut aussaugen, da ich frisch genährt bin.'' Meine gut gelaunte und neckende Stimme wurde am Ende wohl unbeabsichtigt etwas niedergeschlagender, weil ich an den Vorfall von vorhin denken musste. Zuerst habe ich mich irgendwie ablenken wollen, weil ich einfach nicht von den Gedanken an den Achak neben mir abkommen konnte, doch dann nahm alles doch eine gravierende Wendung, für die ich mich immer wieder aufs Neue schuldig machen konnte. Das war sogut wie das erste Mal gewesen, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Ein Dank an die Katze, die mich von dem Kailasa abgebracht hatte. Wäre diese nicht da gewesen, hätte ich ihn vermutlich komplett ausgesaugt. Wobei.. Ich bin mir nicht sicher, was mir mehr Kummer bereiten würde. Dass ich einen Kailasa fast zur Bewusstlosigkeit ausgesaugt hatte, sodass er ohne meine Hilfe vermutlich nicht von der Stelle gekommen wäre und in sichtlich schlechtem Zustand noch immer dort liegen oder sogar sterben würde. Oder eben, dass ich ihn komplett zum Tode ausgesaugt hätte, obwohl das für mich nicht überlebensnotwendig gewesen wäre, da ich erst gestern Nahrung zu mich genommen hatte, und ich sozusagen ein weiteres Leben einfach genommen hatte - ohne Grund. Beides ist nicht gerade angenehm. Vielleicht hatte Zasha ja recht und ich bin zu gut für die Welt, sodass ich irgendwann selbst an meiner Freundlichkeit starb. In so einer Welt wie heute wäre es vermutlich besser, wenn ich etwas standfester und nicht so leicht zu beeinflussen bin. Bin ich ja eigentlich auch nicht.. Nur bin ich eben kein erbarmungsloser Mörder.
Elija schien ziemlich zuversichtlich zu sein. ''Du hast recht.'', stimmte ich ihm zu. Wir würden uns schon wehren können. Schließlich waren wir zu zweit. Gut möglich, dass sich ebenfalls eine Person dort im Gebäude verirrt hatte, aber auf mehr schätzte ich nicht. Das wäre aber auch ziemlicher Zufall. ''Und wenn, bist du hier ja der, der mich verteidigen muss.'', fügte ich wieder in normaler Lautstärke und leicht lachend hinzu. Das war doch wahr. Ich bin klein, zierlich und nicht gerade die Stärkste. Mit einem Dolch kann ich umgehen, doch sollte ich lieber auf meine Fähigkeit, mich still fortbewegen und meine Stimme als Waffe anwenden zu können, verlassen. Elija war im Umgang mit Waffen bestimmt deutlich erfahrener, so schätzte ich ihn nämlich auch ein. Meine andere Hand ruhte, genauso wie seine, auf der Waffe, doch ging ich ziemlich sorglos hinein und schloss hinter uns dann die mächtige Tür, die wieder ein etwas lauteres Geräusch von sich gab. Ein Echo ertönte, als befänden wir uns in einem riesigen Saal. Ich hatte gerade zu Elija geschaut und als ich mich nun dem 'Saal' zuwandte, stockte mein Atem und ich griff automatisch fester um meinen Dolch. Daher hatte ich dieses mulmige Gefühl gehabt. Hier waren tatsächlich noch einige mehr Personen - nicht nur eine. Was taten die denn hier alle? Um ehrlich zu sein war ich ziemlich aus dem Konzept geraten, starrte die Leute vor mir nur mit leicht geöffnetem Mund an, weil ich es nicht wagte, irgendwas zu sagen. Die Aufmerksamkeit lag wohl auf uns beide, weil alle still wurden. Reflexartig ließ ich Elijas Hand los, starrte die Frau mit dem weißen Haar an. Wahrscheinlich war dies auch eine Achak. Und die anderen.. die kannte ich tatsächlich. Was für ein Zufall, wie schnell sich unsere Wege wieder kreuzten.
… da ich frisch genährt bin , wiederholte ich ihre Worte in meinen Gedanken und wurde damit automatisch an die Situation am vorigen Tag erinnert. Irgendwie war das ja auch ziemlich merkwürdig gewesen. Ich war merkwürdig drauf gewesen, aber vielleicht war das auch ganz gut, weil sonst wären wir uns ja sicherlich nicht wirklich näher gekommen, oder? Und wenn sie abgelehnt hätte sich mit mir zu nähren, wäre es ebenso wenig passiert. Also war es alles in allem schon okay so. Dass Renesmee etwas ganz anderes durch den Kopf ging bei diesen Worten, war mir nicht bewusst. Wie sollte es auch? Ich konnte das ja nicht ahnen.
Gerade, als ich die Tür schon aufgestoßen hatte, sagte Renesmee noch etwas zu mir – dass ich sie verteidigen musste – aber bevor ich etwas darauf erwidern konnte, strömten die Ausstrahlungen der Anwesenden auf mich ein. Es war irgendwie total merkwürdig und ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass ich so unachtsam gewesen war, aber nun gut. Da standen wir nun und während ich einmal kurz versuchte zu analysieren, wie viele Personen da vor uns standen, entzog Renesmee mir auch schon ihre Hand und ziemlich zeitgleich erkannte ich den Duft einer anderen Achak. Der Achak, mit der ich am Morgen zuvor noch gesprochen hatte. Die weibliche Jägerin, die ich für ihre Selbstständigkeit bewunderte.. na das konnte ja lustig werden. Was machte sie überhaupt hier? Da war noch ein Kailasa und Menschen? Mindestens zwei. Ganz genau konnte ich es nicht sagen, weil es ein bisschen überfordernd war im Augenblick für meine Sinne. Die Tür schlug hinter uns wieder zu und der laute Sturm war wie erstickt. Man hörte ihn schon weiterhin, auch hier drinnen, aber so viel leiser, dass er in meinen Ohren erstmal wie erstummt wirkte. Die Achak schien nah bei den anderen zu stehen. Vielleicht denkt sie ja wie ich? Vielleicht lernt sie die anderen Rassen kennen, lernt zu verstehen und sich – nein. Moment. Da sind Menschen. Was will sie denn mit Menschen? . Meine Meinung Menschen gegenüber war sicherlich nicht die beste – sie waren meiner Ansicht nach die niedrigsten Wesen, die aktuell auf unserer Erde lebten und definitiv der Grund dafür, dass sie so kaputt gegangen war. Klar, es hatte auch wieder etwas Gutes, weil sich die restlichen Rassen vielleicht nicht oder anders entwickelt hätten, aber sicher konnte man das auch nicht sagen. Menschen waren einfach schwach und verdienten es nicht weiterhin einen festen Platz auf der Erde zu haben. Als Nahrung taugten sie allerdings doch ziemlich gut. Mithilfe meiner Nase und meinen Ohren gab ich mir Mühe den Raum und die Anwesenden genauer zu bestimmen, aber so ganz klappte es nicht. Und was ich sagen sollte, wusste ich auch nicht. Die Stimmung hier drinnen wirkte auf mich drückend und angespannt – also eher kein gemütliches Pläuschchen am Feuer. Schade aber auch. Renesmee und ich hätten hier nicht rein gehen sollen , schoss es mir durch den Kopf und ich machte mir selbst Vorwürfe, dass ich nicht aufgepasst hatte. Wofür besaß ich denn meine tollen Sinne, wenn sie mir rein gar nichts nützten? Aber gut. Jetzt standen wir schon mal hier und wieder raus in den Sturm wollte ich wirklich nicht. Ich umfasste meinen Dolch fester, setzte eine ausdruckslose, aber doch irgendwie abweisende Miene auf und ballte die jetzt wieder freie Hand zu einer Faust.
Bevor sich Jareth noch weiter Gedanken über diese aussichtslose Situation machen konnte, hörte er wie die Haupttür des Gebäudes geöffnet wurde. Ohne die Reaktionen der anderen abzuwarten, zog er Panda und Zoe mit sich, weg von der schweren Holztür und natürlich somit auch etwas weg von den fremden Wesen. Wäre auch wirklich dumm gewesen, sich genau in deren Richtung zu retten. Sollten sie einfach diesen Moment nutzen, um sich aus dem Staub zu machen? Vielleicht wären der Kailasa und die Achak ja abgelenkt genug. Ein Versuch wäre es zumindest wert. Aber vorerst wollte er sich vergewissern, was Panda eigentlich von dem ganzen hielt. Er würde sie später zur Frage stellen, was das mit dem Kerl zu bedeuten hatte. Momentan waren die beiden Menschen eben auf einander angewiesen. Und er fand es auch mehr als beruhigend, sie an seiner Seite zu haben. Ein Grund, das ganze erstmal tief in sich zu begraben. „Langsam wird mir das ganze hier zu viel.“ murmelte er kaum hörbar, an die Brünette gewandt. Die zwei Fremden schienen ja nicht zu reichen. Nein, es mussten ja nochmal zwei Gestalten das Haus betreten. Und natürlich keine normalen Menschen, sondern wieder einer von diese weißhaarigen Wesen und dann noch diese andere eben. Was genau sie war, wusste er nicht. Aber er kannte sie. Nach Pandas und seinem Badeausflug, waren sie auf die junge Frau gestoßen. Soweit er sich erinnern konnte, war sie jedoch nicht unbedingt feindselig auf die Beiden gestimmt. Also vielleicht hatten sie ja Glück und es befand sich zumindest eine vernünftige Person in diesem Raum, die nicht versuchte mit ihrer Überlegenheit anzugeben. Mal sehen. Er fand es allerdings sehr irritierend, dass die Frau so nah bei dem weißhaarigen stand. Der gleichen Rasse gehörten sie ja eindeutig nicht an. Und Jareth dachte immer, die Wesen würden sich untereinander auch nicht besonders ausstehen können. Aber da hatte er sich wohl wieder einmal getäuscht. Man lernte eben immer wieder dazu. Nur sollte noch jemand planen durch diese Tür zu schreiten, dann doch bitte nur noch ein menschliches Wesen. Denn langsam fühlte der junge Mann sich eindeutig in der Unterzahl. Ein bisschen Unterstützung wäre nicht schlecht. Vor allem da der neue Achak sichtlich eine Waffe bei sich trug. War wohl abzuwarten, was nun passieren würde. Sollten sie sich doch am besten alle gegenseitig bekämpfen. Er suchte hingegen erst einmal unauffällig den Saal nach Nebentüren ab, die relativ stabil aussahen und sich in Pandas und seiner Nähe befanden.
Oh Gott! Hier passierte gerade einfach viel zu viel auf einmal. Zuerst Jareth, der sich von mir entfernte, dann dieser.. Blick von Zasha, die Achak und jetzt ging auch noch die Türe hinter uns auf. Reflexartig hatte ich den Kopf herumgedreht und Richtung Tür gesehen, wobei ich hin und hergerissen war. Einerseits weil ich weder die weibliche Achak und Zasha aus den Augen lassen wollte und andererseits weil mir sofort das weiße Haar des ‚neuen‘ Ankömmlings auffiel, weswegen ich ihn ebenfalls als Achak einstufte. Und dann war da noch seine Begleiterin, eine junge Frau die wir kannten und die mir gestern ihren Cardigan angeboten hatte.. aber die Tatsache beruhigte mich nun gerade auch nicht. Zumal sie ganz offensichtlich gerade, als sie hier herein gekommen waren, noch Händchen gehalten hatten. Wobei das nun schon nicht mehr der Fall war. Sie schienen sich aber ebenso bedroht zu fühlen wie wir, denn auch sie gingen Beide ein wenig in Angriffsstellung und hatten beide ihre Waffen in der Hand, was die angespannte Situation nicht wirklich lockerte. Und dann griff Jareth auch schon um meinen Arm und zog sich mit sich mit ein wenig zur Seite, was mich im ersten Moment erschrocken die Luft anhalten ließ, bis ich eben realisierte, dass es sich bei dem jungen Mann um Jareth handelte. Ich war verwirrt. Ich war wirklich verwirrt wegen seines Verhaltens, erst kam er zu mir, dann brachte er wieder Abstand zwischen uns und jetzt holte er mich doch wieder aus der Schussbahn. Und ohnehin war ich langsam aber sicher mit der gesamten Situation hier überfordert, wobei ich schon wieder ganz froh war, dass er mich doch nicht so einfach im Regen stehen ließ und mich mir selbst überließ. Keine Ahnung was ich gerade getan hätte, mich vermutlich von allen Vieren hier gleich zerfleischen lassen. Mal ganz plump ausgedrückt. Seine Worte drangen eher wie durch Watte zu mir hindurch.. Nicht, weil ich ihm nicht zuhören wollte, aber ich wusste gerade gar nicht worauf ich mich konzentrieren sollte.. Nicht nur ihm wurde das hier zu viel, auch mir. „Nicht nur dir.. lass uns... verschwinden.“, wisperte ich leise, fixierte mittlerweile aber doch schon wieder die anderen mit meinen aufmerksamen, blauen Augen. Mein Blick huschte von einem zum anderen und ich wusste gar nicht an wem er hängen bleiben sollte, wer denn der oder die Gefährlichste war und ob das hier ausarten würde oder einfach nur eine ziemlich dumme Situation war, die aber eigentlich keine Gefahr versprach. Wobei das die falsche Bezeichnung war, wenn man bedachte wer oder was diese... Wesen hier waren. Wobei ich zumindest von Renesmee nicht wusste ob sie nun ein Mensch oder etwas anderes war, aber ehrlich gesagt spielte das auch keine große Rolle mehr. Drei waren sowieso schon drei zu viel und auf eine mehr oder weniger kam es ehrlich gesagt auch nicht an.
Mittlerweile hörte ich der Achak schon gar nicht mehr zu. Ihr Gerede ging mir irgendwie ein wenig auf die Nerven und eigentlich schaltete ich so gut wie komplett auf Durchzug. Zum einen Ohr rein, zum anderen Ohr wieder raus. Machte ich eigentlich so gut wie immer so wenn ich genug von irgendjemandes Gerede hatte. Außerdem.. momentan interessierten mich viel mehr der junge Mann und Pandora. Als ich dem jungen Mann einen recht finsteren Blick zuwarf, schien er im ersten Moment ein wenig verwirrt zu sein, allerdings entspannten sich meine Gesichtszüge wieder ein wenig, als er wieder einen Schritt von der Brünetten wegmachte. Jedoch schien dem Kerl irgendwas im Kopf herumzugeistern, denn irgendwie sah er etwas.. verärgert aus. Als die junge Frau dann allerdings meinte, dass wir auch mal fasten könnten, zuckte ich nur grinsend mit den Schultern und schaute ihr einen Moment lang in die blauen Augen. Meinetwegen konnte ich jetzt gerne fasten, ich hatte ja erst vor wenigen Minuten meinen Hunger gestillt und das zur Genüge. Also hatte ich da auch kein Problem damit. Und wenn mir von den hier Anwesenden keiner irgendwie drohte oder mich angriff, dann lebten sie eigentlich noch relativ sicher. Wobei ich der Achak schon ganz gerne langsam mal den Kragen umdrehen würde. Schon alleine deshalb, weil sie es anscheinend unbedingt für nötig hielt, mich ständig zu provozieren. Irgendwann würde schon noch eine günstige Gelegenheit kommen, in der ich sie ein wenig auf der Schwelle zu Leben und Tod zappeln lassen können würde.. Dann machte ich einen Schritt in Richtung der drei Menschen, allerdings schaute ich Pandora dann doch einen Moment lang etwas perplex an, als sie plötzlich die Bratpfanne in die Höhe gerissen hatte und mit ernster, aber leicht zittriger Stimme forderte, dass ich nicht zu nahe kommen sollte. Bei dem Anblick dauerte es dann aber auch nicht lange, bis ich mir ein amüsiertes Lachen nicht mehr verkneifen konnte. Was wollte sie denn jetzt damit? Mir drohen? Ich schaute die junge Frau an, meine grünen Augen funkelten belustigt. „Was willst du denn damit? Willst du was kochen, Pandora?“ lachte ich etwas spöttisch und musterte sie. Als dann plötzlich die Tür aufging, drehte ich meinen Kopf in die Richtung des Eingangs, wo gerade ein weiterer Achak und die mir bekannte Renesmee hereinkamen. Irgendwie schienen aber auch alle dieselbe Idee zu haben und hier drin Zuflucht vor dem Unwetter zu suchen. Könnte doch noch ganz.. lustig werden hier drin. Ich musterte die Neuankömmlinge kurz mit einem interessierten Blick, dann nahm ich aus den Augenwinkeln wahr, dass der junge Mann seine Schwester und Pandora ein Stück weit vom Eingang und von uns weggezogen hatte. Anscheinend wollten sie sich aus dem Staub machen und sich verstecken, hm? Würde garantiert ein lustiges Versteckspiel werden.. und der Gedanke daran ließ doch ein leichtes, amüsiertes Lächeln über meine Lippen huschen.
Ich schaute Kata an und sagte leise: "Die Men-" weiter kam ich nicht, denn die Eingangstür öffnete sich und ein kalter Luftzug fuhr durch den Flur. Ich hörte Schritte und dann, wie die Tür laut ins Schloss fiel. Ich lief zurück zu meiner Ecke und schaute vorsichtig nach, wer gekommen war. Ein junger Mann mit weißen Haaren und eine junge Frau. Ein Achak und eine Wachi. Hatten sie grade Händchen gehalten? Ein wenig perplex starrte ich die beiden an, bis mir einfiel, dass der Achak mich gewiss riechen oder sowas konnte. Ich zog meinen Kopf schnell zurück und atmete tief durch. Inzwischen waren es ein Kailasa, eine Wachi, zwei Achak und drei Menschen. Wie hatte ich nur glauben können, dass wir dieses Haus für uns allein haben würden, da dass hier anscheinend ein Hauptverkehrsweg für alle möglichen Wesen war? Ich lief so leise wie möglich zu Kata zurück und flüsterte in ihr Ohr:" Jetzt ist noch ein Achak gekommen. Zusammen mit einer Wachiwi" Da hatte ich bis vor fünf Minuten nicht mal so ganz gelaubt, dass es Achak gab und jetzt waren zwei in dem selben Haus, wie ich. Das fand ich jedenfalls nicht grade gut und würde es sehr unterstützen, wenn alle da im Flur mal verschwinden würden! Ich glaubte zwar nicht, dass mein Wunsch erhört werden würde, aber egal. So war es jetzt und ändern konnte ich es eh nicht. Nachdem ich mir meine Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte, sah ich wieder Kata an. "Was sollen wir tun?", fragte ich in dem leisesten Flüsterton, den ich zustande brachte.
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